DT64 und die Musik

Songs, die mindestens 2 bis 3 Monate alt waren, lock(t)en trotz der extremen Mitschneidefreundlichkeit keinen Teenager hinter dem Ofen hervor.
Also das habe ich dann doch ein wenig anders in Erinnerung. Zum einen spielte es damals kaum eine Rolle, ob ein Titel zwei oder drei Monate alt war. Das waren die 80er! Die waren bei weitem noch nicht so schnelllebig wie heute, musikalisch sowieso nicht. Und auch bei den meisten DJs war es vorsichtig formuliert ziemlich schnurz wo die ihre Musik her hatten, Hauptsache sie hatten sie.

Die DJ's, die wirklich nur auf Ostradio-Mitschnitte zurückgreifen konnten, hatten leere Tanzflächen
Naja, die DJs waren eher einfach nur schlecht, denn auch in der Zunft gab es solche und solche. Das hatte mit der Musik erstmal relativ wenig zu tun.

die Einschaltquote bei DT64 dürfte höchstens in den vom Westempfang abgekoppelten Regionen außergewöhnliche Ausschläge gezeigt haben. Sigmar Krause, Petra Schwarz oder auch Stefan Lasch wirkten damals nicht etwa frisch oder progressiv, sondern belanglos wie ein FDJ-Nachmittag oder die entsprechenden Kader.
DT64 ging es zu der Zeit nicht anders als anderen DDR-Sendern und auch dem DDR-Fernsehen. Unterhaltungssendungen, wie zum Beispiel die Podiumdiskothek, hatten ihre Hörer und auch akzeptable Quoten. Alles was dagegen nach politischer Erziehung roch, wurde weitestgehend umgangen und nicht gehört. Das ist alles andere als ein Geheimnis. Das die Quoten von DT64 insgesamt nicht das Gelbe vom Ei waren, ist davon abgesehen aber klar. Ich glaube ab Mitte der 80er gab es auch in der DDR interne Einschaltquoten-Ermittlungen und irgendwo geisterten mal die Zahlen von 1986 oder 87 herum. Ich muss mal suchen wo ich die habe.
 
@astereix
Also diese Art der Ansprache missfällt mir ehrlich gesagt. Ich hab dafür keine Zeit, das jetzt Wort für Wort auseinander zu nehmen. Diese kreative Phase von DT64 verschiebt Jörg Wagner eben nicht nach hinten. Und der Lasch beschreibt genau die Grenzen seiner damaligen Möglichkeiten. Das kannst Du in dem Link nachhören, ja sogar nachsehen. Hier geht es um DT 64 und die Musik. Ich habe dazu was mir mit unter kam in diese Stoffsammlung hier mit eingetragen weiter nichts. Das ist alles deine Meinung alles gut, mehr kann ich aber auch nicht dazu sagen. Du kannst ja deine Meinung, den Autoren Lasch und Wagner per Mail schicken.
 
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DJ's aus bzw. um Dresden herum fuhren, trotz Berufstätigkeit, am Do-Abend mit Equipment bis in den Spreewald oder zu im Empfangsgebiet lebenden Bekannten/Verwandten, um einigermaßen die 92,4 MHz mit der "Hey Music" empfangen und mitschneiden zu können.
Ähnliches hatte ich auch schon bezüglich der "Top 750" bzw. "Top 1001" auf RIAS 2 berichtet. Da konnte man sein Archiv auffüllen. In Sachen "DJs in Leipzig + aktuelle Maxis" habe ich ja auch schon erzählt, daß ein DJ die Mugge in irgendeinem Jugendclub in der Stadt begonnen hat, während der zweite DJ zu Hause noch "Maxis-Maximal" ableuchtete, um unmittelbar danach mit den neuesten Maxis auf Kassette in den Klub zu fahren. Auf diese Weise war man dann immer "gaaaanz weit vorn", wie man so schön sagt. Da kannste den "Hit-Globus" praktisch zur Seite rollern... ;)
 
Danke Kulti, das kannte ich noch nicht. Darf man diese "MA-DT64" als ziemlich ernüchternd bezeichnen? Okay, der Abfragezeitraum war Anfanng 88 und die UKW-Kette neu. Aber zum Glück haben sie in Leipzig abgefragt, im Raum Berlin hätten die Zahlen sicherlich noch düsterer ausgesehen.
 
Wie soll denn das "entzerrte Bild" in dieser befragten Altersgruppe deiner Meinung nach aussehen? Bedenke - in Berlin gingen RIAS, SFB, AFN mit dem "nassen Finger". Ob dort nun DT64 24/7 rumfunkt oder nicht, hatte jedenfalls weniger Bedeutung für diese Altersruppe als in der ostdeutschen Provinz. Hätte man in DD gefragt, wären die Planziele sicher erreicht worden.

Wenn man bedenkt, daß (fast) alle Schüler der 8. Klassen Jugendweihe hatten und sich ein Großteil von dem dabei eingestrichenen Geld einen eigenen Radiorecorder kaufte, dann besteht natürlich auch der Wunsch nach mehr "aktueller internationaler Popmusik" im Radio. Und klar, wenn diese Altersgruppe in der Schule sitzt, kann "Morgenrock" keine nennenswerte Quote erreichen.
 
Stimmt. Abgesehen von ein paar Inseln wurde das Programm erst mit der Wende wirklich interessant, weil die Ostsender naturgemäß näher dran waren an den Ereignissen als die aus dem Westen.
 
In Frage 53 ist der Sendungsname übrigens auch falsch geschrieben. :D

Frage 56 finde ich interessant, was verbessert werden müsste, damit man DT64 mehr hört. Die Antworten mögen einige überraschen, aber es ging damals fast nur (noch) um Musik. Wenn man um einen Westkünstler live hören zu können, das FDJ-Hemd anziehen musste, hat man das gemacht. Wenn man bei DT64 Musiktitel, die nicht auf Platte erhältlich waren, aufnehmen konnte, hat man das gemacht. Aber deswegen hat man nicht die FDJ oder DT64 "geliebt" - diese waren das Gegenteil von cool oder kultig. Deren Funktionäre und Macher waren für die meisten keine "von ihnen", sondern Apparatschiks. Daran ändert auch ein einsamer abgestürzter Sputnik nichts. Die Hörer von DT64, die nach der Wende dann auch für den Erhalt demonstriert haben, waren wohl in der Mehrheit schon wieder eine neue Hörergeneration als die dankbaren "Fans" von "Duett - Musik für den Rekorder".
 
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Für mich war das ein sehr interessanter Abend gestern, es ging viel um Musik aber auch ums Radiomachen und wie alle heute noch dem Medium verbunden sind. Am Ende des Tages, waren die Gespräche nach der eigentlichen Veranstaltung für mich wichtig. Viele der DT64 Leute sind ja noch aktiv oder waren bis vor kurzem aktiv und da hab ich nicht schlecht gestaunt....

Stefan Lasch und Jörg Wagner
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Die DT64 oder K6 Studiouhr hab ich gestern ausgeliefert und sie kam auch gleich zum Einsatz.
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Uschi Brüning und Margot Hohmann waren auch da, ich hab leider meine Schallplatten für ein Autogramm vergessen aber was solls. So, jetzt beschäftige ich mich wieder mit dem gegenwärtigen Radio. Da gibt es doch Einiges zu tun.
 
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Ich denke mal man muss zwischen der Zeit vor der Wende und der Zeit nach der Wende unterscheiden. Die vielen Demonstranten, waren ja zur Wendezeit jung. Zum Wendepunkt hatte Jörg Wagner folgendes zu sagen:
@Adolar Deine Zahlen sind von 1983. Das müssen wir dazu sagen, sonst wird die Bedeutung dieses Senders klein gespielt.
 
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Ich kann diesbegüzlich immer nur auf das Buch von Jörg Wagner verweisen, leider vergriffen, aber hier und da noch für einen stolzen Preis zu bekommen. 1993 geschrieben und schon zu der Zeit sehr reflektiert und auch selbstkritisch, ein sehr nüchterner Blick auf DT64.

 
Die medienhistorische und (medien-)politische Bedeutung von DT64 kann man gar nicht klein reden, das hat auch mit den Hörerzahlen nichts direkt zu tun.
 
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Die medienhistorische und (medien-)politische Bedeutung von DT64 kann man gar nicht klein reden, das hat auch mit den Hörerzahlen nichts direkt zu tun.
Niemand zweifelt die medienhistorische Bedeutung von DT64 an, denn die hat mit den Hörerzahlen nichts zu tun. Bei der medienpolitischen Bedeutung darf man aber Zweifel anmelden - eben wegen der Hörerzahlen.


Grundsätzlich wird mir vieles in Bezug auf den DDR-Rundfunk zu schön dargestellt. In einem oben verlinkten Interview klingen die eigentlich auch beim Rundfunk der DDR verbotenen "Westkontakte" ganz kurz an. Laut Legende fuhren die Omas (Verwandte 2. Grades) aber reihenweise in den Westen und Enkelchen arbeitet beim DDR-Rundfunk. Und die Stasi hat das nicht gewußt oder wie? Die haben das gewußt. Ganz sicher. Haben die etwa ein Auge zugedrückt? Warum? Damit Westmusik kostengünstig ins DDR-Radio gelangen konnte, wie berichtet wird? Wie schonmal geschrieben, sammelt die Nationalbibliothek in Leipzig seit 1978 alle in Deutschland erschienen Tonträger. Da hätte man sich die 15 DM, die die Oma für ihre Reise in den Westen 1:1 bei der Staatsbank der DDR umtauschen konnte, sparen und stattdessen Kopien in Leipzig "ziehen" können. Gut, in Leipzig gabs halt kein Begrüßungsgeld am Bahnhof...

Übrigens: Bei einem Gespräch mit zwei Herren in Zivil bezüglich einer eventuellen "Längerverpflichtung" meinerseits während meines Wehrdiensts 1985, habe ich knallhart mitbekommen, was die Stasi so alles "weiß". Viel. Radiobezug: Was Thomas Schminke indirekt mit dieser Geschichte zu tun hat, erzähle ich vielleicht später. Es hat etwas mit seiner Fahrerlaubnis zu tun, die er etwa zur gleichen Zeit in einem kleinen Städtchen im Saarland gemacht hat. So klein ist die Welt...
 
Wie schonmal geschrieben, sammelt die Nationalbibliothek in Leipzig seit 1978 alle in Deutschland erschienen Tonträger.
Zum einen seit Juli 1960 und zum anderen nicht nur Tonträger, sondern auch Bücher, welche zumeist sogar kostenfrei aus dem westlichen Ausland nach Leipzig versandt wurden. Der eigentliche Punkt: Es dürfte für den Normalsterblichen unmöglich gewesen sein an den Bestand zu kommen, was Rundfunkmacher mit großer Wahrscheinlichkeit eingeschlossen hat. Und davon abgesehen dürfte von dieser sogenannten Durchführungsbestimmung (gab es seit 1955) bzw. der daraus resultierenden Anordnung (ab 1960), von den Durchschnitts-DDR-Bürgern auch kaum jemand was gewußt haben.
 
Bei der medienpolitischen Bedeutung darf man aber Zweifel anmelden - eben wegen der Hörerzahlen.
Darf ich fragen, wie ihr "Bedeutung" definiert? Der Begriff ist für mich nicht quantitativ besetzt. Ein Beispiel: Der chinesische Student, der sich vor den Panzer stellte, war ein einzelner, dass seine Aktion aber keine "Bedeutung" gehabt hätte, wird doch niemand behaupten wollen? Und natürlich sind auch sinkende oder geringe Hörerzahlen bedeutend, da diese viel aussagen und erklären über die Situation in der DDR.

Wie schonmal geschrieben, sammelt die Nationalbibliothek in Leipzig seit 1978 alle in Deutschland erschienen Tonträger. Da hätte man sich die 15 DM, die die Oma für ihre Reise in den Westen 1:1 bei der Staatsbank der DDR umtauschen konnte, sparen und stattdessen Kopien in Leipzig "ziehen" können. Gut, in Leipzig gabs halt kein Begrüßungsgeld am Bahnhof...

Also das interessiert mich wirklich, weil ich davon noch nie gehört habe. Ein normaler DDR-Bürger konnte in der Nationalbibliothek Tonträger ausleihen und davon "Kopien" ziehen? Wie das? Vor Ort? Oder konnte er Platten nach Hause mitnehmen? Mich würde wundern, wenn man das als Privatperson heute könnte.

Und die Stasi hat das nicht gewußt oder wie? Die haben das gewußt. Ganz sicher. Haben die etwa ein Auge zugedrückt? Warum? Damit Westmusik kostengünstig ins DDR-Radio gelangen konnte, wie berichtet wird?
Du kennst das Buch von Wolfgang Martin "Wie die Westmusik ins Ostradio kam"? Hat hier irgendwer in Frage gestellt, dass das MfS einen ständigen Blick auf die Massenmedien und damit auch den Hörfunk hatte?
 
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Wer hat geschrieben, daß sich ein Normalo mit seinen "Dreckpfoten" wertvolle Schallplatten oder CDs ausleihen durfte? Das ist erstmal ein Archiv. Es ging nur darum, daß es leichter gewesen wäre, die Westmusik - staatlich gelenkt - aus Leipzig zu holen.


Zitat von https://www.dnb.de/DE/Ueber-uns/DMA/dma_node.html

In Leipzig hat die damalige Deutsche Bücherei seit 1943 Musikalien und seit 1974 Tonträger gesammelt.

1973 trat in der Bundesrepublik die Pflichtexemplarverordnung in Kraft. Da hat man sich in der DDR wohl gleich drangehangen.

Edit:
Hat hier irgendwer in Frage gestellt, dass das MfS einen ständigen Blick auf die Massenmedien und damit auch den Hörfunk hatte?
Das bezweifelt niemand. Es ist für mich nur leicht verwunderlich, daß jemand mit Westkontakten (die Oma) überhaupt zum Rundfunk der DDR gekommen ist. Und zuvor evt. noch ein Studium gemacht? Journalistik vielleicht?
 
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Verrückt? Das erste was ich aufschlage gestern in der Bibliothek ist ein Bericht über DT64, obwohl das gar nicht mein gesuchtes Thema war. Der Beitrag im Magazin "neue medien" von 1987 ist erstaunlich detailliert. Falls jemand ernsthaft am Komplettartikel interessiert ist, gerne PM.
 

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