Die NRW-Lokalradios und ihre journalistische Kompetenz

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Also in diese Pauschalität möchte ich mich jetzt nicht hineinhängen!
44 (46) Sender auf journalistische Qualität zu prüfen ist wirklich ein Wagnis.
 
Also mit der journalistischen Kompetenz kann man sich insoweit ein Gesamturteil erlauben, wenn man sich andere Sender ausserhalb NRW anschaut. Wenn man die NRW-Locals mit anderen Landesweiten Privaten im Norden und im Osten vergleicht ist die journalistische Kompetenz hier in NRW haushoch höher - selbst bei den schlechteren Lokalradios. Im Vergleich zu Sendern wie FFH oder Antenne Bayern stehen wir denk ich schlechter da. Die machen zwar auch sehr viele bunte Themen.
Aber achtet mal bei politischen Interviews und Beiträgen darauf: Ich habe noch keinen anderen Sender gesehen der komplexe Themen in 1´30 so spannend und umfassend auf den Punkt bringt. Das kriegen die wenigsten Redakteure bei den ÖR´s hin.
 
"Das kriegen die wenigsten Redakteure bei den ÖR´s hin."
Ich sag dazu:
Und das ist auch gut so! Ich habe ehrlich keine Lust mehr auf die alte 1.30 Leier.
Es gibt einige Gründe, die zu dieser Regel geführt haben - ich zeig euch tausend gute Beispiele, die diese Regel brechen. Und das insbesonders und gerade bei komplexen Themen die einfach auch mal mehr als 1.30 verdienen.
Gut, die sagst extra dazu, daß es auch noch spannend und umfassend innerhalb dieser Zeit dargestellt wird, aber die bloße Hervorhebung dieser Schallgrenze ist ein Reizwort für mich.
Erklär doch einfach nochmal, wie du es damit hälst. (auch wenn das eigentliche Thema hiermit gesprengt wird).
 
@steinberg

Ich verstehe die Einwände, aber vielleicht kann man Pro 1:30 wie folgt argumentieren:

Wenn die meisten Hörer uns wegen der Musik hören und die meisten auch nur nebenher hören, dann bekommen die wenigsten die noch so tolle+spannende Darstellung mit, sondern für sie ist der Beitrag nur eine Unterbrechung des Musik-Flows...Und wird diese Unterbrechung zu lang, dann wollen sie wieder Musik hören - im Zweifel auch bei der Konkurrenz. Deswegen Die Unterbrechungen kurz halten..es gibt immer genug, die der Beitrag nicht interessiert.
 
Die 1.30 Schallgrenze kommt ja nicht von irgendwoher. Gerade in Frühsendungen sind die Leute einfach nicht bereit, länger als 1.30 zuzuhören. Das wissen sogar die ÖR´s. Bei Eins Live gibt es in der Frühstrecke auch die Anweisung, die Beiträge nicht länger als 1.30 zu machen.

Gegen 2.30 Beiträge ist eigentlich nix einzuwenden, nur sollte man das wirklich nur machen, wenn man es kann. Ich habe schon viele Beiträge in "Überlänge" gehört, die schlicht langweilig waren, weil sich der Autor (Reporter) einfach nicht die Mühe gemacht hat, die Informationen entsprechend zu Filtern. Da wird dann alles von A bis Z aufgezählt - und das interessiert nun wirklich keinen Hörer.

Ich denke, man kann jedes Thema in 1.30 entfalten. Und wenn die Zeit nicht langt, sollte man zuerst überlegen, ob es an einem selbst liegt und nicht das "komplexe" Thema dafür verantwortlich machen. Abgedroschen aber wahr: In der Kürze liegt die Würze.
 
@ atthedrivein

Du bist ein typisches beispiel fürs Privatradio!
"In der Kürze liegt die Würze!"
ich könnte auch sagen: "In der Oberflächlichkeit steckt das Unwissende!" Solche Beiträge, die jeder Praktikant schreiben kann, sind nicht wirklich eine Kompetenz. Der eigentliche Kernpunkt des journalismus ist auch die Recherche! Die wird bei den Locals im Lokalprogramm nur dürftig behandelt. Sicherlich auch, weil NRW bestimmte Zeiten/Längen vorgibt...
Und deshalb hier nich mein Spruch für alle informative Angelegenheiten: Nachrichten müssen sich nach Nachrichten richten!!!
 
Ihr Lieben,

ist mir ja alles klar und bekannt. Um mich noch einmal zu erklären:
1.) ich bin nicht der Meinung, daß ein Beitrag unbedingt eine Länge weit über 1.30 haben muß. Viele Beiträge beinhalten in dieser Zeit genau das, was gesagt werden muß. Wie heißt es so schön (siehe Suedeutsche über WDR2): "Länge ist nicht gleich Tiefe".
2.) Das Argument, daß nach 1.30 der Hörer sich im Musikfluß unterbrochen fühlt, ist eine klare Absage an das, was euch ernährt: das Wort.
3.) Ich bin nicht gegen 1.30. Ich bin nur der festen Überzeugung, daß 1.30 auf keinen Fall das Maß aller Dinge sein soll, sondern lediglich eine Orientierungshilfe. Wenn ein Beitrag es hergibt, er gut gemacht ist und den Hörer fesselt (und das sollte bei JEDEM Beitrag sich der Autor vornehmen), dann gibt es keinen Grund, ihn nicht auch ruhig länger zu machen. (Reelle Länge - ungleich: gefühlte Zeit).
4.) Genau dies ist mir aber oft genug geschehen, bzw. mußte ich einige Kämpfchen ausführen, weil nicht nach Inhalt und Unterhaltungswert (den sollten auch "ernste" Themen haben) geschaut wurde, sondern lediglich nach der scheinbar festen und unüberwindlichen Größe 1.30. Und genau dies greife ich an. Auch Kürze ist kein zwangsläufiger Beweis für gute Unterhaltung.
Es war seinerzeit Frau Schneiderb. herself, die sagte: "man kann über alles reden reden, außer über 1.30". (Ich glaube, das geht genau in die Richtung, die Dietmar Wischmeyer seinereit sehr überspitzt "Formatfaschismus" nannte).
Ich sage: "Man kann über alles reden - solange die Zeit es hergibt."

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
 
Endlich mal eine interessante Diskussion hier im Forum!

Ich denke, dass 1:30 als Orientierungshilfe nicht falsch ist. Denn Länge ist in der Regel kein Zufall. Wer einen BME von vornherein auf 1:30 ausrichtet, strukturiert das Werk anders, als wenn Länge keine Rolle spielt.
Unnötig lange Werke entstehen fast immer, wenn der Autor keine zeitliche Orientierung im Kopf hat.
Darüber hinaus zeigen qualitative Untersuchungen der GfK, dass Inhalt und Darstellungsform eng zusammen hängen. Einerseits sollten Radioleute die jeweils angemesse Darstellungsform wählen. Andererseits finden Hörer Berichterstattung genau dann schlecht, wenn die Darstellungsform nicht angemessen war.
Und ich gebe Steinberg Recht, dass es eine absolute und eine empfundene Länge gibt.
Vielleicht ist die Zeit der BME's doch noch nicht vorbei? Es müssen ja nicht zwei pro Stunde sein.
 
Da machst du jetzt aber eine dritte Regelgröße auf. Denn Darstellungsform ist ja nochmal was anderes als Länge und Inhalt. Klar, auch die Form muß stimmen. Und im Idealform eben dann so, daß Zeit vergessen wird, bzw. nicht als oberste INstanz fungiert.
Aber: erklär doch bitte nochmal das mit der GfK. Denn eigentlich ist der Zusammenhang von Form und Inhalt doch n' alter Hut.
 
</font><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><hr /><font size="2" face="Verdana, Arial"> 2.) Das Argument, daß nach 1.30 der Hörer sich im Musikfluß unterbrochen fühlt, ist eine klare Absage an das, was euch ernährt: das Wort.
</font><hr /></blockquote><font size="2" face="Verdana, Arial">Mich ernährt mein Sender, meinen Sender ernähren die Werbekunden, denen wir möglichst viele Hörer verkaufen. Wenn aus diesem Wirkungszusammenhang hervorgeht, dass ich mich lieber kurzfassen sollte, dann mache ich das und verlange das von allen Leuten, die in meinem Sender arbeiten.

Ich gebe euch ja gerne Recht, das es einen Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Länge gibt. Ich glaube aber auch, dass das Wahrnehmen eines tollen und leider etwas langen Beitrages hohe Konzentration bei den Rezipienten voraussetzt. Wenn sie aber nicht angemessen konzentriert zuhören können, um alle Formulierungen zu verstehen, dann zählt wieder die Länge der Unterbrechung.

Die 1:30 ist sicherlich kein idealer massstab für Beitragsgüte, aber das ist so ähnlich, wie der NC bei manchen Studiengängen: Solange es keinen besseren Indikator gibt muß man sich an sowas halten.
 
Du hast natürlich Recht mit dem "alten Hut". Aber wir sollten uns das als Macher immer wieder vor Ohren halten, dass ein Thema weniger mit der Länge, als viel mehr mit der angemessenen Darstellung steht und fällt.
Wir sind oft so betriebsblind, nur zu überlegen, ob die Länge eingehalten wurde. Anstatt zu überlegen, ob wir wirklich die richtige Form gewählt haben.
Manchmal ist ja Comedy die adäquate Darstellungsform für ein Thema, oder? :-;
 
@AvB

wir kommen vielleicht sehr überein, wenn ich sage: durch die gelungene Wahl der Darstellung (und Vermittlung der Informationen) wird die tatsächliche Länge eine Nebensächlichkeit - der Grund: ein abwechslungsreicher, überraschender, interessanter Beitrag (und das sollte JEDER sein) kann einen Hörer länger fesseln als die 1.30 und ihn sogar nciht darüber traurig sein lassen, daß im Moment mal keine Musik läuft.
Von daher hast du meine vollkommene Zustimmung. Als Kriterien für einen Wort-Beitrag sind andere Überlegungen weitaus entscheidender, als die bloße Länge..

@Turnbeutel: Sorry, aber deine Argumentation (die ich natürlich schon öfter gehört habe) erinnert mich sehr an den deftigen Spruch: "Freßt Scheisse, tausend Fliegen können sich nicht irren."
 
Zeitweise sind in diesem Forum Punkte aufgekommen, wie "Locals recherchieren nicht richtig"...

Ich möchte als Beispiel mal einige ÖR-Lokalstationen heranziehen, die, und Beobachter wissen welche Stationen ich meine und vor allem, dass jetzt jetzt gleich geschriebene der Realität entspricht, mehr Falschmeldungen im Programm haben, als eine komplexe Enzyklopädie Seiten hat.

Recherche bedeutet bei den besonderen ÖR-Stationen nämlich Arbeitszeit absitzen, Stunden aufschreiben, sich ein paar Worte aus den Fingern saugen und dann Geld kassieren.
(Achtung, dass habe ich nicht aus erster Quelle, sondern bei mir ist eben dieser Eindruck entstanden.)
Das Problem ist ganz einfach beim Namen zu nennen: Das Volk ist dumm und läuft dem ÖR hinterher, egal was die melden, es ist wie die Bibel.

Also Recherchearbeit:

Problematisch ist doch immer die Frage, wie ein kleiner Privatsender eine aufwendige Recherche finanzieren soll, oder welcher Reporter sich für 50 Euro pro Beitrag einen Tag mit aufwendigen Recherchen abgibt.
Letztenendes liegt die Realität nicht in tausend Stunden Arbeit, sondern vor der Nase.
Ich behaupte, dass alle, die bei den erfolgreichen Locals arbeiten, durchaus kompetent sind die Informationen korrekt und ausführlich in teilweise weniger als 1:30 an den Hörer weiter zu geben.
Recherche ist in den meisten Fällen eine Ausrede für "Ach hier sitzen ja noch 252 Mann, die Langeweile haben und beschäftigt werden müssen, denn Sie werden dafür bezahlt".
Mehr als ein ausgewogenes Für und Wider gibt es selten.
Wenn die CDU hüh! sagt, muss man die SPD fragen, ob die aus Hot! sagen.
Dann kann man ein Thema unter 2 Gesichtspunkten der gegenüberstehenden Parteien in 15 Minuten für den Hörer perfekt recherchieren und aufarbeiten und hat einen klaren Vorteil gegenüber dem Archiv, in dem dann neben neuen Informationen auch nach den alten Gesucht wird, eintausend Konkate geknüpft werden und 2 Wochen später das Thema dann im Radio läuft, und die wenigen Umschalter dann ein Deja-Vu haben, weil außer fadenscheinigen Verdrehungen und neuen Auslegungen sich nichts an dem Thema verändert hat.

Fazit von alledem:
1) 1:30 reichen, wenn sie nicht sogar zu lang sind.
2) Locals in NRW recherchieren gut, vielleicht fehlt es ab und an an der kreativen Aufbereitung, aber kompetent sind sie auf jeden Fall
3) Was bin ich froh, dass ich im Ausland wohne und keine deutschen GEZ Gebühren zahlen brauche um die ÖR's zu subventionieren....
 
Mighty,

Du hast recht.
Ein guter 1´30er bei Radio NRW oder Antenne Bayern kann informativer und anregender sein, als die WDR 2 - Morgenmagazin - Wortkaskaden.

Auch ich kenne das Absitzen bei den ÖRs (live!).
 
schau einer an, auch hier treibt sich der Tom herum. Fein, dann kann ich ihm und seinem Kollegen Mighty ja auch hier einfach mal sagen: Liebe Leute. Hört bitte auf mit eurem standartisiertem Schwarz/weiß Gefasel. Wie mein Vater schon immer sagte: "es gibt sonne und sonne". Ich könnte noch hinzufügen "die Wahrheit liegt immer in der Mitte (oder aufm Platz)" aber auf jedem Fall gilt: es gibt in dieser Welt stets recht viele Grautöne. Also hört doch bitte auf mit diesem Gefasel und äußert auch einfach mal ein wenig differenzierter und/oder reflektierter. Das wäre fein....
 
"radio NRW" sendet News-Flashs bei grösseren Ereignissen!
Und es gibt auch durchaus Lokalsender (im Rheinland), die den NRW-Mantel ausserhalb ihrer regulären Sendestrecken unterbrechen, um aktuell zu informieren...
 
Gerade heute morgen gab es im Treff einen aktuellen Bericht zum Flugzeugabsturz in Luxemburg. Das heißt dann zwar nicht "News Flash" - ist aber das gleiche!
 
@ Wurstsalat: Leider ist es nicht der RTL-Mantel, der da mal nicht übernommen wird. <img border="0" title="" alt="[Boah!]" src="eek.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Sch&uuml;chtern]" src="rolleyes.gif" /> <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> :cool:
 
Darum gehts nicht. Es gibt andere private Sender,Hitradio RPR1 und 104.6 RTL, die aktueller sind ,als Radio NRW. Zb. auch SWR3,Antenne Bayern.
 
Liebster Robbyugo, könntest Du Deine pseudo-wissenschaftlichen Pauschal-Thesen bitte mal konkret belegen? Sollte für Dich als wahrhaft kompetentem Kenner der Szene doch kein Problem sein - bin sehr gespannt!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben