Deutsch-Quote: Privatradios machen ernst

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Erstmal herzlichen Dank lieber Radiospion,
ich bin erschüttert. Selbst der Udo, den ich immer soooo nett fand macht da mit. Obwohl er schon mal erklären sollte, was denn eine "Basis-Musik" sein sollte.
Ach, das Thema ist so herrlich absurd... Mehr davon.
Was sagt eigentlich Stoppok?
 
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Udo Jürgens schrieb:
Für die Identität eines Landes ist es sehr wichtig, dass die Basis-Musik in der Landessprache gesungen wird.
Die Aussage ist völlig richtig, beinhaltet aber in meinen Augen noch nicht unbedingt eine Zustimmung zur gesetzlich verankerten Deutschquote.
 
QUOTE IST BOCKMIST

Die deutsche Quote


Künstler fordern sie, Thomas Gottschalk fordert sie, politische Hinterbänkler fordern sie: Die Deutschquote im Radio!

Frage: Wie soll das denn umgesetzt werden, bei unserer Musikindustrie?

Antenne Bayern beispielsweise könnte wieder Nicki und Fredl Fesl ins Programm aufnehmen. Dazu noch ein Schuss Spider Murphy Gang (sind ja schliesslich 80er) und ähnliches.
Vielleicht noch die stündlichen satirischen 5 Minuten mit Dschango Asül.

FFH macht Pop nach Acht mit den besten Comedysongs von Mundstuhl.

Radio 7 und Antenne 1 produzieren gemeinsam die Riechling-Hour.

Etc. etc. etc.

Mal im Ernst: Solange deutschlands Studios nicht verschiedene Formate liefern geht das gar nicht.

In Frankreich (Wo es die Qoute schon lange gibt) gibt es Hip Hop auf Weltniveau. Da wird ordentlich gerappt, es gibt Chansons und sonst was.
Das Sender dort keine Probleme mit Quote haben, zeigt z.B. Radio FG (www.radiofg.com). In dem Flow dieses Senders fällt es gar nicht mehr auf, ob die englisch oder französisch rappen...

In Italien ist es ähnlich.

In Deutschland hat es auf jeden Fall KISS FM gut, den es gibt ja Fgettes Brot, Fanta 4 und Konsorten.

Radio Hamburg kann zur Not doppelt so viel Lotto King Karl auflegen, aber wer will in Bayern „Hamburg meine Perle hören“?

Sunshine Live spielt gegebenenfalls mehr deutsche Technostücke, aber wo kommen dann die deutschsprachigen Titel her? Vielleicht ein Technoremix von Stephanie Hertel und Stefan Mross mit E-Trompete?

Ich will diesen Thread mel banal lassen und enden:

DIESES ANLIEGEN IST SCHLICHT UND EINFACH KÄSE!


Schöne Grüsse und schöne Diskussion...
 
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Ein recht netter Artikel dazu steht übrigens in der Stuttgarter Zeitung.

Hier der entscheidende Ausschnitt:

Zweifelhaft ist bereits, ob die Quote in Frankreich tatsächlich Erfolg hat. Seit Einführung der Regelung 1994 bis ins Jahr 1997 stieg der Anteil französischer Musikproduktionen an den Gesamtverkäufen im - übrigens weitaus stärker als die Deutschen an nationalem Kulturgut interessierten - Frankreich von 44 auf 47 Prozent. Das ist nicht eben viel, wenn man bedenkt, dass die wahren Größen und Verkaufsschlager der französischen Musik von Johnny Halliday über Gilbert Becaud und Charles Aznavour bis hin zu Edith Piaf, Jacques Brel oder Serge Gainsbourg auch ohne Quotierung groß geworden sind. Und dass sich der Anteil der französischen Produktionen in dieser Zeit verdreifacht hat, kann durchaus auch einer einfacher und preiswerter gewordenen Herstellung von CDs zu verdanken sein - davon abgesehen, dass die im Jahr 1997 registrierten 358 Alben aus französischer Produktion auch nicht eben die Welt sind.

Den ganzen Artikel:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/805247
 
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Lieber exhörer,

ich habe deine Einlassungen jetzt einigermassen belustigt gelesen und war schon drauf und dran, darauf einzugehen. Dann habe ich mich aber entschieden, meine Zeit besser zu nutzen. Wenn Du deinen Beitrag noch einmal lesen möchtest, mag Dir vielleicht ebenfalls auffallen, wie polemisch, undifferenziert und unlogisch selbiger ist. Nimm mir bitte nicht übel, dass ich meine Zeit sinnvoller nutze.

Es grüsst

der Keek
 
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Norbert Ely vom Deutschlandfunk hat sich auch so seine Gedanken gemacht zur aktuellen Diskussion um eine Radioquote.

Sein Kommentar ist hier nachzuhören.
 
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Da für streitbare Polemik immer Zeit sein muß aus dem Fölletöng der Jungen Welt:

Lizenzen für Deutschland

Für mich ist dort übrigens keine Begründung des Autors für seine per Untertitel aufgemachte Behauptung
Die Deutschquote wird kommen – freiwillig im Staatsrundfunk.
ersichtlich.
 
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Ich dachte immer, die Länder seien für den Rundfunk zuständig. Wie kann es da sein, dass der Bund ein solches Quotengesetz erlässt?

Würden da übrigens denn die Europäische Kommission und die Welthandelsgesellschaft mitmachen? Schließlich handelt es sich hier um eine Art Schutzzoll für Musikprodukte. Handelshemnisse dieser Art werden doch gerne mal bestraft, wie man in der Vergangenheit beobachten konnte.
 
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Ja, und sicherlich haben auch der WWF, Greenpeace, der IWF, der UN-Sicherheitsrat und die Boston Tea Party eine Meinung dazu...
 
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Vieleicht sollte man sich erstmal das System in Frankreich anschauen, bevor man die Raduioquote sofort als "Mist" abstempelt.

Aus der FAZ:

Mit leidenschaftlichen Worten setzte sich in der Anhörung der frühere französische Kulturminister Jacques Toubon für eine einheimische Musikquote in den Rundfunksendern ein. Er verwies auf die „sehr positiven Erfahrungen” in seinem Land seit der Einführung einer solchen gesetzlichen Quote am 1. Januar 1994. Neue Künstler hätten Profilierungschancen erhalten und der Verkauf französischer Platten sei um das Mehrfache gestiegen. Unter starkem Beifall im Anhörungssaal des Parlaments sagte der Kulturpolitiker: „Sie machen in Deutschland große Anstrengungen, ihre klassische Musiktradition zu bewahren und zu schützen. Ich glaube, daß man die deutsche Popmusik nicht schlechter stellen darf.”

Freiheit durch Quote! :)
 
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Also: Ich finde es erfreulich, dass die Quote in Frankreich offensichtlich einen positiven Einfluss auf die einheimische Musikindustrie hatte (soweit man diesen Kausalzusammenhang tatsächlich zu 100% auf die Quote zurückführen kann, ich bezweifle dies). Man sollte unter Umständen berücksichtigen, dass Menschen gerne die Lorbeeren für etwaige Erfolge einheimsen bzw komplett auf ihre eigenen Ideen zurückführen, auch wenn möglicherweise noch ganz andere Entwicklungen mit ausschlaggebend waren. Mir fehlt in bezug auf Herrn Toubon ein wenig die Unabhängigkeit, um seine Aussagen einfach so unreflektiert als bare Münze zu übernehmen. Zur Einordnung ist ja auch der von Heidi zitierte Artikel schon recht hilfreich.

Interessant übrigens, dass sich ausgerechnet auch noch Herr Gottschalk für eine Quote zugunsten deutscher Produktionen ausspricht, wo doch gerade bei "Wetten Dass..." so wahnsinnig viele deutsche Künstler Auftrittschancen bekommen...

Unabhängig davon frage ich mich tatsächlich mit Blick auf die Charts, was diese ganze Diskussion überhaupt soll...
 
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Sehr interessante und weit aus m.E. objektivere Berichterstattung als beim heute journal lieferten die tagesthemen. Dort war allerdings auch der Cheffe von rs2 94.3 zu sehen.

Über einen sehr ironisch und vor allem zynischen Kommentar von Thomas Roth (WDR) habe ich mich im nachhinein köstlich amüsiert. Ich würde sagen. Nagel auf den Kopf getroffen.

Wer den Kommentar nicht gesehen hat, kann sich unter www.tagesschau.de im Archiv, den Kommentar als "On-Demand" anschauen. Sehr empfehlenswert :) .
 
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Radiokult schrieb:
Wie war das mit den Wurstblättern ? :D
Tja, der eine liest 40 DPf und der andere das nicht von ihm gekaufte Handelsblatt. Heute mit schöner IT-Blabla-Beilage, die so recht nach dem Geschmack von Einfaltspinseln gewesen sein dürfte :p

Oder war das die Antwort sofort auf den QuickTipp mit dem Organ des Zentralrats der FDJ? Der ist noch nur von hier geklaut...
 
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ramptalker schrieb:
Ich dachte immer, die Länder seien für den Rundfunk zuständig. Wie kann es da sein, dass der Bund ein solches Quotengesetz erlässt?
Hat irgendjemand gesagt, daß so etwas passieren soll oder auch nur möglich wäre?
 
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Ich bezog das auf das einstige Zentralorgan der FDJ. Am Handelsblatt ist ja ansich erstmal nix auszusetzen. :D
 
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Gab es eigentlich beim DDR-Radio eine Quote, eigenes Zeug spielen zu müssen? Würde mich mal in diesem Zusammenhang interessieren, vorstellen könnte ich es mir schon. Allmählich reicht's, was da so in Berlin gemixt wird. Und wie hätte man es denn überhaupt gerne? Quote pro Sendestunde oder reicht es der Gesetzgebung, wenn die Quote in einer langen Spezialsendung erfüllt wird? Muß jetzt auch im WDR5 Morgenecho oder in den Informationen am Morgen vom DLF anstelle der Instrumentalmusik deutsch geträllert werden?
 
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IIRC gab's eine Quote von 40% (oder waren's 60?). Die "weniger beliebten" Songs wurden einfach zu Schwachlastzeiten abgenudelt, damit man zu den stärker frequentierten Zeiten mehr Westware spielen konnte (hat vor allem DT64 gemacht). Und genauso würde es heute wieder laufen. Zwischen 0 und 5 Uhr wär alles voll mit deutschen Liedern und tagsüber wär's fast wie immer.
 
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Aber besonders heftig wäre die Qute in Grenzenregionen wie Aachen oder denken wir noch an RTl oder 100,5 dashitradio, beide ohne Deutschqute.
 
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DerABV schrieb:
IIRC gab's eine Quote von 40% (oder waren's 60?).
Es waren 60 Prozent. Übrigens nicht nur für die DDR, sondern auch für die angeblichen Bruderländer, d.h. mit den Roten Gitarren und so wurde die Quote auch erfüllt.

Anbei nochmals zwei Dateien, die ich schonmal eingestellt hatte und bei denen damals die Vermutung geäußert wurde, das seien keine Rampen von Musiktiteln, sondern spezielle Betten. M.E. waren es aber tatsächlich Rampen, nur in zwei der drei hier dokumentierten Fälle halt von DDR- bzw. Bruderlandtiteln, die heute niemand mehr kennt. (Man mag gern korrigieren, falls es jemand besser weiß.)
 
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Keek schrieb:
Unabhängig davon frage ich mich tatsächlich mit Blick auf die Charts, was diese ganze Diskussion überhaupt soll...

Stimmt - der Holzmichl wurde ja von allen Radiosendern richtiggehend totgedudelt...
 
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Unter dem Titel Radio killed the German Popstar resümiert die taz in ihrer Freitagausgabe die Anhörung im Deutschen Bundestag.

Hier nachzulesen.
 
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