Die schlimmsten Vergehen der Musikredakteure

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Deutsche Sender sind nach der Sendeuhr formatiert, das Musikformat ist meist unter aller...

Viele liefern eine unbekömmliche Abfolge krasser Antipoden.
 
@D-Punk : Wäret ihr ein Radiosender, dem man die UKW-Kette verweigert hätte und nur via WWW zu hören sei , auch so erfolgreich ? : Wie würde sich der Erfolg via WWW wohl einstellen ? Wäret ihr so attraktiv , würdet ihr auf UKW verzichten, und nur noch via WWW und DAB+ senden, weil ihr so toll seid ?
Euer Erfolg bezieht sich einzig darauf, via Lobby auf UKW gelandet zu sein. Und keinenfalls mehr.
 
jeder Sender möchte in seiner Ecke möglichst viele Menschen erreichen. Das schafft er, indem er die Hits aus seinem Format spielt.

Das ist absolut nachvollziehbar, aber leider gibt es in Deutschland zu wenige "Ecken", in denen sich die Hörer zuhause fühlen können. Dafür gibt es jede Menge Reichweitenspekulanten, die in ihrem fehlenden Verständnis von "Zielgruppe" möglichst alle Leute innerhalb des für Radiozwecke untauglichen Alterstargets 14-49 (oder neuerdings vermehrt 14-25) "mitnehmen" wollen oder müssen, aber so gut wie niemanden mehr ansprechen.
 
Der Punk hat leider Recht. Von vorne bis hinten. Man kann es auch schön beim TV beobachten. Welcher Sender hat die besten Quoten? Eben.

Dennoch behaupte ich, dass zumindest ein öffentlich-rechtlicher Sender die Pflicht hat, einen Gegenpol zu setzen. Ein zwangsgebührenfinanzierter Sender muss nicht auf Biegen und Brechen Marktführer sein sondern sollte sich den Luxus erlauben, regelmäßig neben den allgemein akzeptierten "Knallern" auch mal die angeblich "unbeliebteren" Titel zu spielen. Denn auch für diese Nische gibt es ein ausreichend großes Publikum, da bin ich mir sicher. Auch wenn dieses vielleicht für profit- und werbeorientierte Unternehmen zu kritisch und damit vermutlich uninteressant ist.
 
Lieber WAZman, das ist eine gute Frage, die ich Dir leider nicht belegbar beantworten kann. Meine Meinung: Es gibt in jedem Land eine unterschiedliche Sozialisation mit Medien. In Deutschland spielt Markentreue eine große Rolle, und der Wunsch nach einem Angebot, das über einen reinen Musik-Kanal hinaus geht (da sind wir bei den Inhalten abseits der Musik).
Allerdings spielt zur Zeit auch noch der Stand der Technik eine große Rolle. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Solange kaum jemand wirklich Online- oder DAB-Sender hört, kann man keine nur für diese Vertriebswege gemachten Vollprogramme finanzieren. Daher sind im Grunde alle Webradios Special Interest-Programme, die sich nicht mit "Radio" im hier diskutierten Sinn vergleichen lassen.
Immer noch meine unbelegbare Meinung: Die meisten großen Radiomarken von heute werden auch im Vertriebsweg "online" gut zurecht kommen, nach den gleichen Regeln der Kunst. Weil das Internet für viele Dinge eben doch nicht mehr und nicht weniger ist als ein weiterer Vertriebsweg.
Das mit der "Lobby" habe ich allerdings nicht verstanden.
 
Fernsehen ist überwiegend ein Einschalt- und ein exklusiv genutztes Medium. Radio nicht.
Der Vergleich mit den Counterparts ist spannend. Top 40-Formate wurden ja nicht bei uns erfunden.
 
Dennoch behaupte ich, dass zumindest ein öffentlich-rechtlicher Sender die Pflicht hat, einen Gegenpol zu setzen. Ein zwangsgebührenfinanzierter Sender muss nicht auf Biegen und Brechen Marktführer sein...

Sehr richtig. Aber die wollen halt ihre MA-Reichweite aufpolieren, um den Agenturen nach den hier geltenden Spielregeln gute Werbetarife abtrotzen zu können. So lange sich das Werbekarussell noch dreht...
 
Deutschlandpunk schrieb:
Fernsehen ist überwiegend ein Einschalt- und ein exklusiv genutztes Medium. Radio nicht.

Da würde ich mal Widerspruch einlegen. Wie viele Leute werfen schon morgens zum Frühstück die Glotze an und lassen sie dann während des ganzen Tages - nebenher - laufen, gelegentlich zappend, nicht wirklich aktiv wahrnehmend? Da hat der Fernsehapparat in vielen Haushalten längts die einstige Rolle des Radios als Begleitmedium übernommen - entsprechend sind ja auch die Programme.
 
@Deutschlandpunk: Nein, es reicht nicht, "extrem beliebte" Titel aneinanderzureihen. Das kannst Du machen, solange Du keine Konkurrenz hast, die es besser macht. Und das ist leider im Radiojammertal Deutschland zu 90% der Fall. In einigen wenigen Großstädten, in denen der Markt mehr hergibt, wirst Du mit Deinen Theorien Schiffbruch erleiden. Gut, in Berlin gibt es auch ein Programm, das eine Sendestunde mit "One moment in time" eröffnen würde. Ein einziges (im Regelfall), ja, Du errätst es: Radio Paradiso. Die fahren aber Soft-AC konsequent und würden nicht mit den Toten Hosen weitermachen. Und darum, nur "Hits" zu spielen, geht es nur in einem "Hitradio". Es gibt aber auch zig andere, erfolgreichere Formate.
 
Fernsehen ist überwiegend ein Einschalt- und ein exklusiv genutztes Medium. Radio nicht.

Ja, vor allem bestehen die großen, quotenrelevanten Fernsehprogramme allesamt aus einer Abfolge unterschiedlicher Programmelemente. Hier machen große Alterstargets Sinn, beim Radio nur sehr bedingt und wenn dann in kleineren Einheiten. Formatiert sind beim Fernsehen nur die kleineren Spartensender, die ihrerseits nur lukrative Minderheiten bedienen. Zwar werden die Spartensender, egal ob kostenpflichtig oder nicht, künftig erheblich an Bedeutung gewinnen. Zur Finanzierung teurer Hochglanzproduktionen braucht man aber auch in Zukunft ein riesiges Auditorium oder viele zahlungswillige Abonnenten (siehe HBO), da müssen die interessensspezifischen Spartensender passen.

Eine immer wichtiger werdende Form der Alternativfinanzierung für Low- und Medium-Budget-Produktionen speziellen Zuschnitts ist Direct-to-Video mit gegebenenfalls später erfolgender Fernnseh-Zweitverwertung.

Nein, es reicht nicht, "extrem beliebte" Titel aneinanderzureihen. Das kannst Du machen, solange Du keine Konkurrenz hast, die es besser macht.

Sagen wir so: Nachweislich populäre Titel ("Hits") werden auf allen Kanälen überproportional oft gespielt, schließlich muss das Massenmedium Radio größere Hörergruppen erreichen. Solange es genug Genrestationen und Subformate gibt ist ohnehin für ein gewisses Maß an Abwechslung gesorgt, aber genau davon kann in Deutschland keine Rede sein. Neuerscheinungen offizieller Radiosingles gibt es scheinbar nur noch im jungen Hörersegment, alle anderen werden mit Altbekanntem abgespeist.
 
Mal naiv gefragt: ;)
Wie werden diese Mischungen eigentlich erstellt?
Gibt es Programme die das automatisch machen?
Hört sich ein Redakteur da wirklich durch Unmengen von Musik durch und bewertet diese?
Haben die Hörer ein "Mitspracherecht"?

Kann da wirklich Absicht hinterstecken das sich (wie bei KissFM zum Beispiel) die Songs
nach 2 oder 3 Stunden wiederholen?
 
Gibt es Programme die das automatisch machen? - Nein. Aber es gibt Programme, die uns die Arbeit erleichtern, wie Selector oder Musicmaster. Hier kann man Titel kategorisieren und einstellen, wie oft sie laufen sollten. Das Programm wird nach wie vor von Menschen geplant.
Hört sich ein Redakteur da wirklich durch Unmengen von Musik durch und bewertet diese? - Ja.
Haben die Hörer ein "Mitspracherecht"? - Ja. Für die Hörer machen wir ja Radio.

Kann da wirklich Absicht hinterstecken das sich (wie bei KissFM zum Beispiel) die Songs
nach 2 oder 3 Stunden wiederholen?- Ich kenne niemanden bei Kiss FM, aber ein Versehen ist es nicht ;)
 
Danke.

Welche Frage ich mir noch immer stelle ist, welcher Art das Mitspracherecht der Hörer wohl sein mag?
Gut, bei Spendenaktionen beispielsweise (Musikwunsch gegen Spende (so gerade bei einem Sender in einem unserer Nachbarländer)), funktioniert das teilweise relativ gut. Wobei auch dann noch immer peinlich genau auf Genre und Durchhörbarkeit geachtet wird (siehe hier auch "SWR3 spielt verrückt").
Mails: Ja, geht so nebenbei, wenn gerade mal "Luft" ist, hat allerdings nicht gerade eine hohe Priorität.
Das so hoch gelobte und viel angepriesene Facebook? Nein, ganz sicher nicht, denn "Like mich, dann darfst Du mich auch loben!".
Twitter? Ach nein, das ist viel zu viel Arbeit, sich auch noch darum zu kümmern. - (Intern: Außerdem können wir die Tweets der Schreiber nicht beeinflussen und ggf. löschen, falls etwas Negatives kommt.")

Wenn ich ich einige Jahre - verzeih mir - zurück erinnere, war es noch so, dass oftmals mehrfach pro Woche "Reporter" der einzelnen Sender auf den Fußgängerzonen unterwegs waren und das Publikum zu allen möglichen Dingen befragten. Oftmals wurden, gleich ob positive oder negative Stimmen, in einzelnen Sendungen untergebracht.

Davon abgesehen gebe ich Dir zu den meisten Punkten, die Du zuvor, in #48 schriebst Recht, denn die Radiolandschaft sieht heutzutage so aus. Nicht unbedingt generell zum Nachteil für den Hörer, aber zu wichtigen Teilen, wie ich finde, leider doch, denn das, was "früher" als persönliche Note, auch stimmlich da war, ist in den meisten Fällen inzwischen abhanden gekommen und wird daher oftmals mit Fotos und Videos versucht wett zu machen.
 
Gerade in der Musikrecherche von SWR1 BW folgende Titelfolge entdeckt:

5:40 Gene Autry - Frosty the snowman

5:45 The Lovin' Spoonfool - Summer in the city

Das mag vielleicht melodiös zusammenpassen, aber nicht von den Songtiteln her. Hätte ich so nie eingplant.
 
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