Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

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Als Großer Lateiner wage ich Zweifel daran anzumelden daß wir in der Schule zwingend eine korrekte Aussprache erlernt haben - Unsere Lehrer waren auch nur Menschen und demzufolge nicht unfehlbar. Allerdings krümme ich mich jedesmal im Sessel wenn ich die Briten Latein sprechen höre!

Der Ansicht von Zeitzeichen stimme ich auf jeden Fall zu. Bei solchem Sprachgebrauch kommt es mir stets so vor als wolle sich jemand bei der Jugend anbiedern und ist dabei mit seinem Vokabular mindestens ein Jahrzehnt hinter der Zeit zurück. Einfach nur dumm und peinlich, so etwas, entsprechend der sog. "Comedy" auf den meisten Sendern.
 
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Als Großer Lateiner wage ich Zweifel daran anzumelden daß wir in der Schule zwingend eine korrekte Aussprache erlernt haben.
Lass mich als ebensolcher einwerfen, dass eine endgültige Beantwortung der Frage nach der korrekten Aussprache des (lateinischen) Wortes Video schon am Nichtmehrvorhandensein von Muttersprachlern scheitert. Soweit ich das weiß, hat man sich irgendwann darauf geeinigt, wie was auszusprechen ist. Ob's die Römer genauso sagten, wissen die Götter allein.

Daaaavon abgesehen heißt es doch auch "veni, vidi (auf der ersten Silbe betont), vici", warum also sollte man den Präsens anders aussprechen?
 
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Um kurz bei "Video" zu verweilen. Ich bin zwar auch nur kleiner Lateiner, frage mich aber trotzdem, wieso ausgerechnet "Video" (Ich sehe) auf der 2. Silbe betont werden sollte. Hat doch nichts mit Montevideo zu tun, oder?

Angeblich ja doch, oder ist das nur eine Latrinenparole? Habe keinen Bock, in ungefähr 7.770 Ergebnissen für montevideo sehe berg herumzustochern ...
 
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R"Auf der A 2 steht ein Brummi quer" anstatt von einem LKW (wie der Rest der Menschheit) zu sprechen. Oder: "Der Mann fuhr 40 Jahre lang ohne Lappen" – anstatt ohne Fahrerlaubnis.

Korrekt. Das ist genauso falsch wie etwas übertrieben korrekt auszusprechen. Ich rede on- und off air von "Lastern" und "Führerscheinen".
 
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Peinlich war auch der Off-Kommentar in einem FS-Hessenschaubeitrag über einen Betrüger, den man gefasst hatte. Allen Ernstes sagte der Reporter-"Sprecher":
"Dann führte man den Kerl ab..."

Wie weit will ich mich eigentlich noch an das vermeintliche Sprachniveau meiner Kunden heranschmeißen? Wer nimmt so eine Sch**** eigentlich ab??? (Sorry, wenn ich wütend bin, sinkt mein Sprachniveau auch ins Bodenlose)

Ach, und noch was schönes Inversives - eben bei aol:

"Firma wird verkauft nach Merkles Freitod"

Stotterdeutsch...
 
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Dumm auch, daß zu Beginn dieses Winters, als die Temperaturen gerade mal ein, zwei Grad unter den Gefrierpunkt gesunken waren, landein, landaus wieder die Parole galt, daß es "bitterkalt" sei. So bleibt den Wetterfröschen seit ein paar Tagen nur noch übrig, von "sibirischer Kälte" zu reden.

(Oder wie Kollege Kuhn auf hr-info in einer Anmod so treffend formulierte: "Es wird immer wieder von 'Kälteeinbruch' geredet – sowas kommt im Winter halt schon mal vor.")


Gruß TSD
 
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"Es wird immer wieder von 'Kälteeinbruch' geredet – sowas kommt im Winter halt schon mal vor."
Und die ARD hat nichts eiligeres zu tun als zu diesem weltbewegenden Thema einen Brennpunkt zu versenden, der prompt auch noch die meistgesehene Sendung des Tages wird.

Sind die Leute eigentlich noch ganz gescheit? Kein Wunder daß in Radio und TV der Flachfunk auf dem Vormarsch ist.
 
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Sind die Leute eigentlich noch ganz gescheit? Kein Wunder daß in Radio und TV der Flachfunk auf dem Vormarsch ist.

"ja und wie verhält man sich denn, wenn es draußen Winter ist?" "Wissens, dann ziehen sie warme Unterwäsche an und achten darauf, dass die Füße nicht kalt werden." (Oh du heiligs Blechle)

Vorschlag für den nächsten Brennpunkt, frei nach Karl Valentin: "Ja wenn es, wie sie sagen, jeden Abend dunkel wird, dann könnte man doch auch jeden Abend ein Feuerwerk abbrennen." Thema für allerhöchste Einschaltquoten also: Ist es für mich gefährlich, wenn es abends dunkel wird.

In diesem Sinne, lieber BlueKO
 
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Sehr schön ist auch, wenn der Wintereinbruch sofort wieder als Aufhänger für den Klimawandel genommen wird.


Peinlich war auch der Off-Kommentar in einem FS-Hessenschaubeitrag über einen Betrüger, den man gefasst hatte. Allen Ernstes sagte der Reporter-"Sprecher":
"Dann führte man den Kerl ab..."

Das können sie anderswo auch:

http://www.insidethecbc.com/caption
 
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Gerade eben im SWR1-RP-Wetter dieses Wortungetüm:

Tiefkühlschranktemperaturen

Vorhergesagt wurden -8 bis -16 Grad. Da diese Elektrogeräte normalerweise -21 Grad erzeugen sollen bleibt für diese Formulierung also noch ein wenig Spiel nach unten...
 
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Darf man eigentlich den umgangssprachlichen Begriff "schweinekalt" verwenden oder ist das Anbiederei an die Hörersprache?
 
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Irgendwann im letzten Jahr auf einem privaten Berliner Radiosender in den Nachrichten gehört : "....Im Zuge der Razzia wurden mehrere Tanzbars und Puffs durchsucht. ....."
 
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"ja und wie verhält man sich denn, wenn es draußen Winter ist?"
Hmpf.
Bei Nacht ist mit Dunkelheit zu rechnen und wenn das Wasser bis zur Brust steht hat der Soldat selbstständig mit dem Schwimmen zu beginnen.
Das ist eben der Vorteil wenn man "gedient" hat, ( und "bedient" ist ) man benötigt diese tiefgreifenden Radioweisheiten nicht mehr weil Vater Staat sich große Mühe gibt den heranwachsenden Volkesverteidiger gründlich zu schulen.
Vielleicht sind diese Ratschläge auch mehr auf die Damenwelt gemünzt da Jene zumeist von solch tiefgreifenden Charakterbildungsmaßnahmen verschont geblieben ist.
Ich kann mich entsinnen mich vor Jahren schon im Winter über Ratschläge für Autofahrer aufgeregt zu haben wie SWR3 sie verbreitet hat, denn diese Binsenweisheiten die da als Offenbarung verkauft wurden waren zum Teil sogar schlichtweg falsch.

Und eine Frage an den guten Onkel hätte ich noch: ( Wobei selbstverständlich auch die Meinung der geschätzten sonstigen Forenmitglieder mein uneingeschränktes Interesse findet )
Wie steht man denn heutzutage zu der Verwendung solcher Begriffe wie "Spitzbube" und "Bösewicht"?
 
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tondose ist immer so pessimistisch-negierend drauf.... aber
a) WR kenne ich ... :rolleyes:
b) Besuch in der Bertramstrasse: schon wieder?
c) Onkel Otto: Lerne ich gerne mal persönlich kennen.
Schätze ihn sehr. Vielleicht finden wir einen gemeinsamen Nenner bei der Artikulation und Diskussion. Wie er mal so schön sagte "Kultur entsteht durch Reibung". Genau.

Wobei, Zwischenruf, "Sprecher" nicht gleich "Sprecher" und "Moderatorentraining" nicht gleich "Moderatorentraining" ist....

Kleine Erläuterung: Ich hatte genug damit zu tun, dem hoffnungsvollen Nachwuchs die Selbstfahrertechnik und die richtige Aussteuerung beizubringen und Selbstsicherheit hinter dem Mischpult herzustellen. Samt den Grundübel-Sünden wie (z.B.) jeden Satz mit "jaaa" oder "also" abzugewöhnen (großes weißes Blatt Papier aufgeklebt mit dem Wort "NEIN!" hat da Wunder geholfen).
Plus ein bißchen Atemtechnik, backtiming, Text vorher durchlesen und bei Betonungen entsprechende Markierungen setzen usw etcpp. - also die unbedingt notwendigen und sinnvollen Hilfsmittel.
In den meisten Fällen (nicht jeder Kuh bringt man das Fliegen bei.... :D, besonders dann, wenn sie keine Flügel hat...) habe ich es auch hinbekommen (!).
Und dann (weiteres Beispiel) anstatt dem Unwort "halt" das korrekte "eben" einzusetzen. (Es ist halt so.... :rolleyes:). Und denen, die aus dem Osten kamen, bei "eben" das "d" am Ende wieder wegzuretuschieren (:D) (Die sagen alle "Es ist ebend so"...)

Damit hat man schon genug Blut und Wasser geschwitzt. Onkelotto kommt mehr von der redaktionell-journalistischen Schiene, ich bin geprägt vom Formatgedanken (plus Umsetzung) & DJ-Radio (Selbstfahrerbetrieb). Wir beide haben da wohl auch naturgemäss unterschiedliche Blickwinkel und setzen andere Akzente und Prämissen?
 
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Und eine Frage an den guten Onkel hätte ich noch: ( Wobei selbstverständlich auch die Meinung der geschätzten sonstigen Forenmitglieder mein uneingeschränktes Interesse findet )
Wie steht man denn heutzutage zu der Verwendung solcher Begriffe wie "Spitzbube" und "Bösewicht"?

Hmpf...:D

In Moderationen format- und bezugsabhängig gewiss zulässig.
In den Nachrichten irgendwo zwischen "No go" und Super-GAU.
 
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Zumindest ist der "Spitzbube" wahrscheinlich nicht der gebräuchlichste Begriff der jungen Generation. Aber gewiss gebräuchlicher als die "Dochtschere" oder der Hinweis "Kein offenes Licht!"
 
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