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ECHO 2018

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Hat der BVMI den Schuss nicht gehört? Solch Pressemeldung mit Formulierungen wie "bewegende Momente" oder "Musikpreis mit Leuchtturm-Charakter" und der Feststellung, das "Geschehenes" nicht rückgängig gemacht werden könne (ach, was!), scheint meine Befürchtung zu bestätigen.

Klare Sache: Die Phono-Akademie muss sich meiner Meinung darüber klar sein, dass:
  • der ECHO nicht weiterin ECHO heißen kann
  • der Preis nicht mehr ein Preis für meistverkaufte Musik sein kann
  • die Preiswürdigkeit durch Jurys bestimmt werden muss, eben nicht durch Umsatz
  • keinen neuen Musikpreis für Musik in Deutschland ins Leben zu rufen, der Musik in Deutschland noch mehr schadete als durch diesen Preis-Eklat ohnehin schon geschehen.
Am Rande bemerkt bin ich der Meinung, das Übel schon früher zu bekämpfen, dringend geboten ist: Nichtveröffentlichen von Produktionen, die die Grenze von allgemein angesetzter Ethik, Werte, Moral, Rassismus überschreiten. Die Anzeige gegen Kollegah, Farid Bang und dem verantwortlichen des Labels wegen Volksverhetzung finde ich nur allzu richtig. Da hat auch die vorgeschobene "Kunstfreiheit" ihre Grenzen.

edit: Ich höre gerade (Tagesschau), dass für einen deutschen Musikpreis zukünftig eine Jury entscheiden solle. Da hat der BVMI auf mein Posting aber schnell reagiert. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Solch Pressemeldung mit Formulierungen wie "bewegende Momente"
Och, mein Magen hat sich tatsächlich recht regelmäßig bewegt, wenn vom ECHO die Rede war ...

Klare Sache: Die Phono-Akademie muss sich meiner Meinung darüber klar sein, dass:
  • der ECHO nicht weiterin ECHO heißen kann
Ich hätt's trotzdem gut gefunden, wenn ich ehrlich bin. Auch wenn der ECHO schon im Augenblick der Idee eine Farce war, hätte eine Aufarbeitung des Themas und gerne auch eine Weiterführung des Namens zumindest gezeigt, daß man sich der Verantwortung stellt. Sich jetzt zurückziehen und die Knäcke unter einem neuen Namen wieder ins Leben zu rufen, ist doch eigentlich Feigheit.

der Preis nicht mehr ein Preis für meistverkaufte Musik sein kann
Jein. Als es damals hieß, daß der ECHO sich breiter aufstellt (was dann de facto bedeutete, daß die Jazz- und die Klassik-Sparte ihren eigenen ECHO bekam), hatte ich darauf gehofft, daß man wenigstens noch ein bißchen dazu steht, daß man sich als Szene selbst feiert. Meine natürlich völlig naive Vorstellung ging in die Richtung, daß man die Aufmerksamkeit auf die Sachen legt, für die die jeweiligen Akteure im Hintergrund verantwortlich zeichnen. Originellste Covergestaltung, kreativste Marketingkampagne, originellste Deluxe-Ausgabe ... aber das wäre zugegebenermaßen zu viel Substanz gewesen.

die Preiswürdigkeit durch Jurys bestimmt werden muss, eben nicht durch Umsatz
Wenn ich garstig sein darf: das war gegeben. Aber. Die "Jury" bekam Nominierungen vorgesetzt und durfte daraus den Würdigsten herauspicken. Und diese Nominierungen bestanden aus ... was weiß ich, ich glaube die umsatzstärksten fünf Interpreten oder so. Die Jury hatte also die Wahl zwischen Pest und Cholera, obwohl sie lieber Typhus haben wollten. Die Jury war nicht unbedingt das Problem, zumal man davon ausgehen konnte, daß da - Perlen vor die Säue - Leute saßen, die Ohren am Kopf hatten, die Nominierungen dagegen waren schon eher der Knackpunkt.

Am Rande bemerkt bin ich der Meinung, das Übel schon früher zu bekämpfen, dringend geboten ist: Nichtveröffentlichen von Produktionen, die die Grenze von allgemein angesetzter Ethik, Werte, Moral, Rassismus überschreiten.
Och, die armen Säue von der BPjM.
Wird nicht zu realisieren sein, dann kriegst Du schnell DDR. Und Reggae würde verboten. Und diese bizarren Schweinkram-Schlüsselloch-Regenpfeifer-Bonifatius-Kiesewetter-Kamerad-Schnürschuh-und-Co.-Sachen aus den 60ern und 70ern auch :D.
Es wäre vielleicht eine Maßnahme, das über eine Selbstverpflichtung den Labels aufzubürden, aber auch das dürfte extrem schwer werden.

Die Anzeige gegen Kollegah, Farid Bang und dem verantwortlichen des Labels wegen Volksverhetzung finde ich nur allzu richtig. Da hat auch die vorgeschobene "Kunstfreiheit" ihre Grenzen.
Sie wird wahrscheinlich wenig Aussicht auf Erfolg haben, vermute ich. Und ich sehe immer noch das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Wenn Kollegah und Farid Bang aus ihrer Scheiße Gold machen, muß man sich eher fragen, welche Szene, welcher Markt so etwas gestattet, anstatt die Leute zu bestrafen, die erkannt haben, wie der Hase läuft.

Gruß
Skywise
 
Wenn ich garstig sein darf: das war gegeben. Aber. Die "Jury" bekam Nominierungen vorgesetzt und durfte daraus den Würdigsten herauspicken.
Abgesehen davon, dass ich bei meiner gerschilderten Meinung bleibe: Die "Jury" hat dann mal gern denjenigen Künstler zum Preis erkoren, der dann auch wirklich zur Veranstaltung anreisen wollte. Vielleicht war es nach Verkaufszahlen der zweite. Eine Farce.
 
Wenn Kollegah und Farid Bang aus ihrer Scheiße Gold machen, muß man sich eher fragen, welche Szene, welcher Markt so etwas gestattet, anstatt die Leute zu bestrafen, die erkannt haben, wie der Hase läuft.
Ich möchte noch einmal nachkarten:

Welcher (1) Markt, welche Szene (2) gestattet was (3)?
Welche (4) Leute werden womit (5) bestraft, die was (6) erkannt haben, wie (7) welche (8) Hasen laufen?

Bitte mal präzise Angaben zu (1) bis (8).
Voraus schonmal besten Dank.

Nebenbei bemerkt finde ich solch eine schriftliche Diskussion für herausragend geeignet, weil man - entgegen Live-Diskussionsrunden - Zeit zum Sortieren der Gedanken hat, um alle angesprochenen Fragen dezidiert beantworten zu können. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn der ECHO schon im Augenblick der Idee eine Farce war, hätte eine Aufarbeitung des Themas und gerne auch eine Weiterführung des Namens zumindest gezeigt, daß man sich der Verantwortung stellt. Sich jetzt zurückziehen und die Knäcke unter einem neuen Namen wieder ins Leben zu rufen, ist doch eigentlich Feigheit.

Sowas nennt man heute aber doch "sich der Verantwortung stellen". Ist doch bei Politikern oder Wirtschaftbossen nichts anderes. "Firmenchef XYZ stellt sich der Verantwortung und tritt zurück" (übersetze: lässt die anderen mit der Scheiße zurück, kassiert noch schnell eine fette Abfindung, und macht sich ein schönes Leben).
 
Welcher (1) Markt, welche Szene (2) gestattet was (3)?
Welche (4) Leute werden womit (5) bestraft, die was (6) erkannt haben, wie (7) welche (8) Hasen laufen?
Der deutsche Musikmarkt, die deutsche Hip-Hop-Szene nimmt offenkundig frauenfeindliche, gewaltverherrlichende, antisemitische Texte mit offenen Armen auf. Das ist zwar soweit nichts Ungewöhnliches, gerade im Zusammenhang mit Battle Rap, aber daß auch vonseiten der Rezensenten derart wenig Wellen geschlagen wurden, zeugt wenigstens von einer gewissen Gedankenlosigkeit - oder von Abgestumpftheit.
Farid Bang und Kollegah stehen im Augenblick am Pranger, obwohl sie dem Markt das geben, was der Markt fordert. Sie bringen diese Texte und lösen damit erst zu dem Zeitpunkt Protest aus, wenn sie einen Preis eingeheimst haben.
Und der Markt freut sich darüber, indem noch weitere Einheiten des Albums abgesetzt werden, und die Hip-Hop-Szene schaut uninteressiert zu, weil morgen schon wieder der nächste Honk ein voll krasses Album mit entsprechenden Inhalten rausbringt. Mit dem Verprügeln der gerade über die Mediendörfer getriebenen Säue erreicht man also das Gegenteil und trägt nichts zur Lösung des eigentlichen Problems bei, mit dem Ächten der Dealer heilt man keine Drogensucht.

Sowas nennt man heute aber doch "sich der Verantwortung stellen". Ist doch bei Politikern oder Wirtschaftbossen nichts anderes. "Firmenchef XYZ stellt sich der Verantwortung und tritt zurück" (übersetze: lässt die anderen mit der Scheiße zurück, kassiert noch schnell eine fette Abfindung, und macht sich ein schönes Leben).
Eigentlich ist so was aber falsches Deutsch. Dieses "Sich der Verantwortung stellen" beim Abschied ist oft genug ein "An der Verantwortung gescheitert sein". Wer "für das schlechte Ergebnis die Verantwortung übernimmt", hat die Verantwortung ja schon übernommen, als er die Aufgabe akzeptiert hat, für ein gutes Ergebnis zu sorgen.
Nun ja, im Augenblick glaube ich zumindest, daß diese Form des Abschieds mit fetter Abfindung und schönem Leben und so nur ab einer bestimmten Unternehmensgröße bzw. ab einem gewissen Status innerhalb der Partei laufen kann, und damit weit seltener vorkommt als man sich das so denkt ... es geschieht halt meistens etwas medienwirksamer, aus denselben Gründen.

Gruß
Skywise
 
Wenn ich garstig sein darf: das war gegeben. Aber. Die "Jury" bekam Nominierungen vorgesetzt und durfte daraus den Würdigsten herauspicken.
Ich denke, die Jury entschied sich bewußt für die Interpreten, die schon im Vorfeld für den meisten Wirbel sorgen würden. Schliesslich verschafft so ein Wirbel der Verleihung eine Steigerung der im letzten Jahr doch recht mauen Einschaltquoten. Diese Rechnung ist zumindest aufgegangen.
 
Schliesslich verschafft so ein Wirbel der Verleihung eine Steigerung der im letzten Jahr doch recht mauen Einschaltquoten. Diese Rechnung ist zumindest aufgegangen.
Nun, die Steigerung hielt sich in Grenzen:

«Echo»-Quoten zuletzt:

2014: 4,21 Mio. (15,0% / 12,9%)
2015: 3,39 Mio. (13,3% / 13,1%)
2016: 3,37 Mio. (11,6% / 11,9%)
2017: 1,28 Mio. (4,5%)
2018: 1,79 Mio. (9%)
 
WIDERHALL 2019.
Um sich vom ECHO abzusetzen, sollen dann nicht mehr die Verkaufszahlen für eine Nominierung herangezogen werden, sondern es werden diejenigen für einen Preis in Betracht gezogen, die mit ihren Tonträgern den größten Umsatz machen.

Gruß
Skywise



Das ist ja die Krux an der Sache: die Verkaufszahlen bilden die Nominierungen in den Kategorien. Und wenn diese 2 Luftpumpen Kollegah und Piggeldy diesen Echo 2018 bekommen haben, dann halt auch wegen der abgesetzten Tonträgern/Downloads ihrer Songs. Was glaubt ihr, was sich deren jungen Fans um polititsiche Korrektheit scheren? Und diese typisch deutsche Scheinheiligkeit geht mir extrem auf den Sack, zudem bekommen diese beiden Rap-Deppen eine dermaßen große Bühne, von der ein Trittbrett-Westernhagen heute nur träumen kann!

Soll er seine Echos halt abgeben, aber dann bitte auch die Tantiemen seiner recht grenzwertigen Songs:

- "Dicke": ein Song gegen übergewichtige Minderheiten
- "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz": mit Auszug aus dem Text: "Liebling, laß uns tanzen, denn tanzen darf ein jeder Jud..."
- "Johnny W.": Verleitung zum Alkoholkonsum.

Westernhagen soll mal schön den Ball flach halten und auch alle, die im Glashaus sitzen. Bzw. wer ohne Schuld ist, solle den ersten Stein werfen.

In der 80er Jahren hörten wir auch Musik, die politisch unkorrekt oder gar verboten war. 2 Live Crew zB. die wegen sexistischen Texten auf dem Index standen. In den 90ern waren die Bloodhound Gang genau mit solchen Texten erfolgreich und sogar radiotauglich.

Scheinbar ist es in Deutschland mittlerweile Usus, sich zu empören und zu denken, nur noch seine eigene Meinung zählt. Sprecht mal mit jungen Leuten über die ständig wiederkehrende deutsche Debatte über die Daseinsberechtigung des Staates Israel. Da erntet man großes Schulterzucken. Die lassen sich auch nicht von Ü60-Jährigen Moralaposteln vorschreiben, welche Musik sie zu hören haben.

Die beiden Echo-Skandalrapper lachen sich jetzt ins Fäustchen, weil ihnen genau diese Moralapostel jetzt die Kasse klingeln lassen. Denn bad news sind auch good news...

Etwas Lockerheit würde unserem Land mal wieder gut tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um sich vom ECHO abzusetzen, sollen dann nicht mehr die Verkaufszahlen für eine Nominierung herangezogen werden, sondern es werden diejenigen für einen Preis in Betracht gezogen, die mit ihren Tonträgern den größten Umsatz machen.
Ich greife diese Aussage nochmal auf. Hier wird zwischen "Verkaufszahlen" und "Umsatz" unterschieden. Die Sales-Charts sind aber schon lange nicht mehr eine Rangfolge von "Units", also von Verkaufszahlen, sondern eine Rangfolge von verkauften "Units", gewichtet sowohl mit dem Verkaufspreis bei physischen Tonträgern, als auch mit denen bei digitalem Download und Streaming.

Die Sales-Charts sind also schon jetzt Abbild von Umsatz, nicht von verkauften Units. Was soll da bei einem neuen Musikpreis neu sein?
 
@count down : Auch ohne deine tiefgreifende, differenzierte und natürlich absolut zutreffende Analyse und einfach so grob übern Daumen: Eben.
(Das war der Kern des Witzes.)

Die Akademie der deutschen Schallplattenkunst und -wissenschaften wird es einfach nicht schaffen, einen Preis von wirklicher Bedeutung ins Leben zu rufen, weil man künstlerischen Wert nicht auszeichnen möchte, sondern als einziges auszeichnungswürdiges Kriterium den Verkauf (entweder in Stückzahlen oder Euro-Umsätzen) für die Auszeichnung heranziehen kann. Und das ist auch die Krux. Wofür braucht ein Mensch, der für eine CD schon zig Gold- und Platinschallplatten bekommen hat noch eine Trophäe oben drauf? Wer nur halbwegs mit den Chartlisten eines Jahres vertraut ist, weiß doch sowieso, wer von den fünf Nominierten mit den meisten Wochen auf dem Spitzenplatz und noch längerem Chartverbleib den Preis in schon vor Öffnung des Umschlags in der Tasche hat. Die ganze Echo-Veranstaltung ist eine reine Farce. Und es steht nicht zu erwarten, dass an den Modi großartig etwas geändert wird, weil man einfach nicht dazu willens und fähig ist.
 
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