AW: Die große N-JOY-Reform
Um nur mal N-JOY zu beleuchten: Der Sender ist insgesamt zu seicht, zu verwechselbar, beinahe belanglos und wirkt irgendwie blass. Was ich als Problem sehe ist, dass der Sender in keiner Weise irgendwie Schlagzeilen macht. Das schaffen zwar viele andere Stationen auch nicht, aber das soll keine Entschuldigung sein. N-JOY braucht deutlich mehr Profil; was für ein Profil müsste man genauer erörtern, aber auf jeden Fall darf es nicht so bleiben wie jetzt. Wie schon oft angeschnitten ist der Unterschied zwischen NDR 2 und N-JOY zu gering. Als nächstes werden viele populäre und/oder angesagte Interpreten nicht in der Rotation angeboten. Werft mal einen Blick auf andere vorwiegend ausländische Stationen, die eine ähnliche Zielgruppe wie N-JOY im Visier haben. Während man dort auch "Skandalsänger" wie z.B. Eminem und Konsorten auf die UKW Skala lässt, spielt der NDR den absoluten Moralapostel und nimmt nur artige und unscheinbare Interpreten auf. Lady GaGa etc. gibts nur, weil andere Sender in Deutschland sie auch auf Lager haben. Es ist sicher schwer in der Zeit von iPod und Co. alle jungen Musikgeschmäcker zu bedienen, aber N-JOY hat gefühlt nicht mal 10% dieser Geschmäcker bedient. Es läuft absolut gar nichts ausgefallenes tagsüber, man ist nie bei einem Titel der erste, der ihn im Programm hat und man widmet sich schon gar nicht Trends, seien sie noch so kurz oder langlebig. N-JOY möchte (meiner Auffassung nach) bloß keinem wehtun, so wie Raufasertapeten. Keiner findet sie besonders toll, aber niemand würde sie auch sofort wieder von der Wand reißen. Würde der Sendersuchlauf eines Radios fade und eintönige Sender übergehen, würde er N-JOY nicht mal bei manueller Abstimmung finden. Diese geballte Langeweile die N-JOY verbreitet, zieht sich auch durch alle anderen Bereiche, womit ich auf die neue NDR-Homepage zurückkommen will. Diese neue NDR Website ist ja ganz nett, aber ganz bestimmt ungeeignet für ein Programm, dass junge Leute ansprechen will. Vergleicht man die N-JOY HP mit denen von 1LIVE oder YOU FM, so wirkt N-JOY so jung und dynamisch wie Johannes Heesters. Schon dieser dicke "mein Norden" Button oben auf der Startseite verbreitet so richtiges Oma-Flair. "Mein Norden" erinnert mich an die Nachmittagssendung des NDR Fernsehens, die meine Großeltern auch immer verfolgen. Es ist schön, dass sich der NDR etwas zu seiner geografischen Position in der Bundesrepublik bekennt, aber bitte nicht auf diese Häkeldeckchen-Art. NDR 1 hat ja noch mehr Charakter als N-JOY, weil es ersichtlich ist, wofür der Sender letztendlich steht und was der Sender für ein Gesicht hat. Die NDR "Jugendwelle" dümpelt irgendwo inmitten der grauen Popsenderwelt ohne Ziel rum und darf sich zudem über unausgegorene "Features" wie das dynamische RDS-PS freuen, das auf Grund des mangelhaften Sendernetzes nur in unmittelbarer Sendernähe funktioniert. Seit dem Ausbaustopp des UKW-Netzes 2004 gibt es auch nur wenige Freudenanreize auf technischer Seite. Es ist ein wenig kurios in Zeiten von EON, dass ein teilweise nicht durchgängig empfangbarer Sender Verkehrsnachrichten aus vier Bundesländern bringt, zumal es diese schon bei NDR 2 und NDR Info gibt. Ist es denn wirklich erforderlich, dass einem auch von dieser Seite (sprich N-JOY) jeder Stau in die Ohren getrötet wird? Vielleicht könnt ihr ja nach diesen Aufzählungen nachvollziehen, dass N-JOY für nichts steht und auch nichts bietet, was es schon woanders nicht gäbe. N-JOY hat keine bekannten Moderatoren wie z.B. NDR 1 Niedersachsen, keine anerkannte Unterhaltung wie z.B. "Frühstück bei Stefanie" auf NDR 2 oder keine weiterführenden Informationen wie NDR Info. Ich weis nicht was der NDR selber noch von N-JOY hält, wenn man alle anderen vier Programme regional noch per DAB verbreitet aber das jüngste Programm weg lässt. Es muss sich langsam mal was tun, und wenn man bei N-JOY meinetwegen nur vermehrt R&B, alternative Rock oder Hip-Hop spielen würde, es wäre auf jeden Fall charaktervoller als jetzt. Aber schade, der NDR ist da so flexibel und modern wie ein T-Träger - wobei selbst der ja noch eine sinnvolle Aufgabe hat.
N-Joy muss wieder raus aus den Puschen kommen. N-Joy muss wieder in den Schulen stattfinden, an den Unis, überall wo junge Leute zusammenkommen und Musik hören und unterhalten werden wollen. Die reden doch nicht morgens an der Uni Göttingen darüber, dass am Vorabend in Hamburg (es ist zu 90% immer Hamburg) ein "Geheimkonzert", für das man "für kein Geld der Welt" Karten kaufen konnte, einer B- oder C-Band stattfand. Das sollte man zumindest meinen. Aber für N-Joy ist es das Topthema für die nächste Woche.
Sehr treffend formuliert! *Daumen hoch*