Die Olympiade in Athen

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kaum zu glauben aber wahr! nicht nur von den sportlern (besonders von den reitern in den letzten tagen), sondern auch von "journalisten" hört man immerwieder "hier, bei der olympiade...".

wo liegt die ursache dafür, dass ein deutscher journalist den unterschied zwischen "olympiade" und "olympischen spielen" bzw. "olympia" nicht kennt? warum muss er den hörer, leser, zuschauer so mit unqualifizierten beiträgen quälen?

die sportler spreche ich von diesem vorwurf mal frei. bei denen weiß man ja nie, aus welchen verhältnissen sie kommen. beim journalisten gehe ich schon von erheblicher allgemeinbildung aus.
 
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wo liegt die ursache dafür, dass ein deutscher journalist den unterschied zwischen "olympiade" und "olympischen spielen" bzw. "olympia" nicht kennt?
Weil auch Journalisten, um mal einen eigentlich auf Politiker gemünzten Spruch abzuwandeln, nur vom Fleisch des Volkes sind - aber nirgends geschrieben steht, daß sie das Filet sind. ;) Anders ausgedrückt: Da die meisten "Normalmenschen" das nicht wissen, ist auch der Anteil der Journalisten, die das nicht wissen, hoch.

Aber es gibt noch andere gern genommene falsche Irrtümer: "Spiegel online" schrieb heute von den 28. Olympischen Spielen, obwohl es erst die 25. sind, wohl aber die der 28. Olympiade. Schön ist in diesem Zusammenhang auch, daß die Olympiateilnehmer regelmäßig als "Olympioniken" bezeichnet werden...
 
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:D

also ich hab das in geschichte auf der hauptschule gelernt. und aus mir is auch was geworden ;)
 
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Genau genommen hast du ja Recht special, dennoch finde ich das doch ein wenig, sagen wir mal "Krümmelkackerei". Selbst die Griechen des Altertums bezeichneten ihre Spiele schon als Olympiade. Ist ja letztlich nur eine Herleitung des Wortes ...

Man unterscheidet die Spiele der Olympiade, sprich Sommerspiele und die Olympischen Winterspiele. Das Wort Olympiade bezeichnet genau genommen den Zeitraum von vier Jahren, der zwischen zwei Sommerspielen liegt.
Die Olympischen Spiele der Neuzeit (pdf-Datei)

Ein ganz gut geschriebener Abriss der Geschichte der Spiele findet sich übrigens hier
 
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also "die spiele der 28. olympiade" ist schon ein unterschied zu "die 28. olympiade in athen".

ich will mich hier nicht unnötig verteidigen, aber richtiger wird es durch irgendwelchen irrglauben nicht.
 
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naja, wenn man davon ausgeht, dass dabei sein alles ist und jeder Teilnehmer somit auch ein Gewinner ist, könnte man ja gaaaaanz eventuell auch jeden Teilnehmer als Olympioniken bezeichnen *g*
 
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hi!

also bei aller liebe zur journalistischen gründlichkeit - wer sich eingängig mit dem thema beschäftigt weiss wohl das die olympiade nicht die olympischen spiele sind und dass die olympioniken nicht gleich alle teilnehmer der olympischen spiele sind.
so, wau!
dummer weise spricht aber der volksmund von "der olympiade".
also was tun? ihn journalistisch belehren oder so reden wie der volksmund?
abgesehen davon weiss, wer sich WIRKLICH mit dem thema beschäftigt, dass man sehr wohl auch "Olympiade" und "Olympioniken" sagen kann - vorschlag: aktuelle ausgabe des duden studieren...
sorry - für mich ist das (so wie zB die diskussion rund um die rechtschreibung) kleinkrämerei.

nix für ungut & schönen tag noch!

Ear-Catcher
 
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Der Vorwurf der Kleinkrämerei ist schon nicht unmüsant, wenn er aus einem Land erhoben wird, das sich von der EU die Benutzung der Begriffe "Marillen" und "Paradeiser" vor dem Beitritt hat vertraglich zusichern lassen... :D

Im übrigen ist das ein schönes Totschlagargument: Wer die allgemeine Verdummung nicht mitmachen will, sondern auf etwas sprachliche Genauigkeit pocht, wer der Ansicht ist, Journalisten müßten sprachliches Vorbild sein und nicht dem sich stetig abwärts bewegenden Niveau hinterherhecheln, der ist ein reformunfähiger, intellektuell überheblicher und volksferner Kleinkrämer. Schluß, aus.

Sorry, aber da mache ich nicht mit. Sprache ist ein hohes kulturelles Gut und gerade diejenigen, für die sie Handwerkszeug ist, haben eine Verpflichtung, dieses Gut zu schützen. In der Oper käme man schließlich auch nicht auf die Idee, nur die "Greatest Hits" aus dem "Ring" aufzuführen...
 
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Sprache ist ein hohes kulturelles Gut und gerade diejenigen, für die sie Handwerkszeug ist, haben eine Verpflichtung, dieses Gut zu schützen.

Danke, Makeitso.
 
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Sprache ist ein hohes kulturelles Gut und gerade diejenigen, für die sie Handwerkszeug ist, haben eine Verpflichtung, dieses Gut zu schützen.

Seh ich an sich genauso. ABER: Sprache verändert sich. Das hat sie schon immer getan und wird sie auch in Zukunft immer tun. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns da beispielsweise zwei Lautverschiebungen. Die kamen auch nicht von heute auf morgen, sondern fanden im Laufe sehr vieler Jahre statt. Trotzdem sagt keiner, das Kulturgut Sprache von damals muss heute noch erhalten werden. Wo kämen wir hin, wenn wir nach wie vor vom herzelieben frouwelin reden würden?
Ich denk, man muss sich einfach dem Sprachwandel anpassen. Der geht natürlich in der heutigen Zeit viel schneller von statten als noch vor 200 Jahren beispielsweise, was auf die Verbreitung der Medien zurückzuführen ist.
 
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Ich stimme Makeitso insofern zu, das die Worte "Olympiade" und "Olympische Spiele" erst einmal nichts mit dem von wisstewie angeführten Sprachenwandel zu tun haben.
Ich finde nur, das man in dem Fall etwas vernachlässigen könnte, das Olympia und Olympische Spiele eben streng genommen nicht dasselbe sind.
 
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Na gut, die Sprache verändert sich mit der Zeit. Und man muss jetzt schon mit Schrecken feststellen, dass man den falschen Plural von Taxi, Pizza, PKW und gern auch Atlas als richtige und sogar im Duden verankerter Variante um die Ohren bekommt. Aber das ist „nur“ eine sprachliche Veränderung. Doch Olympiade und Olympischen Spiele sind schlicht was anderes und somit ist die unkorrekte Verwendung eben sachlich falsch. Und das wird sich nicht einfach sprachlich ändern.
 
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Hoppla ... *verschämt zu Boden kiek* ... ich hatte zwar Realschule, aber über den feinen Unterschied zwischen den Olympics :p hat uns keiner aufgeklärt.
Also mal ganz interessant zu erfahren, was man da 30 Jahre lang falsch gemacht hat ... oder 7,5 Olympiaden ...
;) :D
 
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da geb ich dem unwissenden gerne mal recht. habe neulich im radio in den nachrichten auch von den "28. olympischen spielen..." gehört - da durchzuckte es mich auch; hoppla, da hat die ganze welt wohl einige spiele verpasst....
und wenn die bei der restlichen berichterstattung auch so gewissenhaft vorgehen na dann gute nacht. von journalisten erwarte ich eigentlich schon n bisschen mehr.
 
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moooooment...

hier vermischt sich wieder einmal allerhand.
ich würde im falle der begrifflichkeiten von "olympiade" und "olympische spiele" nicht gleich vom verfall der deutschen sprache reden.
ich stimme zu dass man im medienbereich gewisse verantwortungen hat.
trotzdem darf man sich dem allgemeinen sprachgebrauch annähern.
und hier geht es konkret um die oben zitierten begriffe. wie im ersten posting bereits erwähnt ist es hier mittlerweile (laut duden) zulässig zu den olympischen spielen "olympiade" zu sagen und zu den teilnehmern "olympioniken". und wenn's der duden sagt, dann wird's wohl stimmen ;) .

schöne grüße & guten tag,

Ear-Catcher
 
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ich weiß ja nicht wie das in der neuen ausgabe des duden beschrieben ist, aber der duden in der 21. auflage von 1996 trägt zur geschichtlichen volksverdummung bei:

Olympia: 1 (altgriech. Nationalheiligtum), 2. das; - (geh. für Olympische Spiele

Olympiade: die, -, -n (Olympische Spiele; selten für Zeitraum von vier Jahren zwischen zwei Olympischen Spielen; auch regional für Wettbewerb [für Schüler])

Olympionike: der; -n, -n; (Sieger in od. Teilnehmer an den Olympischen Spielen)

na toll! wenn der duden schon den käse verbreitet, dann gute nacht!
 
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na der neuste Duden hat ja sogar Wörter wie googlen aufgenommen-Zeiten sind das..
 
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Dass der DUDEN zum Standardwerk der deutschen Sprache geworden ist, ändert nichts daran, dass er nicht zwingend Recht hat.
Dass der Volksmund es mit der Bedeutung von Begriffen oft nicht so genau nimmt, ändert ja nichts daran, dass bestimmte Begriffe eine bestimmte Bedeutung haben und eine andere Bedeutung eben nicht haben.
Oder hatte Peter Pacult doch Recht, als er erklärte, der FC Tirol habe "eine Obduktion" auf ihn, weil etwas richtig wird, wenn erst irgend jemand und irgendwann ganz viele solch einen Fremdwordmüll aus ihrem Mund fallen lassen?

@special: DUDEN, 22. Auflage, Mannheim 2000, verbreitet erschreckenderweise denselben Fehler.
 
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Vielleicht interessiert auch, was man im als "15. Auflage" bezeichneten DDR-Duden von 1960 dazu schrob:


Olympia (im Altertum Zeuskultstätte auf dem Peloponnes)

Olympiade, die, _, _n (1. im Altertum die vierjährige Zeitspanne zw. zwei olymp. Festen - 2. heutige Bez für die Olympischen Spiele)

Olympionike, der, _n, _n (Sieger bei den Olympischen Spielen; Teilnehmer an den Olympischen Spielen)
 
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Makeitso schrieb:
Sorry, aber da mache ich nicht mit. Sprache ist ein hohes kulturelles Gut und gerade diejenigen, für die sie Handwerkszeug ist, haben eine Verpflichtung, dieses Gut zu schützen.

Hey, hier geht's ums Radio... Um das Medium, das uns 15 Jahre eingebläut hat, daß "kein Blabla" der richtige Weg sei. Das Medium, das nur noch zu 5% in der Landessprache sendet...

In der Oper käme man schließlich auch nicht auf die Idee, nur die "Greatest Hits" aus dem "Ring" aufzuführen...

Ich würde fast wetten, in 30 Jahren wird genau das passieren, wenn die Klassikliebhaber allesamt verstorben sind, und es nur noch Hit- und Formatradio gebildete Menschen gibt, die Kultur bestenfalls noch in 1:30 Häppchen und in 2-Stunden Rotation vertragen,,,

Bin ich zu pessimistisch?
 
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Ear-Catcher schrieb:
dummer weise spricht aber der volksmund von "der olympiade". also was tun? ihn journalistisch belehren oder so reden wie der volksmund?
Also, hier outet sich der newsman dann eben auch als "Kleinkrämer": Sorry, aber muss sich der Hörer wirklich "journalistisch belehrt" fühlen, wenn ich von den Olympischen Spielen statt von der Olympiade spreche? Nicht jede Formulierung, über die man sich vorher mal Gedanken gemacht hat, ist deshalb gleich eine Belehrung, oder?
 
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Guten Tag!
Immer dieses Rumgehacke auf dem Duden! Und jetzt regen sich sogar schon Leute über Wörter wie googeln auf, weil sie im Duden stehen.
Das Deutsche Wörterbuch hat die Aufgabe, den aktuellen Zustand der deutschen Sprache wiederzugeben.
Kurzes Zitat von duden.de:
"Der Duden, der den für die Sprachgemeinschaft bedeutsamen Wortschatz der deutschen Sprache erfasst und die Schreibung der Wörter nach den verbindlichen amtlichen Regeln zeigt, ist zum Volkswörterbuch geworden: Durch die Jahrzehnte hindurch spiegelt er den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, die kulturelle Entwicklung und alle politischen und gesellschaftlichen Wandlungen wider und zeigt wie ein Seismograph jede sprachliche Veränderung an."

Seismograph ist das Stichwort (keine Ahnung, warum die das nicht Seismograf schreiben ;): Wenn sich Sprache und Wörter ändern, neue hinzukommen, andere verschwinden, schlägt sich das im Duden nieder. In diesem Fall ist also klar, wer die Henne und wer das Ei ist. Die deutsche Sprache ist die Henne, und die legt ab und zu mal ein neues Ei, den Duden. Und weil nun mal das Benutzen der Suchmaschine google derzeit recht beliebt ist, und sich dadurch auch ein neues Verb entwickelt hat, steht es jetzt, nachdem es in vieler Munde ist, auch im Duden.

Auf Duden.de wird auch genau erklärt, nach welchen Kriterien Wörter ausgewählt werden:
"[...]die Dudenredaktion [...] sucht Beweise dafür, dass ein Wort »würdig« ist, in das geplante Wörterbuch aufgenommen zu werden oder nicht.
Insbesondere gilt dies für Neubildungen, bei deren Aufnahme in ein Wörterbuch genau geprüft werden muss, ob es sich hier nicht nur um Gelegenheitsbildungen (z. B. streichzart [vom Käse]) handelt, sondern ob sie über einen längeren Zeitraum hinweg in Texten unterschiedlicher Natur (z. B. in Fachtexten, Zeitschriftenartikeln, Literatur usw.) vorkommen. Dadurch verlieren Gelegenheitsbildungen nämlich ihre Situationsbedingtheit, sie werden zu einem festen Bestandteil des allgemeinen Wortschatzes oder eines bestimmten Fachwortschatzes."
den ganzen Text gibt es hier: http://www.duden.de/index2.html?deutsche_sprache/zumthema/weg_eines_wortes.html

Und zum Thema Olympia:
- ich finde, es ist notwendig, dass Begriffe unterschiedlicher Bedeutung auch genau so verwendet werden. Olympiade und olympische Spiele ist schon ein Unterschied, aber vergleichsweise harmlos. Was ist mit Mord und Totschlag, ist das auch das gleiche, weil das Ergebnis immer eine Leiche ist?
Man kann von Redakteuren und Reportern schon erwarten, dass sie diese Begriffe korrekt verwenden. Und ja: Das verlange ich auch von mir selbst.

Gruß, FC
 
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MartinB schrieb:
na der neuste Duden hat ja sogar Wörter wie googlen aufgenommen-Zeiten sind das..
...die Eisdiele der Zukunft: "Guten Tag, hätte gern 3 Eisgoogeln..."


special schrieb:
Olympiade, die, _, _n (1. im Altertum die vierjährige Zeitspanne zw. zwei olymp. Festen - 2. heutige Bez für die Olympischen Spiele)

Ja, warum wohl die heutige? Weils im "Altertum" weder TV noch Radio gab. Das waren noch Zeiten...
 
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@Ear-Catcher:

Die Medien prägen doch gerade den allgemeinen Sprachgebrauch mit. Wenn ich in zig Zeitungen und Radiosendern von der "diesjährigen Olympiade" lese und höre dann braucht man sich nicht wundern, dass das die Konsumenten irgendwann so aufgreifen. Ja - auch die Medien tragen Verantwortung für einen kultivierten Umgang mit unserer Sprache.
 
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