Der Tagesmoderator: Eine aussterbende Spezies?

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Der Radiotor

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Es scheint einen neuen Trend im Radiobusiness zu geben: Die Abschaffung der Tagesmoderatoren. Damit wollen die Radioveranstalter auf die Generation Spotify reagieren. Sender wie Energy, Radio Bob und Co. werben jetzt tagsüber mit "10 Hits am Stück" usw. Viele andere denken darüber nach nur noch eine Morning Show und die Drive Time mit Moderatoren zu gestalten, sowie ggbf. ein, zwei Special-Schienen am Abend. Zwei Moderatoren- oder Mod-Teams am Tag reichen also künftig aus. Im digitalen Bereich geht der Trend völlig zu unmoderierten Musiksendern. Rund 80 Prozent der Internetradios bzw. gut 70 Prozent der speziellen DAB+ Wellen kommt ohne Moderation aus. Das verrückte ist, dass vielen in meinem Umkreis das gefällt. Und bedenkt man, dass viele Moderatoren ohnehin nur noch sinnlose Phrasendrescher waren, dann kann man eigentlich ja auch ganz drauf verzichten. Oder? Damit wäre die Diskussion eröffnet!
 
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Die Fakten sprechen dagegen. Die Sender, die eine beinahe rund-um-die-Uhr Moderation bieten, sind laut MA am erfolgreichsten. SkyRadio zum Beispiel hat seinen Sendebetrieb in Hessen mangels Erfolg aufgegeben mit genau diesem Konzept, also ohne Moderation. Ich glaube, wenn die Sender diesen Weg gehen, sind sie bereits gegenüber den Streaming-Diensten eingeknickt und schlimmer, werden in dieser Konkurrenzsituation verlieren, Denn warum mir eine Playlist vorsetzen lassen, wenn ich die Möglichkeit habe, diese selbst zu wählen? Stattdessen sollte das Radio noch mehr auf auf seine Stärken setzen: gezielte Information und Personality. Deswegen höre ich Radio. Ich muss mich nicht durchs Internet klicken bis ich die Info habe, die ich gesucht habe. Das Radio bereitet mit stattdessen stündlich die wichtigsten Meldungen auf. Innerhalb der Stunde erfahre ich was die Hörer aktuell bewegt und lasse mich vom Moderator unterhalten oder bekomme Hintergrundinfos. Bestes Beispiel und ein Sender meiner persönlichen Top3: DRadio Wissen. Das ist Radio, das ist seine Stärke. Sreamingdienste sind eine tolle Geschichte, aber kein Radio, sondern der Mp3-Player 2.0 der heutigen Generation. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, beides sind tolle Verbreitungswege für Musik. Aber beide sollen sich auch auf ihre Stärken konzentrieren! Ich persönlich lasse mich vom Radio inspirieren und höre später ein gesamtes Album des Künstlers meiner Wahl über einen Musikstreaming-Dienst.
 
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Ich denke eher wir stehen vor einem Wandel beim Radio. Aus den Lautsprechern kommt nur noch Musik, die Infos dazu, aber auch Nachrichten etc. stehen auf dem Datendisplay. Es gibt Sender wie Lounge.fm oder Top20Radio, die kündigen im Programm sogar an, dass man für News auf die Website gehen soll. Radio erfindet sich gerade neu, als interaktives Mitmachmedium. Entweder Musik zum Berieseln oder halt Infos auf dem Display wenn man die Gelegenheit hat mitzulesen. Ganz ehrlich: Ich habe oft während der Arbeit Deutschlandradio Kultur oder DRadio Wissen laufen. Fragt man mich jedoch später welche Wortbeitrage ich mir gemerkt habe, kann ich es kaum wiedergeben. Männer sind nun mal nicht multitaskingfähig ;). Daher läuft gerne bei mir mal Lounge.fm oder ein unmoderiertes Webradio - ist nun mal besser zum Arbeiten.
 
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Einem Programm ganz ohne Moderation fehlt es meiner Meinung nach an Lebendigkeit.
In Ermangelung anderer Alternativen höre ich allerdings auch in erster Linie reine Musikstreams: Immer noch zig Mal besser, als mit den etablierten Sendern, die einem tagein tagaus die "größten Hits der 80er, 90er und das Beste von heute" vorsetzen, vorlieb nehmen zu müssen.

Wie stellt sich der Sachverhalt eigentlich aus einer lizenzrechtlichen Perspektive dar? - Kann ein Programm, das über weite Strecken unmoderiert ist, noch als Rundfunkprogramm gewertet werden oder wäre es in diesem Fall sinnvoller, von einem Mediendienst zu sprechen?
 
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Die Fakten sprechen dagegen. Die Sender, die eine beinahe rund-um-die-Uhr Moderation bieten, sind laut MA am erfolgreichsten. SkyRadio zum Beispiel hat seinen Sendebetrieb in Hessen mangels Erfolg aufgegeben mit genau diesem Konzept, also ohne Moderation.

Nicht ganz richtig. Sky Radio Hessen bot nur bis ca. Januar 2005 ein moderationsfreies Programm.
 
Bestes Beispiel ist das Sachsen Funpaket: hier weiß ich oftmals nicht, ob alles live ist...

aber ich geb dem radiotor schon recht: man muss sich überlegen, ob das mit den 10 Hits nonstop noch Radio im Sinne eines Kulturmediums ist. Das ist eher wie ein Soundsystem, das sich langsam totrotiert. Ich hoffe mal, dass man vielleicht auch gegenläufige Strömungen erfährt. Dieses billige "10 Hits nonstop" ist nicht unbedingt ein Kostensenker!
 
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Es scheint einen neuen Trend im Radiobusiness zu geben: Die Abschaffung der Tagesmoderatoren. Damit wollen die Radioveranstalter auf die Generation Spotify reagieren.
Na ja, da stehe die Lizensierung vor: Ein Mindestwortanteil ist bekanntlich Voraussetzung für Vollprogramme.
Sender wie Energy, Radio Bob und Co. werben jetzt tagsüber mit "10 Hits am Stück" usw.!
Der eigentliche Witz ist, dass diese 10 Hits am Stück gar nicht stattfinden. Hör dir mal Energy an! 3-Element-Break, Pre-/Backseller, alles zwischendrin. Die tun nur so als ob!
 
In Niedersachsen gab es vor Jahren mal eine Phase, in der sich ffn und Antenne gegenseitig mit langen Musikstrecken (natürlich die übliche Mogelpackung) zu überbieten versuchten.
ffn hatte glaube ich "7 Superhits am Stück" und damit faktisch die erste Hälfte der Stunde ohne Beiträge oder Moderationen, bei Antenne meine ich hätte man irgendwann sogar vom "60 Minuten-Musik-Marathon" gesprochen :rolleyes: Kommt dieses Gedöns jetzt etwa wieder?
 
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Ich denke wir werden im Zuge der Digitalisierung im Hörfunk zwei völlig konträre Trends erleben:

1. Viele neue Nonstop-Musiksender mit unterschiedlichen Musikfarben. Was im Internet begann, setzt sich immer mehr auch auf DAB+ durch: 70% der neuen DAB+ Stationen ohne UKW-Frequenz sind reine Nonstop-Dudler (sogar ohne News und Werbung, letzteres hängt freilich noch mit mangelhaften Vermarktungsmöglichkeiten zusammen), im Webradio sind es sogar noch weit mehr.

2. Thematische Spartensender, ähnlich wie die Entwicklung im Bereich Digital-TV: Hier sind wir noch ganz am Anfang. Bisher haben sich Radios ja über die Musikfarbe definiert. Ab 2015 gibt es einen ernsthaften Versuch eine Plattform mit thematischen Spartrenkanälen über Webradio und DAB+ zu starten - mit einem Reise- und Freitzeitradio, einem Radio für Automobillfreunde, einem Radio mit Wellness/Gesundheitsthemen, einem Literaturkanal usw. usf. Hier spielt freilich das Wort eine herausragende Bedeutung. Es ist Neuland bei dem man erst mal schauen muss wie es im Markt ankommt.

Trotz allem erwarte ich auch in etablierten Stationen einen Trend hin zur Abschaffung von Moderatoren, vor allem außerhalb der Primetimes (also 10 bis 16 Uhr, 19 bis 6 Uhr). Viele Stationen haben das schon umgesetzt und strahlen entweder nur noch Musik, Werbung und News (wenn überhaupt) aus oder Voicertracking.
 
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Ich glaube trotzdem nicht, dass Non-Stop-Radiosendern ohne (musik-)redaktionelle Ausstattung die Zukunft gehört. Wenn ich nur Musik hören will, und sonst nichts, kann kein Radiosender der Welt meinen Musikgeschmack so präzise treffen wie Musikstreamingdiente à la Spotify & Co. Und wenn ich gefordert werden will, und sei es nur durch die Konfrontation mit neuer Musik, brauche ich ein Programm mit Manpower.
 
Ist eigentlich nur konsequent, dass man Moderatoren zunehmend komplett einsparen wird. Die Promo übernimmt ja jetzt schon häufig die Station Voice und Wetter und Verkehr wird dann in Zukunft irgendein Prakti tracken. Vermissen wird den Moderator bis dahin kaum einer mehr, schließlich werden die Hörer ja schon lange erfolgreich entwöhnt. Außer hohles Promo-Gelaber geht ja leider nicht mehr viel (...und dabei immer gute Laune und schön lächeln...würg...)
Da stört es keinen mehr, wenn man die Moderatoren irgendwann ganz abschafft. In Bahnen kommen die Ansagen teilweise auch schon von automatisierten Computerstimmen. Scheint keinen zu stören. Wird beim Radio ähnlich sein.

Nur, irgendwann stört es dann halt auch keinen mehr, wenn es kein Radio mehr gibt.
 
Und wenn ich gefordert werden will, und sei es nur durch die Konfrontation mit neuer Musik, brauche ich ein Programm mit Manpower.

Ich glaube, wir, die tatsächlich mit neuer oder unbekannter Musik gefordert werden wollen, sind eine aussterbende Spezies.
Jede MA (ob unsinnig oder nicht, sei dahingestellt) beweist es ja aufs neue, daß sobald das Programm anspruchsvoll wird, die Massen wegschalten. Und nur für uns echte Zuhörer ist es viel zu aufwändig und teuer, ein adäquates Programm zu veranstalten. Ohne die Idealisten, die im Internet noch solche Programme in ihrer Freizeit und ohne kommerziellen Hintergrund anbieten, sähe es absolut trist aus.
 
Im Fernsehen gab es ja auch mal die sog. Programmansager, die man dann durch vorproduzierte Trailer ersetzt hat.
Das ZDF hatte die letzten dieser Art. Man erinnere sich an Birgit Schrowange.
Mit der Einführung dieses vorproduzierten Dauerschleifen non stop Programms begann dann leider auch der inhaltliche Verfall. ARD und ZDF werden immer mehr zum Sportprogramm. Mehr können die scheinbar nicht mehr.
Das gleiche passiert nun auch im Radio.
Alles "Gute" kommt eben aus den USA.
Blicken wir in unseren Erinnerungen an die gute alte Radiozeit zurück, die nie wieder kommen wird. Sendungen, die man gezielt eingeschaltet hat, weil ein Moderator x,y sie so liebevoll und kompetent präsentierte.
 
70% der neuen DAB+ Stationen ohne UKW-Frequenz sind reine Nonstop-Dudler
Derartige Programme wären vor 10 Jahren wahrscheinlich von keiner Landesmedienanstalt lizenziert worden: Ein gewisser Wortanteil war einfach ein notwendiges Kriterium, um eine Lizenz erwerben zu können.
Bei DAB+ drückt man inzwischen offenbar ein Auge zu, was an sich positiv zu werten ist.
 
Es scheint einen neuen Trend im Radiobusiness zu geben: Die Abschaffung der Tagesmoderatoren. Damit wollen die Radioveranstalter auf die Generation Spotify reagieren. ... Das verrückte ist, dass vielen in meinem Umkreis das gefällt. Und bedenkt man, dass viele Moderatoren ohnehin nur noch sinnlose Phrasendrescher waren, dann kann man eigentlich ja auch ganz drauf verzichten. Oder? Damit wäre die Diskussion eröffnet!

Genau diese Aussage (Fettdruck) kam in der vergangenen Woche von 2 Auszubildenden bei uns, unabhängig voneinander an verschiedenen Tagen. Beide hören N-Joy und 89.0 meist aber vom MP3-Player und zu Hause Videos von youtube.
 
Ich kann jetzt nur für mich sprechen. Aber wenn ich reine Musik möchte, schalte ich auf meinen ipod im Auto, der dank Aux-Anschluss wunderbar funktioniert. Radio soll für mich tatsächlich entweder begleiten oder in die Tiefe gehen. Ansonsten würde ich dieses Medium nicht nutzen.

Aus meiner Sicht schaffen sich Sender mit "10 Songs am Stück" selbst ab. Sie begeben sich unter vielen im Internet verfügbaren Stationen, welche trotz gewisser Nischenbedienung in der Masse untergehen. Nur Radio, welches gut informiert oder unterhält, ist gutes Radio (hier spricht ein Hörer).
 
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