Der Sprecher – das (meistens) unbekannte Wesen

Meijer, meinst Du jetzt sprechende Redakteure oder Berufssprecher?
Sprechende Redakteure. Der "für den Norden zuständige" Redakteur des DLF will unbedingt ins Guiness Buch der Rekorde kommen - als Schnellsprecher. Dann gibt es noch solche, die übertreiben Heben und Senken der Stimme derart, dass man den Eindruck gewinnt, sie könnten mit diesem Trick darüber hinwegtäuschen, dass sie den Text garnicht verstehen. Und noch solche, bei denen schalte ich das Radio aus. Da drängt sich mir die Frage auf, wofür ich eigentlich Rundfunkgebühren bezahlen muss. Und dann noch für ARD ZDF und DLF. Mit dem Geld können sie sich keine vernünftigen Sprecher leisten? Wenn es denn für den Redakteur nicht möglich ist, den Text vernünftig einzusprechen, dann könnte er ja auch eine Text-to-Speech Engine nehmen und den geschriebenen Text sprechen lassen. Bei Radio Vera macht man das ja schon.
 

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Mein Lieblingssatz bei solchen Kritiken ist immer: "Wofür zahle ich eigentlich Rundfunkgebühren..." in Verbindung mit einem einzigen Kritikpunkt, der vielleicht noch berechtigt ist. Aber die "Gebühr" bekommt doch nicht der Sprecher des DLF, sondern ALLE bei ARD, ZDF und DLF und natürlich nicht zu vergessen auch die Landesmedienanstalten, die damit u.a. Bürgerfernsehen und Bürgerradio unterstützen.

Im Übrigen finde ich es manchmal besser, wenn ein Redakteur selbst liest. Wenn es zu profesionell klingt, klingt es in manchem Zusammenhang etwas distanziert.
 
Da gibt es noch Programme für Text-to-Speech-Engines, die können mit der Stimme Inge Meisels oder bekannter Schauspieler sprechen. Die oben verwendete synthetische Stimme ist nicht unter 50 Euro extra zu haben. Geht doch. Wieso sperrt sich der DLF so vehement gegen technische Neuerungen und läßt statt dessen lieber seine Sprecher-Laien auf die Allgemeinheit los, wo es sogar kostengünstiger wäre, bestimmte Skripte von einem Roboter vorlesen zu lassen? Es verhält sich doch so, dass die Identifikation mit einem Programm oder Sender von jeher mit dem Sympathieerwerb verbunden ist. Und mit seit etwa drei Jahren feststellbar auffällig phonetisch durchaus kritisch zu bewertenden Redakteuren verscherzt sich der DLF noch die letzten Sympathien.
 
Meijer schrieb:
Wieso sperrt sich der DLF so vehement gegen technische Neuerungen und läßt statt dessen lieber seine Sprecher-Laien auf die Allgemeinheit los, wo es sogar kostengünstiger wäre, bestimmte Skripte von einem Roboter vorlesen zu lassen?
Das kann nicht dein Ernst sein, oder? Die Vehemenz, mit der du hier gegen ein paar Redakteure polterst und gar die Beliebtheit des DLF in Gänze damit in Verbindung bringst, ist schon auffällig. Bist du zufällig als Sprecher am Raderberg-Gürtel abgeblitzt?
 
Ein Roboter ist ein Lese-Hilfsmittel, das einfach phonetisch das umsetzt, was die Buchstaben hergeben. Mehr nicht. Der gesamte Komplex der Leselehre (von der richtigen Betonung sinntragender Satzelemente über das Strukturieren durch Staupausen bis hin zur Textdramaturgie) bleibt völlig außen vor. Um über Zeilen und Seiten gehende Bögen zu erkennen und diese sprecherisch herauszuheben, braucht es einen quasiverständigen Quantencomputer. Das wird noch 50 Jahre dauern. Mal abgesehen von der textadäquaten Grundstimmung, die bei einem guten Sprecher auch immer mitschwingen sollte. Text to speech: Hilfsmittel. Mehr nicht.
 
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Zustimmung. Wenn so was flächendeckend eingesetzt würde, dann würde Radio seine Glaubwürdigkeit und Relevanz ganz verspielen. Ein in den Augen eines Hörers stimmlich falsch besetzter Sprecher/Redakteur vermag dies gottseidank nicht zu schaffen.
 
Wenn es zu profesionell klingt, klingt es in manchem Zusammenhang etwas distanziert.
Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Das gilt nicht nur im Hörfunk oder im Fernsehen, sondern auch für Filme im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, so wie ich sie mache. Da muss man sich auch sehr genau überlegen, in welchen Fällen man Sprecher einsetzt, und wo nicht. Meine "Spreche" passt meistens sehr gut zu den Filmen, die ich mache. Für Nachrichten würde sie nicht passen. Es ist einfach ein Unterschied, ob ein Sprecher die Texte anderer Leute vorträgt, oder ob man seinen eigenen Text vorträgt, und man selbst beim jeweiligen Ereignis dabei war. Mal braucht man das eine, mal das andere. Ganz schwierig ist es mit Sprechern, die aus dem Schauspiel-Bereich kommen.

Jedoch halte ich Ralph Wagner bei "Verrückt nach Meer" oder Patrick Blanck bei "Mare TV" für eine große Bereicherung. Neulich habe ich erstmals Matti Klemm als Sprecher eines Fernseh-Features gehört, das hat er prima gemacht und man merkt sehr deutlich, dass Norbert Langer offenbar sein großes Vorbild ist... :)

Matthias
 
Wenn der Autor sprechen kann, bin ich bei Dir, Matthias. Aber welche können das schon... Autorenlesungen: Horror!!! Die meisten Redakteure beim Vortragen ihrer eigenen Texte: Apokalypse!!! Und "authentischer" als beim Sprecher ist höchstens das quietschende s, der lustige Dialekt oder die Schnappatmung mitten im Sinnschritt.
 
Ja, DU! ;) Du wirst erkennen, wer's kann und wer nicht. Ich merke nur immer, wenn ich mit Menschen an Texten arbeite, wie verblüfft sie sind, was man alles sprecherisch aus sowas rausholen kann. Leute, ohne viel Dunst, aber schon am Mikrofon.
 
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Ich schon ;) Das sind gestandene Autoren und/oder Redakteure, die ihre eigentliche Arbeit ausgezeichnet machen. Ich verstehe nur ihren Drang zum Mikrofon nicht.
 
Also ich habe da schon Verständnis für: Wer beim Radio arbeitet, will auch mal gehört werden. Wer beim Fernsehen arbeitet, will gehört und am besten auch gesehen werden. Also oftmals jedenfalls.

Im Prinzip ist da ja auch nichts gegen zu sagen, sofern die Grundvoraussetzungen gegeben sind. Bei 88,8 in Berlin bekommt ein bestimmter Reporter seit Jahren intensiven Sprechunterricht, weil er da erheblichen Bedarf hat, gleichzeitig aber als Reporter so geschätzt wird, dass man das gerne investiert und eben nicht einfach sagt „der Nächste bitte“.

Matthias
 
OK. Bedarfstexte müssen natürlich nicht wie ein Rilke-Gedicht vorgelesen werden. Um Gottes Willen... Und der Korri aus Beirut wird auch nicht einen Berufssprecher im Studio neben sich sitzen haben. Sachzwänge. Aber wir machen Radio. Und da geht es auch darum, Textinhalte zu 100 Prozent zum Hörer zu transportieren. Und wenn einer schon Jahre übt und es trotzdem nicht hinkriegt, tja, dann möge er im Stillen wirken und nur schreiben oder gleich zur Zeitung gehen.
 
ich kenne da auch einen disponiblen Journalisten, der kann einfach die Buchstabenkombination ‘ur’ nicht sprechen. Jahrelange Sprecherziehung hat nichts gebracht. Er sagt noch immer - und das überakzentuiert - Brandenborrg, Börsenkorrse und so weiter. Solche ‘Eigenheiten‘ lenken vom Inhalt ab.
 
Mich lenkt das nicht ab. Ich sehe das als Sprecheigenheit des Journalisten und achte weiter auf den Inhalt des Gesagten. Wenn er fundiert arbeitet, ist das doch kein Grund, ihn vom Sprechen abzuziehen.
 
Radiotroll, oberflächlich betrachtet hast Du recht. Ich lese auch eine Zeitung mit Butterflecken, wenn nix anderes zur Hand ist. Dennoch magst Du mir zugestehen, dass ein geschulter, hörfunkadäquater Vortrag dem Inhalt zuträglicher ist. Aber wenn Du Dich mit weniger Gutem zufrieden gibst, isses doch OK.
 
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