Deutsche und ausländische Spartenprogramme im Vergleich am Bsp. v. JazzRadio 101.9 u. Arrow Jazz FM

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Eine Zeit lang habe ich das Berliner JazzRadio 101.9 mit dem niederländischen Arrow Jazz FM verglichen.
Hier die Streamadressen:

Jazz Radio 101.9: http://www.jazzradio.net/docs/stream/jazzradio.pls

Arrow Jazz FM: mms://81.23.249.10/ArrowAudio01

Während auf dem deutschen Programm fast ausschließlich Classic Jazz und Swing läuft, sind die Inhalte des niederländischen Pendants weitaus breiter gefächert: Dort wird nicht nur Jazz in allen möglichen Variationen (Jazz-Funk, Acid Jazz, Smooth Jazz, Nu Jazz ...) gespielt, sondern auch verwandte Genres wie bspw. Funk und Classic Soul oder Ambient; letztere findet man beim Berliner JazzRadio praktisch gar nicht.

Wenn in Deutschland ein Spartensender eröffnet wird, klammert man sich offenbar zwanghaft an ein bestimmtes Genre, während die musikalischen Inhalte vergleichbarer Stationen im Ausland weitaus breiter gefächert sind.
Hinzu kommt, dass das Berliner JazzRadio mehrmals vor der Pleite stand, während Arrow Jazz FM es geschafft hat, sich als landesweites Privatradio mit mehreren UKW-Frequenzen etablieren zu können.

Wieder einmal scheint sich die These zu bestätigen, dass man in Deutschland unfähig ist, wirklich interessantes und unterhaltsames Radio zu machen oder wie seht Ihr das?
Es muss doch einen Grund haben, dass selbst Spartensender im Ausland einfach besser klingen (ganz zu schweigen von den Mainstream-Programmen im AC- oder Oldie-Format)!
 
Also, enen Mangel an Smooth Jazz und Nu Jazz konnte ich bei Jazzradio eigentlich nie feststellen, gerade am Abend iwar das immer die vorherrschende Musikrichtung auf Jazzradio (inzwischen übrigens auf der 106,8 – auf der 101,9 sendet Metropol FM). Smooth Jazz läuft eigentlich auch häufig genug im Tagesprogramm. Dass etwas experimentellere Spielarten wie Jazz-Fusion ausgeklammert werden, ist allerdings in der Tat bedauerlich, für meinen Geschmack könnte auch mehr Bebop/Hard Bop laufen. Grundsätzlich würde ich den Misserfolg des Senders aber nicht darauf zurückführen, dass im Programm hauptsächlich Swing und Vocal Jazz laufen – ich würde mal behaupten, die meisten Menschen, die überhaupt für Jazz zu gewinnen sind, erwarten genau diese Musik von einem Jazzsender.

Dass die beiden Arrow-Sender kommerziell erfolgreich sind, würde ich mal stark bezweifeln. Im Jahr 2009 wurden dem Classic-Rock- und dem Jazz-Sender die Frequenzen abgedreht, insgesamt mussten 9 Millionen Euro nachbezahlt werden. Da die Sender nun wieder über UKW laufen, würde ich mal vermuten, dass da irgendein Geldgeber eingesprungen ist, aber profitabel scheint das wohl nicht zu sein. Mit einem Marktanteil von ca. 0,5 % ist Arrow Jazz auch einer der kleinsten Sender in den Niederlanden – von etabliert kann keine Rede sein. Jazzradio erreichte in seinem Sendegebiet Berlin vor dem Frequenzwechsel und der Insolvenz einen MA von 1,5 % (2011/II) in seinem Sendegebiet, bei der letzten MA lag dieser bei 0,6 %.
 
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten (was ich hier nicht tun möchte), aber ich finde das niederländische Arrow Jazz FM um Längen interessanter als der genannte Sender aus Deutschland: Das Tagesprogramm ist einfach vielseitiger.

Meines Wissens (man korrigiere mich bitte, wenn ich da falsch liege) wurden in den Niederlanden die landesweiten UKW-Ketten formatgebunden ausgeschrieben.
Ich halte diese Regelung für ausgezeichnet, denn nur so können private Nischenprogramme eine Chance haben.
In Deutschland würde man mit der Zeit sicher nichts unversucht lassen, die Inhalte mehr und mehr dem Mainstream anpassen (siehe Jam FM, Radio 21/Rockland Radio usw.); in den Niederlanden ist dies zum Glück aufgrund rechtlicher Regelungen nicht möglich.

Dass der Marktanteil des niederländischen Programms bei lediglich 0,5 Prozent liegt, hätte ich nicht gedacht. Das verdeutlicht aber, dass wirklich gute Unterhaltungsprogramme nicht auch zwangsläufig kommerziell erfolgreich sein müssen.
Darin liegt m.E. die große Krux beim Privatfunk: Die größten Werbeeinnahmen lassen sich allem Anschein nach nur mit Programmen erzielen, die am besagten Mainstream orientiert sind.

Kann es sein, dass Arrow Jazz FM seine Verbreitung via ASTRA eingestellt hat?
 
Diese Liste könnte man aber auf alle anderen Sender übertragen, im Ausland, insbesondere im niederländischen und französischem Sprachraum klingt Radio einfach lebendiger und inhaltsreicher. Wo soll man da bloß anfangen? Ich höre zum Beispiel auch sehr gerne den Paris Rapsender Generations FM oder das inzwischen nur noch als Livestream sendenden Juize FM. Wenn ich da die zwei mickrigen und übriggebliebenen Sender Jam FM und Kiss FM aus Deutschland heranziehe kamen die selbst in ihren Hochzeiten niemals an die Pendants aus Paris oder Hilversum heran. Möchte ich Dance-Musik hören finde ich in jenen Ländern eine große Anzahl an sehr flotten Programmen, in Deutschland hingegen kein Einziges, auch SSL kommt da kaum mit.
 
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