Deutsch-Quote: Privatradios machen ernst

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Kinners, wisst ihr, was ich traurig finde, Quote hin oder her?
Der Hälfte von euch fällt zum Stichwort "deutsche Musik" nichts anderes ein als "Niki", "Fantastische Vier", "Xavier Naidoo" oder "Holzmichl" von den "Randfichten". Kein Wunder, bei dieser Argumentation, dass ihr dann gegen so eine Quote seid.
Es gibt allerdings massig gute deutsche Musi, und die geht auch über "2Raumwohnung" oder "Klee" hinaus.
Man muss sich nur einmal mit ihr auseinandersetzen bzw. sie überhaupt suchen.
Argumente wie "Soll FFH dann morgens Mundstuhl spielen und Antenne Bayern Niki" zeigen nur, dass ihr euch nicht wirklich für deutsche Interpreten interessiert, sondern die gängigen Vorurteile bestätigt: Nämlich dass deutsche Musik immer irgendwie peinlich sei oder nicht format-zumutbar.

Zum Argument: "In Frankreich gibt es Hip-Hop auf Weltniveau" - sehr richtig.
Und den gibt es in Deutschland auch. Nur sollte man mal aufhören, bei Selector nur nach Fanta 4 oder Fettes Brot zu suchen. Zwar haben auch die viel mehr taugliche Titel als "Sie ist weg" und "Jein" geschrieben.
Aber versuch doch auch mal "Deichkind", "Blumentopf" oder "Massive Töne".

Dann noch ein sehr gutes Argument, dass hier gepostet wurde: Ich bin überzeugt davon, dass die allgemeine Verblödung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu einem nicht unerheblichen Teil sehr wohl von der täglichen geistigen Unterforderung her rührt, die ihnen vor allem im (Privat-)Fernsehen aber auch im Radioprogramm vorgesetzt wird. Woher sollen die Kinder ein Gefühl für die deutsche Sprache entwickeln, wer soll sie politisch aufklären und zur Meinungsbildung beitragen, wenn nicht die Medien? Wenn schon die Eltern als Vorbilder nichts mehr taugen, weil sie arbeitslos und perspektivlos ab mittags Brustvergrößerungen und Promiklatsch und nachgestellten Anwaltsabfall im TV verfolgen, dabei aber vergessen haben, wie man richtig kocht ohne Fertiggerichte zu wählen - sollten dann die Medien nicht versuchen, ein Stück dagegen zu steuern?
Polemisch und etwas off-topic, ich weiß, aber es steckt ne Menge Wahrheit dahinter.

Quote kommt hoffentlich nicht, aber die Diskussion ist dringend nötig. Und die Forderung nach Quote wäre nicht entstanden, wäre deutsche Musik abseits der Söhne Mannheims (brech) und Holzmichl (wer´s braucht) ausreichend präsent im Radio.
 
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Vielleicht steht die Antwort hier irgendwo schon und ich bin bloß zu müde, sie zu finden, aber was mir seit Tagen nicht aus dem Kopf geht: warum setzen die Quoten-Befürworter immer "Nachwuchs" und "deutsch" gleich? Und sind dann oft im Alter von Maffay, Kunze, Lindenberg & Co?
Ob ein Titel im deutschen Radio gespielt wird oder nicht, hat doch herzlich wenig mit dem Kriterium "Nachwuchs" zu tun, sondern schlicht und einfach mit "bereits erprobt massenkompatibel" oder halt eben nicht. Die Anti-Stars auf meinen geliebten Punk-Platten sind das ebensowenig wie es z.B. Radiohead, Pearl Jam, Coldplay, Feeder oder Ash sind, die große Stadien füllen oder auf Festivals vor einem (möglicherweise nicht-radiohörenden) Publikum mächtig abrocken. Sie werden von fast allen Programmen ignoriert - und sind keinesfalls aus Deutschland oder gar "junge deutscher Nachwuchskünstler". Hier offenbart sich das eigentliche Anliegen der Deutschquote-Befürworter besonders deutlich: es geht nicht allgemein um mehr wirkliche kulturelle Vielfalt, sondern um eine Sonderlizenz zum Geldverdienen, um eine Überholspur vorbei an vielen anderen, die sich das Problem der Nichtberücksichtigung im researchten, hundertfach abgesicherten deutschen Radiomarkt mit ihnen teilen - und oft übler dran sind als diejenigen, die am lautesten nach der Quote schreien, dafür dann aber ihr aktuelles Album in 3 Versionen für arme, normale und reiche Leute feilbieten.

Wer vorgestern abend im RBB Sven Regener gesehen hat, dem bei der ganzen Quotengeschichte nur das große Kotzen kommt, weiß, daß manche deutschen Künstler auch eine gesunde Einstellung zu diesem Thema haben. Die zu führende Debatte liegt doch ganz woanders: im Umgang der Gesellschaft mit Kunst und Kultur allgemein. In der Klärung der Frage, ob Kunst - eine Ausdrucksform von Gefühlen - als primäres Mittel zum Geldverdienen tauglich ist oder dabei das eigentliche Anliegen früher oder später draufgeht. Letztlich ist jede aus einem inneren (und nicht finanziellen) Bedürfnis heraus geführte künstlerische Äußerung ein Ausdruck der Gefühlslage des Künstlers, und oft ein zutiefst ergreifender dazu. Der Typ, der oft abends unten an der Treppe zum S-Bahnhof Berlin Frankfurter Allee sitzt, Gitarre spielt und singt, löst bei mir tausendmal mehr Gefühle aus als irgendein gecastetes Retortenprodukt aus dem Einheitsradio. Denn da kenne ich meist nur ein Gefühl: schnell abschalten!

Christian
 
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Keek schrieb:
Unabhängig davon frage ich mich tatsächlich mit Blick auf die Charts, was diese ganze Diskussion überhaupt soll...

Stopp, stopp, stopp! Hier gehts es ums Radio und nicht um Charts. Das der Anteil deutschsprachiger Musik unter 1,5 % im Radio liegt und deren CDs doch gekauft werden, zeigt das die Radioanstalten etwas falsch machen.
 
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@Radiowaves

Sehr schöner Beitrag. Allerdings muss man den Herren Kunze, Maffay und Co zugute halten, dass sie bei dieser ganzen Debatte in erster Linie nicht in ihrem Namen, sprich nicht aus purem Eigennutz argumentieren, sondern ihnen der tatsächliche Nachwuchs am Herzen zu liegen scheint (auch wenn sich dieses Engagement aus eigenen Frusterlebnissen generieren mag).

@Phillieb

Du hast mit vielem Recht, was Du schreibst, allerdings wird man wohl niemals erreichen können, dass "Underground" (ich bezeichne jetzt die von Dir genannten Beispiele der Einfachheit halber mal so) plötzlich mainstreamfähig wird. Geschmack kann man nicht erzwingen oder erziehen, auch nicht durch eine Quote. Dass den Radiosendern eine Verantwortung dabei zukommt, auch die Randaspekte deutscher Musik abzubilden, steht für mich ausser Frage. Von guten Vorbildern wie FFN mit dem Nachwuchswettbewerb "New Sensation" oder Eins Live mit dem Heimatkult etc. gibt es leider zu wenige in der deutschen Radiolandschaft.

NUR: Ich wiederhole mich gerne, wenn ich sage, dass diese Quotendebatte und wie sie geführt wird, für mich eine unerträgliche Heuchelei ist. Weil sie von den Plattenfirmen angezettelt wird, die heutzutage deutschen Künstlern von vornherein keine Veträge oder Budgets mehr gibt bzw. sie rausschmeisst, sobald nicht gleich das erste Album ein Erfolg wird. Und von der Politik, die Fördergelder im Kulturbereich drastisch kürzt, so dass staatlich geförderte Musikzentren und Rockinitiativen und wie sie alle heissen, ums Überleben kämpfen müssen.

Das Interessante daran ist, dass sich die Plattenfirmen in meinen Augen damit mittel- und langfristig überflüssig machen, "Wir sind Helden" waren im Prinzip das erste Beispiel einer Band, die sich ohne den früher üblichen Labelsupport in Radiosender gespielt und über Live-Auftritte zu Stars gemacht haben. Die Möglichkeiten, zukünftig selbst professionell zu produzieren und sich via Internet etc. besser zu vermarkten, wird die Existenz der Labels viel stärker gefährden als jeder CD-Brenner, wenn sie den Nachwuchskünstlern auch weiterhin den ideellen Support verweigern, den sie zu leisten im Stande wären.

@exhörer

Stimmt - der Holzmichl wurde ja von allen Radiosendern richtiggehend totgedudelt...

Herzlichen Glückwunsch, jetzt hast Du dich endgültig disqualifiziert. Aber setz dich ruhig schon an den Kindertisch in der Küche. Du bekommst auch ein Glas Cola und ein Stück Topfkuchen (weil heute Freitag ist), wenn die Erwachsenen sich fertig unterhalten haben. Aber rede bitte nicht mehr so viel dazwischen, okay?
 
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Keek schrieb:
...Plattenfirmen ... die heutzutage deutschen Künstlern von vornherein keine Veträge oder Budgets mehr gibt bzw. sie rausschmeisst, sobald nicht gleich das erste Album ein Erfolg wird.
Gegenbeispiel: Virginia Jetzt! (auch wenn man da fairerweise sagen muß, das ein gewisser Tim Renner da seine Finger mit drin hat ;) )
Phillieb schrieb:
Ich bin überzeugt davon, dass die allgemeine Verblödung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu einem nicht unerheblichen Teil sehr wohl von der täglichen geistigen Unterforderung her rührt, die ihnen vor allem im (Privat-)Fernsehen aber auch im Radioprogramm vorgesetzt wird. Woher sollen die Kinder ein Gefühl für die deutsche Sprache entwickeln, wer soll sie politisch aufklären und zur Meinungsbildung beitragen, wenn nicht die Medien? Wenn schon die Eltern als Vorbilder nichts mehr taugen, weil sie arbeitslos und perspektivlos ab mittags Brustvergrößerungen und Promiklatsch und nachgestellten Anwaltsabfall im TV verfolgen, dabei aber vergessen haben, wie man richtig kocht ohne Fertiggerichte zu wählen - sollten dann die Medien nicht versuchen, ein Stück dagegen zu steuern?
So Recht du auch hast, wetten das gleich einer schreit, daß das keinesfalls die Aufgabe der (Privat-)Medien ist ? "Wir sind da um zu unterhalten ..." :(

Ansonsten stimme ich Keek zu. Die Hauptschuld an der Misere ist und bleibt einzig und allein bei den Plattenfirmen und ihrer teilweise katastrophalen Firmenphilosophie zu suchen.
 
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@Radiokult

Gegenbeispiel: Virginia Jetzt! (auch wenn man da fairerweise sagen muß, das ein gewisser Tim Renner da seine Finger mit drin hat )
Gegenfrage: Wie viele weitere Beispiel fallen Dir ein? Und was, glaubst Du, wäre aus Virginia Jetzt geworden, wenn das erste Album nicht gleich ein Erfolg geworden wäre? Ich habe mal ein interessantes Interview mit Westernhagen gelesen, der sagte, in den 90ern hätte er nie und nimmer eine Chance gehabt, so berühmt zu werden. Er habe damals in den 70ern erst mit seinem 3. oder 4. Album einen Erfolg gelandet, so viel Geduld würde heutzutage KEINE Plattenfirma aufbringen. Und er hat damit absolut Recht. Wobei ich dafür im Falle von Herrn MMW nicht mal undankbar gewesen wäre:)
 
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Stimmt, die Glanzzeiten von MMW sind vorbei. Das kann man aber anderwaltig weiterspinnen. Würden solche Phänomene wie Die Ärzte oder Die Toten Hosen heutzutage noch funktionieren ? Würde eine Plattenfirma heutzutage noch "Männer" von Grönemeyer machen ?

Zum Thema VJ, fällt mir nur ein, das die erste Platte alles andere als erfolgreich war ... ist unterm Strich Ansichtssache und erfordert ein etwas detailierteres Wissen über besagte Band. Wenn du von der ersten VJ-Platte redest meinst du nämlich mit Sicherheit nicht die, die ich meine. Ich bin da leider voreingenommen. ;)
 
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Hmmm, wer, was ??? Ich meine die letzte, wie heisst die, "Von guten Eltern" oder so? das war doch das Debut, oder? Und dafür lief das Ding recht erfolgreich, war relativ hoch in den Charts (ich glaube, Top 30 oder so), 2 Singles mit Airplay. Das ist auf jeden Fall ein guter Anfang für eine neue Band und dann auch nicht verwunderlich, dass beim 2. Album direkt ein bißchen das Promo-Budget erhöht wird.
 
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Keek schrieb:
Das Interessante daran ist, dass sich die Plattenfirmen in meinen Augen damit mittel- und langfristig überflüssig machen
Dazu gibt es ja die These, daß sie diese Befürchtung längst schon selbst hegen und eben deshalb zunehmend aggressiv auftreten. Siehe z.B. dieses gerade anderswo gefundene Beispiel; wenn diese Darstellung so stimmt, dann kann man hier wohl von einer argen Verrohung der Sitten sprechen, bei der einem sofort einfällt, warum Köpenick Köpenick heißt:
Ich hab neulich mal gelesen, daß inzwischen Avril Lavigne CDs im Umlauf sind (hör ich zwar nicht aber jetzt kommts), die eine Software draufhaben, die Treiber von Nero einfach so löscht und in der registry rummacht, so daß Neuinstallieren nicht hilft.
 
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Ich meinte natürlich stillschweigend eine überregionale Bekanntheit. Schließlich ist das hier kein Lokalstammtisch, auch wenn man mitunter den Eindruck gewinnen könnte :D

Ansonsten hätte zu dieser Feststellung die Lehrkraft früher w.z.b.w. drunterschreiben lassen.
 
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Also die erste Platte (tatsächlich als Vinyl erschienen) hieß "Pophymnen" und ich habe gerade gesehen, das die über die VJ-HP sogar noch zu haben ist. ;)

So, und jetzt mal zurück zum eigentlichen Thema !
 
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Nee Kulti, die ist vergriffen. Steht ebenda.

Und zum Thema: wieviele Bands auch nach mehreren überregional mehr oder weniger erfolglosen Alben noch Spaß haben und einfach weitermachen, weiß eben fast keiner, weil sie fast keiner kennt.
Eine durchaus in bestimmten Kreisen sehr erfolgreiche (und kultige) Kapelle war Die Art aus Leipzig. Bei DT64 hatten sie natürlich sowas wie Stammpublikum und "Spielgarantie", später gabs den Heimvorteil bei Energy Leipzig und dann wohl nirgendwo mehr. Weitergemacht haben sie indes mit Alben und Tourneen bis vor wenigen Jahren, eben als Insiderband. So so'n Beispiel, weil mir halt bekannt...

Grüße in die Stadt mit dem putzigen Radfahrer-Schild an der Bahnunterführung ;)
 
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Keek schrieb:
@exhörer
Herzlichen Glückwunsch, jetzt hast Du dich endgültig disqualifiziert. Aber setz dich ruhig schon an den Kindertisch in der Küche. Du bekommst auch ein Glas Cola und ein Stück Topfkuchen (weil heute Freitag ist), wenn die Erwachsenen sich fertig unterhalten haben. Aber rede bitte nicht mehr so viel dazwischen, okay?

Bist Du mit dem linken Fuß aufgestanden, oder habe ich einen wunden Punkt bei Dir erwischt?
 
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Herzlichen Glückwunsch, jetzt hast Du dich endgültig disqualifiziert. Aber setz dich ruhig schon an den Kindertisch in der Küche. Du bekommst auch ein Glas Cola und ein Stück Topfkuchen (weil heute Freitag ist), wenn die Erwachsenen sich fertig unterhalten haben. Aber rede bitte nicht mehr so viel dazwischen, okay?

Tolle Argumentation!!! Wenn man keine Argumente mehr hat, wird´s halt primitiv!
Oder anders ausgedrückt: wer so etwas von sich gibt, den kann man nicht mehr ernstnehmen...
 
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Dieses ganze Quoten-Theater ist doch ein riesen Witz!

Wie waer's, wenn die Politik bereits bei der Ausschreibung von UKW-Frequenzen darauf Einfluss nehmen wuerde? Das koennte dann beispielsweise so laufen: Pro Ballungsraum wird eine neue UKW-Frequenz nur an einen Anbieter vergeben, welcher eine Minimal-Quote von z.B. 70% erfuellen wird. Wahrscheinlich wuerden sich dann ploetzlich gleich haufenweise willige Veranstalter finden, welche sich diesem Diktat fuegen wuerden, oder nicht?
Haette dann auch den Vorteil, dass dieser Veranstalter ein "quasi-Monopol fuer deutsche Musik" haette und dieser auch nicht gross die Konkurrenz fuerchten muesste. Fuer die Foerderung von Spartenformaten waere dies allemal von Vorteil. ;)


Radio y Televisión Cubana en vivo
 
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40 jahre Quote im kleineren Teil Deutschlands sind genug.

Diese Quote ist wirklich absurd. Und geht nach hinten los. Denn was zehnmal oder noch öfter täglich zu hören ist geht einem so auf den Nerv, dass es nicht mehr gekauft wird.

Die meisten der deutschen Alben, die oben in den Charts stehen (Grönemeyer ausgenommen), profitieren gerade davon, dass sie nicht totgedudelt werden.
 
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Steinberg, was Stoppok zur Quoten-Diskussion sagt?

dir geht's miserabel ne das ist klar
die quote war diesmal nicht wie letztes jahr
die charts liefen dreckig die hits war'n 'ne qual
und am ende stürzt'n dir noch die gewinne ins tal

seit vier stunden hör' ich dir zu
keiner kann jammern so edel wie du
es blutet vom himmel und tropft in dein bier
jesus war ein playboy verglichen mit dir

hör auf zu jammern zu jammern zu jammern
zu jammern zu jammern mann geht's dir schlecht
hör auf zu jammern zu jammern zu jammern
ich kann's nicht mehr hörn jetzt nervt's aber echt


Ungefähr so auf Neues aus La-La-Land
 
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Das "Hamburger Abendblatt" hat in seiner heutigen Ausgabe auch noch was zum Thema drin.
Wie die Krise der Musikindustrie neue Wege fördert
Popmusik: Formatradio und große Plattenfirmen behindern die junge deutsche Musikszene - die organisiert sich nach eigenen Ideen

Von Heinrich Oehmsen

Hamburg - Stellen wir uns vor, die Popkomm würde nicht in Berlin, sondern in Hamburg stattfinden. Würden wir im Radio etwas darüber erfahren? Würde uns Musik von jungen, hierzulande unbekannten Bands vorgespielt werden, damit wir informiert wären, was sich hinter den Namen der vielen Künstler verbirgt, die in den Clubs der Stadt auftreten? Die Antwort lautet: Nein.

Das Formatradio mit seiner engen Limitierung bietet keinen Platz für diese unbekannten Newcomer, weil der Hörer sie ja nicht kennt. Und was er nicht kennt, das darf man ihm nicht vorspielen, denn dann schaltet er zu einem anderen Sender um. Auf dieser Logik basiert das Programmschema der privaten und auch vieler öffentlich-rechtlicher Radiosender. Um zu wissen, was der Hörer will, wird er befragt, dazu werden ihm am Telefon Songs vorgespielt, über die er ein Votum abgeben soll. "Wir orientieren uns am Hörer. Wir können keine Minderheiten bedienen", sagte NDR-Hörfunkdirektor Gernot Romann in der Kulturausschusssitzung des Bundestages. Kein Wort zum Kulturauftrag der ARD-Stationen.

Auch beim NDR geht es nur um Quote, Musikjournalismus findet auf NDR 2 schon lange nicht mehr statt, die verbleibenden Inseln sind ins Spät- und Nachtprogramm der NDR-Infowelle verschoben worden. Dabei geht es nicht um Nischen-Musik, sondern um den so genannten Mainstream. Ein Repertoire von mehreren Tausend Songs wird auf wenige Hundert reduziert, die ein Musikcomputer nach Klangfarben zusammenstellt. Musikredakteure und kenntnisreiche Moderatoren, wie es sie früher gab, braucht dieses System nicht mehr. Der breite Mainstream ist zu einem Rinnsal verkümmert.

Tim Renner, der frühere Universal-Chef, der gerade in Berlin eine Frequenz für einen Radiosender mit Independent-orientierter, Genre-unabhängiger Musik beantragt hat, bezeichnete die Hamburger Radiolandschaft als "grauenhaft": "Nur Berlin mit den öffentlich-rechtlichen Sendern Radio 1 und Radio Fritz hat wirklich Stationen, bei denen Programm gemacht wird inklusive Neuvorstellungen und vielen Informationen."

Bei Radio Fritz gibt es zum Beispiel die so genannten "Pop Agenten", ein Team, das junge Bands aufspürt und im Radio vorstellt. Die "Pop Agenten" waren die Ersten, die Wir Sind Helden gespielt haben, als Deutschlands junge Vorzeigeband gerade eine CD mit vier Songs im Eigenvertrieb veröffentlicht hatte. Inzwischen hat die Band von ihrem ersten Album 400 000 Stück verkauft, ohne massives Airplay - und ohne eine große Plattenfirma im Rücken oder besser im Nacken.

Wir Sind Helden haben nicht bei einer der großen Firmen unterschrieben, denn die interessierten sich nur für Sängerin Judith Holofernes. Die "Helden" gingen zu "Labels", einer kleineren Firma, die zu EMI gehört. Niemand dort redete der Band in ihre künstlerischen Entscheidungen hinein, aber das Quartett bekam die volle Unterstützung bei Marketing und Promotion.

"Die Band fühlte sich von Anfang an wohl bei uns, deshalb konnten wir sie unter Vertrag nehmen", sagt "Labels"-Chef Sven Hasenjäger. Auch arrivierte Bands wie Die Toten Hosen, Die Ärzte und die Künstler beim HipHop-Label Four Music (Die Fantastischen Vier, Max Herre, Gentleman) arbeiten als kleine, effiziente und selbst verantwortliche Firmen. Und das mit riesigem Erfolg, wie die derzeitigen Charts zeigen mit Herre auf Platz 1, Gentleman auf 2 und den Ärzten auf 4.

Vor diesem Erfolg deutscher Popmusik mutet die Forderung deutscher Musiker, unterstützt von den Phonoverbänden, nach einer Radioquote merkwürdig an. Zumal die großen Firmen die Verträge mit vielen deutschen Künstlern nicht verlängert oder sogar gekündigt haben. Vom Aufbau einer jungen deutschen Szene ist kaum etwas zu sehen, die Majors sind hierzulande zu Erfüllungsgehilfen ihrer US-Muttergesellschaften geworden - was Tim Renner Anfang des Jahres den Chefsessel bei Universal gekostet hat, weil er sich massiv für die Förderung nationaler Popmusik stark gemacht hat. Es geht schon lange nicht mehr um musikalische Inhalte und Popkultur, sondern darum, möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen.

Die Argumentation der 500 Künstler, die eine Radioquote gefordert haben, mag unausgegoren und widersprüchlich erscheinen. Aber sie hat eine seit langem notwendige Debatte über das Formatradio in Gang gebracht.
 
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Mir gefällt der Abschluß sehr gut.
Hamburger Abendblatt schrieb:
Die Argumentation der 500 Künstler, die eine Radioquote gefordert haben, mag unausgegoren und widersprüchlich erscheinen. Aber sie hat eine seit langem notwendige Debatte über das Formatradio in Gang gebracht.
Ich fürchte nur, dass das Ganze wieder im Sande verläuft, weil das Interesse der Mehrheit der heutigen Radiohörer mittlerweile zu gering ist, als dass sie sich irgendwie damit auseinandersetzen würden. Motto: "Das dudelt eben so vor sich hin. Und wenn es mich nervt, schalt ich ab. Fertig."
 
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Der Beitrag im Hamburger Abendblatt bringt die Situation ziemlich auf den Punkt. Den Vergleich mit Hamburg könnte man auch mit diversen Süd- und Westdeutschen Metropolen machen. Die Rolle des Nachtprogramms von NDR-Info übernehmen manchenrorts andere Minderheiten-Programme...
Statt einer Deutschquote bräuchten wir eine Qualitäts-Quote...

Aber noch mal ein Hinweis an die Deutsch-Quotenverfechter, die immer auch Frankreich als Vorbild zu Fehle führen:
Hexemer schrieb:
Vieleicht sollte man sich erstmal das System in Frankreich anschauen, bevor man die Raduioquote sofort als "Mist" abstempelt.

Wenn man sich das System in Frankreich anschaut, wird man feststellen daß der Frazösichen Radioquote auch die vielen (eingebürgerten?) Künstler (ehemaliger) Kollonien genügen und sich schon allein dadurch eine unermessliche Quelle für Vielfalt ergibt.
 
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