Die Ostperten vom mdr

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Und dies hier ist nur zwei Mausklicks von dem illustren Gremium entfernt! Sicher ist sicher, fast die 'Ostperten' nicht genug Werbekunden rekrutieren, kann so ein zweites Standbein nicht schaden. :D
 
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K6: :D

Insofern hat Reiter Recht, keine Besatzung, sondern die machen einfach so weiter wie bisher. Da mischen sich bewährte sozialistische Tugenden mit importierter Klüngelei aus den Altbundesländern. Denn, mal ehrlich: Wie kommen denn die Intendanten im Westen in Amt und Würden? Wenn ich da z.B. an den hr denke, wird mir ganz übel.
 
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Wie kommen denn die Intendanten im Westen in Amt und Würden?

also,wenn i mir z. b. herrn pleitgen so anschaue, der hats durch können bis in dieses amt geschafft. er war zu aktiven zeiten ein hervorragender journalist.

zum thema reiter gibts allerdings volle zustimmung für meine vorredner!
 
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Nach dem Erfolg des KIKA, würde UDO REITER gerne auch einen "JUKA" also einen Jugenkanal im Fernsehen aufbauen....entprechend äußerte er sich neulich.

Entweder hat Udo Reiter den Goldesel gefunden oder er glaubt noch immer an die "unheimliche Selbstvermehrung" von Gebührengeldern???

OK, OK eine GEZ Gebührenerhöhung ist ja schon geplant....jajaa die Inflation...alles wird teurer, und die Sender der ARD vermehren sich??
 
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Klasse Idee, dieser Jugendkanal! Ich sehe schon Heerscharen teuer eingekaufter Produktdesigner über etwas brüten, das dann als 100% künstlich und aufgesetzt wirkendes Jugendformat nach DIN EN/ISO auf die Gebührenzahler losgelassen wird. Zumindest käme es vermutlich so, ließe man den MDR das machen...
 
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Habe auch schon davon gehört, es gab ja in der letzten Zeit einige Beiträge bei mdr info dazu.

Da ich eigentlich gar kein Fernsehen gucke und mich Fernsehangebote (außer vielleicht Serien, die auf DVD gibt oder die ZDF Mediathek) generell nicht interessieren, interessiert mich dieser Jugendkanal auch nicht sonderlich. Obwohl ich mir schon vorstellen könnte, dass er einige junge Leute anspricht, die nicht auf VIVA, MTV ö.a. stehen. Dazu müsste aber auch wirklich was dahinter stecken, nicht so ein 0815 Ding. Wichtiger wäre es, das jetztige Programm zu verbessern - aber, ach.. wird ja eh nichts.
 
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Ja, war es > Klick
Das das Format heute noch funktionieren würde und dann auch noch vom mdr produziert, wage ich allerdings zu bezweifeln.
 
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Kurzer Bericht von der Ostfront Sachsen-Anhalt - war die letzten Monate vor Ort:

Radio SAW als brutalstmoeglicher Kommerzfunk in der MA Nummer 1 - bereits seit Jahren. Den Sender erkennt man im Autoradio sofort - auch ohne Station-ID am brutalstmoeglichen Summenprocessing.

Die praktizierenden Moderatoren verbreiten oft eine Hektik, da wird man am Lenkrad zappelig. Aber der Markt ist der Richter: Dem Fisch schmeckt dieser Wurm.

Die Bevoelkerungsstruktur erkennt man vor Ort schnell - zumindest im non-urbanen Raum - bereits an jedem Zeitschriftenregal. Kein Wunder, dass analog im Hoerfunk das Trivial-Radio Quote macht.

Da steht der MDR mit dem Ruecken zur Wand. Was tun? Jetzt auch Praktikantenradio machen?

Ör Entscheider stehen so in der Zwickmuehle - entweder schwaechere MA-Daten oder ein Format, das den ör-Rundfunk infrage stellen muss. Bleibt letztlich der Kompromiss, mit Jump einige SAW-Hoerer "abzuholen" und auf den anderen Kanaelen Qualitaetsradio anzubieten. Ueberfluessig anzumerken, wo Werbekunden schalten werden...

Eine interessante Nischenpolitik in Sachsen-Anhalt betreibt zur Zeit Radio Brocken. Einst Schlagerradio und danach diverse Format-Experimente, bietet der Sender jetzt ein vielseitiges Musikprogramm. Klar - ein umfangreiches Korrespondentennetz kann man sich dort sicherlich kaum leisten. Aber die Musikauswahl bietet wirklich Vielseitiges, die Praesentation ist unaufdringlich, man hat als Hoerer das Gefuehl, das die Macher Gefuehl haben. Sogar ehemalige West-Moderatoren lassen dort von sich hoeren.
 
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Zu Joerg:

Im Grundsatz kann ich dir beipflichten, sagen wir so, ich weiß was du damit sagen wolltest.

Allerdings der Abschnitt mit:

Zitat:
Die Bevoelkerungsstruktur erkennt man vor Ort schnell - zumindest im non-urbanen Raum - bereits an jedem Zeitschriftenregal. Kein Wunder, dass analog im Hoerfunk das Trivial-Radio Quote macht."

mag stimmen doch trifft es nicht nur auf Sachsen Anhalt zu...denn auch hoch im Norden hören Menschen Dudelradio und auch ganz tief im Süden kauft man im Zeitschriftenregal gerne mal die B*** Zeitung .

Allerdings, finde ich das MDR1 in Sachsen Anhalt gar nicht schlecht da steht...über Radio Brocken allerdings kann man geteilter Meinung sein, mir erscheint das seit seiner Verwandlung zu Antenne Sachsen-Anhalt und dann wieder zu Radio Brocken eher als Filiale der Antenne/Rtl Familie....und seit dem Formatwechsel von "Die besten Schlager, die schönsten Oldies" hat es sich nie wirklich mehr erholen können, noch dazu fehlt die starke "BROCKEN"-Fequenz vom Brocken schon erheblich.

Es klingt nicht viel anders als alle üblichen "Verdächtigen" die mit LOW Budget&MAXI RENDITE für Eigner, auskommen müssen!
 
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Im Grundsatz kann ich dir beipflichten, sagen wir so, ich weiß was du damit sagen wolltest.

Allerdings der Abschnitt mit:

Zitat:
Die Bevoelkerungsstruktur erkennt man vor Ort schnell - zumindest im non-urbanen Raum - bereits an jedem Zeitschriftenregal. Kein Wunder, dass analog im Hoerfunk das Trivial-Radio Quote macht."

mag stimmen doch trifft es nicht nur auf Sachsen Anhalt zu...denn auch hoch im Norden hören Menschen Dudelradio und auch ganz tief im Süden kauft man im Zeitschriftenregal gerne mal die B*** Zeitung . [...]


Die B*** Zeitung liest man ueberall - klar - schon um zu wissen, was man ueberall liest. Zudem das Covergirl auf Seite 1 und die fetzige Fussball-Praesention meist formal ueberzeugt.

Erschreckend allerdings, wenn in einer Region NUR sowas gelesen wird. Leider faellt das schon etwas auf in Sachsen-Anhalt (nach diversen Standorten bundesweit). Wenn z.B. "Der Spiegel" an einem Zeitschriftenkiosk nicht nur nicht erhaeltlich, sondern auch noch unbekannt ist... bundesweit verfuegbare Computerzeitschriften wie c't (von ix wollen wir gar nicht reden) zu 120 km Touren zur naechsten Grosstadt fuehren... dass gibt schon zu denken. Nachfrage nach einschlaegigen Medien-Magazinen werden dort beantwortet mit "Sowas liest hier keiner - da muessten Sie mal in Leipzg am Hauptbahnhof fragen".

Aber immerhin: In Halle war in einem Gross-Einkaufscenter zuletzt sogar der Elektor - fuer die Loetfraktion also - erhaeltlich.

In Erfurt uebrigens - der umgebaute Hauptbahnhof macht schon was her! - gibt es natuerlich solche Sachen.

DDR-Produkte ueberzeugten oft durch ihre simple, zweckmaessige Funktionalitaet. Ich selber als Wessi fahre seit ca. 15 Jahren den Trabant und bin immer noch in der Partei. Leider hat diese geniale Einfachheit in der ehemaligen DDR nun der real existierende Kapitalismus durch primitive, antisoziale Muster ersetzt.

Der Kommerzfunk bleibt letztlich ein Multiplikator der Realitaet - nicht Multiplikator des Potentials. Da haetten die ör einen laengeren Atem. Den solle man ihnen und diese sich goennen - oder?
 
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Kurzer Bericht von der Ostfront Sachsen-Anhalt - war die letzten Monate vor Ort:

Radio SAW als brutalstmoeglicher Kommerzfunk in der MA Nummer 1 - bereits seit Jahren. Den Sender erkennt man im Autoradio sofort - auch ohne Station-ID am brutalstmoeglichen Summenprocessing.

Die Bevoelkerungsstruktur erkennt man vor Ort schnell - zumindest im non-urbanen Raum - bereits an jedem Zeitschriftenregal. Kein Wunder, dass analog im Hoerfunk das Trivial-Radio Quote macht.

Ör Entscheider stehen so in der Zwickmuehle - entweder schwaechere MA-Daten oder ein Format, das den ör-Rundfunk infrage stellen muss. Bleibt letztlich der Kompromiss, mit Jump einige SAW-Hoerer "abzuholen" und auf den anderen Kanaelen Qualitaetsradio anzubieten. Ueberfluessig anzumerken, wo Werbekunden schalten werden...

Da ich selbst Magdeburger und damit aus Sachsen-Anhalt komme, fühle ich mich an dieser Stelle angegriffen und muss mich mal verteidigen. Gängige Nachrichtenmagazine wie der Spiegel oder überregionale Zeitungen sind hier bei den meisten Zeitschriftenhändler zu haben und werden auch gekauft. Da musst Du wohl vorwiegend in kleineren Orten (<100 Einwohner) unterwegs sein, wenn Du nach diesen Zeitschriften vergebens fragst.

Das Hauptproblem ist, dass der MDR die Hörergruppe von 30 Jahren bis 50 Jahren kampflos der privaten Konkurrenz überläßt. Die Hörer dieser Altersgruppe haben also nur die Wahl zwischen SAW und Brocken. Sputnik und Jump ist eher an die jüngere Generation gerichtet und MDR1 versorgt die Schlagerfans ab 50J. Dass es auch anders geht, beweist z.B. Radio1 im Berliner Großraum, wo es bestimmt auch sehr viel Leser der B... gibt. Und ein öffentlicher Sender rechtfertigt seine Existens auch mit moderaten Einschaltquoten, ansonsten sind GEZ Gelder nicht gerechtfertigt.
 
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Die Schlagerwellen des MDR werden auch schon ab 20 gehört, nicht ständig, aber man schaltet doch gerne mal rein um ein paar gute Oldies zu hören.

Auf jedenfall besser als Jump...
 
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unglaublich, diese ganzen feindbild-postings! leute, wachts auf! wir sind net mehr in der steinzeit. ich persönlich mache keinerlei unterschiede zwischen west und ost. hab sowohl hüben als auch drüben aktiv radio gemacht und dabei festgestellt, hüben wie drüben gibts sowohl a....löcher als auch überaus nette zeitgenossen!

grüßle von der doro
 
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Da muß ich der DORO zustimmen.

Nur weil einige Menschen über viele Jahre eine unterschiedliche Geschichte haben sind sie nicht besser oder schlechter.

Mensch ist Mensch...egal ob er in Afrika in der Savanne einen anderen Stammeshäuptling umbringt oder eben als deutscher Soldat im Kosovo oder Afghanistan.
Niemand kann etwas für seine Herkunft....auch wenn man über die Methoden verschiedener Gesellschaftssysteme trefflich streiten kann.

Und nochmal zu der Beschreibung zu kommen, mit dem "einfältigen" Zeitschriftenangebot auf dem Lande in Sachsen-Anhalt.

Das ist genau wie mit der Studie der Krankenkassen "Wo leben die gesündesten Menschen in Deutschland"....nämlich im Süden Bayern/BaWü....und die weniger Gesunden also ganz unten in der Tabelle....in Mecklenburg-Vorpommern/Ostdeutschland....das resultiert aber daher, das fast alle GESUNDEN und jungen LEUTE gen Süden abgewandert sind.


So ähnlich ist das mit den Zeitschriften..auf dem Lande in Sachsen-Anhalt und im Rest...dort bestimmt ja auch die Nachfrage, das Angebot..und wenn eben Spiegel oder CT oder FOCUS o.ä. auf Dauer nicht gekauft werden, fliegen sie aus dem Angebot...das resultiert aber daher, weil es keine Nachfrager danach gibt.... sprich man liest lieber Super Illu,Neues Blatt,BILD und Coupè....

Leider Gottes, sind die Spiegel und Focusleser ( die beiden Publikationen müssen jetzt mal als Bsp. herhalten) schon lange , lange abgewandert.......
Allein Thüringen ,verliert jeden Tag über 30 junge Leute in Richtung Süd und West.
Rückkehrer sind sehr selten.

aber aus gutem GRUND!

Ich hoffe die Radiosender machen nicht auch den Fehler und überbieten sich in Einfalt nach unten...

Ich grüße nach PISA :)



PS. Aber ne fränkische Bratwurst und ein thür. Bier also da bin ich dabei.
So verschieden sind wir gar nicht, wie man uns immer glaubhaft machen will ! Im Gegenteil...wir können uns sogar gut ergänzen...ohne NEIDdebatte.
 
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Allein Thüringen ,verliert jeden Tag über 30 junge Leute in Richtung Süd und West.
Rückkehrer sind sehr selten.

aber aus gutem GRUND!
Eben. Ich erlebe seit 11 Monaten, was Rückkehrern nach Thüringen blüht, wenn sie nach Jena gehen, um einen weiteren Großbetrieb mit aufzubauen. Ich bin da inzwischen so ein kleiner Abteilungsleiter. Und hier und jetzt verrate ich mal, wie promovierte Mittdreißiger in Jena leben. Das ist meine derzeitige Unterkunft:



Und das war die davor:



Davor gab es wenigstens nen Schrank, dafür aber auch Motten und Fruchtfliegen in der Küche sowie chronisch genervte Mitbewohnerinnen. Daß die mit der Welt nicht klarkamen, wundert mich nicht bei den Zuständen, in denen sie ganz selbstverständlich hausten.

Davor - das übelste bislang - harrte ich in einem Zimmer aus, in dem ich jeden Morgen dick verquollene Augen vom Schimmel an der Wand und den Milben in der Matratze hatte.

Gekostet haben die Absteigen teilweise beinahe soviel wie eine sanierte, saubere kleine 2-Raum-Wohnung in einem ruhigen Stadtteil von Ostberlin. Die muß man sich dann aber nicht mit überforderten und genervten schmuddeligen Studenten teilen.

Was es in fast ganz Jena nicht gibt (nicht geben darf), ist freier Zugang zu Informationen. Satschüsselaufstellen ist weitgehend verboten, freiheitlich denkende Menschen werden diskriminiert und bekommen so lange eins drauf, bis sie sich in die graue Standard-Masse einreihen. Klasse Leistung für ein Kaff, das sich "Stadt der Wissenschaft" nennt.

Münchner Mietpreise, ostzonaler Wohnwert, absolut unprofessioneller Auftritt vieler Wohnungsgeber und teilweise (nicht immer!) drecksarrogante Vermieter / Makler - 11 Monate verbranntes Leben reichen mir wirklich. Ich habe keine Lust mehr, den Kopf für eine verfehlte Wirtschaftspolitik hinzuhalten.

Ich bin ja nicht der einzige. Einer unserer Technologen haust seit 12 Monaten in einer schmuddeligen WG, ein Konstrukteur zahlt sich seit November im Hotel dumm und dämlich, ein Senior-Experte (nenne ihn jetzt mal so) fährt jeden Tag wieder zu Mutti nach Saalfeld, während die Familie in Niedersachsen ausharren muß, weil er keine geeignete Wohnung findet. Einer, der nahe am Bahnhof arbeitet, fand eine Wohnung in Weimar - um dann feststellen zu müssen, daß, wenn er abends nach Hause kommt, kein Bus mehr vom Bahnhof dorthin fährt und er ein Taxi nehmen muß.

Wir sind alles Leute, die auch anderswo bestimmt schnell nen Job bekommen würden. Was uns hält, ist die Freude an der Arbeit und "unser" Unternehmen, das zumindest mir riesigen Spaß macht. Auf Dauer muß ich aber auch auf meine Gesundheit achten und die psychische Gesundheit ist schon weitgehend hin. Das sieht leider nicht so aus, als ob ich noch ewig so weitermachen kann und will. Und dann schreien sie wieder, weil Fachkräfte wegrennen.

Ab morgen bin ich mal wieder obdachlos und übernachte in den Geschäftsräumen eines Freundes. Heute hat mich ein Makler vor die Tür gesetzt, nachdem ich versucht hatte, ihm meine bescheidenen (in ostberliner Plattenbau-Maßstab) Wünsche vorzutragen. Ich solle doch nach Berlin zurückgehen. Vielleicht ist der Vorschlag gar nicht so übel. Berlin ist zwar völlig krank, aber man kann sich dort immerhin eine Nische suchen, in der man seine Würde behalten kann. Bloß gut, daß ich meine Wohnung dort nie aufgegeben habe.

Ich hoffe, Jena verschluckt sich mal an seiner selbstgerechten Arroganz. Hier muß sich jedenfalls keiner wundern, wenns nicht läuft. Entweder die Landstriche sind wirtschaftlich plattgemacht und man begegnet an jeder Bushaltestelle Gestalten mit der Intelligenz von zwei Pfund Hackfleisch (hatte heute früh erst wieder solche in der Bahn) oder man mästet eine einzige Stadt, bis sie platzt. Wir wollen noch paar hundert Leute einstellen. Deren Schicksal steht bereits fest: Pendler. Und nebenan in Gera wartet eine Stadt auf Arbeit und bietet Arbeitskräfte, Industrieflächen und Wohnungen in anständiger Qualität.

Die, die hier die Wirtschaftspolitik machen, haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!
 
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[Modus "bissig" = Ein]

Damit, werter Radiowaves, hast Du genau die Argumentation geliefert, über die seit der #1 die Wellen der Empörung so hoch schlugen:
Ich bin da inzwischen so ein kleiner Abteilungsleiter.
(...)
Münchner Mietpreise
(...)
ein Konstrukteur zahlt sich seit November im Hotel dumm und dämlich
(...)
Einer (... muß) ein Taxi nehmen.
(...)
Wir sind alles Leute, die auch anderswo bestimmt schnell nen Job bekommen würden.
Ich gebe zu, diese sehr willkürliche Zerstückelung Deines Textes entspricht nicht Deiner Intention, aber ein guter Cutter, ob Ost oder West, würde aus den Schnipseln so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Du eigentlich sagen wolltest, zu einem Beitrag zusammenbasteln.

Ich fasse zusammen: Da sind qualifizierte Menschen, die woanders sofort einen Job bekommen würden, sich aber aus Ost-Verbundenheit (oder aus sonstigen nicht rational nachvollziehbaren Gründen auch immer) gewisse Körperteile unter hohem finanziellem Aufwand aufreißen, um zu hohe Mieten zu zahlen, Taxi zu fahren, im Hotel zu wohnen oder sich dumm und dämlich pendeln.

Nichts anderes sagt doch der "Ostperte": Das Geld ist da und die Leute geben es im Osten aus. Nicht in Düsseldorf, wo die Werbefilme gedreht werden und nicht in München - auch nicht in Berlin, obwohl der von einer dubiosen Mafia ferngesteuerte Makler einem aber genau das geradezu aufdrängt.

Der "Ostperte" fordert seine potenziellen Kunden nun auf, Geschäfte mit diesen zahlungswilligen, heimatverbundenen, nicht gerade armen Abteilungsleitern, Konstrukteuren und Senior-Experten zu machen - und dafür bei ihm, seiner Werbe-GmbH, Spots dafür zu platzieren. Kern-Aussage: Das Geld liegt wirklich auf der Straße, wenn ihr diese Straße nur ebnet. Und siehe da, es werde zu euch kommen.

Das mit den 30 jungen Leuten jeden Tag ist zwar tragisch, aber haben die denn das Geld? Sicher? Studieren die nicht in Süd und West um dann gleich da zu bleiben? Oder kehren sie mit Diplom dann vielleicht nicht doch wieder aus alter Liebe zurück und haben dann das Geld, das der "Ostperte" beschwört?

Nicht die Wirtschaftspolitiker allein sind schuld, sondern auch das Volk, das sie vertreten.
An den hohen Preisen war auch immer der Euro schuld und nie die Verbraucher, die die Preise zu zahlen bereit waren - NEIN, wie kann ich sowas auch nur DENKEN?!
Oh Verschwörung, komme über mich.

Entschuldigung, das musste jetzt einfach mal sein.
Grmbl.

[Modus "bissig" = Aus]

Gruß, Uli
(mit Zustand nach Weizen- statt Malzbier, ist die Ausrede akzeptiert?)
 
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Oh, hätte ich doch vorhin nur noch einen Seitenhieb auf das auf der Straße liegende Geld in den Text eingebaut... ;)

Der Gedanke war mir auch gekommen: in Jena wird unverschämt abgemolken, ohne einen entsprechenden Gegenwert zu erbringen. Das ist halt Marktwirtschaft und wird sich erst regulieren, wenn genug fähige Leute die Stadt verlassen haben. Der Rektor der Universität kann ein Lied davon singen, ihm rennen die Professoren weg, die sich nicht mit Plattenbau abspeisen lassen.

Ich bezweifle aber, daß
Nichts anderes sagt doch der "Ostperte": Das Geld ist da und die Leute geben es im Osten aus.
sich auf solche Fälle bezieht. Werbung geht zum großen Teil doch über Masse und nicht über die wenigen speziellen Einzelfälle. Und Werbung wird gemacht für etwas, das es im Überfluß gibt. In Jena zahlt man aber - die Stadt ist ein bizarrer Einzelfall - für Selbstverständlichkeiten und Notwendigkeiten und nicht für Dinge, die keiner braucht und für die man also exzessiv werben müßte.

Der "Ostperte" fordert seine potenziellen Kunden nun auf, Geschäfte mit diesen zahlungswilligen, heimatverbundenen, nicht gerade armen Abteilungsleitern, Konstrukteuren und Senior-Experten zu machen
Ich glaube, das geht am Ziel vorbei. Die Leute, die ich von der Arbeit her kenne, lassen kaum Geld in der Region. Sie haben fast alle noch ihre Wohnungen in Stuttgart, Nürnberg, Mainz und sonstwo und pendeln nach Jena, nur der Arbeit wegen, die ihnen Spaß macht. "Zahlungswillig" ist da kaum noch einer angesichts der hohen Lebenshaltungskosten.

Das Geld liegt wirklich auf der Straße
Tut es eben nicht. Wenn ein promovierter Naturwissenschaftler mitte dreißig (es geht nicht um mich) mit Frau (Lehrerin) und 2 kleinen Kindern in Jena 1000 Euro Miete zahlen muß und ein Auto Pflicht ist, da die Frau pendelt, bleibt am Jahresende eine gute schwarze Null und sonst nichts. Da überlegt man sich schon, ob man noch Geld für unnütze Dinge ausgeben kann, nur weil für die geworben würde. Die Leute bekommen doch hier kein Westgehalt. Sie zahlen nur Westmieten und Ver- und Entsorgungsgebühren, die im Westen unvorstellbar sind. Irgendwie müssen doch die defizitären Großkläranlagen, die man sich nach der Wende hat aufschwatzen lassen, bezahlt werden.

Das mit den 30 jungen Leuten jeden Tag ist zwar tragisch, aber haben die denn das Geld?
Wenn sie als Maschinenbauer von der FH Jena direkt nach BaWü gehen, werden sie es bald haben. Die lachen die hiergebliebenen doch glatt aus. Ein guter Facharbeiter West bekommt doch mehr als manch promovierter Ost. Wer hier bleibt, muß wirklich andere als finanzielle oder Lebensstandard-Gründe haben. Soziale zum Beispiel, wie bei mir. Die kommen jetzt aber auf den Prüfstand, denn von der Nähe zu Freunden hat man auch kein anständiges Dach überm Kopf.

Studieren die nicht in Süd und West um dann gleich da zu bleiben?
Nein. Die studieren in Jena, weil die Uni noch einen halbwegs guten Ruf hat und bislang studiengebührenfrei ist. Danach gehen sie nach Süddeutschland.

Oder kehren sie mit Diplom dann vielleicht nicht doch wieder aus alter Liebe zurück und haben dann das Geld, das der "Ostperte" beschwört?
Großteils: vergiß es. Sie haben im Ländle erfahren, daß man auch würdevoll behandelt werden kann und man es zuweilen mit Profis zu tun hat. Warum sollten sie dann zurückkommen, wo sie für viel weniger Geld entweder in der Pampa sitzen oder in einer der beiden einzigen wirtschaftlich funktionierenden Städte (Jena) ausgenommen zu werden und im Dreck hausen? Wer keine sozialen Gründe hat, kommt nicht zurück.

Und bedenke: wenn in einem kleinen hochspezialisierten Unternehmen für Optikbauteile die promovierte Belegschaft dem Chef erstmal klarmachen muß, daß er weniger zahlt als ein Assistent an der Uni bekommt (BAT IIa Ost, für nen 30-jährigen Single etwa grob 1700 netto), wird klar, daß hier tatsächlich Geld auf der Straße liegt - aber nicht welches, das die Arbeitnehmer zu sehen bekommen hätten. Sondern welches, das sie nie erreicht.

Nicht die Wirtschaftspolitiker allein sind schuld, sondern auch das Volk, das sie vertreten.
Das sowieso. Zitat Hans-Joachim Maaz über frühgeschädigte Menschen: "dann wählen sie halt eine bescheuerte Regierung".
 
AW: Die Ostperten vom mdr

„The best argument against democracy is a five minute conversation with the average voter.“ (Winston Churchill)


Und den Radiobezug stellt dann die Frage her, ob die 93,9 aus Wiederau auch noch in Jena geht. Denn da wurden vorhin kurz vor zwei Erinnerungen wach, bei Nothing Compares to you, von Sinead O'Connor natürlich, mit voller Dynamik und dieser langen Ausblendung. Aber in den Genuß dürfte man gerade auch über DVB-S kommen.

Optimodfreie Grüße in die Nacht ...
 
AW: Die Ostperten vom mdr

Warum sollten sie dann zurückkommen, wo sie für viel weniger Geld entweder in der Pampa sitzen oder in einer der beiden einzigen wirtschaftlich funktionierenden Städte (Jena) ausgenommen zu werden und im Dreck hausen? Wer keine sozialen Gründe hat, kommt nicht zurück.
Soll man den Ort Heimat nennen, dessen Ruin, dessen Machenschaften, dessen Bitterkeit und Korruption man persönlich kennt? Und wenn ein Karpfen im Waschbecken aufwächst, nennt er es später Heimat?
 
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