Deutsche Rapper erobern die Single-Charts, aber zum Glück nicht die Radiosender

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Es wird wohl sein, dass in ein paar Jahren die Top 100 Charts aus weniger Rapsongs bestehen aber, dass es so sehr verschwindet wie sagen wir mal NDW oder Eurodance wird wohl nicht eintreffen.
Das meinte ich eigentlich auch so oder zumindest ähnlich. Im Moment ist Rap der letzte Schrei, aber Trends kommen und gehen bekanntlich. NDW würde ich übrigens gar nicht mal als Trend ansehen. Das war eher eine recht spezielle Form des deutschen Schlagers. Manches davon wird ja heute auch in die Kategorie Schlager gesteckt.

Also gehst du schwer davon aus, dass ich ein Junkie bin und mich ständig besaufe?
Ich unterstelle dir jetzt mal, dass du meine Antwort vorsätzlich mißverstehst. Ansonsten wärst du auf mein Argument eingegangen und hättest zumindest versucht es zu widerlegen. Ich wiederhole mich gern, du bist nicht alle. Du kannst nicht deine ganz private Geschichte auf die Allgemeinheit übertragen.
Dennoch war Bushido für viele seiner Hörer ein gewisses Sprachrohr und hatte seinen Einfluss auf die nachfolgende Generation.
Das ist unbestritten. Er war halt der erste mit größerem kommerziellen Erfolg.

Ich weiß nicht wie es sein wird wenn er irgendwann mal 50 sein wird.
Solange dauert das nicht mehr. Wenn ichs richtig weiß, hat er die 40 bereits überschritten.

Gerade Sido schafft es ja noch einen gewissen Spagat zu schaffen um alte Hörer nicht zu verärgern (die auch älter geworden sind) und auch neue Hörer dazu zu gewinnen indem er z.B. auch in seinen neuem Album jetzt angesagte neue Rapper wie Apache 207 oder Samra auf sein Album bringt. Noch dazu holt er auch den ein oder anderen klassischen Radiohörer ab (Zusammenarbeiten mit z.B. Adel Tawil, Andreas Bourani oder aktuell Johannes Oerding).
Ja, aber wie schon erwähnt, Songs von den genannten laufen auch im Radio, womit wir wieder beim Ursprungsthema wären. Das sie nicht auf den Schlager- oder Oldiewellen vorkommen, sollte klar sein. Die vermeintlichen Jugendprogramme, sprich Fritz, 1live, Energy etc. haben die aber durchaus im Programm.
Davon unabhängig mußt du aber auch bedenken, dass man zumindest im Tagesprogramm eine ziemlich breite Hörerschaft ansprechen möchte (und beim Privatfunk auch muss). Damit sollte klar sein, dass da eben nicht 10 Rap-Songs am Stück kommen, sondern vielleicht einer pro Stunde.
 
Schwierig.. klar will man auf der einen Seite es den Leuten recht machen aber das Radioprogramm immer nur auf den durchschnittlichsten Durchschnittshörer abzustimmen bringt ja auch nichts weil man es damit aber auch nicht jedem recht machen kann.
Ich sprach aber nicht davon, daß man es möglichst vielen Leuten recht machen soll, ich sprach davon, daß man Material gegebenenfalls mit Anmerkungen versehen muß, damit es niemand in den falschen Hals bekommt - erst recht, wenn es auf Provokation ausgelegt ist -, und da bei am besten noch wissen sollte, wie es genau gemeint ist.

Ich fühle mich z.B. total gelangweilt bei dem aktuellen Programm da eben viel zu viel gesendet wird auf den großen Sendern was nur noch zur Berieselung dient. Es läuft quasi als Hintergrundgedudel und man muss sich gar nicht anstrengen auch mal darüber nachzudenken.
Dein gutes Recht.
Wobei mich die Oberflächlichkeit von vielen Rap-Musikern auch elend anöden würde.

Beim Rap gibt es z.B. viele Wortspiele aber die würden wiederum die Nicht-Raphörer gar nicht verstehen weil sie die Slangwörter, Jugendwörter, Übernahmen von Wörtern aus anderen Sprachen (meine damit nicht Englisch) oder Abkürzungen gar nicht kennen.
Warum also das Zeug im Radio spielen, wenn man sich parallel ohnehin im Internet rumtreiben muß, um bestimmte Begriffe zu googeln, wo man doch im Internet direkt die Playlisten finden kann ...?

Das Restrisiko wird immer da sein aber ich weiß nicht wie man das anders regeln könnte. Verbieten wird man es nicht können, da die Szene so groß ist, dass sie einfach nicht mehr wegzudenken ist und es war ja schon immer so, dass ein FSK 16 oder FSK 18 Hinweis schon bei Spielen und Filmen, die 13 oder 14 jährigen nicht davon abgehalten hat es trotzdem zu spielen bzw. anzuschauen.
Kein Grund, diese Grenzen niederzureißen und dafür zu sorgen, daß die Kiddies mit dem verbalen Abfeiern von die Weiber, dem eigenen Geschmeide, dem eigenen Friseur, dem eigenen Kontostand, den eigenen Schlappen, dem eigene Fahrzeug, dem eigenen Drogenkonsum, den besten Homies etc. die falschen Werte vorzugeben oder durch Gewaltschilderungen zusätzlich zur Abstumpfung beizutragen.

Ich denke nicht, dass es nur eine kurze Phase ist, dass der Rap so erfolgreich ist. Es wird wohl sein, dass in ein paar Jahren die Top 100 Charts aus weniger Rapsongs bestehen aber, dass es so sehr verschwindet wie sagen wir mal NDW oder Eurodance wird wohl nicht eintreffen.
Die NDW starb eines unwürdigen Todes, weil irgendwann der Markt auf diese Richtung aufmerksam wurde und daraufhin erst mal einigen anderen deutschsprachigen Künstlern dieses Label aufpappte (Nena, Markus, UKW etc.) und irgendwann wahllos alles unter Vertrag nahm, was drei Meter geradeaus unfallfrei Deutsch sprechen konnte (Bruce & Bongo). Die Marktübersättigung gab der Richtung irgendwann so entschlossen den Rest, daß die deutschsprachige Musikszene danach abseits des Schlagers so heftig in Trümmern lag, daß sie sich praktisch erst mit Rammstein Mitte der 90er so langsam wieder ans Licht der Öffentlichkeit traute. Diese Marktübersättigung sehe ich beim Rap kommen. Würde mich nicht wundern, wenn es irgendwann einige Wochen gäbe, in denen die komplette Szene ihren Helden den Rücken zuwendet. Schon jetzt feiern sich meines Erachtens viel zu viele als "Retter des Raps/HipHops", als daß man der Szene Gesundheit attestieren könnte; hinzu kommt, daß sich sehr viele Leute direkt auf den Trap-Zug geschmissen haben, als dieser gerade durchfuhr, anstatt sich auf eigene Ideen zu konzentrieren.

Damals bei der Technomusik sind leider viel zu viele Leute auf den Erfolgszug aufgesprungen obwohl sie großartig nichts mit der Musik zu tun hatten. Da gab es die kuriosesten Sachen wie z.B. Figuren aus der Sesamstraße mit Liedern auf Technobeats oder Politiker, die sich zu Promozwecken auf Wägen von Loveparadeveranstaltungen fotografieren lassen haben.
Und heute rappen Erpel oder Spongebob-Verschnitte ...

Dennoch war Bushido für viele seiner Hörer ein gewisses Sprachrohr und hatte seinen Einfluss auf die nachfolgende Generation.
Einfluß - ja. Sprachrohr - keine Ahnung. Mir kommt das alles enorm fremd vor, was Bushido da erzählt. Und wohlgemerkt - in solchen "Ghettos", wie sie angeblich Städte wie Frankfurt hervorgebracht haben und aus denen später wunder was für harte Jungs hervorgingen, hab' ich seinerzeit auch mal rumgehangen. Wo die Onkelz ihren Ursprung haben, weiß ich. Wo die Frankfurta Gangsta herkommen, nicht., Im Grunde dachte ich zu "Bordstein"-Zeiten, da setzt mir jemand einen Bud Spencer & Terence Hill-Film vor mit überzogenenen Sprüchen und comichafter Gewaltdarstellung, nur noch mit angereichert mit einer Menge Menschenfeindlichkeit ... oder Schwulenfeindlichkeit ... oder Frauenfeindlichkeit. Mir persönlich wär's nun aber zu blöd, irgendwas zu behaupten wie "mein Sprachrohr ist ein frauen- und schwulenfeindlicher Bud Spencer". Aber natürlich kenne ich nur das Frankfurter "Ghetto", nicht das Berliner "Ghetto".

Ich weiß bei DSDS oft nicht woher sie noch diese hohe Zahl an Teilnehmern herhaben. Angeblich sind es ja immer noch viele tausend, die sich dort bewerben aber die Sendung ist bei jüngeren Leuten ja schon ziemlich unten durch bzw. gar nicht mehr so interessant. Vorallem weil man sich doch heutzutage im Internet durch Social Media viel einfacher einen Bekanntheitsgrad aufbauen kann und bei DSDS der "Castingshowteilnehmer"-Stempel auch nichts gutes ist weil man schnell verbraucht ist nach dem mittlerweile schon sicher zu erwartenden fehlenden Erfolg.
DSDS bietet Profis im Hintergrund, von denen man eine Menge lernen kann, und darüber hinaus vor allem schon einmal eine Bühne für die eigene Leistung. DSDS ist gewissermaßen eine Abkürzung im Vergleich zum mühsamen Aufbau von Social-Media-Aktivitäten oder dem althergebrachten Hoppeln von Bühne zu Bühne, um sich eine Fanbase aufzubauen. Ich versteh' jeden, der von sich sagt, daß er keinen Bock hat, mehr Zeit in seine Facebook- und Instagram-Aktivitäten zu stecken als in sein Instrument oder sein Repertoire. Und ich versteh' jeden, der sich sagt "Jetzt schau' ich erst mal nach, wie man bei Profis daheim arbeitet, und dann zieh' ich meine Schlüsse daraus", während andere für sich das eigene Rad erfinden müssen.

Gruß
Skywise
 
Meiner Ansicht nach müsste es bei den recht zahlreichen Fans der mittlerweile (nach vier Jahrzehnten) doch etablierten Musikrichtung Rap/Hiphop wenigstens in den Ballungsräumen entsprechend ausgerichtete Programme geben. Aber in Deutschland denkt man Formatradio immer in Richtung AC, bestenfalls CHR und "ja keinem weh tun". Selbst Programme, die mal sehr progressiv und konforntativ gestartet sind (Kiss FM, Planet Radio [damaliger Claim:"Deine Eltern werden kotzen"], werden mit der Zeit immer mainstreamiger und verlieren ihre Kernzielgruppe aus den Augen. Immer wieder macht man den Fehler, aus der diffusen Mitte den Marktführern mit Mainstreamprogramm ein paar Hörer abluchsen zu wollen. Leude, geht doch endlich mal in die Sparte und zwar richtig und konsequent. So kannste Radio vielleicht noch retten...abseits der meisten Hits im besten Mix mit Staus und Blitzern...
 
Würde ich grundsätzlich genauso sehen, aber für ein Spartenprogramm braucht man Reichweite und das war bisher per UKW nur bedingt möglich. Und bei DAB+, wo es jetzt relativ problemlos möglich wäre, kommt man nicht aus dem Knick beim Aufbau der Infrastruktur. Hier beißt sich wie so oft hierzulande, die (Radio-)Katze mal wieder selbst in den Schwanz... ;)
 
Wie oft muss ich es denn noch sagen? Ich meine nicht "mit drin" sondern Sparte. Also ausschließlich. Big FM mischt Soft-Pop mit Rap. Eigentlich unhörbar. Früher hatten sie wenigstens noch Crossover/Alternative mit Rap gemischt...das macht Studio Brussel auch (die mischen noch viel mehr rein, aber da passt es!) .
 
Ich will ja nicht unken, aber wenn selbst Netflix seine so hoch gelobte HipHop-Serie "Skylines" absetzt, sagt das dann vielleicht doch mehr über die tatsächliche Bedeutung dieses Genres in der breiten Öffentlichkeit dieses Landes aus, als man denken mag. Das Interesse war wohl doch eher begrenzt.

These: Für die "Charts" interessiert sich heute kaum noch jemand. Weil auf die "Charts" niemand mehr wartet.

Das war in den 80ern noch anders, wo wöchentlich "Der Musikmarkt" die Chart-Poster verschickte, die quasi das Evangelium aller DJs und Radiomacher waren.

Die Zeiten sind vorbei. Und im TV gibt es keine Chart-Sendung mehr. Radio ist nur noch eine blässliche Erinnerung an sich selbst. Wenn niemand mehr davon Kenntnis hat, wer die meisten "Singles" (auch hoffnungslos überholt) in der letzten Woche in Deutschland verkauft hat, wieso sollte sich jemand dafür interessieren oder orientieren?

"American Top 40" hat damals den Schnitt gemacht und sich von den "Billboard"-Charts verabschiedet, als bloß noch um brennende Tonnen herumhüpfende Clowns Musik verkauft haben.
 
These: Für die "Charts" interessiert sich heute kaum noch jemand. Weil auf die "Charts" niemand mehr wartet.
Unterschreibe ich!
Deshalb bleibe ich bei meiner (in einem anderen Faden vor geraumer Zeit schon mal unterbreiteten) These, dass ein Sender, der sich an einem fixen Sendeplatz, z.B. zwei Stunden am Sonntagabend oder Sonntagmorgen, eine ehrliche und unformatierte Hörerhitparade trauen würde, einen Riesenerfolg damit landen könnte. Eine Hitparade, bei der man vor der Kiste hockt und mitfiebert, wer denn nun es in die Top Ten geschafft hat, wer Platz eins, zwei, drei erreicht hat. Und bitte ohne solche Schmonzesregeln wie "zehnmal dabei fällt raus" etc.
 
Deshalb bleibe ich bei meiner (in einem anderen Faden vor geraumer Zeit schon mal unterbreiteten) These, dass ein Sender, der sich an einem fixen Sendeplatz, z.B. zwei Stunden am Sonntagabend oder Sonntagmorgen, eine ehrliche und unformatierte Hörerhitparade trauen würde, einen Riesenerfolg damit landen könnte.

Solange man dafür keine Postkarten mehr verschicken muß... Warum nicht?
 
Und wenn Postkarten - was wäre daran so schlimm? Man kann ja digitale und analoge Wege anbieten. In meinem Unternehmen machen wir ein Kundenmagazin mit Gewinnspiel und überlassen es den Leuten, ob sie per Mail, über die Homepage oder per Postkarte an diesem Gewinnspiel teilnehmen. Und siehe da: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer entscheiden sich für Postkarte.
 
Für die "Charts" interessiert sich heute kaum noch jemand.
Das ist theoretisch sicher richtig. Aber mit unserem Hör- und Kaufverhalten tragen wir alle zum Zustandekommen dieser Charts bei.

Und im TV gibt es keine Chart-Sendung mehr.
Das stimmt nicht so ganz. Bei MTV gibts immer noch die Top100 und zusätzlich die Streaming Charts. Bei Deluxe Music gibts ebenfalls eine Chartsendung und selbst auf VolksmusikTV (wozu auch immer dieses Programm jemand braucht) gibts eine Chartsendung namens Musikparade.

Wenn niemand mehr davon Kenntnis hat, wer die meisten "Singles" (auch hoffnungslos überholt) in der letzten Woche in Deutschland verkauft hat, wieso sollte sich jemand dafür interessieren oder orientieren?
Da wir alle mehr oder weniger zu dem Ergebnis dieser Charts mit unserem Kauf- bzw. Hörverhalten beitragen, hat das schon noch eine Bedeutung. Ausserdem werden diese Charts ja ganz "automatisch" in die Ausspielwege der Hitradios und entsprechenden Fernsehsender gespült. Ich würde mal die These aufstellen, das lediglich die vordergründige Bedeutung der Charts aufgrund von Internet und einer allumfassenden Medienbeschallung nicht mehr gegeben ist. Unterbewußt spielt sie aus verschiedensten Gründen schon noch eine Rolle.
 
Das ist theoretisch sicher richtig. Aber mit unserem Hör- und Kaufverhalten tragen wir alle zum Zustandekommen dieser Charts bei.
Richtig, Kaufverhalten und auch die Zuschauerzahlen bei Konzerten zeigen, dass Rapp gehört wird. Aber das interessiert den Gegner nicht. Stattdessen spekuliert er mit Klick-Manipulation. Als ob die Beatles-Fans kein doppeltes Like für ihre Band auf YouTube geben würden. Lächerlich. Genauso wie die Überschrift dieses Threads: Wir, die Schlipsträger entscheiden, was gespielt wird. Nicht du dummer Hörer.


Das stimmt nicht so ganz. Bei MTV gibts immer noch die Top100 und zusätzlich die Streaming Charts. Bei Deluxe Music gibts ebenfalls eine Chartsendung und selbst auf VolksmusikTV (wozu auch immer dieses Programm jemand braucht) gibts eine Chartsendung namens Musikparade.
Das es MTV trotzdem schwer hat, liegt nicht am Genre HipHop/Rap. Sondern an der Tatsache, dass auch dort sich die Songs nach drei Stunden wiederholen. Ähnlich wie beim Radio. Dann bastel ich mir online lieber selbst eine große Playlist für die Autofahrt nach Berlin (Diese Zeit nehme ich mir).

Solange man dafür keine Postkarten mehr verschicken muß..
Wer sich heute noch die Zeit nimmt, trotz Social-Media einen persönlichen Brief zu schreiben und zu verschicken, sollte erst recht belohnt werden.
 
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Vielleicht kann mir hier jemand Auskunft zu einem jüngst aufgetretenen Phänomen geben:

Das Datum: 08.11.2019

Ereignis #1:
In den "Offiziellen Deutschen Charts" (Inhaber: GfK Entertainment GmbH) gibt es auf Platz 12 einen Neueinsteiger.
Von Null auf 12 - Bushido - "Lichter der Stadt"

Das Datum: 15.11.2019 - also genau eine Woche später

Ereignis #2:
In den "Offiziellen Deutschen Charts" (Inhaber noch immer die GfK Entertainment GmbH) ist in der gesamten Top-100-Hitliste Bushido mit "Lichter der Stadt" nicht mehr vertreten.

Innerhalb von einer Woche der Neueinstieg auf Platz 12 und dann ein Absturz von sage und schreibe mindestens 89 Plätzen. Wie geht das an?
 
Selbst Programme, die mal sehr progressiv und konforntativ gestartet sind (Kiss FM, Planet Radio [damaliger Claim:"Deine Eltern werden kotzen"], werden mit der Zeit immer mainstreamiger und verlieren ihre Kernzielgruppe aus den Augen.

So wie du es schreibst stimmt das nicht.

Kiss 99 FM Berlin war zum Sendestart ein DJ Radio aus dem Dunstkreis von Frank Otto (OK Radio Hamburg) wo die Berliner Clubszene ein und ausging und ihre Mixe aufgelegt hat, zwar Underground, aber da liefen keine Urban Sounds oder Rap sondern House und Techno. Der Umschwung zum RNB / Hiphop kam erst um die Jahrtausendwende irgendwann nach dem Ausstieg von Otto und ab da gebe ich dir Recht, spätestens 2004 war das ein reiner Rhythmic CHR / Urban Contemporary mit Rihanna, Jay Z, usw. Irgendwann ging das dann in der Tat Richtung Mainstream CHR, aber das sollte von da an noch rund 10 Jahre dauern.

Hier ein Liveset aus 95 von der Love Parade:
Und ein Liveset aus 96 aus dem legendären Tresor:
https://www.mixcloud.com/Spugge/dj-gripper-kiss-99-housetraxx-tresor-berlin-06011996/
Kiss FM Historie:
https://www.berliner-kurier.de/-str...sieben-tage-in-der-woche-unter-dampf-18126310
http://userpage.fu-berlin.de/mr94/epd/claukiss.htm
Das lief damals auf Kiss FM Berlin!

Planet Radio war beim Start (97) ein Chartradio, bei dem die damaligen Top 40 Hits von ATB, Kosmonova, RMB, DJ Quiksilver, Jam&Spoon, Armand v. Helden, Westbam, Pulsedriver und Scooter aber auch mal Rammstein gespielt wurden! Danach ging man einen ähnlichen Weg: HipHop / RNB als "More music radio", heute überwiegend EDM und kommerzielle Urban Sounds. Da war selbst Big FM zeitweise mehr "the streets" als Planet.

Zu diesem Thema sehr empfehlenswert das folgende Interview insbesondere der Teil unter dem 1. Bild (Zielgruppenansprache der Jugendsender):
https://www.radioszene.de/131306/marko-eichmann-planet-radio.html

Planet Radio Compilation zum Sendestart:
https://www.discogs.com/Various-Planet-Radio-Maximum-Music-Vol-1/release/9190494
Planet Historie:
https://www.ffh-archiv.de/archiv/sendestart/planet/index.html
https://www.zeit.de/1997/24/Zeittakte
Jingles aus dem ersten Jahr:

Klasse Sender war das damals. Mit genialen Jingles, Sweepern und Shout outs. Ich habe nie herausgefunden wer die produziert hat und wie das Package heißt.

Und grandiose Werte hatten die in der Kernzielgruppe, davon träumen die im Planet Tower (und vor allem die öffentlich subventionierten Kollegen von You FM) heute noch. :D
 
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Vielleicht kann mir hier jemand Auskunft zu einem jüngst aufgetretenen Phänomen geben

Dadurch, das ein Großteil der "Verkäufe" durch Streams bei Spotify & Co. generiert werden. Hier sind die Schwankungen enorm. Manchmal haben Künstler bei Erscheinen ihres Albums 7-8 Songs in den Top Ten; nächste Woche sind sie wieder draußen.

Grundsätzlich findet Rap und Hip Hop, zumindest die sogenannte Ganstersparte im Radio wenig statt, weil es bei den Musiktests der Sender und Beraterfirmen einfach besch*ssen abschneidet. Weil die P1 Hörer einfach schon älter sind und die Mukke nicht hören (wollen).
 
Das stimmt nicht so ganz. Bei MTV gibts immer noch die Top100 und zusätzlich die Streaming Charts. Bei Deluxe Music gibts ebenfalls eine Chartsendung und selbst auf VolksmusikTV (wozu auch immer dieses Programm jemand braucht) gibts eine Chartsendung namens Musikparade.

Die MTV Top 100 Charts gibt es als Sendung nicht mehr. Vor ein paar Wochen wurde die abgesetzt:

http://www.quotenmeter.de/n/113333/heimlich-still-und-leise-mtv-hat-die-top-100-abgesetzt

Innerhalb von einer Woche der Neueinstieg auf Platz 12 und dann ein Absturz von sage und schreibe mindestens 89 Plätzen. Wie geht das an?

Das ist kein grunsätzliches Deutschrapproblem. Es gibt genügend Gegenbeispiele von Titeln aus dem Bereich mit 20 oder noch mehr Wochen in den Charts (Palmen aus Plastik sogar fast 2 Jahre platziert).

Lindemann - Steh auf stieg z.B. vor ein paar Wochen von 0 auf 8 ein und war die Woche drauf ebenfalls raus. Es gibt Titel bei denen der "Hype" einfach nur eine Woche reicht und die Woche drauf sich kaum noch einer dafür interessiert. Solche Titel gab es auch früher. 1 Woche dabei und dann Riesenabsturz bis fast ganz raus oder ganz raus. Da fehlt der Hitfaktor und die Stabilität um bei einer bestimmten Menge von Menschen länger gehört bzw. gekauft zu werden. Bei Alben ist es noch extremer. Da sind Sachen aus allen möglichen Genres durch Vorbestellungen und Fankäufe für eine Woche platziert und die nächste Woche nicht mehr dabei weil die Vorbestellungen, die nicht mehr da sind in der 2. Woche extrem ins Gewicht fallen.

Manchmal haben Künstler bei Erscheinen ihres Albums 7-8 Songs in den Top Ten; nächste Woche sind sie wieder draußen.

Top 100 voll mit Albumtiteln gibt es seit ein paar Monaten nicht mehr. Es gab eine Regeländerung für die Deutschen Charts, die verhindert, dass jemand nur weil in der Woche das Album erscheint mit allen Titeln platziert sein kann. Das finde ich grundsätzlich gut weil so Outros, Intros, Skits und andere Sachen, die nur weil man das Album oft durchgestreamt hat nicht mehr in den Singlecharts auftauchen und man sich mehr darauf konzentriert, dass das chartet was vorab als Single rauskam.

Hier der Auszug aus der Systembeschreibung:

"
SYSTEMBESCHREIBUNG DER OFFIZIELLEN DEUTSCHEN CHARTS Version 4.8, Stand 02.08.2019 -
3.3.1 (…) Für die ersten beiden Chartwochen ab der Album-VÖ werden alle darüber hinaus gehenden Titel des Albums für die Single-Charts ausgeschlossen (aber für die Album-Charts voll gewertet). Ab der dritten Woche werden neben den Single-VÖs und dem Album-Fokustrack auch wieder alle anderen Titel eines Albums für die Single-Charts gezählt. (…)"
 
Charts haben auf die Musikplanung schon lange keinen Einfluss mehr, weil sie praktisch keine Aussagekraft mehr in Bezug auf die Beliebtheit der Songs in den Zielgruppen haben.

Musikverkäufe sind inzwischen sowieso so minimal, dass sich daraus kaum noch etwas Relevantes ableiten lässt.

Streaming-Angebote werden hingegen völlig anders genutzt, als es früher mit verkauften Einheiten der Fall war und dies ist auch noch extrem vom Alter der streamenden Nutzer abhängig.
Speziell in den jüngeren Zielgruppen werden Songs in wesentlich größerem Umfang mehrfach und breit gehört, weil es ja quasi nichts kostet in alles einmal hineinzuhören. So kommt es zu der riesigen Schwankungsbreite, bei der ein Künstler in einer Woche in Charts auf Platz vier einsteigen kann, in der kommenden Woche aber schon nicht mehr darin zu finden sein kann.

Zusätzlich ist Musik ja auch jenseits der Musikstreamingplattformen verfügbar: wenn eine Million Ariana Grande-Fans die neue Single jeweils fünfmal am Tag anhören (was für Teenager ja noch ein niedriger Wert ist), ergibt das in einer Woche bereits 35 Millionen Streams auf Youtube. Dies lässt sich aber beim besten Willen nicht in die Hörinteressen für einen Radiosender übersetzen.

Streamingplattformen haben darüber hinaus ein großes Interesse daran, ihre Streams mit möglichst großen Zahlen zu begleiten, um sich für Werbekunden als attraktiv zu gerieren. Radiosender haben ein großes Interesse daran, zu wissen, was der einzelne Hörer gerne hören möchte. Leider schließt sich das also ein wenig aus, von daher ist die Relevanz von Streaming- und Verkaufscharts nur noch sehr, sehr gering.

Lustig ist in diesem Zusammenhang, wie sich Medienmacher oft von Youtube-Klicks blenden lassen, Rezo war dafür ein gutes Beispiel: 13 Millionen Klicks (das war ja die viel geraunte Zahl damals) wurde permanent verwechselt mit 13 Millionen Nutzern.
Wenn aber 14jährige sich etwas anschauen, wird kaum jemand 40 Minuten Sprache am Stück konsumieren. Da wird hier geklickt, morgen im Bus nochmal, nach der Schule... Jeder Klick zählt.

Für Radio entspräche diese Zählweise dem Aufaddieren der täglichen Hörer von Tag zu Tag: Heute haben ja von 10-11h 100.000 gehört, morgen auch: in der Woche also schon mal 700.000 Hörer. Und das in nur einer Stunde... man käme da auch schnell auf Millionenzahlen, niemand würde es aber ernst nähmen...
Das sollten wir beim Streaming dann doch ebenso handhaben...
 
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Top 100 voll mit Albumtiteln gibt es seit ein paar Monaten nicht mehr. Es gab eine Regeländerung für die Deutschen Charts, die verhindert, dass jemand nur weil in der Woche das Album erscheint mit allen Titeln platziert sein kann.

Kann ich so nicht bestätigen. In der Liste "Offizielle Deutsche Charts" (GfK Entertainment, Baden-Baden; Link: https://www.offiziellecharts.de/charts/single/for-date-1574377200000 ) vom 22.11.2019 ist "Apache 207" mit insgesamt 12 Titeln vertreten:

a) Roller*
b) Wieso tust du dir das an*
c) 200 km/h`*
d) Doch in der Nacht*
e) 2002 (mit Sido)
f) Sex mit dir*
g) Kein Problem
h) Beef*
i) Keine Fragen*
j) Grey Goose*
k) 2 Minuten
l) Brot nach Hause

Die Songs mit * sind alle (!) acht Titel vom Album "Platte" (EP; Laufzeit etwas über 22 Minuten; erschienen 25.10.2019; Quelle: Wikipedia, Amazon).
 
Tja, was die ominöse Media-Analyse für den linearen Tonrundfunk ist, sind die Clickzahlen für das Streaming. Alle fahren drauf ab, die Aussagekräftigkeit bezüglich "echte Zuhörer" kommt kaum über 0 hinaus.
 
Die Media-Analyse beruht auf Befragungen, die Clickzahlen beruhen immerhin auf reale Zugriffe, auch wenn diese schon bei einem Anhören von mehr als 30 Sekunden gewertet werden. Ich denke, da sollte eine Erhöhung der Mindestspielzeit erwogen werden. Allerdings keine zu hohe, damit auch kurze Stücke berücksichtigt werden können.
 
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