Der rbb spart sich zu Tode...

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Keine Sorge, ich hab bloß gerade Urlaub, das heißt, ich sitze bei diesem grauen Wetter eine Woche lang in meiner Wohnung und mache Papierkram. Wäre draußen Sonne und 25 Grad, läge ich an meinem Strand und schriebe hier keine langen Texte.

Ich habe in der Tat kein wirkliches Backup für graue Tage. Sauna macht man auch nur einmal die Woche maximal, Schwimmbad ebenso. Beides tu ich gerne mit guten Freunden - die sind nicht hier, die sitzen in Frankfurt-Nordend, in Mainz, in Hamburg, Leipzig oder Jena. Immer verreisen geht auch nicht und nicht jeder hat immer Zeit, mancher hat gar Familie (ja, sowas gibt es noch) - da bin ich dankbar für jede Minute.

Wenn nicht, dann merkt man halt schon durchaus heftig die Inkompatibilität mit der Mehrheit, die sich nicht nur auf Radioprogramme, sondern aufs ganze Leben erstreckt. Bin vorhin mal eine Runde mit dem Fahrrad durch den Treptower Park: Besoffene, total Besoffene, Nazilieder aus Ghettoblaster am Spree-Ufer, gröhlende, pöbelnde Typen der Bauform "Türsteher". Hoffentlich ist das morgen nicht so, dann fahre ich mal raus und schaue mir Ecken an, die ich noch nicht kenne.

Und da ist der Radiobezug: ich tippte nebenan gerade eine Abhandlung über Kassetten und mußte dabei wieder feststellen, daß die Zeit immer schneller läuft und das soziale Netz früher durchaus engmaschiger war. Man wird älter, Wege verzweigen sich, Kontakte werden naturgemäß seltener. Man ist also auch deutlich länger ausschließlich mit sich beschäftigt. Das ist kein prinzipielles Problem, aber nach Wochen ohne soziale Kontakte fällt mir deutlich auf, wie unsicher ich werde angesichts der Welt da draußen: bin ich wirklich so "daneben"? Finden die anderen die großen Werbeplakate an den Straßen wirklich interessant oder geil? Begehren sie die dort beworbenen Produkte? Sind schnelle Autos wirklich wichtig und bestimmen sie, wer mit wem zu tun haben will? Muß man sich besaufen, um von Frauen bewundert zu werden? Besteht der Sinn von Arbeit tatsächlich darin, andere zu betrügen? Muß man nachts zugedröhnt durch Clubs ziehen? Hören wirklich alle anderen diese Ballermann-Musik?

Nein, natürlich nicht! Es gibt da draußen genug "andere" Leute, nur fällt das Erkennen schwer. Viele scheinen z.B. an Tagen wie heute auch lieber in der Wohnung zu bleiben, da das da draußen besonders heute nicht ihre Welt ist.

Und jetzt kommts: früher verband das Radio solche Menschen. Ich hörte einen Sender, mit dem ich mich identifizieren konnte und wußte, ich bin nicht allein. Das hilft ungemein, wenngleich es meist unbewußt passiert. Jede Hörer-Reaktion war gleichzeitig die Aussage "da sind noch mehr da draußen, die wenigstens ansatzweise so ähnlich empfinden wie du". Und das ist weg. Ich finde seit Jahren kein Programm mehr, das dies bei mir schafft. Radio Eins ist mir dazu zu szenig-elitär, da habe ich einfach mit Berlins Szenegängern zu schlechte Erfahrungen gemacht. Die Thüringer Privaten oder MDR 1 werden gerne von meinen (teils gleichaltrigen!) Arbeitskollegen gehört. Das ist nicht der Soundtrack zu meinem Leben - und das sind auch nicht die Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann. Ich interessiere mich nicht für Fußball, nicht fürs Feierabendbier oder die Wii einer Kollegin. Sie interessieren sich nicht für soziale, politische oder psychologische Themen - nichtmal für Elektronik-Scheiß. Wir können auf Arbeit gut zusammen, wir haben manchen gemeinsamen Spaß - aber im Herzen bin ich nicht wirklich dort. Ich bin auch nicht bei den Nadelstreifen-Typen, die sich die Wirtschaftsnachrichten auf Bloomberg-TV reinziehen und schon gar nicht bei den stets aufgedrehten und im Dauerparty-Zustand befindlichen "jungen Aktiven".

Das vermutlich letzte mal, daß ich vorm Radio beinahe geweint hätte, war vielleicht am 1. Mai 1994, eventuell auch ein Jahr später, jedenfalls am 1. Mai. Da lief auf Sputnik (das mir damals schon recht fremd war) eine Sendung, in der Hörer anrufen konnten. Ein gewisser Don Holzapfel moderierte und einmal meldete sich ein junger Mann und erzählte, sein schönstes Erlebnis wäre heute gewesen, daß an einem alten stillgelegten Fabrikschornstein eine rote Fahne wehen würde.

Sowas schlichtes! In seiner Stimme klang irgendwas von Glück - und kein bißchen Randale, Antifa, besetztes Haus oder sonstwas. Da war einer einfach nur wegen einer Fahne glücklich, von der er wußte, daß sie da auch nicht lange hängen wird. Ich saß vorm Radio und spürte kurzzeitig sowas wie Herzenswärme. Sonst wäre mir dieser Moment nicht in Erinnerung geblieben. Ähnliches vermochte die Stimme von Ralf Bieniek bei mir zu bewirken - meist in Zusammenhang mit anrufenden Hörern. Dieser Kulturkreis hat heute keine Stimme mehr. Jeder dreht sein Ding allein.

Radio, das solchen "leisen" Dingen eine Plattform bieten kann, vermisse ich zutiefst.

Damit hätten wir den Radiobezug und vielleicht eine Erklärung für die Leidenschaft (und manchmal auch das Leiden). Aber das ist halt so in veränderten Zeiten. Oder es soll zumindest so sein. Wohl dem, der es zu einer Familie geschafft hat und vermag, dort seine eigene Welt liebevoll zu gestalten. Dann ist auch ein völliges Verweigern der Außenwelt bzw. eine Reduktion auf das absolut notwendige (Arbeiten, Einkaufen) möglich, ohne völlig isoliert zu sein. Ich kenne mehrere Beispiele, bei denen das erfolgreich funktioniert. Die würden nie hier schreiben. Denen ist inzwischen herzlich egal, was im Radio und allgemein draußen vor der Tür passiert passiert. Ich als Single bin leider noch etwas drauf angewiesen.


Also keine Sorge, das wird schon wieder, spätestens bei 25 Grad und Sonne. Mein Badesee evaluiert mich nicht und findet mich nicht uncool. Und deshalb gehe ich dann da auch gerne wieder hin.

Außerdem sind meine Pfleger immer ganz nett zu mir. :D
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Mein Badesee evaluiert mich nicht und findet mich nicht uncool.

Hast Du "Der Schwarm" nicht gelesen? Dein Badesee macht sich schon so seine Gedanken, und er wird auch Konsequenzen ergreifen, warte es ab.:D
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Nee, kenne ich nicht. Bislang wars dann doch oft eher so, daß ich den Badesee cool fand. Meist zu cool. :cool:
 
Ich hörte einen Sender, mit dem ich mich identifizieren konnte und wußte, ich bin nicht allein. Das hilft ungemein, wenngleich es meist unbewußt passiert. Jede Hörer-Reaktion war gleichzeitig die Aussage "da sind noch mehr da draußen, die wenigstens ansatzweise so ähnlich empfinden wie du". Und das ist weg. Ich finde seit Jahren kein Programm mehr, das dies bei mir schafft. Radio Eins ist mir dazu zu szenig-elitär, da habe ich einfach mit Berlins Szenegängern zu schlechte Erfahrungen gemacht.

So ist das eben, wenn man die Blickwinkelkonzentratoren aufhat.

Das mit dem „szenig-elitär“ ist schon geradezu amüsant. Denn üblicherweise wird dem Sender vorgeworfen, viel zu verdudelt und mainstreamig zu sein. Natürlich, der Auftrag lautete ja auch, ihn mehrheitsfähig zu machen. Was auch funktioniert hat. Seit einigen Jahren fangen auf einmal Leute mit dem Gefasel über Radio Eins an, bei denen man das nun wirklich nicht erwartet hatte.

Was nun auch wieder nicht allzusehr erstaunt, wenn man die heutige Musikauswahl im Tagesprogramm bedenkt, die irgendwer mal als „beifahrertauglich“ charakterisiert hatte. Dazu dann mittags allerlei Hausfrauenthemen, bei denen es dem vor Coolness Eiswürfel pieselnden Szenegänger zutiefst grausen dürfte :D

Vielleicht sollte man auch noch einmal erwähnen, daß es da auch so einige Dinge gibt, die nur das UKW-Publikum in Südbrandenburg und den angrenzenden Rayons zu hören bekommt. Das ist kein reines Berlin-Programm mehr, wie man dort oder halt auch in der Uckermark (wo sich nun wirklich nur ein paar Fensterchen auf Antenne Brandenburg lohnen) denken könnte.


Zu den anderen Darlegungen könnte man vieles sagen. Da das hier aber vermutlich nur Selbstgespräche wären, mögen einige Stichworte genügen:

Die Baracke und das heutige Radiohaus haben mit dem Wasserkopf doch nun nicht allzuviel zu tun.

Denke keiner, es gäbe die Meinung, bei Kulturradio wäre alles roger in Kambodscha. Das ist schließlich der Sender, dessen Zahlen für Stirnrunzeln sorgen. Nun gut, inzwischen sieht das wohl wieder etwas freundlicher aus.

Und die lange Rede des Wavers möge auch bedenken, wer immer noch das allumfassende Radio für die jüngere Familie fordert, das ORB/SFB seit 1997 und der MDR seit 2000 nicht mehr produzieren, nachdem dort mit diesem Konzept kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Das jetzige Vorgehen erscheint schon sinnvoller als eine simple Duplizierung von dem, was kommerzielle Wettbewerber auch anbieten, zumal ja nun niemand behaupten kann, die entsprechenden Wellen würden in den luftleeren Raum funken.

Daß einem das Publikum von Radio Eins dabei um Längen sympathischer ist als das Milieu, auf das Jump ausgerichtet ist, das ist dann wieder ein anderes Thema.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

War ja klar, dass ich wieder übelst beschimpft werde, nur weil ich schreibe, dass die breite Masse keine alternativen Kulturprogramme möchte. Vom MEINEM Geschmack war übrigens nie die Rede, ich habe lediglich gesagt, dass der ÖR-Rundfunk auch ein Programm für die breite Masse anbieten MUSS, da sonst die normalen Hörer/Zahler nicht verstehen, warum es so ein Programm gibt! Es ist ja schön für euch, dass ihr SWR3 &Co. nicht mögt - aber es muss doch einen Grund haben, warum es "euer" Radioprogramm nicht (mehr) gibt. Außer beim RBB in keiner einzigen Radioanstalt.
Übrigens: wieso ist in Berlin RadioEins Marktführer? Unter www.reichweiten.de sehen die Zahlen aber anders aus: MA 2010/I: RadioEins: 131.000/h, 104.6 RTL: 164.000/h.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

RadioEins: 131.000/h, 104.6 RTL: 164.000/h.

Und deswegen soll der RBB jetzt dasselbe Gedudel veranstalten wie RTL? Dann könnten wir uns das ÖR-System tatsächlich bald klemmen. Wenn ein gebührenfinanziertes System nicht mehr in der Lage wäre, eine Alternative zum Privatfunk jenseits von Klassikhäppchen anzubieten, wäre auch ich langsam so weit, eine Abschaffung zu unterstützen.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ich möchte eine Frage rein reichen und die Existenzberechtigung des Senders mal jenseits von radioeins oder fritz hinterfragen:

Welche Rolle spielt der rbb im kulturellen Leben und in der Kulturförderung von Berlin und Brandenburg? Gibt es ein rbb Sinfonie-Orchester, einen Rundfunkchor, rbb Festspiele, Musikförderung z.B. für neue oder experimentelle Musik? Meines Wissens gibt es nix dergleichen - Meine Herrschaften, soetwas gehört zum Kulturauftrag einer ÖR Anstalt. Zudem kann man hier Arbeitsplätze für Musiker schaffen.

Nur sein Logo auf Veranstaltungsplakate zu drucken und im Gegenzug Tickets zu verlosen ist für mich keine Kulturförderung - das können auch Privatsender.

Der rbb hat in dieser Hinsicht keine Existenzberechtigung.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Welche Rolle spielt der rbb im kulturellen Leben und in der Kulturförderung von Berlin und Brandenburg? Gibt es ein rbb Sinfonie-Orchester, einen Rundfunkchor (...) neue oder experimentelle Musik?
Wohl ist die Ironiekennung? Oder meinste das ernst???
<IRONIE>
Klar, haette man mal bloss von Anfang an das Geld fuer Musiker verbrannt, dann wuesste man jetzt wenigstens die Panik zu erklaeren.
Experimentelle Musik kann man sich durch Radiogeraeusche selber basteln; das macht Holger Czukay schon lange...
</IRONIE>
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

mediascanner, immer noch besser so rum, als wie der NDR ein Sinfonieorchester zu haben, aber keiner hat ne Ahnung, was in Hamburg so passiert, da neben einer Tageszeitung und einem akzeptablen Stadtmagazin leider auch noch das Radio fehlt, das einen mal auf was hinweisen könnte.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

War ja klar, dass ich wieder übelst beschimpft werde, nur weil ich schreibe, dass die breite Masse keine alternativen Kulturprogramme möchte. Vom MEINEM Geschmack war übrigens nie die Rede, ich habe lediglich gesagt, dass der ÖR-Rundfunk auch ein Programm für die breite Masse anbieten MUSS, da sonst die normalen Hörer/Zahler nicht verstehen, warum es so ein Programm gibt! Es ist ja schön für euch, dass ihr SWR3 &Co. nicht mögt - aber es muss doch einen Grund haben, warum es "euer" Radioprogramm nicht (mehr) gibt. Außer beim RBB in keiner einzigen Radioanstalt.
Übrigens: wieso ist in Berlin RadioEins Marktführer? Unter www.reichweiten.de sehen die Zahlen aber anders aus: MA 2010/I: RadioEins: 131.000/h, 104.6 RTL: 164.000/h.

Du wirst nicht beschimpft, Du verstehst es bloß nicht, dass der ÖR eben keinen Auftrag hat die Masse zu erreichen, er soll einen Mehrwert bieten und einen Bildungs- oder Kulturauftrag erfüllen! Du bezahlst doch auch Steuern und bekommst dafür auf direktem Wege doch so gut wie gar nichts zurück. Du zahlst für die Allgemeinheit, damit die Volksverdummung nicht überhand nimmt, aber leider tut sie das bereits seit Jahren und in vielen Häusern der angeblich so seriösen ARD! Und dass Du dies so profan damit begründest dass der Durchschnittsbürger eine ÖR-Welle braucht, die auf tiefstem Niveau funkt dann stimmt dass nicht nur nicht, dann ist es völlig daneben.

Der Durchschnittbürger welcher an sich und sein Wohlbefinden keine Ansprüche stellt kann aus einem riesigen Musikpool, bestehend aus Dummfunk zurückgreifen!

Im Übrigen bezahlt eben jener Durchschnittsbürger meistens weil er ein Fernsehgerät besitzt und nicht etwa ein Radio, und wenn Du fürs TV-Gerät zahlst dann ist Radio doch schon inklu, also ist diese These sowieso hinfällig! Und eben jener Durchschnittsbürger findet generell alles doof, ob er nun für RTL oder ZDF GEZ zahlt rafft der doch gar nicht!
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Man muß sich doch aber schon mal fragen dürfen , welchen Sinn es machen soll, Millionen rauszuhauen für Programme die nur wenig Leute erreichen.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Für die Klassikwellen ist diese Frage durchaus berechtigt. Für njoy gewiss auch.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Eben, N-Joy hat viel zu wenig Hörer, und nach welchem Maßstab wird denn bitte behauptet der rbb erreiche niemanden? Wäre doch eine Katastrophe, wenn die 130t Hörer von radioeins als Niemand oder wenige bezeichnet würden! Der rbb steht doch wohl mit radioeins und Fritz besser dar, als NDR mit No-Joy und eben NDR 2!
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ich habe manchmal den eindruck, Frau Reim würde den RBB am liebsten komplett abschalten, aber wessen Intendantin wäre sie dann noch? Am Geld liegt das nicht, da spielen ganz andere Dinge eine Rolle...
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ich habe manchmal den eindruck, Frau Reim würde den RBB am liebsten komplett abschalten, aber wessen Intendantin wäre sie dann noch? Am Geld liegt das nicht, da spielen ganz andere Dinge eine Rolle...
Genau das frage ich mich auch seit Jahren. Vom wem wird sie gesteuert, von wem erhält sie ihre Aufträge? Und was sind das für Aufträge? Den rbb so runterzuwirtschaften, dass er irgendwann abgeschafft werden kann?

Matthias
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Genau das frage ich mich auch seit Jahren. Vom wem wird sie gesteuert, von wem erhält sie ihre Aufträge? Und was sind das für Aufträge? Den rbb so runterzuwirtschaften, dass er irgendwann abgeschafft werden kann?

Sollte das tatsächlich ihr Ziel sein, ist sie auf durchaus gutem Wege. Multikulti ist weg, 88acht wurde zum belanglosen Dudelsender umformatiert etc. pp. Das alte Thema.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Ganz so abwegig ist der Gedanke nicht. Es ist doch ziemlich offensichtlich, daß genau das mit dem öffentlichen Schulsystem und dem Gesundheitswesen gemacht wird: mache es so schlecht, daß ein privates Alternativsystem wünschenswert erscheint (und so ein äußerst lukrativer neuer Markt erschlossen werden kann). Heute scheint alles möglich.
 
AW: Der rbb spart sich zu Tode...

Vor einem Jahr hat man doch schon mal eine elegante Kooperationsvariante mit dem WDR gefunden.
[ironie] Vielleicht war das ja nur ein erster Testballon und in einigen Jahren werden Fritz und Radio Eins durch Eins Live und WDR 2 mit gelegentlichen Berlin-Fenstern ersetzt. [/ironie] :D
 
Weniger Leistung = weniger Geld

Es dürfte für den rbb durchaus problematisch werden, einerseíts seine Radioprogramme zusammenzustreichen, evtl. auch bei den Fernsehprogrammen zu sparen (Stichwort: Zusammenlegung von Abendschau und Brandenburg Aktuell) und dann aber die Gebühren weiterhin in gleicher Höhe zu kassieren. Ganz zu schweigen davon, dass Gebührenerhöhungen nach wie vor im Raum stehen.

In der Wirtschaft bedeutet "weniger Leistung = weniger Geld". Eh' ich hier jetzt falsch verstanden werde: Natürlich kann man als Unternehmen Einsparungen vornehmen und dennoch seine Leistungen in gewohnter Form weiterhin erbringen. Im Fall rbb scheint DAS aber nicht geplant zu sein, im Gegenteil: Hörfunkprogramme sollen abgeschaltet bzw. zusammengelegt werden, sprich das Angebot reduziert sich.

Würde der rbb, ebenso wie die anderen ARD-Anstalten, nicht ein so aufgeblasener Apparat sein und exorbitant hohe Gehälter und Honorare bezahlen, würde man nicht in finanzieller Not sein und (auf alle bezogen) würde nicht ständig nach Gebührenerhöhungen gerufen werden.

Es wird Zeit, in Deutschland endlich mit der Neuordnung des ÖR-Rundfunksystems zu beginnen:

Reduzierung der Radio- und TV-Angebote auf ein Minimum (Grundversorgungsauftrag), drastische Reduzierung der Verwaltungsstrukturen der einzelnen ARD-Anstalten sowie des ZDF durch Zentralisierung. Damit verbunden, die Einführung der pauschalen Rundfunksteuer in einem angemessenen Rahmen.
 
AW: Weniger Leistung = weniger Geld

Radiowaves - Ich bin erst jetzt dazu gekommen, deine "Schau in meine Psyche"-Antwort auf meinen Post zu lesen. Fernab jeglicher Radiodiskussion muss ich dir zunächt sagen: Weder ich noch irgendein Radiosender werden etwas daran ändern können, dass du offensichtlich mit deinem Leben nicht klarkommst. Ich kann voll und ganz verstehen, dass du frustriert darüber bist, wie die Menschen um uns herum immer mehr verblöden. Da bin ich sogar deiner Meinung und ähnlich frustriert. Wenn ich höre, was die Leute um mich herum medial konsumieren, worüber sie sich unterhalten, was sie interessant finden, was sie an Inszenierung und Hörer/Zuschauer/Leser-Verdummung schlicht nicht durchschauen, dann wird auch mir Angst und Bange und ich habe wenig Lust, auf Dauer wie ein Inselbewohner in einem Meer der totalen Verdödelung zu enden. Das frustriert auch mich zutiefst, keine Frage. Aber bei dir schlägt diese Frustration - so zumindest meine Beobachtung - immer wieder in völlig haltlose Analysen und extrem subjektiv gefärbte, mitunter auch völlig weltfremde Forderungen an die Medienbranche um. Das hab ich nur mal versucht, dir vor Augen zu führen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ein derartiger Gefühlsausbruch folgen würde.

Ich bleibe dabei, dass eine öffentlich-rechtliche Anstalt nicht nur an den Rändern fischen darf, sondern auch Programme für die Mitte der Gesellschaft anbieten muss. Das muss nicht zwangsweise mit kompletter Verhohlung einhergehen. Man kann zu Sendern wie Bayern 3 oder SWR 3 oder NDR 2 stehen wie man will, fakt ist aber, dass diese Sender eine breite Zielgruppe ansprechen, die keine einzige Welle des MDR erreicht. Und das finde ich ein Unding. Denn diese Mitte der Gesellschaft, ob du sie nun magst oder nicht, zahlt auch den Kern der Gebühren. Ebenso schlimm finde ich es, dass im MDR Fernsehen wiederum junge Zielgruppen konsequent ausgeblendet werden. Auch das kann nicht sein.

Ich bleibe auch dabei, dass Radio Eins im MDR-Gebiet das Problem nicht lösen würde. Und es ist auch äußerst unwahrscheinlich, dass es zu einer groß angelegten Kooperation zwischen MDR und rbb kommt oder dass gar Jump und Radio Eins fusionieren. Du magst dir das noch so wünschen und es auch noch für realistisch halten (anscheinend ernsthaft, das kann ich kaum glauben), aber da wird dich die Wirklichkeit einholen. Und dass sich dein Frust zuweilen in absolut inakzeptabler Dumpfbacken-Polemik äußert (Familie vorm Volksempfänger), sollte gerade jemandem wie dir, der Kultur und Intellekt so hoch hält, ernsthaft zu denken geben. Dass ich mit Familienprogramm nicht die 30er-Jahre-Familie des Abends vorm Radio vor Augen hatte, sollte sich nun wirklich erschließen! Ebenso dumpfpolemisch ist es, MDR Life als Inbegriff der Radio-Bild-Zeitung zu bezeichnen. Das hieße ja, dass MDR Life ein kompletter Boulevardsender war. Und bei allen heftigen Schwächen, die MDR Life hatte, DAS stimmt nun wirklich nicht. Wie gesagt: Trotz allem Frust, den ich auch verstehen kann, bitte ich hier um etwas Mäßigung, sonst hat eine ernsthafte Diskussion echt keinen Sinn.
 
Wenn ich höre, was die Leute um mich herum medial konsumieren, worüber sie sich unterhalten, was sie interessant finden, was sie an Inszenierung und Hörer/Zuschauer/Leser-Verdummung schlicht nicht durchschauen, dann wird auch mir Angst und Bange und ich habe wenig Lust, auf Dauer wie ein Inselbewohner in einem Meer der totalen Verdödelung zu enden.

Nun, ich war just am Montag auf einer Geburtstagsfeier. Mit eigentlich ganz normalen Leuten. Da outeten sich lauter Figaro-Hörer. Da bekam aber auch Figaro sein Fett weg: Was haben diese dödeligen Nachrichten da drin zu suchen? (Ja. In letzter Zeit entwickeln sich die Nachrichten von MDR Info in eine Richtung, die langsam bedenklich ist. Teils arg umgangssprachliche Formulierungen, teils schon boulevardeske Themenwahl.)

Die Meinungen über den Rest der sächsischen Hörfunklandschaft waren schlicht vernichtend.

Allerdings ist dann auch noch hinzuzufügen, wie das Geburtstagskind dazu, von Büchern umgeben zu sein, auch schon andere Reaktionen erlebt hatte. Ich will hier also natürlich auch keine rosarote Welt malen.


Ich bleibe dabei, dass eine öffentlich-rechtliche Anstalt nicht nur an den Rändern fischen darf, sondern auch Programme für die Mitte der Gesellschaft anbieten muss. Das muss nicht zwangsweise mit kompletter Verhohlung einhergehen.

Wie Radio Eins tagtäglich beweist.

Ja. Der richtigen Ündüpöndönt-Ölltörnötoff-Fraktion ist der Sender längst zu mainstreamig. Und dann noch Wieprecht/Skuppin, die beste Personality-Show wo ist.

Die Leute regen sich insofern zu recht auf, als der Sender tatsächlich mehrheitsfähig gemacht wurde. Und man kann sicher einmal diskutieren, ob die Musik, die bei Radio Eins im Tagesprogramm läuft, nicht eine angenehmere Schöner-Wohnen-Mucke ist als das ach so engagierte Gebrülle eines Adel Tawil, das neurotische Silbermond-Geschrammel, Kathy Plärry und dieses ganze andere aggressive Dudelfunkzeugs.


oder dass gar Jump und Radio Eins fusionieren

Bitte nicht!!!


Familie vorm Volksempfänger

Das ist ja nun wiederum das Konzept von Hitradio RTL. Smileys bitte nach Bedarf selbst einsetzen.


jemandem wie dir, der Kultur und Intellekt so hoch hält

Vor allem auch nur die Kultur von Herrn Wetzel, wenn ich mir eine äußerst vereinfachende und polemische Verkürzung gestatten darf.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben