DT64 / Jörg Wagner

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Radiokult

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Ein zwar etwas lang geratenes, dafür aber höchst aufschlussreiches und kurzweiliges Gespräch über DT64, die DDR und deren Rundfunk und nicht zuletzt über Jörg Wagner selbst, führte Andreas Knedlik mit besagtem Jörg Wagner (Macher des Medienmagazin, samstags auf Radio1 vom rbb). Trotz der Länge von 2,5 Stunden ist das Ganze wirklich hörenswert! Vor allem die Erklärungen der verschiedenen Sichtweisen von damals und heute, haben wirklich was für sich. Wagner läßt außerdem auch manche Einblicke in die Innenwelt von DT64 zu, die man so vielleicht noch nicht kannte.
https://www.digiandi.de/zeitzeugen/joerg-wagner/
Digiandi ist ja hier selbst auch unterwegs, Jörg Wagner soweit ich weiß nicht (mehr). Jedenfalls ist da wirklich ein schönes Zeitdokument entstanden.

Und davon abgesehen jährt sich in diesen Tagen zum 30. Mal die Top 2000 D, die erste und einzige deutsch-deutsche Hitparade von DT64 und dem damaligen SDR3, heute SWR3
http://www.rias1.de/sound4/ddr_/dt64/top2000/900817_dt64_swf_top2000_0001-1000.htm
 
Ein zwar etwas lang geratenes, dafür aber höchst aufschlussreiches und kurzweiliges Gespräch über DT64, die DDR und deren Rundfunk und nicht zuletzt über Jörg Wagner selbst, führte Andreas Knedlik

Andreas ist da sehr engagiert und Jörg eine wahrer Zeitzeuge der DT 64 Geschichte. Gerade gestern vor 30 Jahren waren die legendären Top 2000 D mit den Liveschalten in Stuttgart und Dresden zu Ende gegangen. Kleine Anekdote, die Mods, die in der Nalepastrasse sendeten wollten eigentlich alle nicht nach Dresden, deshalb blieb Marion und Friedeman dieses Glück. ;)
 
Was für ein tolles Interview!
Jörg Wagner in total fröhlich und losgelöst, das hat mir wirklich gut gefallen.
Er hat da auch wirklich tiefe Einblicke in sein Leben und seine Sichtweisen gewährt.

Ich hab dazu passend 2 Sachen noch raus gesucht.

Einmal ein Interview, was er aufgenommen hat, dort geht es um den Mauerfall.
Schon lustig, wenn man bedenkt, dass er selbst den Mauerfall verschlafen hat.
Ich stelle mir da die Gedankenwelt richtig lebhaft dazu vor.
Andere erzählen Dir als Journalisten, wie sie den Mauerfall erlebt haben und du selbst
ärgerst dich dann jedes Mal, dieses Ereignis verschlafen zu haben.


Hier kann man den alten Jingle vom DT64 DX Club hören.


Es ist toll, das einzelne Elemente bis heute überlebt haben.

Vor allem war es spannend zu hören, was da bei Ihm noch alles mit der Stimme möglich ist.
Schade, dass er keine Hörspiele mehr macht.
 
Hallo Leute,
Jörg Wagner scheint für die Interessierten ein paar Sachen aus seinem Archiv online zu stellen.

Ich hefte mal hier die zwei neuen Auschnitte von seinem Youtube-Kanal an.

Die Ereignisse sind jetzt genau 30 Jahre her:



Das ist Nervenkitzel pur zum Nachhören.
 
Vielen Dank! Mein obiges "Gefällt mir" bezieht sich freilich auf Deine Verlinkung der beiden Audios, nicht auf den Anlass, zu dem sie entstanden.

Abschaltung war übrigens bei 4:04 im Audio 1. Den Rest bekam man in den Provinzen des auf eigenen Wunsch in Kürze zu annektierenden Landes schon nicht mehr mit. Hängt hier als Mitschnitt dran. War wohl 100,0 Chemnitz oder 102,9 Wiederau.

2009 zur DT64-Reihe im Zeughauskino in Berlin gab es einen Abend zu diesem Thema. Im Publikum saß einzeln und still ein Mann, der sich dann in der Diskussion zu Wort meldete und sinngemäß sagte, am Abend des 7. September 1990 wurde für ihn klar, wohin die Reise in diesem Land gehen wird und dass dies nicht mehr seine Heimat ist.

Bei mir dauerte das (wohl ob der schnellen Rückgängigmachung der Frequenzpiraterie) bis Ende Dezember 1991, ich erwachte also am 1. Januar 1992 in einer mir fremden und mir widerwärtig erscheinenden Welt - mit massiven Konsequenzen für meine seelische und auch körperliche Gesundheit.

1992 erschien - soweit ich mich erinnere im Funkhaus Nalepastraße produziert - das damals aktuelle Album von Engerling. Unter anderem mit diesem Titel, den ich hier nur auf den ersten Blick zusammenhangslos reinstellen will.


Das ist mein Soundtrack zu dieser Zeit.

Interessant ist für mich an Audio 2, wie ich heute auf sächsischen Dialekt und auf Proteste sofort mit Pulsanstieg und Beklemmungsgefühl reagiere. Völlig andere Baustelle und auf den ersten Blick das absolute Gegenteil. Aber ja, liebe Ostdeutsche, ihr habt es in den vergangenen 5 Jahren geschafft, mir ein Vorurteil einzupflanzen, das verheerend ist. Und zu einem generellen... nennen wir es vorsichtig "Image-Schaden" geführt hat. Ich muss es so sagen: ich kann "Sachsen" nicht mehr hören. Sorry, ist so. Auch wenns nur mathematisch gesehen eine Minderheit angerichtet hat.

Technisch übrigens interessant an der Frequenzpiraterie: das Audio des RIAS wurde irgendwo "hinter" dem Generator der Leitungsschutzkennung (15-kHz-Ton) des "Qualitätskontrollsystems" des Funkhauses Nalepastraße eingespeist. Dieser 15-kHz-Ton (damals uns sehr lästig, da wir ihn in unseren jungen Jahren noch hören konnten) sollte eigentlich dazu dienen, Ballempfänger, die von UKW-Hauptsendern abnehmen, am Empfang von "Weststationen" zu hindern, falls der Muttersender ausgefallen war.

Hier die Rückschaltung auf DT64 am Samstag abend, aufgenommen wiederum via Chemnitz 10,0 oder Wiederau 102,9 MHz, als Sonogramm:

Modleitungs-Schutzkennung 15 kHz.jpg

Der 15-kHz-Ton fehlte während der Übertragung des RIAS. Zumindest die UKW-Hauptsender ließen sich davon also nicht (mehr?) beeindrucken. Wäre zu schön gewesen, hätten die Sender am Freitagabend auf die Umstellung mit Abschaltung reagiert. Dann hätte das "Qualitätssicherungssystem" wenigstens einmal seine Zweckbestimmung erfüllen können.

Auch wurde offenbar das Audio des RIAS von selbigem ohne Bearbeitung durch einen Transientenlimiter abgegeben und auf den DDR-Frequenzen ohne Barbeitung aufgeschaltet. Hört man ja im Audio: die Ansagerin "spuckt".

Ultra-dreist fand ich, dass der RIAS knallhart QSL-Karten verschickt hat an Hörer, die ihn während dieser 24 Stunden auf den widerrechtlich besetzten Frequenzen hörten. Es existiert ein Scan einer solchen Karte von einem Empfang über Brocken 101,4 MHz.
 

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  • DT64-Abschaltung zugunsten von RIAS 1 am 7-9-1990 20 Uhr.mp3
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@lg74

Lieber lg74,
ja vielen Dank für deine Zeilen, für mich war es sehr interessant das alles zu lesen.

Ich bin 31 Jahre alt und kenne diese Welten meist nur aus Erzählungen oder halt
die Anlagen, wie man sie abgebaut hat aber bei den Menschen merke ich das bis heute.

Ich bin in einer West-Berliner Familie aufgewachsen und hab mit 16 die Lehre als Uhrmacher
in Glashütte angefangen. ( Glashütte ist ein Ort 40 Kilometer von Dresden entfernt, also tiefstes Sachsen. )

Lange rede kurzer Sinn, was bin ich gegen Wände gerannt, weil ich mich einfach falsch ausgedrückt hab.

Im Ost läuft vieles mehr mit Zwischentönen viel feiner in er Kommunikation und ich bin da
oft wie ein Elefant im Porzellanladen durchmarschiert.

Auch heute noch passiert mir das immer wieder,
weil ich diese Art der Kommunikation nicht immer gleich verstehe.

Ich hab es mir mal mit einem Redakteur bei einem Berliner Radiosender richtig verscherzt,
weil ich total falsch mit Ihm geredet hab.

Du sagst , wir haben das Weihnachtsgeschäft ihr könnt gerne mich in der Werkstatt besuchen kommen,
wenn der Winterkrieg vorbei ist. Empfangen wurde, "Ihr seit nicht erwünscht!"

Du sieht wie alt Jemand ist und sagst,: "Na so lange zur Rente hin ist es ja nicht mehr weit. "
Du meinst, mensch bald hat man es geschafft, ist doch toll und empfangen wird: ;
"Naja, Du bist ja schon ganz schön abgenutzt, bald ist es ja vorbei."

Ich hab das echt oft erlebt, man redet aneinander total vorbei
und das gibt einiges an Potenzial für Konflikte, die aber als Schwelbrand dann lange lodern.

Ich persönlich fände es viel besser, wenn es auch mal ein reinigendes Gewitter gibt und
man sich dann auf den Anderen einstellen kann.

Im Osten musste ich lernen, dass man hier viel feiner diplomatischer vorgehen muss und auch
mehr Zeit dafür in die Hand nehmen muss.

Wie muss das erst in den 90 er Jahren gewesen sein, als diese Welten frontal aufeinander geprallt sind?

Ich hab 5 Jahre in Sachsen gelebt und einige ganz tolle Arbeitskollegen und auch Freunde aus dem Osten,

Es gelingt mir auch heute nicht immer, manchmal stelle ich im Nachhinein fest,
dass ich in ein Fettnäpfchen rein getreten bin und finde das dann sehr schade.

Ich persönlich finde es richtig schlimm, was man den Menschen aus dem Osten
alles von Ihrer Kultur platt gemacht hat.
Das war in den 90er Jahren richtig dumm von der Politik.
Ich hätte DT64 einen neuen Namen gegeben und mit weniger Mitarbeitern, neuer Technik
und am alten Standort behutsam weiter gemacht.

Ein sanfter Übergang und ein echtes Verschmelzen, wäre die richtige Lösung gewesen.

Das Land ist heute noch gespalten, und das ist schon krass!
Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war ich gerade mal ein paar Monate alt!

Sehr schön passend dazu finde ich eine Doku über den Hausmeister vom Palast der Republick


Es ist total interessant sich mit diesem Radiosender zu beschäftigen,
denn diese Radiomacher konnten einfach machen. Die waren viel freier und wendiger
als das Radio von heute, also eigentlich total fortschrittlich und wirklich an den Hörern dran.

Lieber lg74,
vielleicht kannst Du mir ja schreiben, ob ich damit total falsch liege oder auch ob was Brauchbares dabei ist.
 
Na klar sagt mir Mayday was, hey ich bin ein Kind der 90er! :p

Aber das auch hier ein Ursprung bei DT 64 auszumachen ist, ist ja krass.

Es ist total faszinierend zu erfahren, was alles so unternommen wurde,
um diesen Radiosender zu erhalten. :thumbsup:
 
Irrerweise hat sogar ein Video überlebt:


Krasserweise war am Donnerstag 2 Tage zuvor abends durchgesickert, dass der MDR DT64 befristet fortsetzen wolle. Abends war Marion Brasch leicht angetrunken auf dem Sender in ihrer Spätvorstellung. Lutz Schramm hatte 2 Stunden zuvor die Hörer des Parocktikum auch sinngemäß begrüßt (so in etwa "guten Abend alljenen, die auch Sinn für außergewöhnliche Lösungen haben").

Hätten sie doch DT64 nur Ende 1991 knallhart dichtgemacht. Es wäre ehrlicher gewesen und hätte viel Leid an vielen Orten erspart. Wir hätten sofort gewusst, woran wir im neuen Regime sind und einige hätten schneller ihre Konsequenzen ziehen können, statt sich noch lange mit einem Trickbetrug herumzuquälen.

Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
 
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Es ist total interessant sich mit diesem Radiosender zu beschäftigen, denn diese Radiomacher konnten einfach machen.
Das war halt die "wilde Zeit" zwischen dem Ende der DDR und der Gründung der ostdeutschen Rundfunksanstalten mdr und ORB (rbb) zum 01.01.92. Man war sich damals durchaus bewußt, dass eine solche Zeit so nicht mehr wiederkommen würde. Es gibt eine recht gute Doku dazu, welche Anfang 1992 entstand.


Ausserdem gibt es auch ein sehr empfehlenswertes Buch über DT64, womit wir wieder bei Jörg Wagner wären. Allerdings ist das längst vergriffen und da wo es in der Öffentlichkeit auftaucht, vergleichsweise teuer. Im Buch kommen die wichtigsten DT64-Moderatoren der damaligen Zeit zu Wort und man befaßt sich durchaus auch kritisch mit dieser Zeit zwischen den Systemen. Sehr lesenswert!
https://www.buchfreund.de/de/d/e/97...uch-zum-jugendradio-1964-1993?bookId=48205486
 
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Das sind sehr interessante Bilder, vielen Dank fürs zeigen!

Ich höre mich gerade durch das aktuelle Medienmagazin von Jörg Wagner durch
und da gibt es im Bonusmaterial sehr interessantes Material von Radio Blau.

https://www.radioeins.de/archiv/podcast/medienmagazin.html

Die Zeitmarken dazu von Jörg Wagner
[48:57] Rundfunkwende: Vor 30 Jahren - der DT64-Frequenzendeal mit dem RIAS |
[1:12:48] Bonus: Wir proben den Ernstfall - Gespräch mit Heiko Hilker zum Antennencoup
- Alexander Pehlemann, Radio Blau
[2:12:42] Bonus: Frequenzendeal und “Systemausfall” - Wolfgang Martin |
[2:33:15] Bonus: Rex Joswig und der Sampler “Systemausfall”
 
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Kann sich Jemand noch an diese Premiere erinnern?
Habe ich nicht am Radio erlebt, erst viel später erfahren.

Netzfunde Radio DT64:
Die ersten beiden Bilder zeigen meines Wissens nach Axel Rabe an der Technik. Wer auf dem Redakteursplatz sitzt, weiß ich nicht. Ich ahne es, will aber keinen Quatsch erzählen.

Die Bandmaschinen und die beiden Plattenspieler waren Mechlabor (Ungarn). Hinter der linken Stuhllehne (oberes Bild) versteckt sich in weiß ein EMT 266 Transientenlimiter und obendrüber ein Aphex Dominator im Rack - das war das Processing. Warum das nicht im Schaltraum stand, wäre zu ergründen. Es gab ja "Waschtage", in denen man aus einem anderen K-Raum senden musste. Da wäre das Processing nahe der Ausgangsleitung eigentlich sinnvoller gewesen.

Der Dominator kam wohl um 1987/88, um RIAS 2 etwas Paroli bieten zu können. Dunkel erinnere ich mich an eine entsprechende Aussage eines damaligen Funkhausmitarbeiters.

Hinten links Sprecherraum 1 (Sendungen), hinten rechts Sprecherraum 2 (Nachrichten). In der Mitte der Eingang für Rundfunk-Personal durch den Vorbereitungsraum. Grundriss hier:

nalepastrasse-block-e-t--e-r---beispiel-sendek.1.jpg


aus einer der RFZ-Mitteilungszeitschriften, Artikel zum Block E-T, Autorin und Raumakustikerin Gisela Herzog.

Wie es im E-T mit seinen 8 baulich identischen, paarweise gespiegelten Sendekomplexen in "Erstausrüsterqualität" aussah, kann man auf der Nalepafunk-Seite von Elisabeth Heller anschauen, von der ich auch obigen Grundriss "geborgt" habe: https://www.zeitreisen-nalepafunk.com/content/vergangenheit/momentaufnahmen/mitte-der-60er/ - damals startete man in diesen Räumlichkeiten noch mit separatem "Abspieldienst", die Bandmaschinen starteten also nicht auf Regler, sondern auf Tastendruck durch eine junge Dame. Ursprünglich sollten aus diesen Sendekomplexen der Auslandsrundfunk abgewickelt werden, aber nach kurzer Zeit besonn man sich und gab den Inlands-UKW-Programmen diese Räume.

DT64 war damals noch "Quark im Schaufenster", also nicht existent als eigenständiges Programm. Die namensgebende Festivalwelle zum Deutschlandtreffen 1964 konnte noch nicht aus Block E gesendet werden, die lief aus Hörspiel 2 (!!!) im Block B.

In den obigen beiden Fotos von 1991 sieht man mittig unter der Uhr und dem Fenster zum Vorbreitungsraum ein breites, 2-stöckiges Regal. Da drin standen Bandkartons mit jeweils einem Titel auf Senkel. Das war so eine Art "Handarchiv" für den Notfall und soweit ich mich erinnere sinngemäß mit "bitte Bänder wieder zurückstellen, die Bänder gehören Frank Menzel" beschriftet.

Sehr gering wahrscheinlich. OSB-Platten als Fußboden kenne ich aus dieser Zeit von nirgendwo. Da war DDR-Fussbodenbelag in schauder-Optik angesagt:

Wolfgang Martin - Bandarchiv.jpg

(aus Ulrich / Wagner - DT64 - Das Buch zum Jugendradio, Foto Matthias Lindner)

Es müsste nun jemand eine CD-Hülle identifizieren, die eindeutig neueren Ursprungs als 1993 ist - dann wäre DT64 als Ort sowieso "raus". Oder man müsste mal Jörg Wagner fragen. Das Foto taucht interessanterweise nur auf igrendwelchen Pinterest-Seiten auf und hat keine weitere Beschreibung. Die Regalfarben erinnern etwas an die späteren Corporate-Farben von MDR Sputnik. Ich wäre mit jeglicher Aussage, dass es sich hier um ein Archiv auch nur aus dem Umfeld von DT64 handele, sehr vorsichtig.

Stammt aus der französischen Doku "Trotz Umbau geöffnet" mit Barbara Thalheim und Gerhard Gundermann:


0:19 - Foyer Block B, Aufgang zu den Sälen 1 und 2
0:32 - Block E-T "hinten rein" (Technikerzugang)
0:56 - ein K-Raum... aber nicht K6 von DT64. Der hatte die umlaufende DT64-Banderole nicht an der Wand. K6 hatte auch andere Deckenlampen.
2:06 - die DT64-Banderole. Stammt wohl aus der Zeit, als DT64 Jugendfenster des Berliner Rundfunks war. Also eher deren Kontrollraum.

Das Foto mit dem grauen Beton zeigt hingegen definitiv den K6 von DT64 mit Rohbau-Datum an der Wand - das war Jahrzehnte lang verdeckt durch den Akustik-Ausbau. Aufgenommen im Januar 2014 (siehe EXIF), da wurde gerade komplett entkernt im Block E-T. Die haben da kubikmeterweise Glaswolle rausgeholt. Letzte "Nutzer" der K-Räume waren angeblich eine Gruppe französischer Studenten, die da drin illegal gehaust haben. Fenster gab es keine mehr, sie holten sich angeblich welche aus dem Büro-Bau E-R.

Dank fehlender Fenster dürfte das Mauerwerk komplett hinüber sein - das ist alles zweischalig (siehe obiger Grundriss) und zwischen den beiden Ziegelwänden ist mit Glaswolle ausgestopft. Die dürfte nun mit Regenwasser vollgesaugt sein.


Gespräch mit Heiko Hilker
Bää, mir wird schlecht!


@Philclock: kennst Du diese Seite von Jörg Wagner mit weiteren Informationen für Freaks?
https://www.meindt64.de/https://www.meindt64.de/
 
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@lg74

Ja die Seite kenne ich,
das ist für mich auch wie ein Branchenverzeichnis.
Über die Einträge der ehemaligen Mitarbeiter hab ich mir die Hilfe für
meinen Podcast organisieren können.

Das war Anfang des Jahres.

Da sah die Seite aber noch etwas sperriger, meiner Meinung nach, aus.

Ich bin kein Freak aber ich bin der Meinung, dass man sich mit der Kultur
der anderen Seite beschäftigen muss, damit man da auch mehr Zugang zu den Leuten hat.
Und meine Erfahrungen seit 2006 haben das auch bestätigt.

Es ist doch schade, dass wenn man sich für ein Thema interessiert und da einliest, gleich ein Freak ist.
Es sollten alle Interessierten Menschen hoch gehalten werden und nicht als Nerds oder Freaks bezeichnet werden.

Manche Sachen konnte ich mit einer Sozialisierung aus einer Westberliner-Kinderstube nicht verstehen,
da hilft es ungemein den Osten mit seiner Kultur zu erkunden.

Es ist für mich auch eine Form der Wertschätzung, da immer wieder mal mit zu lesen und zu schreiben.
Öfters schon, hab ich einen positiven Kommentar bei Herrn Wagner unter seinen Youtube-Videos da gelassen.

Das müssten mehr Menschen tun, er soll wissen, dass man die viele Arbeit, die er sich da ehrenamtlich gemacht hat auch zu schätzen weiß.

Wobei gerade in Westberlin auch Einiges von DT64 gehört wurde, wurde mir zumindest so im
Bekanntenkreis erzählt.
 
Habe nachgefragt. Hier die Antwort von Jörg Wagner:

Überhaupt nicht. Noch nie gesehen.
...
Also in der Nalepastraße wohl kaum. Und nur dort hieß es DT64. Aber ich wüsste auch nicht, dass es nach der Wende schon so viele CDs gewesen sein sollen. Richtig ist, wir haben am 1.1.1992 mit unseren Privat LP/CD versucht, den Sendebetrieb aufrecht zu erhalten, da das Musikarchiv abgewickelt war und auch viele Musikredakteure nicht mehr dabei waren. Das Musikarchiv bei Sputnik in Halle habe ich nie gesehen.


Ich hatte eben auch wegen Sputnik gefragt, weil mich die Farben der Regale etwas an die alten Sputnik Corporate-Farben erinnerten.


Es ist doch schade, dass wenn man sich für ein Thema interessiert und da einliest, gleich ein Freak ist.
Das war mit Augenzwinkern gemeint. Alleine die Aussage "der interessiert sich für Radio" brachte mir über die Jahre massenhaft sofort, wenn nicht vielleicht unmittelbar direkte Ablehnung, dann doch wenigstens die vorsichtige distanzierte Behandlung als "der ist komisch". Günstigstenfalls kommt von normalen Menschen (die sich für Party, Autos, Fußball, Alkohol und Fernsehserien interessieren) ein "Radio? Das ist doch das, wo so dumm gelabert wird?" zurück.

Manche Sachen konnte ich mit einer Sozialisierung aus einer Westberliner-Kinderstube nicht verstehen,
Das sind doch interessante Themen. Was beispielsweise? Kannst Du da was benennen?

Das müssten mehr Menschen tun, er soll wissen, dass man die viele Arbeit, die er sich da ehrenamtlich gemacht hat auch zu schätzen weiß.
Ich hätte auf Youtube manches kommentiert (bezieht sich jetzt nicht auf Jörg), nur bräuchte ich da einen Account. Ja, kann man einrichten, weiß ich. Aber ich mag nicht über jedes Stöckchen springen, dass mir die Datenkrake hinhält. Kann deshalb auch nichts bei Facebook posten - und kann die Corona-Warn-App nicht laden, da mein Telefon auch ohne Google-Konto läuft.

Wobei gerade in Westberlin auch Einiges von DT64 gehört wurde, wurde mir zumindest so im
Bekanntenkreis erzählt.
Das ist bekannt. Schallplatten kosteten auch im Westen Geld und wenn bei "Duett" ganze LP-Seiten ausgespielt wurden, drückte man auch jenseits der innerdeutschen Grenze gerne auf die rote Taste. Auch zu intellektuell gehobeneren Themen kam massiv Rückmeldung. Aussage eines an der ersten Computer-Sendung von Radio DDR technisch Beteiligten: es kam massiv Rückmeldung aus Westberlin, wo man im privaten Umfeld viel häufiger als in der DDR (Home-)Computer hatte, aber außer Spielen damit nichts anfangen konnte. Und jetzt kommen die aus der DDR und geben einen leicht verständlichen Programmierkurs...
 
Das sind doch interessante Themen. Was beispielsweise? Kannst Du da was benennen?

@lg74

Erstmal vielen Dank für deine Nachfrage, da kann man so manches Bild doch wirklich besser zuordnen.

Nun zu deiner Frage,
das sind einige Sachen vor allem aber die Kommunikation.

Ich hab es öfters mit Leuten aus dem Osten erlebt, dass zum Beispiel ich auf eine Frage in einer
Unterhaltung keine Antwort bekommen hab oder Jemand über eine Äußerung komplett
drüber gegangen ist, als hätte dieser Jemand diese nie gehört.

Auch Ablehnung macht sich anders bemerkbar. Im Westen hört man eher mal, Du "Arschloch verzieh Dich! "
( Jetzt mal überspitzt geschrieben. )
Im Osten hab ich das eher mal als eine Art entziehen oder der Verweigerung einer Kommunikation kennen gelernt.

Ich finde dabei das offene Wort viel besser.

Dieses etwas sagen durch nichts sagen, hat mich am Angang total irritiert.

Die Art des Umgangs ist viel feiner mit viel mehr Zwischentönen.

Dann ist es auch öfters der Gebrauch von Worten gewesen.

Dann hörst Du von Kollegen sowas wie, Held der Arbeit, Bist Du Freund oder Freind?,
Du hast aber einen Sozialismus.

Ich war frisch als Lehrling in Sachsen und da kam von meiner Uroma ein Paket.
Der Hausmeister kommt zu mir und sagt, "Hey Philipp Du hast ein Westpaket bekommen!"
Ich wusste nicht was ein Westpaket sein soll und fragte meine Mutter danach, die hat danach bestimmt 5 Minuten durch gelacht.

Einmal ist in der Lehrzeit mir meine Jeans geplatzt und ich war verzweifelt.
Ich hatte nur diese Hose und sonst keine.
Also erinnerte ich mich an viele Stoffe auf dem Dachboden des Internats in Altenberg.
Ich fand dort eine FDJ Fahne, diese Schnitt ich in handliche Teile und flickte damit meine Jeans.
Ganz stolz zeigte ich dem Lehrmeister meine selbst genähnte Jeans und brachte die restlichen Stücken
dieser Fahne als Putzlappen für die Werkstatt mit. Ich wurde fast dafür am nächsten Baum aufgehangen.

Wenn ich zum Fleischer gegangen bin, dann gab es bestimmte Waren nicht für jeden,
das war mir ein paar mal aufgefallen.

Die Art Geschäfte zu machen geht im Osten ganz anders.
Alles so etwas verborgener, im 3 Lehrjahr hatte ich dann den dreh raus.
Für meine Uhrmacherdrehbank brauchte ich noch Spannzangen, also reparierte ich
für den Wirt eines Restaurants erstmal die Standuhr im Lokal, dann bekam ich 3 Adressen und
konnte weiter mich vorarbeiten, nach 4 Kisten Bier, einer Revision für eine Glashütte Spezimatik hatte ich
dann die gesuchten Spannzangen. Sowas kennt man im Westen eher weniger.

Das Verhältnis zu Liebe, Sex und Familie empfand ich auch als anders.
Viel pragmatischer und einfacher, nicht so fest aber dafür auch viel ehrlicher als im Westen.
Jedenfalls da wo ich gewohnt hab.

Aber was ich auch oft gespürt hab, war so eine Traurigkeit und eine Wurt gegenüber der Vergangenheit.
Ich hab da oft gefragt und mir diese Zeit erklären lassen auch was alles eben für diese Menschen besser funktioniert hat. Das war immer die ganze Zeit über für mich präsent.

Auch hab ich mit 2 Leuten von der Stasi gesprochen, um einfach mal deren Beweggründe zu hören.
Dadurch, das ich jung, naiv und unschuldig war, hatte man mir da auch gut die eigenen Beweggründe erzählt.

Ich hatte auch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Wessis sind dumm, Wessis die in den Osten kommen,
haben es im Westen nicht geschafft, Wessis sind nur auf Geld aus und der Status geht für die über alles usw.

Am Ende ist es die Mentalität, die einfach etwas anders ist.
Ich konnte es bestimmt nicht eindeutig genug geschrieben aber ich hab es probiert.

Ich bin sehr froh, dass auch ein Kunde mit mir eine Folge im Podcast dazu gemacht hat.
Durch Ihn hab ich vom normalen Leben in der DDR viel mehr erfahren können und genau sowas
fehlt auch heute in den breiten Medien.

Die Folge - Leben in der DDR - Die Spezimatic zu 20 Jahre NVA kann man hier hören:


oder hier bei Google-Podcasts

Watchmakerslife der Podcast Folge 7 - Das Leben in der DDR - Die Spezimatic zu 20 Jahre NVA

An das Gespräch denke ich heute noch sehr gerne zurück.

Ich hab hier natürlich nur von meinen Erfahrungen und Meinungen geschrieben.
Jeder mag andere Erfahrungen und Meinungen haben.
Ich hoffe, ich bin jetzt mit meinen Ausführungen nicht all zu sehr angeeckt.
 
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