Der Studiobilder-Thread

Ist mir schon klar. Das ist eben die Situation der heutigen Studios, wo man eine Reihe von Computermonitoren hat, die alle auf die moderierende Person ausgerichtet sind, und dann für problematische frühe Reflexionen sorgen, also für genau die Art von Reflexion, die sich besonders klangverfärbend auswirken. Nun kann man aber auch nicht die Richtcharakteristik des Mikrofones beliebig streng machen, weil dann wieder eine zu hohe Ansprechdisziplin nötig wäre.

Ich würde aber schon mal ausprobieren, wie es klingt, wenn man da ein U 89 montiert, es auf Hyperniere stellt und dann etwas mehr Abstand hält.

Matthias
 
Klar, aber Mikrofone und Lautsprecher gehören ja zu den langlebigsten Geräten in den Studios, so dass sich über die gesamte Nutzungsdauer der Anschaffungspreis ja doch sehr stark relativiert.

Man muss ja auch nicht Unmengen davon neu beschaffen, sondern kann das doch einfach mal mit einem vorhandenen Mikrofon ausprobieren. Oder von mir aus auch mit einem USM 69, und da eben nur einen Kanal nutzen, das kann man ebenfalls auf Hyperniere einstellen. Sowas gibt es in jedem Hörspielkomplex.

Matthias
 
SM69 hat es beim DLF in Sendestudios durchaus gegeben. Auf Kugel wohlgemerkt, wegen der Redundanz. Da kann nämlich eines der beiden Systeme ausfallen, ohne das andere zu beeinträchtigen.
 
Tja, das ist eben immer eine grundsätzliche Frage: Schafft man es, Standards hoch zu halten, oder muss man sich mit sinkenden Standards abfinden? Ist man der anachronistische Dinosaurier, wenn man handwerkliche Präzision fordert, weil andere das einfach nicht mehr zeitgemäß finden?

Zum SM bzw. USM 69: Ja, das sind wirklich zwei vollkommen unabhängige Systeme. Ich würde allerdings immer darauf achten, stets beide Systeme zu speisen, weil ich irgendwie die Vorstellung habe, dass sonst eine unterschiedliche Alterung stattfindet und beide Kanäle irgendwann unterschiedlich klingen. Kann aber auch reine Einbildung sein. Anders übrigens beim MKH 418 S (auch wenn das in Hörfunkkreisen eher nicht anzutreffen sein dürfte): Da sind das Richtrohr und die Acht nicht unabhängig von einander. Das bedeutet: Man muss zwingend beide Kanäle speisen, selbst wenn man es nur als MKH 416 einsetzen möchte. Speist man nur das Richtrohr, rauscht es extrem stark.

Ich muss ja ehrlicherweise zugeben, dass das USM 69 das einzige Mikrofon ist, bei welchem ich darüber nachdenke, einfach mal eins zu kaufen, obwohl ich es nicht brauche. Einfach um es zu haben. So ein USM 69 samt Stativgelenk ist doch wirklich ein Wunderwerk der Technik. Klanglich dürfte ich aber wohl mit meinem Gefell M 990 besser bedient sein...

Matthias
 
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Ja, vor allem das USM 69, wo die beiden Charakteristik-Wählschalter direkt integriert sind. Die Original-Spinne gibt es nicht mehr, aber die Kabel mit dem Stativgelenk sind noch erhältlich.

Matthias
 
Oder von mir aus auch mit einem USM 69, und da eben nur einen Kanal nutzen, das kann man ebenfalls auf Hyperniere einstellen. Sowas gibt es in jedem Hörspielkomplex.
Nur haben weder Magdeburg noch Erfurt einen Hörspielkomplex. Im Ernst: ob da was in Richtung USM 69 im Fundus ist, vermag ich nicht zu sagen.

Ja und? Dann sollen die gefälligst nicht so rumzappeln vorm Mikro. Kann doch nicht so schwer sein.
In der glücklicherweise weitgehend abgelegten "Mikrofon-Mode" der Epoche "vor dem BCM 104" hieß das angesagte Sprechermikrofon oft genug RE20. Und an dem musste man lutschen. Da konnten sie auch Disziplin halten. ;)

Wenn die Raumakustik Murks ist, würde ich auch noch das KMS105 mit in die nähere Betrachtung ziehen. Ist beim DLF teils auch an Redaktions-Sprecherplätzen verwendet worden. Da muss man auch Disziplin halten...

Jedes TLM 102 würde da einen besseren Ton bringen.
Das habe ich als ziemlich scharf in Erinnerung. Kostet aber halt auch deutlich weniger als ein TLM103.
 
Der ganze Mikrofonkult ist ebenso esotherisch religiös wie irrelevant.
Mit einem ordentlichen Kopfbügel-Mikro ist der Themenkomplex "Besprechungsabstand, Popschutz, Klangfirlefanz usw." weitgehend ohne Belang. Aber für Studiopersonal mit religiösen Bedürfnissen an Kultmikros, die damit ihre stimmlichen Defizite maskieren müssen ist das natürlich Blasphemie und indiskutabel.
 
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Da möchte ich Dir wirklich widersprechen. Kopfbügelmikrofone sind lediglich bei Veranstaltungstechnikern beliebt, weil sie dem Beschaller das Leben merklich erleichtern. Klanglich finde ich sie genau so wenig überzeugend wie Ansteckmikrofone. Letztere setze ich extrem selten ein, nämlich nur dann, wenn ich mit der Kamera mit jemandem mitlaufe, und er irgendwas erklärt.

Man merkt doch derzeit an vielen Stellen im Fernsehen, wo temporär die Kleinmembranmikrofone auf die Tische zurückgekehrt sind, um den Gästen nicht beim Verkabeln nahe kommen zu müssen, dass diese den Ansteckern (und auch den Kopfbügelmikrofonen) klanglich weit überlegen sind.

Vor vielen Jahren hier bei meinem Blindtest (mit U 87, TLM 103, BCM 104, TLM 193, KM 184 und Gefell M 930) war einhellige Meinung, dass das M 930 ein erheblich besseres Ergebnis liefert als alle anderen. Und auch jetzt beim Sprung vom M 930 zum M 990 gibt es einen hörbaren Unterschied.

Auch wenn das kaum jemand bemerken wird - es reicht ja schon, wenn ich das bemerke und mich daher besser fühle. Auch das trägt zu einem guten Ergebnis bei. Man kann nicht immer alles nur messtechnisch bewerten, ganz ohne Psyche geht es nicht.

Die meisten Sprecherinnen und Sprecher haben von Mikrofonen keine Ahnung, aber sie fühlen sich einfach wohler, wenn sie in ein großes Neumann-Mikrofon sprechen. Das kann und sollte man einfach nicht wegdiskutieren.

Matthias
 
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Die meisten Sprecherinnen und Sprecher haben von Mikrofonen keine Ahnung, aber sie fühlen sich einfach wohler, wenn sie in ein großes Neumann-Mikrofon sprechen.
Ich weiß von einem arrivierten Produktionsstudio für Werbung, in dessen Sprecherraum neben dem vom Inschenör bevorzugten (unauffälligen) Mikrofon ein unbenutztes U 87 hängt, nur um der Erwartung der Herren Sprecher Genüge zu leisten.

Daß es klanglich durchaus zu erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Mikrofonen kommen kann, zeigt unter anderem der Nachbarthread, wo allerdings – etwas unfair – solche verschiedener Bauart verglichen wurden. Ansonsten kommen Klangunterschiede zwischen Mikrofonen halbwegs ernstzunehmender Hersteller doch eher im A/B-Vergleich zutage. (Ich erinnere mich da an einen Direktvergleich zwischen U 87A und M 269c …)

Es kann mir keiner weismachen, nur durch Hören eines Werbespots, Filmbeitrags, Offsprechers, Musiktitels oder auch Nachrichten, auf das jeweils verwendete Mikrofon schließen zu können. Insofern bin ich da schon auf der Seite von @RainerK, wenngleich ich es nicht ganz so radikal ausdrücken wollte.
 
Am deutlichsten wird sowas natürlich im direkten Vergleich. Aber wenn ich vor meinem Fernseher sitze und über zwei anständige Geithain höre, dann registriere ich schon, dass es technisch bessere und schlechtere Sprachaufnahmen gibt. Und ich meine, dass der Unterschied auch auf billigen Lautsprechern oder Kopf- bzw. Ohrhörern zu hören ist. Wenn man am Anfang der Kette die bestmögliche Qualität produziert, dann wirkt das bis ins letzte Glied.

Matthias
 
Nur nochmal zur Erinnerung. Ich schrieb "ordentliches Kopfbügelmikro". Damit meinte ich nicht die auf Tarnung in Hautfarbe getrimmten Spielzeuge, die bei Fernsehen und Bühne üblich sind. Dabei ist eher an die soliden Teile gedacht, wie sie gelegentlich z. B. bei Sportkommentatoren in Kombination mit Kopfhörern zu sehen sind. Auch wenn ich sowas jetzt nicht namentlich benennen kann, aber aufgrund der Baugröße werden eher Kapseln wie bei guten Kleinmembranern der Studioklasse verwendet.
 
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Ach so, das läuft bei mir unter "Hör-/Sprech-Garnitur" oder "Headset". Ist ja bei den Infowellen vielfach üblich. Trotzdem: Mir ist da der Besprechungsabstand zu klein. Man redet im normalen Leben den Leuten ja auch nicht direkt ins Ohr. Von daher finde ich einen vernünftigen Besprechungsabstand schon gut.

Matthias
 
Der ganze Mikrofonkult ist ebenso esotherisch religiös wie irrelevant.
Wo kommt dieser Kult eigentlich her? Das wäre schon mal interessant. Schaut man in den Privatfunk Anfang der 1990er Jahre in Ostdeutschland, sah man teils sogar U87. Später dann wohl überall RE20, das schwappte dann auch in den Öffi-Popfunk über. Nach vielen Jahren mit dem Penis kamen dann entweder Rode Broadcaster (die man auch überall in den Niederlanden sieht und von denen ich bislang keine einzige Installation gehört habe, in denen sie nicht unsauber klängen, was freilich auch am "dahinter" liegen kann) oder BCM104 - selbst dort, wo sie akustisch nicht passen und besser was in Richtung KMS105 installiert werden sollte.

Hochwertige Mikrofone sind langlebig (nur ein Typ wird dabei leider um 6 dB leiser und flog deshalb bei vielen Programmveranstaltern wieder raus...). Warum ersetzt man sowas, statt es mitzunehmen ins nächste Studio, so zumindest dessen Raumakustik einen sinnvollen Weiterbetrieb ermöglicht.

Wie kommt es zu diesem "Schwarmverhalten"? Sind das Ergebnisse "erfolgreicher" Beratertätigkeit? Oder liegt das an bestimmten Studioausstattern?

Es hat da ja wohl so manchen bizarren Fall gegeben. Ich erinnere an die Ausstattung eines öffentlich-rechtlichen Radiohauses und später dann auch der anderen Liegenschaften dieser Anstalt mit Mischpulten eines Herstellers, von dem man sagt, er habe einen fabelhaften Nusslikör auf den einschlägigen Messen verfügbar. Die Oberfläche der Bedienteile war mit einer Art Wachspapier-Auflage versehen und griff schnell ab, Abtastratenwandler an den Digitaleingängen waren entweder schlicht nicht vorhanden oder funktionierten nicht richtig, weswegen man auf Outboard-Equipment und umfangreiche Umbauarbeiten zurückgreifen musste (und ein besonderer Nutzer von digitaler Anbindung auf analoge Anbindung seiner allsamstäglich mitgebrachten eigenen Technik umsteigen musste, weils knackte). Und warum das halbgare Zeugs (das derzeit schrittweise durch DHD ersetzt wird)? Angeblich, weil das Systemhaus ein Referenzobjekt haben wollte, da es diesen Mischpulthersteller aus einer verglichen zu Leipzig deutlich malerischen Umgebung (sorry Leipzig, ist aber so!) im Vertrieb hatte und pushen wollte.
 
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Ach so, das läuft bei mir unter "Hör-/Sprech-Garnitur" oder "Headset".
Ich bekam vor einiger Zeit ein File mit der Bitte, doch mal drüberzuhören. Ich hörte mir das, als die Mail kam, erst sofort am Laptop über Kopfhörer (Beyer DT531) an. Dann kopierte ich das File auf den Handheld-Recorder und stöpselte den im Wohnzimmer meiner Mutter an die Anlage und hörte dort über solide Mittelklasse-Technik mit Einsteigerklasse-Lautsprechern in nicht akustisch optimierter Umgebung.

Eine Sprecherin, zwei unterschiedliche Mikrofone, keine Nennung, welches jeweils zu hören ist. Der Unterschied war in beiden Hörumgebungen aber deutlich und gleich. Das eine war brillant, aber nicht spitz, Sprache klang natürlich und "frei" im Raum stehend. Das andere hatte neben einem deutlich hörbar anderen Frequenzgang und einem etwas "gepresst" wirkenden Klangbild vor allem komische Geräusche, die die Sprache begleiteten und mir wie "gehört nicht zur Stimme" klangen und die ich auf schlechte Transientenübertragung schieben möchte. Ich bevorzugte freilich das erste. Das war ein - sorry - hundsnormales TLM103. Das andere war ein Headset. Und das flog dann an dieser Stelle (nein, nicht wegen meiner Aussage) auch als Standard raus zugunsten des TLM 103. Und das hört man deutlich.
 
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Der gesamte WDR hat die TLM 102 in den Sendestudios.

Das stimmt so nicht. Es gibt nach wie vor Programme (WDR3) in Köln, wo u87 im Einsatz sind. Vor allem in den Studios im Reichardt-Haus. Bei 1LIVE und den Arkaden (WDR Cosmo, WDR 2, WDR 5) stimmt das mit dem 102er. Auch in den Landesstudios sind die 87er nach wie vor "state of the art".
 

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Wohin verschwinden denn z.B. U87, die aus Sendestudios entfernt werden? Irgendwann ist der Hörspielfundus voll damit und der litt vorher gewiss nicht bittere Not. Wird sowas verkauft? Verschrottet (nicht doch)? Eingelagert irgendwo bei der Technik?
 
Der WDR verkauft hin und wieder alte Schätzchen. Hab aber schon länger jetzt keine Ankündigung mehr bekommen. Am besten mal bei der Hörfunktechnik nachfragen. Aber ob sowas Sinn macht? Ein womöglich mehr als 25 Jahre altes Mikrofon zu kaufen? Das muss man doch erstmal zur Revision zu Neumann geben...
 
Die Dinger werden Dir von den Amis immer noch für viel Geld aus den Händen gerissen.

Bei DLF und DW wurde früher auch Inventar - von Technik bis Autos - intern versteigert. Keine Ahnung, ob es das noch gibt.
 
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