Für mich ist Radio dann gestorben. Ein individuelles, durch einen Computer gesteuertes Programm ist für mich nicht Radio und das sehen viele ab 30+. Ob man dann in 10-15 Jahren auf alle diese Hörer verzichten will, weiß ich nicht. Klar höre ich gerne mal Musik, aber viel mehr schalte ichRadio wegen den Informationen und auch mal Unterhaltung ein. Das kann mir ein Computer so nicht geben, auch nicht mit Informationen, die veraltet sind.
Sehe ich auch so. Radio ist fuer mich Radio. Ich brauch kein Profil, keinen Account, keinen Vertrag mit irgendeinem Provider, nix davon! Einschalten, geht! Das war imho immer die Staerke des Mediums Radio. Freilich, in Zeiten all dieser Interaktivitaet mag sowas veraltet sein, aber so etwas muss es auch in Zukunft geben, nicht nur fuer uns alte Saecke, sondern auch, weil die heutige Jugend mit all ihren neuen Trends irgendwann mal aelter wird und dann vielleicht nicht mehr so interaktiv ist. Das hat naemlich auch was mit dem Alter zu tun! Und das liegt nicht nur daran, dass die heute >35 jaehrigen nicht mehr mit all diesem Krimskrams aufgewachsen sind, sondern zum Teil auch damit, dass sich Lebensumstaende mit dem Alter aendern. Klar, dann ruecken wieder neue Jugendliche mit neuen Trends nach. Aber vielleicht sollte man nicht immer nur auf die Jugendlichen schielen. Das hat die Werbewirtschaft bis heute nicht gerafft, dass es eben nicht die 12-20jaehrigen sind, die mit der dicken Kohle jede Woche fett einkaufen gehen.
Summa summarum: um die Jugend zu erreichen, braucht es wahrscheinlich so interaktiven Mist. Aber es wird immer auch klassisches lineares Radio geben muessen, davon bin ich ueberzeugt. Vielleicht sogar gerade als Kontrapunkt zu all diesem interaktiven Wahnsinn, der die Leute ja nicht nur bereichert, sondern auch belastet. Einfach mal kein Profil pflegen muessen, einfach mal kein technisch komplexes Geraet bedienen muessen. Einschalten und berieseln lassen, wie wohltuend kann das sein, zwischen all dem interaktiven Stress?
Ob dafuer UKW reicht oder ob es DAB fuer etwas mehr Auswahl braucht? Ich weiss es nicht! Aber das darf dann gerne die Zukunft zeigen, genauso, ob Gegenstromanlages lustigste Morningshow dann wirklich Einzug in alle Spotify-Playlisten findet. Ich glaube, mit dem Konzept geht ihr baden, dafuer sind diese Radio-Morningshows viel zu belanglos und austauschbar. Hierzulande gibt es keine wirklichen Radio-Personalities, davon traeumt ihr nur. Da holen sich die Kiddies wahrscheinlich noch eher die letzte Folge ihres Lieblings-Youtube-Starblogs in ihre Playlist ("Und heute zeigt dir Jenny wieder die neusten Beauty-Tipps!").
Sehr viel interessanter finde ich dann schon den Ansatz, wenn die interaktiv in meinen Spotify-Stream (oder die lokale MP3-Musikplaylist) eingestreuten Wort-Schnipsel einen Bezug zu dem haben, was ich gerade mache oder wo ich gerade bin (ich fahre gerade irgendwo durch und das Radio sagt mir in 1 Minute, was es dort aktuell Sehenswertes gibt). Dafuer braucht es aber keine "Radio"leute, das kann z.B. selbst von der Gemeindeverwaltung produziert oder in Auftrag gegeben werden. Und Nachrichten zum aktuellen Geschehen muessen auch nicht von einem Radiosender kommen. Das kann jedes x-beliebige Studio im Auftrag einer Zeitung oder eines Nachrichtendienstes produzieren.