Die Griechenland-Krise im Radio

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Weil das´nicht einfach ein Kredit nach fairen marktwirtschaftlichen Bedingungen ist, sondern quasi-monopolistische Institutionen die Politik von Staaten dominiert.
Zu dem Punkt kommt es halt irgendwann, wenn man schon seit Jahrzehnten nicht mehr richtig haushaltet und man auch kein Interesse daran hat, nötige Reformen bei den Sozialausgaben aber vor allem auch in der Bürokratie (Stichwort Steuerhinterziehung) einzuleiten und sich vorne bis hinten komplett verweigert, als ob man alles einfach so weiterlaufen lassen könnte.
 
... es ist doch ein purer Witz, dass jede bisherige Regierung der Meinung war, dass man tatsächlich noch immer darauf verzichten kann, Steuern auf Unternehmensgewinne zu erheben (die Privat-TV-Sender z.B. mussten noch nie auf ihre Werbeerlöse Steuern bezahlen) und die jahrelange Verschleppung der Eintreibung der tatsächlich fälligen Steuern setzt dann der Sache noch die Krone auf. Sie könnten sich schon selbst aus dem Dreck ziehen, müssten es auch sogar, um den anderen 18 Euro-Ländern mit demokratisch gewählten Regierungen nicht ständig auf der Tasche zu liegen, sie weigern sich einfach. Und das muss wirklch mal ein Ende haben, so leid es mir für die wirklich betroffenen Menschen unter der Armutsgrenze auch tut.
 
Eine Senkung der horrenden Kosten für Militärausgaben wäre ein Anfang gewesen. Will man in Griechenland aber seltsamerweise nicht.
 
Bei einer
Senkung der horrenden Kosten für Militärausgaben
hätte Griechenland noch mehr "Feinde". - Herr Stoltenberg drohte doch letztens mit "Konsequenzen", falls Griechenland den Wehretat antastet sollte.

Das Problem hiesiger Medien ist, dass als "Experten" fast nur geladen wird, wer das Kapital im Focus hat und Menschen, die es da auch noch geben soll, in seinen Überlegungen ausblendet. - Beredtes Beispiel: Ursula Weidenfeld gestern im Presseclub.

Das Problem "Griechenland" existiert ja nun nicht erst seit dem 25. Januar 2015. Adonis Samaras hatte, wenn auch nicht alle Zeit der Welt, so doch drei Jahre Zeit, die Probleme (auch im Sinne des griechischen Volkes) anzugehen. Da er und seine Regierung wohl etwas falsch gemacht haben, wurden sie halt abgewählt. - Hat auch etwas mit Demokratie zu tun, auch wenn es dem Kapital, der deutschen "Leitpresse" und der Dame Merkel und den Herren Schäuble und Gabriel nicht passt. Letztere müssten einmal über ihren Schatten springen (geht das bei Gabriel überhaupt?). Ich möchte das Geschrei der hiesigen Medien nicht hören, sollten sich Griechen oder andere Nationen in innenpolitische Belange der Bundesrepublik einmischen wollen.
Merkel & Co. können sich doch glücklich schätzen, dass sie eine relativ willfährige Presse und ein "vollgefressenes", träges Volk zu verwalten haben.
 
Meine Prognose:
Tsipras flirtet weiter mit Putin > Tsipras führt die Eurostaaten weiter an einem Nasenring wie einen Tanzbären durch die Manege > der Grexit kommt > Griechenland scheidet aus dem Euroverbund aus > Griechenland verlässt die NATO > usw.

2Stain
 
Sagen wir mal so: WENN der Grexit kommen SOLLTE (alles nur im Konjuktiv geschrieben), bestünde das Risiko, dass unter anderem auch GB sich erneut überllegen könnte aus dem Euro auszusteigen. Diese Überlegung könnte dann auch sehr real werden. Abgesehen von GB stehen wohl noch einige Länder mit derartigen Überlegungen auf der Agenda.
Ich glaube nicht, dass es "so schnell" zum Grexit kommen wird, da die Gefahr dazu einfach zu groß ist und Merkel zu sehr auf "Sicherheit" bedacht ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
der Grexit kommt > Griechenland scheidet aus dem Euroverbund aus > Griechenland verlässt die NATO > usw.

Genau das wird nicht passieren, sondern Euroland wird zähneknirschend zahlen, weil Griechenlands Verbleib im Euro neben dem ökonomischen auch noch einen militärstrategischen Aspekt hat.
Die Tsipras-Regierung pokert genau auf diesen Punkt hin und sie weiß, dass sie am Ende die besseren Karten hat.
 
Wo chapri recht hat...
Fehler von mir. Natürlich nicht aus dem Euro. Gemeint sollte eigentlich aus "Europa" sein.
Denn der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro wäre faktisch naheliegend mit dem Ausstieg aus Europa.
 
In Wahrheit doktert die Eurogruppe seit Jahren nur an den Symptomen herum und verteilt mit ihrer Brückenfinanzierung emsig Heftpflaster um wieder neu aufbrechende Wunden zu stillen, während der Patient innerlich verblutet.

Als Gegenleistung für die Kredite aus dem Euro-Rettungsfonds verlangten die Austeritätsexperten harte und schmerzhafte Reformen an Haupt und Gliedern und beschnitten die Kaufkraft durch die Abschnürung des Geldflusses im Wirtschaftsleben bis auf ein unerträgliches Maß - womit sie der Wirtschaft erst recht den Todesstoß versetzten.

Wenig weitblickende Juristen und Finanzfachleute wie Schäuble und Dijsselbloem, die mit kurzsichtigen Eingriffen, ineffizienten Reformmaßnahmen und populistischen Sparanforderungen ein ganzes Land in die wirtschaftliche Kapitulation trieben, versuchten mit ihrem unnützen Aktionismus vor allem bei ihren nationalen Wählern zu punkten. Währenddessen wurde die Schuldenproblematik Griechenlands nur verschleppt bis die Verbindlichkeiten ungeahnte Ausmaße erreicht hatten. Nun heißt es: Alles auf Anfang, nur eben unter verschlechterten Startbedingungen.

Griechenland war schon vor sechs Jahren zahlungsunfähig und hätte längst eines großzügigen und weitsichtigen Marshallplanes bedurft, der mit einer grundlegenden Neuorganisation des Staatsaufbaus und veränderten sozialpolitischen Bedingungen einhergehen hätte müssen, denn:

  • Der griechische Sozialstaat ist ein einziges Fiasko. Das nepotistische und korruptionsdurchseuchte politische System sorgte jahrzehntelang dafür, dass von Arbeitslosigkeit bedrohte Bürger im öffentlichen Dienst unterkamen und für ineffiziente und redundante Tätigkeiten fürstlich entlohnt wurden. Früher zählten allein die richtigen Verbindungen und Beziehungen, und wer die richtigen Leute kannte, wurde quasi fürs Nichtstun bezahlt. Der Beamtenstaat war dementsprechend aufgebläht und riss enorme Löcher in den Staatshaushalt, bis die Euroreformer um Herrn Schäuble das Versorgungsparadies nach der Rasenmähermethode zurechtstutzten: Mit dem Ergebnis, dass plötzlich ein Heer von arbeitslosen und verzweifelten Ex-Beamten auf der Straße saß und Syriza wählte. Ihre Ängste waren berechtigt, denn
  • in Griechenland läuft die Arbeitslosenunterstützung nach 12 Monaten ersatzlos aus. Wer über keinerlei Rücklagen oder alternative Einnahmequellen verfügt, war binnen kürzester Zeit verarmt. Da nur arbeitende Bürger krankenversichert sind, fraßen eventuelle Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte die letzten Ersparnisse auf. Ein Volk sah hilflos der Verelendung entgegen, weil ahnungslose Eurokraten, die die landesspezifischen Verhältnisse kaum kannten, die falschen Forderungen aufstellten und nur nach fiskalischen, nicht aber nach nationalökonomisch durchdachten und sozialpolitischen Maßgaben handelten. Wenn aber ein Großteil der Kaufkraft wegen fehlenden Volkseinkommens wegbricht,
  • gehen Kleingewerbe und mittelständische Wirtschaft zugrunde. Da sich kaum noch jemand handwerkliche Dienstleistungen, Instandhaltungsarbeiten, Neubauten, Großinvestitionen und Luxusartikel leisten konnte, schlitterten immer mehr gewerbliche Betriebe in die Zahlungsunfähigkeit und entließen ihre Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit. Mangels inländischer Nachfrage folgten ihnen die im Verhältnis zu ausländischen Unternehmen oft zu teuer produzierenden Mittelständler, die im harten Preiskampf gegenüber Importartikeln extrem benachteiligt waren und ihre Produktion demzufolge stark einschränken mussten - mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen ihre Arbeit, ihr Einkommen, ihre Krankenversicherung und binnen Jahresfrist sogar ihre soziale Mindestabsicherung verloren. Da fragt man sich doch zurecht wovon all die mittellosen Menschen leben sollen, die oft schon nach beendeter Berufsausbildung oder nach dem Studienabschluss vor dem Nichts standen. Waren die Eltern, wie so oft der Fall, ebenfalls arbeitslos oder einkommensschwach, ernährten sie sich üblicherweise von den
  • viel zu hohen griechischen Renten- und Altersbezügen (wie die osteuropäischen EU-Mitglieder oft genug monierten). Manche Rentner und Pensionäre füttern gleich drei Generationen durch, bieten ihren obdachlosen Kindern und Kindeskindern Unterschlupf und kommen mit ihrer "viel zu hohen Rente" auf keinen grünen Klee. So wird ein ganzes Land in die soziale Verelendung getrieben, weil der nun zu Recht untergegangene Versorgungsstaat lange Zeit nur auf halbstaatlicher Vetternwirtschaft und Vitamin B beruhte und keine effiziente Sozialgesetzgebung kannte. Ein funktionierender Sozialstaat wäre unter den gegenwärtigen Bedingungen aber dringend vonnöten um die krassessten Auswüchse an Not und Elend zu mildern. Weil eine hohe Arbeitslosigkeit enorme Steuerausfälle nach sich zieht, die einzige Großindustrie des Landes (die Reederei) von zahlreichen Steuervergünstigungen profitiert und Reiche ihr Geld nach wie vor erfolgreich im Ausland verstecken können, ging der griechische Staat trotz üppiger Eurohilfspakete im Laufe der Jahre endgültig vor die Hunde.

Dass Reformen Zeit brauchen und angesichts systemischer Widerstände oft erst nach und nach durchgesetzt werden können, dass viele Reformbremsen innerhalb und außerhalb der wechselnden Regierungskonstellationen den fahrenden Zug aufhalten wollten und viele von außen verhängte Maßnahmen wegen der in Expertenkreisen mittlerweile hinlänglich bekannten und oben kurz angerissenen Zusammenhänge untauglich waren, kommt erschwerend hinzu.

Eine sterbende Kuh kann man nicht melken, dieser Einsicht folgten ein Schuldenschnitt für Privatgläubiger, diverse Zinssenkungen und Fristverlängerungen - was Griechenland aber wirklich gebraucht hätte ist ein gründlich durchorchestriertes und international abgesegnetes Wiederaufbauprogramm unter Berücksichtigung der nationalen Gegebenheiten. Der griechische Staat muss nämlich auf eine völlig neue wirtschaftliche, rechtliche, fiskalische und sozialpolitische Grundlage gestellt werden um zu verhindern, dass immer wieder Geld in dunklen Kanälen versickert oder nur noch der Bankenrettung zugeführt wird, statt die gesellschaftliche Misere zu beheben. Im ökonomischen Befund sind die sich stets im Kreis drehenden Fernsehtalkrunden mit den meisten Printmedien einig, von meinungsgeladenenen Hetzblättern wie der BILD-Zeitung mal abgesehen.

Aber die Hauptursache der Krise, nämlich die Armutsspirale, die die Liquidität der griechischen Wirtschaft stärker austrocknet als die ohnehin kreditfinanzierten Zinszahlungen an Gläubigerstaaten und -organisationen, wird kaum benannt oder gar erkannt. Und die, die sie kennen, standen angesichts der plumpen Griechenland-Anfeindungen in der deutschen Öffentlichkeit lange auf verlorenem Posten. Doch jetzt wagen sich IWF und US-Regierung, aufgeschreckt durch die Kapitalpleite Puerto Ricos, endlich aus der Reserve und verstärken ihren Druck auf die Schäubles und Dijsselbloems, die mit harten Bandagen und wilden Grexit-Drohungen von Last-Minute-Gipfel zu Last-Minute-Gipfel eilten und mehr Geld verbrannt haben als aus heutiger Sicht sinnvoll erscheint.
 
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Griechenland ist ein schreckliches Land. Warum? Weil die Griechen völlig andere Spielregeln haben, als die Finanzwelt der EU. Weil sie völlig andere Prioritäten haben, im Hinblick darauf, was im Leben eines Menschen wichtig ist. Weil sie ein vollkommen unverkrampftes Verhältnis zur Bürokratie haben, indem sie die Bürokratie nicht über ihr Leben herrschen lassen.
Und nun? Kriegen wir diesen unerzogenen Bastard gezähmt? Oder wächst da vielleicht mal eine Alternative heran, die uns die Augen dafür öffnet, dass es im Leben vielleicht doch noch wichtigere Dinge gibt als Rendite und Retourn of invest und shareholder value?
Bin gespannt.
 
Beim Barte der Buddha, das ist ein Radioforum. Wenn über Griechenland diskutiert wird, dann bitte darüber wie das Thema im Radio abgehandelt wird. Entschuldigung, eure teilweise kruden Ansichten zum Thema Griechenland interessieren mich nicht in diesem Forum. Da seid ihr bei SpOn besser aufgehoben.
Ich kann nicht erkennen, dass Griechenland anders als andere Top-Themen behandelt wird. Zuwenig Raum in der Berichterstattung hat das Thema keinesfalls. Das es kaum eine echte Hintergrundberichterstattung gibt ist die Schwäche fast aller Medien. Das gerade ö/r-Sender eine ziemlich unkritische EU-/Europa-Berichterstattung haben ist auch seit Jahren nichts wirklich neues.
 
Das es kaum eine echte Hintergrundberichterstattung gibt ist die Schwäche fast aller Medien. Das gerade ö/r-Sender eine ziemlich unkritische EU-/Europa-Berichterstattung haben ist auch seit Jahren nichts wirklich neues.
In Krisenzeiten wie den aktuellen fällt die staatstragende Einseitigkeit und Oberflächlichkeit der tagesaktuellen Redaktionen aber überdeutlich auf.

Was hier auftauchende "kruden Ansichten" betrifft, spiegeln die einen Teil des breiten Spektrums an Meinungen in der Gesellschaft zum Thema wieder, was auch im Radio zu kurz kommt.

Einen zynischen Kommentar zum Thema kann ich mir aber doch nicht verkneifen: Da Schäuble sich einen Dreck um die Meinungen und Interessen der Menschen in Griechenland kümmert und den Stiefel zur Sanierung des Finazsystems der Großbanken eisern durchdrückt, brauchen wir hier auch über "Demokratie" und alles was dazu gehört, nicht mehr diskutieren. Zumindest kann ich den, der sich darauf beruft, nicht mehr ernst nehmen.
 
@WilliWinzich, nur es geht hier darum wie Sender das Thema Griechenland-Krise behandeln, nicht um einzelne Meinungen zur Griechenland-Krise. Dafür sind andere Foren da. Das einige Foristen hier gern als Rächer der Waisenkinder und Enterbten unterwegs sind, ist nett und sogar menschlich verständlich, nur das hat Null-Komma-Josef etwas mit dem Thema zu tun.
Gerade die PC-korrekte Haltung vieler Redaktionen schafft ein Scheinwelt, dann kommt noch mangelhafte Sachkenntnis und die normale Schlampigkeit dazu und fertig ist der Infomüll. Das ist in meinen Augen das wahre Problemfeld, vermeintliche Tagesaktualität gepaart mit Meinungsstärke und den üblichen Talkshow-Lautsprechern statt Recherche & Hintergrund. Statt rational zu analysieren wird sehr häufig emotionalisiert bis der Arzt kommt. Die Medien wundern sich warum sie soviel Glaubwürdigkeit verloren haben, aber die eigene Arbeit ist zumeist sakrosankt. Ich rede hier nicht von all den dubiosen Blogs, Webseiten und üblichen Verschwörungstheoretikern
 
Was ich gut fände, wäre eine medienkritisch radiospezifische Auseinandersetzung mit dem Thema und zwar möglichst bezogen auf aktuelle, konkrete Berichterstattungen bzw. deren Inhalte. Beispiel: Warum ist die Analyse vom Rolf-Dieter Krause des Hörfunks besser, pointierter, abgeschmackter und inhaltsleerer als die seines Fernseh-Pendants und wie kommt dieses zustande? Oder so ähnlich. Das allerdings wäre recht anspruchsvoll und dürfte die meistenhier , selbst wenn sie Lust dazu hätten, komplett überfordern. Stattdessen werden die üblichen Parolen und Plattheiten zum X ten Male durchgekaut, was überall- und nirgendwohin, meinetwegen auch zu SPON gehört, aber jedenfalls nicht hierher. Doch in Deutschland ist Sommer und das Wetter wie immer überwiegend schlecht, alle sitzen, anstatt Urlaub zu machen, vor dem PC und dann kommt sowas dabei raus. Schrecklich genug, aber gottseidank nicht so schrecklich wie in Griechenland oder gar Syrien.
 
...vermeintliche Tagesaktualität gepaart mit Meinungsstärke und den üblichen Talkshow-Lautsprechern statt Recherche & Hintergrund.

Man hat es gestern wieder gemerkt als im ZDF-Spezial als "Griechenland-Experte" der überzeugte Grexit-Fan Clemens Fuest zugegen war, der sichtlich verärgert war dass trotz unzähliger ZDF-Auftritte, in denen er den Grexit als einzigen Ausweg aus der Krise beschwor, keiner der entscheidungsbefugten europäischen Politiker auf seine weisen Worte hören wollte.
 
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