Die Zukunft des IRT

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Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich die analoge Zeit total schön fand. Da hat man noch gesehenund gespürt, wie es funktioniert. Auf der anderen Seite war es natürlich auch ein riesengroßer Aufwand. Im Film- und Fernsehbereich ist es ja noch heftiger gewesen. Da brauchte man Geräte für hunderttausende D-Mark, um Dinge zu tun, die man heute auf einem Macbook erledigen kann.

Von daher: Wehmütiger Rückblick, aber das Leben heute ist doch einfacher. Ich bezeichne es auch gerne mal als "Demokratisierung": Heute hat jeder Zugang zu Produktionsmitteln, jeder kann sich ausdrücken und eigene Projekte realisieren, es gibt nicht mehr diese hohen Einstiegshürden.

Leider ist das aber auch mit dem Nachteil verbunden, dass heute jeder Spinner seinen Stuss in die Welt verbreiten kann...

Matthias
 
Leider ist das aber auch mit dem Nachteil verbunden, dass heute jeder Spinner seinen Stuss in die Welt verbreiten kann...
Ja! Die Gesellschaft muss lernen, damit zurechtzukommen, ohne verrückt zu werden. Aktuelles Beispiel: die aktuelle (und wohl dauerhafte) Pandemie. Wie hätten wir uns vor 40 Jahren informieren können? Das RKI hätte seine Berichte mit mehreren Tagen Verspätung nach Eintreffen aller telefonisch zugestellten Regionalmeldungen verfasst und z.B. an ARD, ZDF und die DPA gegeben. Wir hätten dann in TV, Radio (alles öffentlich-rechtlich) und tags drauf in der Zeitung erfahren, was offiziell so los ist. Heute darf jeder Aluhut produzieren und sich präsentieren, teils schneller als die althergebrachten Medien. Und erhält eine Öffentlichkeit, die genauso groß ist wie die der klassischen Medien. Und erhält leider auch in Teilen der Bevölkerung eine Bedeutung, die größer ist als die von Wissenschaftlern.

Das ist die Kehrseite davon. Manchmal wünsche ich mir vor Veröffentlichungen von "jedermann" auf den "demokratisch" zugänglichen digitalen Kanälen wieder ein Fach-Lektorat geschaltet. Das betrifft auch so Lappalien wie Kundenrezensionen. Was ich da teils zu lesen bekomme, was dann zu Schrott-Käufen und zu völlig verdrehten Qualitätsbegriffen führt, ist schon heftig. Und das betrifft - um den Bogen zurück zum IRT zu schaffen - auch "AV-Technik" im weitesten Sinne.
 
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Man kann letztlich nur hoffen, dass die große Mehrheit der Menschen in der Lage ist, erhaltene Informationen wenigstens ansatzweise auf Plausibilität zu prüfen, also mal so ganz grob. Und dann eben den Schrott auf den Schrotthaufen zu packen. Derzeit scheint das ja noch zu funktionieren.

Ich finde übrigens nach wie vor, dass das "Fachlektorat" auf Wikipedia (letztendlich ja auch nur ein zufälliger Haufen von Durchgeknallten) ziemlich gut funktioniert. Dort gibt es eine ganze Reihe von Mechanismen, die dazu führen, dass sich eher richtige als falsche Informationen halten.

Ansonsten muss ich sagen, dass ich einer professionellen Nachrichtenredaktion mehr vertraue als irgendjemandem, dessen persönlichen Hintergrund ich nicht kenne, der sich aber berufen fühlt, sich auf seinen Gartenstuhl auf dem Balkon zu setzen, und dort irgendwelche Youtube-Filme aufzunehmen, in denen er das Zeitgeschehen aus seiner (verschwörungstheoretischen) Sicht kommentiert. Er hat die Freiheit, das zu tun. Aber er hat keinen Anspruch darauf, dass alle das toll finden und ihm folgen.

Matthias
 
Alle Mehrspurmaschinen sind verkauft, Produktionen werden ausschließlich in Protools oder Sequoia ausgeführt.
Auch nur kurz, aber passend: zumindest zwei (synchronisierte!) M15A-24 sind im Studio 1 erhalten und einsatzbereit - weil externe Produzenten, die gelegentlich mit der NDR Big Band aufnehmen, diese fordern/wünschen. Ansonsten gilt das zitierte.

Was @Cavemaen schreibt, halte ich grundsätzlich nicht einmal für falsch - Analog hat seine Anhänger die in der Beziehung kompromisslos sind und viel hartes Geld für alte und aktuelle Technik sowie deren Instandhaltung bezahlen.
Es ist nur völlig anderes Klientel.
Beim Rund- und Eckigfunk sind das analogste heutzutage die Mikrofone und Lautsprecher (neben den BenutzerInnen und der letzten verbliebenen Wolframfadenlampe auf'm Herrenabort).

Und um den Bogen doch noch einigermaßen zum IRT zu schlagen: es sind eben keine dort auf die Bedürfnisse des Rundfunkbetriebes zurechtentwickelten Lösungen mehr, die im harten aber wahren Alltag zum Einsatz kommen, sondern seit Jahren Standardprodukte aus der IT- und AV-Industrie. Preiswerte Massenware, kurzfristig und allerorten verfügbar als Ersatzgerät, von denen man eher die 1,5fache Menge kauft und sie im Schadensfall austauscht statt zu reparieren.
Nischenlösungen und Eigenentwicklungen finden sich da am ehesten noch im Bereich Software.
 
Dabei war auch die letzte Entwicklung des IRT, die sie mangels patentem Patentanwalt nicht mehr verwerten konnten. Dabei hätte diese Entwicklung das Zeug gehabt, den Laden zu retten:


Gestern wurde diese sensationelle Entwicklung versteigert.
 
Natürlich ist die Auflösung des IRT nicht schön, aber was würdest du alternativ mit dem Inventar machen?
Ich meinte nicht die Tatsache der Versteigerung (dies ist eine logische Konsequenz der bisherigen Entwicklung), sondern das, was da mit dem und rund um das IRT abgelaufen ist.
 
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Ein paar schnuckelige Sachen sind ja Gott sei Dank im Chamer Rundfunkmuseum aufgeschlagen.
... und zwar Dinge mit technikhistorischem Wert, die man in einer Auktion höchstens an völlig verrückte Sammler hätte abtreten können:



Ich wollte gestern aus Spaß mitbieten auf 2 gemeinsam (!) angebotene TechniSat UHD-Receiver Digit ISIO STC+. Die hätten noch Programmnamendisplay gehabt und können AAC. Erschwerend für mich wäre gewesen, dass kein analoger Video-Out mehr vorhanden war und damit mein Mini-TFT (Tafelschokoladengröße), mit dem ich meine Receiver programmiere, weil ich keinen Fernseher besitze, nur mit weiterem Adaptierungsaufwand zu benutzen wäre.

Jedes Gerät wäre eigentlich ca. 160-200 EUR wert gewesen in gutem Zustand. Der Zweierpack ging für 90 EUR + 18% Aufgeld + MwSt weg. Fast "geschenkt", mir dann aber doch zuviel für einen auf-Verdacht-Kauf (ich hätte mindestens 100 EUR bieten müssen, also ca. 140 EUR brutto und dann wäre ich ggf. noch überboten worden), den ich nur bräuchte, wenn die ARD den Hörfunk tatsächlich auf AAC umstellen sollte. Falls ich dann überhaupt noch mitgehe und nicht das Hobby bleiben lasse, weil mich die ARD nicht als Hörer haben möchte.
 
Ach, diesen Thread gibt es ja auch noch...

Ich wollte gestern aus Spaß mitbieten auf 2 gemeinsam (!) angebotene TechniSat UHD-Receiver Digit ISIO STC+. Die hätten noch Programmnamendisplay gehabt und können AAC.
Gut, dass ich nicht mitgeboten habe. Von diesen Geräten hört man jetzt, dass sie Dynamikbearbeitung beim AAC-Murksfunk machen würden. Dann könnte ich zwar selbst testen, aber Geld auszugeben für etwas, das wahrscheinlich nicht ordentlich funktioniert, ist nicht so pralle.

Jetzt gibt es noch den Nachverkauf
...immer noch mit ganz interessanten Sachen, wenn man sein Hobby mit gewisser "Militanz" betreibt. Die Artikelnamen sind teils herrlich - hinter 19"-Racks verbergen sich dann Komponenten für DAB-Sendernetze, hinter Splitter verbergen sich professionelle Hightech-Funkdienste-Scanner. Wenn ich nicht gesellschaftlich aussortiert worden wäre und also Geld für Experimente und Befriedigung technischer Neugier übrig hätte, wäre da so einiges gewesen, was mich interessiert hätte. Und sei es nur zum Spaß.

Ich habe aber auch etwas aus dem IRT-Fundus ersteigert. Und hoffe, es zur Schadensbegrenzung eines vom IRT maßgeblich mit verursachten Schadens einsetzen zu können.

Leider wurde bei vielen Angeboten bis fast zum Neupreis geboten.
Das habe ich nicht weiter verfolgt, was wurde denn in solche Höhen getrieben?
 
Ach, diesen Thread gibt es ja auch noch...


Gut, dass ich nicht mitgeboten habe. Von diesen Geräten hört man jetzt, dass sie Dynamikbearbeitung beim AAC-Murksfunk machen würden. Dann könnte ich zwar selbst testen, aber Geld auszugeben für etwas, das wahrscheinlich nicht ordentlich funktioniert, ist nicht so pralle.


...immer noch mit ganz interessanten Sachen, wenn man sein Hobby mit gewisser "Militanz" betreibt. Die Artikelnamen sind teils herrlich - hinter 19"-Racks verbergen sich dann Komponenten für DAB-Sendernetze, hinter Splitter verbergen sich professionelle Hightech-Funkdienste-Scanner. Wenn ich nicht gesellschaftlich aussortiert worden wäre und also Geld für Experimente und Befriedigung technischer Neugier übrig hätte, wäre da so einiges gewesen, was mich interessiert hätte. Und sei es nur zum Spaß.

Ich habe aber auch etwas aus dem IRT-Fundus ersteigert. Und hoffe, es zur Schadensbegrenzung eines vom IRT maßgeblich mit verursachten Schadens einsetzen zu können.


Das habe ich nicht weiter verfolgt, was wurde denn in solche Höhen getrieben?
Also in der ersten Runde wurden für die Sets von ME Geithain 80% bis 90% des Neupreises geboten.
Hier https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...-lautsprecher-me-25-paar-/1881468504-172-3380 werden jetzt die ME 25 aus dem Surround Set verkauft.

Auch bei den KH80DSP waren nachher die Zuschläge zzgl. Aufgeld und zzgl. Mwst. doch sehr ambitioniert.

Andererseits konnte ich günstig eine TASCAM CG-1000 ersteigern.:))) An meinem UFX II wertet es das Ganze klanglich erheblich auf.

Viele Grüße!

jokeramik
 
Ach so - die auch in breiteren Schichten bekannten Marken / Namen gingen also hoch geboten weg. Dunkel erinnere ich mich an ein Neumann-Mikrofon in der ersten Runde, da waren auch lange vor Schluss schon hübsch Gebote drauf. Hatte das dann nicht weiter verfolgt.
 
Ja, das war schon... sagen wir mal "interessant". Einerseits Mega-Schnäppchen und auf der anderen Seite bieten sie sich bis auf den Neupreis hoch. Muss man nicht verstehen.
 
Was man vom Namen her kennt und was halt "angesagt" ist.

Ich hätte ja gerne den "Switch" ersteigert. Wenn nur die zugehörige Bedieneinheit nicht so teuer gewesen wäre... ;)
 
Na ja, die Versteigerungen sind auch mit Vorsicht zu genießen. Ich habe vor 20 Jahren beim WDR zwei MD21 ersteigert, beide kaputt, haben mich 120 DM gekostet, wurden aber bei Sennheiser für einen moderaten Preis repariert. Also doch Glück gehabt. Auch die zwei Fernsehmonitore waren noch sehr gut in Schuss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich musste auch in mich gehen, ob ich bereit bin, für eine lose im Karton auf nem Schaumstoff liegende PCI-Karte ohne Rückgabemöglichkeit 155 EUR zu zahlen. Schlimmstenfalls ist sie so defekt, dass sie das Board, in das sie gesteckt wird, gleich mitnimmt. Ich habe es dann doch gemacht. Mal sehen, wann ich weiß, was ich mir da gekauft habe...
 
Die Artikelnamen sind teils herrlich - hinter 19"-Racks verbergen sich dann Komponenten für DAB-Sendernetze, hinter Splitter verbergen sich professionelle Hightech-Funkdienste-Scanner.
und ein HP Universal Counter Modell 5314 A wird als "Taktgeber" angeboten (s. Nachverkauf).

Es wirkt schon peinlich, dass man sich für die Verschleuderung nicht mal einen Fachmann leisten wollte/konnte. :rolleyes:
 
Wenn aus solchen Einrichtungen Empfehlungen wie die, den ARD-Hörfunk durch Umstellung auf AAC inkompatibel zu machen, kommen, kann ich sehr gerne darauf verzichten. So gesehen kam die Schließung des IRT sogar noch ein Jahr zu spät.
 
@lg74, Ich bedauere auch sehr, dass die vom IRT optimierte mpg-Codierung (mpg1L2) über Bord geworfen wird. Ein sehr engagierter IRT-Mitarbeiter und Rundfunk-"Enthusiast" soll mal sehr ausser sich gewesen sein über die "positive Anpassung" seines kritischen DAB-Berichtes bei der EBU. Dieser Experte ist ja leider bereits im Jahr 2010 ausgeschieden.

Anscheinend ist der Einfluss der Politik in "unabhängige" Einrichtungen gar nicht so unbedeutend. Das scheint früher mal anders gewesen zu sein.

Also in der ersten Runde wurden für die Sets von ME Geithain 80% bis 90% des Neupreises geboten.
Hier https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...-lautsprecher-me-25-paar-/1881468504-172-3380 werden jetzt die ME 25 aus dem Surround Set verkauft.
Wurden bei der Verschleuderung auch Mikrofone und Mikrofonvorverstärker angeboten? Da müssen doch hochwertige Klassiker wie Schöps Mikros und Neumann V476 bei gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein sehr engagierter IRT-Mitarbeiter und Rundfunk-"Enthusiast" soll mal sehr ausser sich gewesen sein über die "positive Anpassung" seines kritischen DAB-Berichtes bei der EBU.
Ja, wenn Gerhard Stoll wüsste, was jetzt angerichtet wird...

Es ging bei dem Bericht um den großen EBU-weiten Hörtest im Vorfeld der hoffnungsvoll erwarteten Einführung von DAB+:


Kurzfassung: die Experten aus mehreren EBU-Ländern hatten DAB+-aufbereitete Signale (AAC, teils Software-Encoder "testenc" von Dolby, teils AVT-Hardware-Encoder) gegen DAB (MP2, Factum Hardware-Encoder) bei unterschiedlichen Bitraten und AAC-Eskalationsstufen blind im MUSHRA-Verfahren gehört. Dabei kamen im Mittelwert über alle Testfiles und alle Testhörenden grob folgende Scores raus (aus der Abb. 2 der Publikation abgelesen, gestatte mir bitte +/- 1 Punkt Ableseungenauigkeit):

Hidden Reference: 98
192 MP2 linear stereo brutto (190 netto, 2 PAD): 88
128 LC-AAC brutto (AVT, 113,3 netto): 80
96 HE-AACv1 brutto (testenc, 85,9 netto): 68
96 LC-AAC brutto (AVT, 84 netto): 58
96 LC-AAC brutto (testenc, 85,9 netto): 55
Anker 10 kHz Tiefpass: 47 (die Experten mochten es "lieber dumpf als kaputt")
128 MP2 joint stereo low-bandwidth mode brutto(126 netto, 2 PAD): 45
64 HE-AACv1 brutto (testenc, 56,6 netto): 44
48 HE-AACv1 brutto (testenc, 41,9 netto): 39

Das war für die EBU dann wohl doch zu heftig, das wollten sie nicht so freizügig kommunizieren. Gerhard Stoll soll außer sich gewesen sein (einer seiner damaligen fachlichen Wegbegleiter und Freunde sagte mal zu mir "Gerhard was furious"). Die Tests wurden mit akustischen Laien wiederholt und gemeinsam mit den Expertenergebnissen veröffentlicht.

Ergebnis bei den Laien:

Hidden Reference: 97
192 MP2 linear stereo brutto (190 netto, 2 PAD): 92 (+2)
128 LC-AAC brutto (AVT, 113,3 netto): 90 (+10)
96 HE-AACv1 brutto (testenc, 85,9 netto): 87 (+19)
96 LC-AAC brutto (testenc, 85,9 netto): 80 (+25)
96 LC-AAC brutto (AVT, 84 netto): 79 (+21)
128 MP2 joint stereo low-bandwidth mode brutto(126 netto, 2 PAD): 79 (+34)
64 HE-AACv1 brutto (testenc, 56,6 netto): 74 (+30)
Anker 10 kHz Tiefpass: 68 (+21)

Wie DAB+ dann fast überall in den Regelbetrieb gegangen ist (nämlich an das akustische Wahrnehmungsvermögen eines Zaunpfostens angepasst) und dass heutige 72 kBit/s Subchannel-Datenrate dank Slideshow (gab es im Test damals nicht) nur knapp über den damals getesteten 64 kBit/s liegen, wissen wir ja.

Wurden bei der Verschleuderung auch Mikrofone und Mikrofonvorverstärker angeboten?
Ich erinnere mich an ein Neumann-Großmembran in der ersten Auktionsrunde. War auch kein U87Ai, sondern aus meiner Erinnerung heraus was noch teureres.

Mikrofonvorverstärker gab es so einiges, allerdings keine Schätzchen aus der analogen Modul-Zeit, sondern eher die Kombi "Vielkanal-Mic-Pre mit A/D-Wandler auf ADAT-Ausgang" oder sowas in der Art.
 
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