Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

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Der Radiotor

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Ich zitiere aus der PM:

Funkstille
Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße
Film von Harald Quist
Sonnabend, 31. Oktober, 17.10 - 17.55 Uhr im rbb

In den Sternstunden im Sommer 2009 hat der Meisterpianist
Murray Perahia in Saal 1 Bach eingespielt, der Schauspieler
Dieter Mann ein Hörbuch von Joseph Roth gelesen und der
deutsch-italienische Sänger Nevio im planet roc Musik
produziert. Die meiste Zeit allerdings dämmert das ehemals
so lebendige Areal an der Spree vor sich hin. Ehemalige
Studios sind demoliert, Vandalismus und kriminelle
Machenschaften haben ihre Spuren an dem denkmalgeschützten
Gebäude hinterlassen.

Gerhard Steinke, Toningenieur, schwärmt von der einmaligen
Akustik der Aufnahmesäle und klagt darüber, dass die große
Orgel seit Jahrzehnten außer Betrieb ist. Christoph
Singelnstein, 1990 Intendant des DDR-Hörfunks, und Hannelore
Steer, 1990 Programmdirektorin des Funkhauses Berlin,
erinnern sich in ihren ehemaligen Arbeitsräumen an die
aufregende Zeit zwischen 1989 und 1991, als der DDR-Rundfunk
abgewickelt wurde. Helmut Lehnert kam als Musikredakteur vom
SFB in die Nalepastraße, um das Jugendradio Fritz
aufzubauen. Frank Michelmann kennt jede Ecke. Er war zu DDR-
Zeiten in der Klimatechnik beschäftigt und ist heute der
Objektleiter. Er ist so etwas wie der gute Geist des
Funkhauses. (Erstausstrahlung)
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Meiner zwar nicht, aber ich bin am Wochenende unterwegs... könnte das jemand u.U. aufzeichnen und mir später zur Verfügung stellen? Bitte gerne PN an mich. Ich bin zwar als Wessi nie mit dem Sender in Berührung gekommen, aber a) interessiert mich die Geschichte allgemein und b) habe ich Forum schon so viel gutes über den Sender gelesen, daß ich da gerne mehr drüber wissen möchte. Auf der RBB-Seite habe ich zwar Informationen über die Sendung (hier und hier) gefunden, aber nicht, ob die irgendwo in einer Mediathek landen oder mal im Shop verfügbar werden - ich würd mir ja auch durchaus 'ne DVD davon kaufen. Wenn jemand dazu noch sachdienliche Hinweise hätte... :)

LG

McCavity
 
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Und, hats wer gesehen? Meine Gefühle waren klar zweigeteilt, obwohl ich erst 35 bin: bis zu den Wende-Aufnahmen vom Alexanderplatz ein (aus Rundfunk-Sicht) gutes Gefühl, danach kam mir nur noch das große Kotzen. Mühlfenzl. Formatfunk-Wessis.

Mir ist wieder mal bewußt geworden, daß ich als Thüringer seit 1.1.1992 (da konnten sich die zum MDR mitgegangenen DTler mühen, wie sie wollten, es war nicht mehr das gleiche) kein anständiges, authentisches, menschliches Radio mehr gehört habe. Im Bereich des ORB ging diese Radiokultur meiner Meinung nach 1997 mit dem Ende von Radio Brandenburg unter. Das gern hoch gelobte Radio Eins ist für mich auch nur Lifestyle-Formatfunk ("Autopapst", "Dussmann", "schöne Party", "schöne Woche", ...), den ich nicht mehr ertragen kann.

Ich wußte gar nicht, daß es so viel Filmmaterial aus dem Produktionsalltag des Rundfunks in der Nalepastraße gibt. Teils genau die Einstellungen, die ich aus alten "Rundfunk und Fernsehen" aus den 50er Jahren kenne - hier aber bewegt. Das macht Hunger auf mehr.

Der Ton des Films war allerdings grottig. Das ging schon bei der "Akustik" des Raumes los, in der die Unterbildsprecherin ihrem Werk nachging. Das war wie leergeräumte Mitropa. Dann wurde ständig geschnitten oder ein Gate benutzt, schnipp, war der Raum weg. Grauenvoll. Profis scheinen auf akustischem Gebiet seit 1992 auch außerhalb des Rundfunks ausdrücklich unerwünscht zu sein.
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Der Ton des Films war allerdings grottig. Das ging schon bei der "Akustik" des Raumes los, in der die Unterbildsprecherin ihrem Werk nachging.
Davon mal abgesehen - aber Tita von Hardenberg ist echt eine lausige Sprecherin. Sie hat zum Beispiel erhebliche Probleme mit "neunzehnhundert". Daraus wird regelmäßig "neunzatt". Ich gebe ja zu, dass ich (manchmal) genau dasselbe Artikulationsproblem habe, aber dann muss ich das eben so oft aufnehmen, bis es sitzt.

Matthias
 
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Du hast Recht: mir fällt dann noch das Wort "Journalisten" ein, da gab es auch massive Probleme.
 
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Ich empfehle die Bücher " Deutschland einig Rundfunkland" von Roland Tichy, " Zwischen
Pop und Propaganda-Radio in der DDR" von Klaus Arnold zum Thema Nalepastraße.
Und zum Thema DT64 das Buch "Rotes Rockradio" von Edward Larkey.
Der Rest ist Geschichte. Es kommt immer auf die Position des Betrachter an,
Sieger oder Verlierer, aber die Radiomenschen waren mit im System....einer mehr oder
weniger. Zu wenig für fast 40 Jahre innerdeutsche Rundfunkgeschichte.
 
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Gab es eine Zensur für diesen Beitrag ? Sind die Wunden noch offen....
Das Deutsche Rundfunkarchiv in Potsdam gleich neben dem RBB auf dem Gelände ist voll von Material.
Schnell abgedreht, keine Informationen über Programme im gesamten Sendekomplex.
Silke Hasselmann war meiner Meinung nach für Rockradio B zuständig und Helmut Lennert
für Radio4U, dann kam Fritz.(Aber Helmut ist ja nicht mehr beim RBB.)Ein 5 Sterne-Radiomann wie er im Buche steht, wo sind die anderen Zeitzeugen die heute beim MDR oder RBB sitzen...., ja, ja....alles wieder so oberflächlich,......???
"" Die Schaffung einer Medienordnung unabhängiger Sender in der Verantwortung der neuen Bundesländer ist ein später, aber entscheidener Beitrag der friedlichen Revolution, die viele bereits als eine unvollendete empfunden haben" Zitat: Rudolf Mühlfenzel (geb.1919, gest. 16.01.2000)
"Volker hört die Signale"......
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Ich empfehle die Bücher " Deutschland einig Rundfunkland" von Roland Tichy, " Zwischen Pop und Propaganda-Radio in der DDR" von Klaus Arnold zum Thema Nalepastraße. Und zum Thema DT64 das Buch "Rotes Rockradio" von Edward Larkey. Der Rest ist Geschichte. Es kommt immer auf die Position des Betrachter an, Sieger oder Verlierer,
Und genau da liegt das Problem bei der westlichen Betrachtungsweise. Da sieht das nämlich keineswegs jemand als Gewinner oder Verlier, sondern nur als "gutes" und als "böses" Radio. Das kann man vor allem aus dem "Roten-Rockradio"-Buch herauslesen. Das als unbefangene und unvoreingenommene Lektüre heranzuziehen ist schlicht peinlich. Im Westen, speziell in Berlin, gabs ebenso Propaganda-Sender, deren offizielle Aufgabe nichts weiter als die Beinflussung des Hörers war. Im WDR-TV lief vor einigen Wochen im Nachtprogramm eine sehr gute 2-teilige Doku über die bewußte Beeinflussung der Westdeutschen per US-Propaganda in der Zeit des Kalten Krieges. Die sollte man vielleicht mal zur Prime Time wiederholen. Das es geziele Hörerverdummung nur im Osten gab, ist nämlich schlichter Unfug.
Der eigentliche Punkt ist aber ein völlig anderer! Dieser Gebäudekomplex in der Nalepastrasse und speziell die Konzertsääle darin, gehören zu den akustisch Besten der Welt. Die "Erben" dieser Gebäude lassen diese einmaligen Bauten gnadenlos verkommen, nur weil da einst der DDR-Funk zuhause war. Das und nichts anderes ist die Kritik des Filmes. Und das völlig zu Recht! Nur mal so zum Vergleich, auch wenn ich dafür jetzt vermutlich gleich Prügel bekomme: Im Reichstag sitzt jetzt auch wieder der Bundestag. Und die Vergangenheit dieses Hauses ist sehr viel belasteter als die der Nalepastraße.
 
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Nur mal so zum Vergleich, auch wenn ich dafür jetzt vermutlich gleich Prügel bekomme: Im Reichstag sitzt jetzt auch wieder der Bundestag. Und die Vergangenheit dieses Hauses ist sehr viel belasteter als die der Nalepastraße.
Ich weiß, was Du meinst, aber gerade das Reichstagsgebäude ist ja ein schlechtes Beispiel, weil der Reichstag während der Nazizeit gar nicht dort tagte, sondern in der Krolloper. Das Reichstagsgebäude ist daher so gut wie gar nicht nazimäßig belastet, weil es ja schon 1933 ausbrannte. Als Beispiel könnte eher der Flughafen Tempelhof oder das Olympiastadion dienen, beides "Nazibauten", mit deren Geschichte die Berliner aber sehr differenziert umgehen. Die Leute sind also schon in der Lage, zwischen dem Bauwerk, und dem Geist, der in einem Bauwerk herrscht, zu unterscheiden. Das Olympiastadion oder der Flughafen Tempelhof können ja nichts dafür, dass sie damals zu Propagandazwecken missbraucht wurden. Heute finden dort ganz bunte Veranstaltungen statt und die Leute lieben beide Gebäude. Und das war es ja wohl, was Du richtigerweise ausdrücken wolltest.

Matthias
 
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Um es aus der Nazizeit herauszuholen:

Um es mit den Worten eines Architekten zu sagen, der maßgeblich am ICC beteiligt war und mit dem ich mir mal das Zugabteil teilte: "Das ICC stand halt im Gegensatz zum Palast der Republik auf der richtigen Seite der Mauer."

Ich nenne das Siegerjustiz, nur daß hier halt niemand eingefallen ist, um zu erobern. Die Ostdeutschen waren bescheuert genug, dem Feind die Tür gleich komplett aufzumachen. Freiwillig. Es gab Bananen dafür.

Dafür hasse ich sie bis heute. Mehr denn je, je länger ich den unbeschreiblichen Kulturverfall, die Ausgrenzung aller kulturellen Minderheiten (und generell aller noch für irgendwas empfindsamen Menschen) sowie die Verrohung in diesem Land mit anschauen muß.
 
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Als Beispiel könnte eher der Flughafen Tempelhof oder das Olympiastadion dienen, beides "Nazibauten", mit deren Geschichte die Berliner aber sehr differenziert umgehen. Die Leute sind also schon in der Lage, zwischen dem Bauwerk, und dem Geist, der in einem Bauwerk herrscht, zu unterscheiden. Das Olympiastadion oder der Flughafen Tempelhof können ja nichts dafür, dass sie damals zu Propagandazwecken missbraucht wurden. Heute finden dort ganz bunte Veranstaltungen statt und die Leute lieben beide Gebäude. Und das war es ja wohl, was Du richtigerweise ausdrücken wolltest.
Genau so isses, ja. Und diese Differenzierung wäre gerade in der Nalepastraße angebracht. Bauten mit der akustischen Rafinesse der dortigen Sääle heute zu bauen, würde Unsummen verschlingen. Dort gammeln auf gut Deutsch die fertigen Bauten fast ungenutzt vor sich hin. Und das halte ich für einen beinahe untragbaren Zustand.
Das Problem ist halt, dass es nicht um die Sache geht, sondern nur darum wer einmal was und wie darin gemacht hat...
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Das Gleiche ist es doch mit dem Stadtschloss, welches angeblich aus städtebaulicher Sicht so dringend in Berlins Mitte gebraucht wird. Keiner weiß, wie das genutzt, geschweige denn bezahlt werden soll. Die Menschen sind vernünftigerweise nicht bereit, so viel Geld zu spenden, wie sich das die harten Befürworter ausgemalt hatten. :D

Solche Beispiele, wo bestimmte wichtige Bauten verschwanden, gibt es auch in kleinerem Maßstab, z.B. in der Leipziger Straße... Aber den Leipziger Platz wieder nachbauen wollen.

Schließlich wird es beim Schloss auch nur eine Annäherung an das Original werden, so ein Abklatsch wie beim Adlon, welches mit dem Original auch nicht so viel gemein hat.

Schade, dass ich die Sendung über die Nalepastraße verpasst habe! Ob man irgendwo einen Mitschnitt bekommen könnte?
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Ich hab die Sendung leider auch verpasst und würde mich freuen, wenn sie in irgendeiner Mediathek auftaucht bzw. wiederholt würde.
Den Komplex Nalepastrasse kenne ich noch gut aus der Zeit meines Studiums, als angehende Tonmeister waren wir dort öfters zugange.
Die Kantine war wirklich grossartig.

Ein paar Aussagen hier im Thread klingen für mich aber eher befremdlich:
"Die Ostdeutschen waren bescheuert genug, dem Feind die Tür gleich komplett aufzumachen" "Formatfunk-Wessis" ... :(

ab damit in die Ostalgieecke ;)
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Ein paar Aussagen hier im Thread klingen für mich aber eher befremdlich
Es sind meine Aussagen - und für mich klingt eher befremdlich, was ich heute im Radio geboten bekomme: schäbige Tonqualität, verbogene Stimmen, immergleiche, mieserable Musik, penetrante gute-Laune-Schwätzer, Dauergeclaime, Suggestion von Informiertsein, Pseudo-Journalismus, völlige Abwesenheit der wirklich gesellschaftlich wichtigen Themen usw.

Das ist noch viel schlimmer als zu DDR-Zeiten, wo wenigstens die technische Qualität in Ordnung war und sich mit den Jahren die Redakteure mühsam den kulturellen Freiraum erkämpften, den sie nach der Wende[tm] wieder verloren. Da ist es nichtmal beruhigend, daß es nicht nur den Ostdeutschen so ergang, sondern inzwischen auch den Westdeutschen. Der Hessische Rundfunk hat z.B. Ende 2008 faktisch endgültig erklärt, nicht mehr für alle Bevölkerungsgruppen senden zu wollen. Das Solidarmodell "gebührenfinanzierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk" ist damit einseitig aufgehoben. Weitere Anstalten, die ähnlich agieren, sind benennbar. Bei den öffentlich-rechtlichen läuft weitgehend der Schund, für den nie Gebühren vorgesehen waren. Das aktuellste und schnellste Medium überhaupt liegt dermaßen brach in diesem Land, daß einem das Kotzen kommen kann. Derweil machen teils mit ARD-Berufsverbot belegte Journalisten ehrenamtlich Grundversorgung im Netz auf Byte.FM. Das ist so dermaßen krank, daß man es nicht glauben mag.

Und das hat mit Ostalgie nichts zu tun, sondern mit der bangen Frage, wie lange wird sich dieses zum Scheitern verurteilte Land noch mit guter Laune und Superhits über Wasser halten und selbst betrügen?
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Der DDR-Rundfunk diente der Propaganda für eine Diktatur, die mit politisch Anderesdenkenden ziemlich rigoros umgegangen ist. Journalisten in der DDR hatten im Sinne der SED zu schreiben und zu berichten. Sie waren gehätschelte Funktionsträger einer Diktatur und nur mit einer sauberen Kaderakte konnte man überhaupt in den Medien arbeiten. Die Dichte an IMs und sonstigen Stasi-Pack war ja nicht gerade niedrig in den Medien.

Seit zig Jahren steht das Gelände mehr oder weniger leer. Warum, man kann diese Räume nicht mehr sinnvoll nutzen und wirtschaftlich unterhalten, sie sind schlicht überdimensioniert, denn auf Wirtschaftlichkeit kam es in der DDR nicht an. Das der gleiche Unsinn, siehe ICC, in Westberlin auch häufig vorkommt macht es nicht besser. Für die vorhandenen Infrastrukturen gibt es keinen Markt, das kann man bedauern, ist aber eine Realität.

Ansonsten, die Einschaltquoten von Ost TV und Radio waren grottig. Warum, weil sich nur hartgesottene SED-Mitglieder diesen Propaganda-Unsinn angetan haben. Und komme mir keiner damit, das DT 64 zu DDR-Zeiten ein absoluter Reichweitenbringer war. Als Einäugiger ist man halt König unter den Blinden und RIAS Zwei lag fast immer vorn.
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Hallo!

Ich hab die Sendung leider auch verpasst und würde mich freuen, wenn sie in irgendeiner Mediathek auftaucht bzw. wiederholt würde.

Ich habe zwar gewußt, daß diese Sendung kommt, hatte aber auch keine Zeit. Seitens des rbb hätte man ruhig 20:15 Uhr wählen können. Dann hätte die Sendung sicher mehr Zuschauer erreicht. Zuschauer, die sicher nicht zur "Radioszene" gehören, die man damit aber direkt auf den Verfall dieses Kulturgebäudes aufmerksam hätte machen können. Manch einer hätte sicher gesagt: "Das habe ich bisher nicht gewußt."


Ein paar Aussagen hier im Thread klingen für mich aber eher befremdlich: "Die Ostdeutschen waren bescheuert genug, dem Feind die Tür gleich komplett aufzumachen" "Formatfunk-Wessis" ... :(

Okay. Du bist lange genug hier und kennst den Waver. Er ist gerade bei diesen Themen oft etwas "impulsiv" in seiner Wortwahl. Darüber muß man hinwegsehen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß die DDR-Bürger nach der Wende ganz schnell die D-Mark haben wollten. Die haben sie bekommen.

Es gab damals aber auch Leute, die "Bitte macht langsam!" gerufen haben. Die wurden aber im allgemeinen Jubelgeschrei nicht gehört.

Die DDR ist der BRD beigetreten und seitdem haben die neuen Länder die Rundfunkhoheit. Und so lief das dann auch.

Diese neuen Länder wurden zu dieser Zeit aber erst mit ganz heißer Nadel zusammengestrickt. Demokratie at its best. Mein Lieblingsbeispiel ist Altenburg, früher Bezirk Leipzig. Die Bürger durften abstimmen, ob Altenburg in Zukunft zu Sachsen oder zu Thüringen gehören soll. Sie wollten nach Sachsen. Die Oberen im Rathaus wohl nicht... Heute kotzt die ganze Gegend. Vor 200 Jahren würden die Oberen aus dem Rathaus für diese Frechheit einfach am Baum hängen.

Der Witz ist, die Bürger sind mittlerweile so mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt, daß sie sich um die politischen Vorgänge (auch ganz regional bezogen) gar nicht mehr beschäftigen können. Und so wird weiterhin gemauschelt, versickern Millionen und kein Bürger merkts...

Da ich vom Thema abkomme - End.

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Und aus dem Lehrbuch der Ironie offenbart sich hier auf wundersame Weise die angeprangerte Ideologie im umgekehrten Sinne:

Dr. Fu Man Chu schrieb:
Ansonsten, die Einschaltquoten von Ost TV und Radio waren grottig. Warum, weil sich nur hartgesottene SED-Mitglieder diesen Propaganda-Unsinn angetan haben. Und komme mir keiner damit, das DT 64 zu DDR-Zeiten ein absoluter Reichweitenbringer war. Als Einäugiger ist man halt König unter den Blinden und RIAS Zwei lag fast immer vorn.

1. Rias2 war erst ab 1985 ein sogenanntes Jugendprogramm und damit massenwirksam interessant.
2. DT64 wurde erst 1987 (!!!) zum 20-Stunden-Programm ausgebaut. Davor dudelte es gerade mal ein paar Stunden die Woche auf den Frequenzen des Berliner Rundfunks.

Wer folglich mehr Hörer hatte, kann man sich an zwei Fingern abzählen. Dafür bedarf es keinerlei Agitationspolemik, sondern nur eines Blickes in die deutsch-deutsche Rundfunkgeschichte.

Dr. Fu Man Chu schrieb:
Der DDR-Rundfunk diente der Propaganda für eine Diktatur, die mit politisch Anderesdenkenden ziemlich rigoros umgegangen ist.
Und das mit dem Dienen für das politische System war im Westen bzw. ist heute so wahnsinnig anders? Wie war das damals mit der öffentlichen Meinungsmache im Westen über die "bösen" 68er? Wie war das mit den Berufsverboten in den 70ern? Wie war das mit dem "Scheibenwischer", der in Bayern mal abgedreht wurde? Das hatte niemals irgendwelche politischen Gründe?
Wie ist das heute mit einem hessischen MP, der unliebsame Redakteure loswerden will? Und wo sind eigentlich die Inhalte geblieben von einst so guten und vor allem zeitkritischen Magazinen wie Panorama oder Monitor? Sie dümpeln am Rande der Bedeutungslosigkeit vor sich hin, weil sich Politik nach wie vor einmischt, mitunter ohne das wir es überhaupt noch registrieren.
Es geht doch unterm Strich überhaupt nicht darum, was da im Osten versendet wurde. Das ausnahmslos alle, die in der Nalepastrasse tätig waren, teilweise über Jahrzehnte viel Mist versendet haben, ist keinerlei Geheimnis und auch den Beteiligten bekannt. Man höre sich dazu den oben verlinkten Nachruf auf den DDR-Rundfunk an, der übrigens aus der Sicht eines West-Journalisten produziert wurde und wahrscheinlich auch deshalb so interessant ist.
Hier geht es ausschließlich um das Gebäude! Und mit Verlaub, einen in vielerlei Hinsicht so wertvollen Bau mit einer "schnöden" Konzerthalle wie dem ICC zu vergleichen, zeugt von keinerlei Ahnung über die Gesetze der Akustik.
 
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Ich habe die Sendung aufgenommen (aber noch nicht angeschaut). Also falls sie jemand haben will, einfach Mail oder PM an mich...
 
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@Dr. Fu Man Chu
d'accord !

@radiowaves
Ich gebe Dir recht, dass heutzutage viel Schwachsinn versendet wird. Aber ausgerechnet den DDR-Staatsrundfunk als positives Gegenbeispiel anzuführen, halte ich für ziemlich absurd und abwegig.
Der Ost-Rundfunk war wie das Fernsehen Teil der Propagandamaschinerie und somit vollkommen unfrei - wir sollten froh sein , dass dieser Zustand beendet wurde.

Es ist heute keiner gezwungen, sich das zweifelsohne reichlich vorhandene Angebot an "..penetranten gute-Laune-Schwätzern, Dauergeclaime, Suggestion von Informiertsein, Pseudo-Journalismus.." anzutun.
Es gibt DLF, D-Kultur, ÖR Info - & Kulturwellen, unzählige Internetradios...etc
Das Angebot ist insgesamt grösser als früher, die Menge an Schrott leider auch.
Die Medienlandschaft hat sich grundlegend geändert - im Osten wie im Westen - und das klassische Radio spielt ein andere, deutlich kleinere Rolle als vor 20-30 Jahren.
 
AW: Die Geschichte des Funkhauses Nalepastraße - Doku im rbb

Ich hab die Sendung aufgenommen und kann sie ins DVD Format bringen, wenn Ihr ein wenig Zeit habt, sschreibt mir ne Mail und ich versuch Euch ne Kopie zu schicken. Kommt natürlich auf die Anzahl der Kopien an. Wenn es zuviel Sind müssen Die Interressenten Porto und Rohlinge übernehmen....
 
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Dem DDR-Rundfunk können wirklich nur Ewiggestrige hinterher weinen. Technische Perfektion ist kein Selbstzweck, zumal wer definiert das und wie wird sie definiert? Die tolle technische Qualität des DDR-Rundfunks sehe ich auch nicht, wenn nicht gerade Westtechnik vorhanden waren, wurde mit eher nachgebauteter Westtechnik gearbeitet.

Ansonsten, undifferenziertes Argumentieren, vergleicht Dinge, die nicht vergleichbar sind und führt nur zum verschrubbelten DenkenH. Das hat auch nichts mit Radio als Medium zu tun, sondern nur mit einer aus meinen Sicht ziemlich eigentümlichen subjektiven Weltsicht.

Aus vielen Gründen hat sich sowohl der SFB und ORB gegen den Standort Nalepastraße entschieden und dahinter steht keine große Weltverschwörung. Der "große Investor" der alles richtet, ist ebenso wie der "reiche Scheich" reines Wunschdenken. Also, wo soll denn das Geld herkommen? Zu Lasten des gesamten Bundesgebietes erhält Berlin jetzt schon überproportional viele Steuergelder, die teilweise sinnvoll sind, aber auch nur verkrustete Strukturen weiter fortschreiben.
 
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