Digitales Radio

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SAZ

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Es ist ja in diesem Forum schon häufig über die diversen Möglichkeiten des Digitalradio diskutiert worden, ohne das klar geworden wäre, welche der sich gerade entwickelnden Techniken den nun UKW wirklich ablösen kann. Dabei scheint UKW immerhin so gut zu sein, dass der Markt nicht gerade nach einem neuen System schreit.

Bisher ist vielleicht immer der Fehler gemacht worden, die Einführung von neuen Technologien zu marktfern zu gestalten. DAB beispielsweise ist bisher vor allem ein Steckenpferd von Technikern, eine Durchführung erscheint teuer.

In den Niederlanden ist DAB schon fast gestorben, in Deutschland steckt es in der Erprobungsphase fest, nur in England steckt ein kommerzieller Pep dahinter. Warum ist dies nicht auch bei uns möglich?

Zusammenfassung des Wichtigsten:

1.) Überhaupt kein digitales Radio, UKW bleibt.
Vorteil: Etablierte Technik; kostengünstig und erfolgreich am Markt.
Nachteil: Die Ressourcen sind weitgehend ausgenutzt, es ist keine weitere Expansion möglich.

2.) Digitale Lang-, Mittel- und Kurzwelle DRM.
Vorteil: Relativ kostengünstig für Sender- und Empfängerseite; große Gebiete können über einen einzigen Sender abgedeckt werden.
Nachteil: DRM ist auf die launigen AM-Bänder angewiesen, im Alltag wird allenfalls die Qualität eines Internetstreams mit 32 kbit/s erreicht werden. Eine erfolgreiche Einführung der Technik ist noch ungewiss.

3.) Digitales Satellitenradio à la WorldSpace.
Vorteil: Es werden ganze Kontinente abgedeckt; hohe Empfangsqualität möglich abhängig von genutzter Bandbreite.
Nachteil: Unter Brücken oder in Gebäuden kein Empfang möglich; Anzahl der Sender von der Kapazität der Satelliten abhängig, Satellitenbetreiberfirmen können u. U. Sender ausschließen (z.B. um eine Lizenz für China zu erhalten); Kosten für Sender- und Empfängerseite mäßig; bisher ist das System für Europa noch in Planung, Realisierung ungewiss.

4.) Digital Audio Broadcasting (DAB):
Vorteil: Hohe Empfangsqualität
Nachteil: Hohe Kosten für Sender- und Empfängerseite; Technik seit Jahren im Test jedoch noch nicht am Markt erfolgreich; MPEG-Layer fast schon wieder veraltet; Frequenzknappheit im VHF-Band; L-Band extrem teuer, da sehr dichtes Sendernetz notwendig und teilw. Empfang in Gebäuden beeinträchtigt.

5.) DVB-T:
Vorteil: Radio als Nebenprodukt des digitalen terrestrischen Fernsehens; DAB und DVB-T-Empfänger könnten kombiniert werden
Nachteil: Technik wird gerade erst zur Erprobung eingeführt, Markteinführung ungewiss, ansonsten teilweise Nachteile wie bei DAB.

6.) GPRS; UMTS
Vorteil: Hohe Übertragungsqualität möglich, Radiostream als Internetanwendung wie im stationären Betrieb
Nachteil: Zumindest in der Anfangsphase hohe Kosten; Netze sind zur Kommunikation gedacht und könnten durch die extensive Nutzung durch Streaminginhalte überlastet werden (auch für UMTS steht ja nur ein begrenztes Frequenzband zur Verfügung, welches die gesamte Bandbreite limitiert, in Ballungsgebieten kann es also durchaus zu Problemen kommen, wenn zu viele Kunden gleichzeitig eine hohe Bandbreite nutzen wollen, denn die Netze können ja nicht beliebig verdichtet werden.)

Es überwiegen bei den neuen Technologien fast überall die Nachteile. Es erscheint jedoch Sinnvoll, neben den zukünftigen, leistungsfähigen Kommunikationsnetzen zusätzlich Distributionsnetze zur Verfügung zu stellen. Dazu bietet sich vor allem DAB und DVB-T an. Sollen diese Techniken jedoch am Markt erfolgreich sein, bedarf es einer intensiveren Vermarktung als bisher.

Bisher sind darin lediglich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und die Industrie stärker involviert. Für den kommerziellen Rundfunk bedeutet DAB vor allem hohe Kosten, die erst mittelfristig wieder eingefahren werden können. DAB bedeutet vor allem zunächst die Aussicht auf lukrative UKW-„Stützfrequenzen“. Niemand ist daran interessiert, die Anzahl der Konkurrenten auf dem Markt durch die Einführung neuer Technik zu erhöhen.

Andererseits gibt es Sender, die bisher nur einen kleinen Marktzugang über UKW und Kabel haben, wie etwa RTL, Klassik Radio, Radio Melodie, JAM-FM oder sunshine live. Allerdings ist auch für solche Anbieter die Investition in DAB mit Risiken behaftet, da ein Markterfolg immer noch Ungewiss ist.

DRM ist kostengünstiger, daher könnte es attraktiver sein. Allerdings ist die Einführung noch weiter zurück als bei DAB. Digitales Satellitenradio muss der Kunde erst einmal akzeptieren, es ist eigentlich nicht für die reichen Länder gedacht, sondern soll die Programmvielfalt in den Entwicklungsländern erhöhen.
 
Guten Abend,

prima SAZ, erstmal vielen Dank für die Übersicht. Weisst Du weshalb das alles nicht läuft ? Ich glaube fest daran, dass bei allem was da oben steht ein ganz entscheidendes Partickelchen fehlt:

LOKALITÄT im Sinne von sich heimisch mit einem Sender fühlen. Fakt ist doch, das Stadtsender mit "Bürgernähe" erfolgreich sind/wurden Radio Hamburg Nummer 1 (erst nur Hamburg, dann Hamburg-Stadt und Land) RSH , nicht als Stadtsender , aber als so schleswig-holsteinisch wie man es anders nicht sein kann. Auch FFN ist Top dabei, warum weil sie Niedersachsen verkörpern (bzw. früher mal haben, und man sich auch ohne im Laufe daran gewöhnt hat). Antenne- Bayern spricht für sich selbst. Ich wiederhole gerne Lokalcolorid gewinnt, noch mehr auf dem Land als in der Stadt und das ist das grösste Sendegebiet in Dland.
Und jetzt kommen da 93Millionen verschiedene digitale Modelle, die Weltweit senden und/oder sich in minderwertiger Qualität präsentieren.
UKW hört jeder in der Küche ,auf dem Klo,in der Sauna,im Bett, im Radiowecker etc.... Die meisten bekommen schon Schwierigkeiten Ihr Radio ans Kabel anszuschliessen. Ja, auch ich glaube daran, das neue Technologien sein müssen, doch der Mensch besonders der Deutsche ist zu störrisch. Die Alten zu alt, die 40-70 jährigen zu bequem, Kiddis haben zu wenig Geld für "Hightech-DigiSatund wasauchimmer-Empfänger". Deshalb wird das alles nichts werden, zumindest nicht profitabel genug. Und darum geht es nunmal in erster Linie. Lasst uns erstmal die Audio-Cassette terminieren, bald die CD verschwinden lassen und alles auf Festplatte speichern. Dann sind wir "alle" bereit für neue Medien. Danke für Eure Aufmerksamkeit.

whk
 
Ich habe mir auch schon Gedanken über die verschiedenen Normen gemacht und darüber auch mit einem Freund diskutiert, der in einer Firma arbeitet, die die vielen neuen Mischpulte herstellt (z.B. die jetzt auch im BR stehen).

Ich habe mir vor einem Monat ebenfalls einen Worldspace-Empfänger von HITACHI zugelegt, der neben dem WS auch FM/AM und SW in allen Metern empfangen kann.

Ich habe dieses Gerät unter verschiedensten Bedingungen getestet. Ergebnis: Es ist sehr tolerant, was die Ausrichtung angeht. Am Fenster stehend richtung Süden ebenfalls kein Problem. Mit den mitgelieferten 5 Metern Kabel auch kein Problem, wenn das Radio woanders stehen muß. Im Auto geht es momentan nur, wenn man richtung Süden fährt, dann aber auch innen!

Vorteil dieses Geräts: Sehr kompakte Bauform (auch schon als "Walkman"-Version erhältlich) einfachste Bedienung, Name erscheint auf dem Display, variable Bandbreite und viele Programme auf einem Transponder möglich.

Nun kommt aber das Regionale oder Lokale ins Spiel!

Wer sagt denn, daß man nicht auch Lokalsender darüber schicken kann? Das ist doch eigentlich gerade erst recht interessant!

1. Wenn man im Urlaub ist, kann man seine Heimat hören. Aber andererseits muß man auch nicht in die ganze Welt strahlen. Es gibt ja drei Satelliten mit mehreren Beams. Es reicht für uns Deutschen/Europäern der Afristar bzw. der kommende Satellit, der für den Norden bestimmt ist.

2. Die Zielgruppe, die der Sender anspricht hört ihn, der Rest eben nicht - deshalb kann er doch immer noch Lokal/Regional ausgerichtet sein... Oder?

Also, ob lokal oder nicht. Wenn ein Münchner Sender in München zu empfangen ist, ist doch das Ziel erreicht und das tut auch WorldSpace!

...Und wer jetzt denkt, ich will hier die WS-Radios pushen oder werde dafür bezahlt. Nein, aber ich bin der Meinung, man sollte endlich mal einer Norm eine Chance geben und DAB ist definitiv tot!
 
Guten SpätAbend,

Hey Vincent, darauf habe ich gewartet, ehrlich gesagt hätte ich das schon früher bemerken können.

<1. Wenn man im Urlaub ist, kann man seine Heimat hören.>

Ja ich weiss, wir Deutsche sind auch Weltmeister im Vertreiben "fremder Kulturen", siehe Mallorca, weltweit BILD-Zeitung haben müssen und das ZDF mit Wetten dass auf "Europatournee".... prima! Schliesse mich ja auch nicht ganz aus. Aber wenn ich im Ausland bin, werde ich sicher nicht im Hotel sitzen und deutsches Radio hören, wenn schon Einheimisches. Im Mietwagen für die Inseltour muss das auch nicht sein. Und am Strand, im Dschungel,auf dem Gletscher beim skilaufen etc.... schon gar nicht.

Und dazu:
<Also, ob lokal oder nicht. Wenn ein Münchner Sender in München zu empfangen ist, ist doch das Ziel erreicht und das tut auch WorldSpace!>

Wenn ich schon in meinem Sendegebiet über UKW zu hören bin, wozu brauch ich dann eine zusätzliche Kostenstelle "digitale Ausstrahlungswege"?

Frage in die Runde !

whk
 
@whk:

Wie wär's damit, daß man die Heimat bisweilen schon über KW/MW hören kann.

Außerdem ist wohl jedem seine Freiheit, ob er im Ausland sein Radio hören kann - schließlich machen ASTRA & Co. auch nicht Halt an der Landesgrenze.

Mal abgesehen davon, ich bin auch nicht für eine "Verdeutschung" der restlichen Welt (genau so auch gegen eine Amerikanisierung).

Und zweitens: Es gibt da so den einen oder anderen Programmanbieter, der es nicht geschafft hat, eine terrestrische UKW-Frequenzz zu bekommen. Warum soll er dann nicht über diesen Weg senden.

Hierzu möchte ich nur mal HITMIX FM als Beispiel nennen (und jetzt bitte nicht wieder lästern!). Ist doch schön, vielleicht könnte auch OK Radio in Hambung auf diesem Wege wieder hörbar werden.

So und jetzt von mir FRAGE IN DIE RUNDE?

Gruß

Van Gogh
 
Eine kleine Anmerkung auch noch von mir:

Ihr glaubt gar nicht, wieviele es im Ausland gibt, die sich danach sehnen Radio aus Deutschen Landen zu hören, meist hauptsächlich wegen der Musik. Denn sehen wir Deutschland noch so als "veramerikanisiert", dennoch hat unsere Musik und unsere Art den unabstreitbaren deutschen "Touch" und darauf sollten wir stolz sein!

Und die Hörer in der Ferne müssen nichtmal Deutsche sein.

All jene erfreuen sich vor allem am Internet, wie wir hierzulande ja auch ganz gerne über die Grenzen hören, da wir der Meinung sind, dass wir dort viel neues interessantes und vielleicht auch das einzige finden, das uns zusagt.

Daher machen DRM, Worldspace, Astra und alle überregionalen Digitalangebote durchaus einen Sinn.

Die Welt wächst doch auch immer mehr zusammen, wieso nicht auch das Radio? Alleine schon für den Kulturaustausch sollte dieser Aspekt gefördert werden!
 
Da kann ich nur zustimmen,mit der Vielfalt frei empfangbarer Programme wächst die Welt zusammen.Jeder,der für eine fremde Kultur aufgeschlossen ist kann über Radio und TV,an dieser teilhaben.Ich denke,wenn ARD und ZDF mit arabischen Begleitton senden würden,hätte der islamische Raum ein ganz anderes Bild von Deutschland.Und wenn Al Jaziera einen deutschen Tonkanal und mehr englische Übersetzungen bietet,dann würden auch in Europa andere Entscheidungen in den entsprechenden Kreisen gefällt!Unsere mehrsprachigen Mitbürger können,jetzt schon von diesen Möglichkeiten schöpfen.
 
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