freiwild
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Ich mag es ja eigentlich nicht so sehr, wenn hier im Forum komplette Beiträge aus anderen Quellen zitiert werden, aber in diesem Fall mache ich mal eine Ausnahme. Aus dem aktuellen (August 2005) Programmheft des Deutschlandradios, Seite 2, Editoral, abgetippt nach bestem Wissen und Gewissen:
Die Diskussion möge beginnen ...
Ernst Elitz (Hervorgebung von mir) schrieb:Wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der "Deutschlandrundfahrt" unterwegs sind, wird ihnen immer wieder die Frage gestellt: "Warum können wir alle anderen Sender in bester Qualität, häufig sogar doppelt und dreifach empfangen? Warum ist es so schwer, Deutschlandfunk oder Deutschlandradio Kultur auf der Frequenzskala zu finden?" Und die Fragen werden verbunden mit der Aufforderung: "Sagen Sie Ihrem Intendanten mal, er soll da was tun!"
Was kann er tun? Es wäre schön, wenn Deutschlandradio selber darüber bestimmen könnte, wo, wie und in welcher Qualität es die Hörerinnen und Hörer mit seinen Programmen erreichen kann. So einfach ist das leider nicht. Erstens: Die starken UKW-Frequenzen sind vor Jahrzehnten den Landesrundfunkanstalten zugewiesen worden, die dort pro Land bis zu sieben Programme ausstrahlen. Und inzwischen sind auch die privaten Sender bestens bedient. Nur für die Qualitätsangebote des nationalen Hörfunks mit seinen Kultur- und Informationssendungen herrscht Mangel.
Dabei beweist jeder Selbstversuch mit dem eigenen Radiogerät, dass es in Deutschland genügend UKW-Frequenzen gibt. Nehmen wir Nordrhein-Westfalen: Da fordert das private Lokalradio ein zweites Programm und entsprechende Frequenzen, obwohl ihm Kapazitäten zugewiesen sind, die es aufgrund unsinniger Regelungen nicht nutzen darf. 200 Kilowatt - damit könnte das Deutschlandradio Kultur ganz Nordrhein-Westfalen versorgen. In anderen Ländern sind Privatprogramme über zwei oder drei Frequenzen gleichzeitig zu empfangen, mit der Begründung: Einmal am Tag müssen für einige Minuten regionale Fenster ausgestrahlt werden. Deshalb werden enorme Frequenzkapazitäten verstopft. Unter den Gesichtspunkten von Qualität, Funktionalität und Ökonomie eine schwer nachvollziehbare Entscheidung.
Deutschlandradio setzt sich deshalb dafür ein, dass die Frequenzlandschaft in Deutschland grundsätzlich neu gewordnet wird. Es gibt genügend Frequenzkapazitäten, sie müssen nur nach der heutigen Bedarfslage mit Sachverstand neu aufgeteilt werden. Dann wären auch Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur überall zu empfangen. Die Rundfunkhoheit liegt bei der Politik. Die Hörerinnen und Hörer des Deutschlandradio sind politisch besonders engagierte Bürger. Vielleicht lassen sich irgendwann die Interessen der politisch Engagierten und die der medienpolitischen Entscheider in Einklang bringen. Das wäre ein Zeichen gegen Besitzstandsdenken in der Frequenzlandschaft und für eine neue Medienpolitik.
Ernst Elitz
Intendant Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur
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