Die Flut der Webradios...

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Anna on Air

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So, nachdem ich mich mal wieder duch das ein oder andere Thema hier gelesen, dabei teils erheiternde Threads, aber auch welche mit Schüttelfaktor gefunden habe, stelle ich mir oder dem Forum hier doch die folgende Frage.

Wie findet man als Moderator unter all den unzähligen Webradios das Passende?
Wie geht ihr dabei vor?
Was sind Eure Preferenzen?

Bisher hatte ich leider nicht viel Glück einen adäquaten Sender zu finden. Bei den diversen Auflistungen von Radiosendern im Netz kann man ja schon den Glauben verlieren.

Gruß
Anna
 
Hallo Anna,

das finde ich eine hervorragende Frage. Ich denke, hierbei setzt jeder die Prioritäten ein wenig anders. Der eine legt mehr Wert auf "Persönlichkeit", sprich, das Ansprechen jedes einzelnen Users (zum Beispiel durch Begrüßen im Chat), der nächste auf entsprechende Klangeinstellungen, einem weiteren ist es wichtig dass das Webradio lizensiert ist.

Ich fange Deine Fragen mal in der umgekehrten Reihenfolge an zu beantworten.
Die Preferenzen:
Für mich sollten einige der genannten Dinge Grundvoraussetzung sein, jedoch kommt ein ansprechender Webauftritt und damit verbunden leserliche Schreibart- und weise noch hinzu. Ich möchte mich nicht mal als Hörer zu einem Webradi(o)ngens gesellen - und sei es noch so lizensiert und klanglich ansprechend, wenn die komplette Webseite aus Kleinbuchstaben und in "Partychat"-Schrift geschrieben und mit lauter "Klickibunti"-Bannern und Smileys versehen ist.
Was nützt mir außerdem ein Webradio, bei dem ich mich erst anmelden muss, damit ich an einen Link komme um zuhören zu können? Auch solche gibt es wie Sand am Meer.

Wie gehe ich dabei vor?
Ich sehe mir zuerst die Webseite genauer an. Oftmals scheitert die schon an meinen - für mich selbst gesetzten Kriterien - aufgrund von verzerrten "Modi"-Bildern oder "Hörer"-Bildern von denen man den Eindruck gewinnen könnte, die Leute hätten zum ersten Mal in ihrem Leben eine Kamera gesehen. - Muss sowas wirklich auf die Webseite?
Dann kommen meist noch Sätze wie "Hiermit wird die Aufnahme unseres Streams bei Androhung von Strafe verboten!". Spätestens da breche ich fast vor - ich bin mir nie sicher ob vor Lachen oder Weinen - zusammen, denn für den Privatgebrauch ist das Rippen von Streams durchaus legal.
Oftmals mache ich dann aber dennoch den Fehler und höre trotz allem in den Stream derjenigen Webradios rein; vielleicht sind sie ja doch besser als das was die Webseite über sie aussagt. - Meistens nicht! - Das lässt sich aber schlecht nach 5 Minuten bei nur einem "Modi" oder "DJ" beantworten, also höre ich noch ein zweites, drittes oder viertes mal dort hinein, wenn andere "On Air" sind. Sind die auch nicht besser, lernt das Webradingens ganz schnell in die "Akte P" fliegen.

Wie findet mal als Moderator das Passende Webradio?
Meist bekomme ich von einigen Leuten immer mal wieder ein "neues" Radio genannt. Dann gehe ich genau so vor wie oben beschrieben. Hätte ich noch immer Interesse mich in dieser Richtung zu engagieren, würde ich nicht anders verfahren. Aber selbst - oder gerade als Hörer sollte mich Qualität interessieren, denn schließlich möchte ich ein Programm haben, das mir etwas bietet - abgesehen von der täglichen "Einheitsmatsche".

Du erlebst es ja selbst, manchmal ist es gar nicht so einfach ein für sich "brauchbares" Projekt zu finden hinter das man sich voll und ganz stellen kann.
 
Anna on Air ist hier doch schon mal als Suchende mit Anspruch aufgetreten, und zwar im Bereich "Moderator sucht".
Die Frage lässt auf immer noch vorherrschende oder erneute Frustration schließen.

Allein das legt Zeugnis über das durchschnittliche Qualitätsniveau der Webradioszene ab.
 
Ich meine es gibt einige Sender die wirklich gute Ansätze haben, aber am Ende im Detail scheitern. Sei es an den Ambitionen besser zu werden, sei es an Umgangsformen, sei es am vernünftigen Teamwork und so weiter.

Das verrückte ist, dass das Potential ja grundsätzlich vorhanden ist, aber das Projekt oft durch eben diese fehlenden Details zum Alptraum mutiert. Es ist eine Krux ...
 
So richtig viel besser wirds wohl auch nicht werden. Seit es nicht mehr kultig und unterhaltsam ist, sich abends statt flacher TV-Programme dem Rechner und einem Webradio nebst angeschlossener Community zuzuwenden, muss der Webradiomoderator sich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, mehr oder weniger gründlich in die Leere zu senden. Warum? Weil mehr und mehr klassische PCs in den Elektronikschrott wandern und die Mehrheit der Webradiohörer, sofern sie es noch sind, sich dem Genuß der Unterhaltung per Laptop-, Tablet- oder Smartfonquäke hingeben. Da stellt sich für jemanden, der Geld in Hardware wie zum Beispiel ein vernünftiges Mikrofon und sonstige Audioklamotten gesteckt hat, um wie Radio klingen zu können, die Frage: "Für wen hab' ich das eigentlich gemacht?" Klare Antwort: "Zur Selbstbefriedigung!" Es interessiert nämlich niemanden mehr.

Die Laptop-, Tablet- und Smartphonekultur hat noch etwas zur Folge:
Der einst unterhaltsame Rückkanal einer Community fällt praktisch weg. Ja, ich weiß: Chatradios sind doof. Aber es gab nie nur das eine Extrem, bei dem der Moderator jeden der 15 Hörer persönlich begrüßte. Heute geht aber selbst das kaum noch, denn Chatten ist viel zu anstrengend auf minimalisierten Touchscreens und das was da heute läuft, sind viel mehr Facebook und Twitter. Da kann sich der Webradiofuzzi gerade noch glücklich schätzen, wenn sein Gedudel nebenher als Untermalung gestattet wird. Beschäftigt sind die Hörer nämlich mit ganz anderen Sachen und so ganz nebenbei auch nicht auf den Hobbyisten angewiesen, ganz gleich, ob der sich um einen möglichst professionellen Touch seines Tuns bemüht oder als lausigster Depp daherkommt. Kommerzielles Radio bietet ja schließlich im Vergleich zum Webradio noch den Vorteil, dass der Hörer immernoch nebenher die gängigen Infohäppchen wie Kürzestnachrichten, Wetter und Verkehr sowie ein Gewinnspiel bekommt und Dank Minimalrotation bei seinem Lieblingssender auch nicht erwarten muss, dass auch nur ein Song gespielt wird, den er nicht kennt (Kein Konsumhit? Das geht ja mal gar nicht!).

So bleibt die Frage, wofür man den Mist überhaupt noch machen sollte. Wo sollte man als Webradiomoderator seine Ansprüche hinschrauben, um weder Fremdschämeffekten, noch dem Gefühl von Überflüssigkeit oder sonstigem Unbehagen aufzusitzen?
Man kann egoistisch genug denken und sich sagen: "Scheißegal! Auch wenn mein letzter Hörer auf dem Server der Streamtranscoder ist: Ich zieh' mein Ding durch." (das hält wohl keiner ewig aus). Man kann sich aber auch ein paar mal auf die Nase legen, immer wieder aufs neue über die gleichen Sachen ärgern und irgendwann einfach aufhören, Webradio machen zu wollen.

Wenn du an diesem Punkt ankämst, Anna, wärst du nicht die erste.
 
Ich nehme mal den Gedanken von dea auf, der mir sehr plausibel erscheint:

Das Webradio läuft sehr häufig - wenn überhaupt - nur noch als Hintergrundbeschallung! Ansonsten wird "gedaddelt", sofern das bei "Musik nebenbei" überhaupt geht.
Diese Erfahrung bestätige ich aus eigenener Erfahrung. Wenn die vielleicht am Anfang beim Hörer und Chatter vorhandene Begeisterung der Zeit (und damit dem Alltag) weicht, bleiben die Hörer der Community fern. Insofern mutiert dann z.B. ein früher gut besuchter Chat oder hoch frequentiertes Forum zu einer "Ruhestätte früherer und natürlich besserer Zeiten".
Mit Glück bleiben dann noch die wirklich guten Freunde und die mit der Zeit überzeugten Fans und Stammhörer als Zuhörer einzelner Moderatoren übrig.

Nun verstehe ich manche "Mods" und "DJ" nicht, die in "Suche Radio"-Rubriken schreiben, dass sie ein Radio mit z.B. 50 Hörern und mehr suchen. Ich behaupte, meine Sendungen für 5 oder 10 "Intensiv-Hörer" genauso gründlich vorzubereiten und zu fahren, als wenn ich auf dem Stream 250 Hörer entdecke. Solche Zahlen halte ich übrigens bei vielen Radios, die sich hiermit "schmücken", für äußerst zweifelhaft. Besonders dann, wenn ich sie einschalte und einen "DJ" mit €4,98-Headset und Dudelautomatik zu hören bekomme ... Aber vermutlich irre ich mich - und nicht die restlichen 249 Hörer.

Insofern fasse ich das für mich so zusammen:
Ich mache Internetradio, weil es mir Spaß macht. Das bestätigen mir meine Hörer in persönlichen Gesprächen, Mails usw. - dafür lasse ich den anderen Dudlern gerne den Glauben an ihre angezeigten 250 Hörer.
Schade finde ich es halt, dass umgekehrt auch "Radios mit einer Idee" Probleme haben, "gute" Moderatoren zu finden, die mehr als "das war ... - und um 20:16 Uhr kommt jetzt ..." mit vernüftigem Klang und Technik zu bieten haben.

Bin mal gespannt, wie sich dieser Faden weiter entwickelt und werde das hier aufmerksam weiter verfolgen.

Gruß aus der Nordheide, der Tom
 
dea,

wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese...mmmhh, man könnte glauben das Webradio als Medium sei tot. Meine persönliche Erfahrung sieht da ganz anders aus. Nach 4 Jahren harter Arbeit werde ich im April 2013 das größte Event meiner bevorzugten Sportart, exclusiv in "meinem" Internetradio übertragen dürfen. Es wird nur 3 Übertragungswege geben. Fernsehen (Sport1), das Webradio und einen Liveticker. Nachberichterstattung durch Funk und Fernsehen lass ich jetzt mal außen vor.

Ja, ich habe mich über die offizielle Anfrage der Blah, Blah Bundesliga sehr gefreut und der Umstand erfüllt mich mit Stolz, warum auch nicht. Desweiteren bin ich im März nach Berlin eingeladen worden, um mein Format und die Möglichkeiten einer Umsetzung vorzustellen. Eingeladen werden dazu Vertreter aller Erstligisten und diverse Pressevertreter.

Es mag viele Formate und Dummfunker geben die "über" sind, aber ein totes Medium ist es beileibe nicht!
 
Die Tatsache, dass du eine Sparte gefunden hast, in der du dich wohl fühlst, Connections geschaffen hast und wo du über entsprechend angehäuftes Wissen verfügst, mit dem du informieren kannst, ist ein absoluter Ausnahmefall, der gegen die Summe aller (deutschen) Webradios und das entsprechende breite Durchschnittsniveau keineswegs in Relationen setzen lässt.

Mit ähnlichen Argumenten werden Unsummen an Rundfunkgebühren in Deutschland in zig Klassikradios verfeuert, weil es ja schließlich eine Hand voll Hörer gibt, die Klassik hören. Wieviele sind denn das im Vergleich zu allen Radiohörern insgesamt? Lassen wir das. War nicht das Thema.

Wovon Anna hier spricht, ist eindeutig nicht eine Netzwelle, die sich auf die Übertragung von Sportereignissen spezialisiert hat, die anderswo links liegen gelassen werden, weil über sie zu berichten Aufwand bedeutet, der nie wieder eingespielt wird und weil es auch nur eine Hand voll Hörer überhaupt interessiert. Entsprechend geht es also um Musikprogramme, wobei hier offen bleiben kann, in welcher Sparte sie sich da bewegen kann und will. Was das angeht, kämpfen die meisten Radios mit den Problemen, die oben schon angeführt. Und die sind furchtbar real.
 
Sport ist beileibe nicht die einzige Nische, die besetzt werden will. Wo bleibt denn der ambitionierte Lokalfunker im Internet, der ein anständiges Programm auf die Beine stellt, der über Kommunalpolitik, Lokalsport und andere Sachen berichtet? Der mit Herzblut ein Team um sich schart, dass gewillt ist ein gutes 24 Stunden Programm abzuliefern? Der Schüler mit einbindet, weil sie dort eine Menge lernen können? Der die lokale Wirtschaft, die örtliche Sparkasse zu begeistern weiß? Wo sind denn diese Perlen im Web?

Gibt es wirklich nur (geschätzte) 2800 Musiksender, die mit Klicki Bunti Seiten und Moderatoren...ähhh Modis auf Kindergartenniveau senden? Die sterben doch wie die Fliegen und ihre Nachkommen haben in etwa die gleiche Halbwertzeit, die sich Zukunft noch deutlich verringern wird.

Das Web hat unseren Alltag und den Informationsfluss radikal verändert. Sei dabei und nutze es! Im Reigen der eh schon überflüssigen Webradingens (Danke Inselkobi ;)) wird das allerdings nicht funktionieren, da gebe ich dir recht!
 
Ein Lokalradio mit 24-h-Vollprogramm im Internet... Deine Träume möchte ich haben. Eigentlich lieber nicht.

Wer soll denn das stemmen? Und vor allem: Wer soll das hören?
 
Irgendwo hab ich das schon mal gehört....ahhh ich weiß, es war der Geschäftsführer unserer Spielbetriebs GmbH, der mich 2008 mit den gleichen Worten mitleidig belächelt hat. Heute würde er einiges dafür geben, die Sendungen selber vermarkten zu können. Heute ist es allerdings zu spät, heute mache ich es selbst.
 
dea,

wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese...mmmhh, man könnte glauben das Webradio als Medium sei tot.
Ist es denn nicht auch, wenn man genauer hin sieht? Nimm Dir mal 50 reine Webradi(ngen)os allein aus Deutschland vor und hör sie Dir an. Du wirst vermutlich bei 40 derer extakt dasselbe feststellen:
Alle quälen die Hörer mit demselben Kram. Machen also wirklich exakt das, was tagtäglich auch im Radio rauf- und runter gedudelt wird.
Wo also LEBT Webradio?
Hie und da zuckt noch etwas. Gerade das was Du machst vielleicht. Und dann gibt es noch eine handvoll anderer, die ebenfalls "revolutionär" handeln und sich gegen den typischen Mainstream denken.
Aber ansonsten? - IST Webradio so ziemlich tot, ja. Das beschrieb dea schon ganz treffend.
 
@revox:

Moment! Du sprachst von einem 24-h-Vollprogramm und nicht von Sendungen, die du machst, wenn sich dir die Gelegenheiten bieten und wenn du neben anderen Verpflichtungen des Lebens die zeit dazu hast.

Das sind ebenso zwei völlig verschiedene Schuhe wie ein Sportradio bzw. einzelne Übertragungen für ein solches und "Webradio" allgemein.

Deine 24-h-Lokalnetzwelle müsste schon erheblich mehr bieten als jede Lokalfunke vorort, damit sich Hörerschaft einfindet, die irgendeinen potenziellen Werbekunden animieren könnte, Kohle zu schieben. Das ist mit Freizeit-Enthusiasten niemals zu stemmen. Hier und da gibt es ja schließlich auch Ausbildungs- und Erprobungskanäle sowie freie Radios, bei denen man sich austoben könnte. Wieviele von denen machen soviel Programm, dass sie ernsthaft relevant wären?
Seltsam, oder? Wo doch dort schon Technik vorhanden ist, die man benutzen könnte und sich nicht entsprechend alles selbst kaufen muss... Da gehts ja schon los.
 
Inselkobi,

Lass die gefühlten 95% doch rauschen, mir ist das relativ egal. Zum einen eliminieren die sich in immer kürzeren Abständen selber, zum anderen wird ja dadurch das Internet nicht abgeschaltet. Das Web bietet ganz andere Möglichkeiten, einige wissen das zu nutzen, andere versinken im Rauschen.

Falsch dea, ich mache sie halt nicht wenn ich Zeit und Lust habe sondern immer, bei jedem Spiel. In der letzten Saison bin ich für 19 Auswärtsspiele 13.000 Kilometer durch die Republik geeiert und ja, es bleibt sogar noch Geld über. Meine Idee mit dem Lokalradio will ich hier gar nicht verteidigen, das war halt aus der Hüfte geschossen.
 
@Anna on Air:

Hier die größeren Webradios bei denen du dich bewerben kannst:

Memoryradio: (Schlager/Oldies): http://www.memoryradio.eu/
RMN Schlagerhölle (Schlager): http://www.schlagerhoelle.de/
Antenne 50plus (Schlager/Oldies): http://www.antenne50plus.de/
TechnoBase.FM (Techno) tolles Radio, von Clausel hier aus dem Forum: http://www.technobase.fm/
Raute Musik (viele Musikformate) http://www.rautemusik.fm/radio/sender/
Pirate Stations (Classic Rock, Beat, Funk, Oldies) sind mehr oder weniger online, bieten die attraktivsten Arbeitsbedingungen
und spielen die geilste Musik :)
 
*schnauf* ... Ich muß jetzt doch mal tief durchatmen bevor ich das folgende loslasse :)

Mal grundsätzlich zum Thema "Radio als Hobby"
Ich bin der Meinung, dass man nicht alles mit dem gleichen Maß messen kann. Die Frage ist doch eher woran macht man für sich selbst fest was man von einer Radiosendung erwartet?
So unterschiedlich wie der Musikgeschmack des einzelenen Menschen ist, ist sicherlich auch die Vorstellung davon was man unter einem guten Programm versteht. Es gibt die 80er, Oldies, Schlager, Klassik, Techno und so weiter, ebenso gibt es auch Infotainment und Entertainment, sachlichen Stil oder spaßige Unterhaltung, Moderatoren die es toll finden nebenbei mit den Hörern zu chatten und welche die das nicht haben können.

Schlimm finde ich es jemanden zu verurteilen oder sogar abzusprechen ein guter Moderator zu sein, nur weil er von der Moderation, dem Inhalt oder der Musikauswahl nicht meinem eigenen Geschmack entspricht. Hier sollte man sachlich bleiben und sein Urteil daran festmachen, wie es um die Qualität des Gesamtbildes steht. Aber all das war eigentlich nicht die Frage meines Threads.

Auch wenn mir meine Hörer sehr wichtig sind und ich versuche das bestmögliche Programm für sie zu gestalten, habe ich doch tatsächlichen einen total egoistischen Grund gewisse Sender für mich persönlich abzulehnen.
Hier geht es um teils unwürdige Webseiten die ja indirekt auch eine Visitenkarte für mich sind, es geht um die technische Qualität die von einzelenen Studios beim Hörer ankommt. Aber es geht eben auch um das interne Leben im Sender, ich mache das weil ich Spass daran habe zu moderieren und der wird einem oft innerhalb des Sender kaputt gemacht.

Da finden sich Menschen die zwar mit Herzblut und hoher Motivation einen Sender aufbauen, irgendwann meinen sie wären das große Los und dabei übersehen, dass zu dem Job auch eine Begabung zur Mitarbeiterführung gehört.
Da finden sich Menschen die zwar viele Jahre Berufserfahrung oder sogar eine Ausbildung zum Moderator genossen haben, es aber überhaupt nicht verstehen ihr Wissen weiter zu geben.
Die selben Menschen sehen dann ihre Art des Moderierens als die einzig wahre Wahrheit an und merken aber selbst nicht, dass sie zwar die Begabung und das nötige Handwerkszeug besitzen, aber vom Stil her vor 10 oder mehr Jahren stehen geblieben sind.
Dann gibt es welche die schlichtweg überhaupt keine Ahnung haben und trotzdem überzeugt sind sie sind unschlagbar.
Da gibt es Sender die "Personality-Radio" machen wollen, aber die Moderatoren dermaßen einschränken, dass von der Persönlichkeit kaum etwas außer einem Sender-Standard über bleibt.
Da gibt es Sender die jung und frisch sein wollen, aber jeden innovativen Gedanken im Keim ersticken.
und so vieles mehr ....

Ich habe sowohl damals als auch diesmal viele Angebote bekommen und am Ende stolpere ich immer wieder über die selben Ausschlußkriterien. Vieleicht sind meine Ansprüche auch so verquert, dass ich das was ich möchte nie finden werde.
 
Vieleicht sind meine Ansprüche auch so verquert, dass ich das was ich möchte nie finden werde.
Das könnte gut so sein. Erkläre doch mal bitte, was du mit Moderatoren meinst, die
zwar die Begabung und das nötige Handwerkszeug besitzen, aber vom Stil her vor 10 oder mehr Jahren stehen geblieben sind.
Das erinnert mich doch sofort an unsere Diskussion bzgl. der Hook-Container-Geschichte und den heftigen Gegenwind, den du da erhalten hattest. Es schien so zu sein, als ob hier einige von Stil her "stehengeblieben" wären, weil sie Claimerei, Jingling-Baby, Bimmel-Betten und Gimmicks wie Hook-Container und dererlei Späße, mit denen die Kommerziellen bis zum Brechreiz nerven, einfach ablehnen.

Aber was war denn noch vor 10 oder mehr Jahren an Moderationsstilen im Rundfunk so furchtbar, dass du es für dich nicht akzeptieren kannst?

Ebenfalls relativieren würde ich, dass einige
schlichtweg überhaupt keine Ahnung haben und trotzdem überzeugt sind sie sind unschlagbar.
Nein, ich sage nicht, dass das nicht so sei. Vielmehr muss man da hinschauen, wovon genau offenkundig keine Ahnung vorhanden ist. Sind es rein technische Dinge? Ist es ein Mindestmaß an Fachwissen. Wenn ja, welcher Art sollte das denn sein und was ist ein Mindestmaß?
Was das angeht, krankt Webradio prinzipbedingt schon immer an der Tatsache, dass jeder Moderator selbst den Job eines halben Senders machen muss, wo gewisse Aufgaben aus gutem Grund verteilt sind. Da gibt es den Technik-Verantwortlichen, allen anderen ist es verboten, selbstständig außer den Fadern den Mixers irgendwelche Regler nach Gutdünken zu verstellen. Im Normalfall kommen zu vermittelnde Inhalte auch aus einer Redaktion, sodass der Moderator nicht gezwungen ist, sich wirklich jedweden Mist aus den Fingern zu saugen. Selbst über Musik muss sich dieser auch keine Gedanken machen, denn entweder ist die Playlist ohnehin schon im Rechner, oder er muss bestenfalls noch nach Vorgaben das entsprechende in die Warteschleife schubsen. Selbst wie er was zu sagen hat, ist per Gehirnwäsche eingetrichtert und klingt deshalb auch ewig gleich und ausgestanzt.

Im Webradio dagegen muss ein Moderator über Kompetenzen auf allen Gebieten verfügen und diese auch noch konsequent zum Einsatz bringen. Aber wer hat schon all diese Kompetenzen gleich mehrerer Fulltimejobs in seiner Person vereint?

Was hier wirklich vielmehr problematisch ist, ist zum einen ein ganz natürlicher Generalegoismus nach dem Motto: "Ich mache Radio in MEINEM Heim mit MEINER Technik in MEINER Freizeit!" Also ist alles MEINEEEEEEE (!!!) und was ich damit mache, geht niemanden etwas an. Klar, stimmt ja auch erstmal, aber das führt eben zum Beispiel zu dem Phänomen, dass
die technische Qualität die von einzelenen Studios beim Hörer ankommt.
jeweils so extrem verschieden ist.
Angefangen bei der extremen Bandbreite an Technik, die man erwerben kann, und den entsprechenden Möglichkeiten, Signalwege zu gestalten, geht der Blick sofort übers verfügbare Budget. Der eine kann gar nicht ohne weiteres alles mögliche kaufen, andere schmeißen mit Geld um sich, stellen sich ganze 19"-Schränke mit bunten Lichtern und unzähligen Knöpfen hin. Der eine kann demnach sein Signal nicht aufwendig verhunzen, der andere stellt jedes Gerät so ein, dass sein Einfluss aufs Signal möglichst gut zu hören ist. Klar, man hat ja investiert, also muss das auch zu hören sein. Also tönt der eine wohl eher etwas dünn, der andere völlig versaut.
Nun schreib' beiden mal vor, sich klanglich anzunähern. Das wird niemals passieren! Der eine wird nicht Geld in Klamotten investieren, das ihm nicht zu Verfügung steht, und der andere wird niemals nur zwei statt drei Kompressoren und nur zwei statt drei EQs verwenden. Das Zeug ist bezahlt, sieht auf dem Studiobild beeindruckend aus, also muss es laufen!

So hat der Betreiber eines Webradios, sollte er Standards setzen, das gleiche Problem wie du, Anna:
Setzt er Standards, findet er kaum noch Moderatoren, die alle diese erfüllen, und lässt statt dessen nichts als eine Automation laufen. -> Kein Radio.
Knickt er ein und macht an allen Ecken und Enden Kompromisse, damit mehr Radio passiert, fängt er sich automatisch und zwangsläufig Individualisten ein. Der eine kann gut unterhalten, klingt aber zum kotzen, bei einem anderen stimmen Sound und Fahrstil, aber zu erzählen hat er gar nichts, und... und... und...

Was ich mit diesen Ausschweifungen sagen will, ist: Den anderen geht es auch nicht besser! Unterm Strich kann ich nur wiederholen: Entweder, du einigst dich mit dir tatsächlich darauf, einfach überzeugt von dem zu sein, was du tust, dich einfach nicht darum zu kümmern, dass die Kollegen bei deinem Radio einfach anders sind, und dich vor allem (ganz dringender Rat) vom internen
konsequent fernzuhalten, oder es bleibt bei den ewigen Feststellungen, dass du wohl ein Individuum (wie die anderen auch) bist und den Fremdschämeffekten, die übrigens durchaus auch etwas mit Eingenommenheit von sich selbst zu tun haben können. Nicht, dass ich das verurteile. Ich kanns ja nachvollziehen. Es ist halt nur furchtbar hinderlich.
 
Ist es denn nicht auch, wenn man genauer hin sieht? Nimm Dir mal 50 reine Webradi(ngen)os allein aus Deutschland vor und hör sie Dir an. Du wirst vermutlich bei 40 derer extakt dasselbe feststellen:
Alle quälen die Hörer mit demselben Kram. Machen also wirklich exakt das, was tagtäglich auch im Radio rauf- und runter gedudelt wird.
Wo also LEBT Webradio?

Ich glaube sagen zu können dass es im Web eine Menge deutscher Spartenrprogramme gibt, die im deutschen Radiosumpf keine Finanzierungsmöglichkeit vorfänden und auf eine große, aufnahmebereite Hörergemeinde treffen. Außerdem ist dieses Argument ein wenig hohl: Wer fragt denn im Netz aus welchem Land ein Musiklieferant kommt?

Amateurhaft betriebener, von untalentierten Laien moderierter Schwadronierfunk mit inkonsequenter Musikfarbe mag ein netter Zeitvertreib sein, aber kein LEBENDIGES Medium, das sich unter Marktbedingungen durchsetzen kann. Erfolgreiches Webradio braucht Kapital, fähige Mitarbeiter und ein attraktives, zielgruppengenaues Format. Die inkonsequente Musikfarbe wird übrigens auch den deutschen UKW-Dudlern das Genick brechen.
 
Außerdem ist dieses Argument ein wenig hohl: Wer fragt denn im Netz aus welchem Land ein Musiklieferant kommt?
Du solltest bedenken, dass ich Bezug auf den User revox und den Thread nahm.
Was nützt Anna on Air beispielsweise ein Webradio aus der Türkei*, das sie gern als Moderatorin haben würde wenn sie jedoch nicht ein Wort türkisch* spricht?
Dasselbe auch mit revox, dea und anderen Moderatoren.


*Türkei, bzw. türkisch dienen hier lediglich als Beispiele und spielen nur eine nebensächliche Rolle.
 
Die inkonsequente Musikfarbe wird übrigens auch den deutschen UKW-Dudlern das Genick brechen
Ja, nachdem sie 20 Jahre lang dem Hörer jeden Zwang zur Toleranz abgewöhnt haben und den
deutschen Radiosumpf
zu genau dem machten, was er jetzt ist.
Jetzt endlich vorsichtige Schritte in Richtung "Neue, echte Abwechslung" zu wagen trauen sich nur ganz Vereinzelte. Die habens freilich schwer, die abgestumpfte Hörerschaft zu überzeugen, dass auch Musik ist, was nicht wochenlang bei Viva oder MTV durch Auslassung der Mitbewerber unter den Musikschaffenden gepusht wurde. Das trifft aufs Webradio ebenso zu. Auch dort wird einfach abgeschaltet, wenn mal etwas läuft, was nicht jeder kennt. Selbst, dann, wenn es zur Musikfarbe passen würde.

Auch immer wieder schön:
Amateurhaft betriebener, von untalentierten Laien moderierter Schwadronierfunk
Ich hab's ja an anderer Stelle schon mal erwähnt, aber es passt gerade wieder:
Nur der Deutsche übersetzt den Amateur mit "Volldepp". Ansonsten heißt es "Liebhaber" und der Fremdsprachler meint damit durchaus etwas mit Hingabe und Leidenschaft. Für den Laien gilt ähnliches: Nur weil er keine abgeschlossene Ausbildung nachweisen kann und seine Sache nicht professionell (d.h. zum Brötchenerwerb!) durchzieht, ist der Laie noch lange nicht untalentiert, unfähig oder sonstiges. Solche verkorksten, abwertenden Ansichten sind in deutschen Führungsebenen, selbstverständlich auch in Funkhäusern, gängige Ansicht und Praxis bei Personalentscheidungen, aber deswegen noch lange nicht richtig und vor allem nicht sozial. Wenn solche Denke und entsprechende Artikulation im Webradiosektor Normalität wäre, wäre es tatsächlich längst tot. Immerhin gibt es da aber wenigstens noch ständiges Auferstehen und Aufdienasefallen.
 
Natürlich gibt es auch Könner unter den Amateuren, aber wie soll der desinteressierte Durchschnittsnutzer die Spreu vom Weizen trennen?

Die Behauptung, dass Deutsche bei Musik, die nicht dem von oben verordneten Radio-Mainstream entspricht abschalten gründet sich auf eine völlige Verkennung der Realität und kann in keinster Weise verifiziert werden. Welche Alternativen gibt das Frequenzband denn her? Oldies? Klassik? Da und dort ein bissel Techno oder Hip-Hop?
 
in keinster Weise
gibts in keiner Weise.

Die Behauptung, dass Deutsche bei Musik, die nicht dem von oben verordneten Radio-Mainstream entspricht abschalten gründet sich auf eine völlige Verkennung der Realität und kann in keinster Weise verifiziert werden.
Doch. Und zwar durch die nervigen Umfrageinstitute, die dich selbst dann immer wieder anrufen, wenn du es ihnen ausdrücklich untersagt hast, und die Dank ihres penetranten Auftretens irgendwann doch den einen oder anderen zu seinen Hörgewohnheiten ausquetschen. Dieser Psychoterror lässt zwar einigen Interppretationsspielraum, wie jede MA immer wieder aufs Neue beweist, aber es ist auch kein Geheimnis, dass man durch geschicktes Suggestiv-Fragen Antworten auf Fragen erhalten kann, die einen durchaus interessieren, aber die man gar nicht im Klartext stellen kann und will.

Als Webradiofuzzi hast dus einfacher: Solange du auf einen Shoutcast streamst - noch immer extrem verbreitet -, kannst du immer schön deine Hörerzahlen im Auge behalten und bekommst prompt die Quittung für jedes "Vergehen" präsentiert. Icecast-betreiber können sowohl ihren Hörern als auch den Moderatoren den Spaß einfach versalzen, was durchaus vorteilhaft sein kann.

Natürlich gibt es auch Könner unter den Amateuren, aber wie soll der desinteressierte Durchschnittsnutzer die Spreu vom Weizen trennen?
Na gar nicht, weil er ja eben desinteressiert ist! Das ist doch das, was ich viel weiter oben schon anführte, als ich die Frage stellte: Für wen macht man denn überhaupt noch Webradio heutzutage? Für wen lohnt es sich, Geld und Zeit in ein Hobby zu investieren, dessen Ausübung man nur zur Onanie macht, weil es sonst keinen interessiert?
Die Tatsache, dass das so ist, rechtfertigt aber nicht die Verallgemeinerung "alles Deppen und Unfähige", nur weil sie etwas mit Webradio zu tun haben.

Die Kehrseite - hier in den Foren auch schon oft angesprochen, aber aus oben erwähnten Egoismusgründen zum Scheitern verurteilt:
Täte sich der Weizen der Webradioszene zusammen und würde die Spreu einfach verwehen lassen, kämen sicher ein paar herzhafte Progrämmchen heraus. Aber das wird eben nie etwas, weil selbst beim Weizen, der sich des Spreufunkers im Team wegen dann nicht mehr fremdschämen müsste, bleibt Konkurrenzkampf, der sich nur mit Geld mildern ließe. Für genug Kohle akzeptieren wir schließlich manchen Scheiß und dämliche Vorgaben... wes' Brot ich fress', ... gell?! Aber so?! Nööö!

Ganz normal, ganz menschlich, aber nicht schön.
 
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