• Wie aus den radioforen.de-Nutzungsbedingungen hervorgeht, darf kein urheberrechtlich geschütztes Material veröffentlicht werden. Zur Identifizierung von Interpret und Titel (o.ä.) dürfen jedoch Hörproben bis zu 30 Sekunden angehängt werden. Was darüber hinausgeht, können wir nicht tolerieren.

ECHO 2018

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

count down

Benutzer
Neben dem Notos-Quartett gibt nun auch Klaus Voormann seinen ECHO für sein Lebenwerk zurück.
Voormann gilt als einer der besten Bassisten seiner Ära. Er arbeitete mit John Lennon, Lou Reed und Manfred Mann zusammen. Für das Beatles-Album "Revolver" zeichnete er das Cover.
Er habe sich mit der Entscheidung ganz bewusst Zeit gelassen, habe die Texte des umstrittenen Albums von Farid Bang und Kollegah gelesen, um sich so eine fundierte Meinung bilden zu können. Mit der Rückgabe des Preises wolle er "sein Unverständnis ausdrücken gegenüber der Verantwortungs- und Geschmacklosigkeit aller verantwortlichen Beteiligten, die es nicht geschafft haben, rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen."
Quelle.

Welch ein Zeichen! Wie konnte nur der BVMI (Bundesverband der Musikindustrie) und sein Ethikrat die Zulassung der Nominierung von Kollegah und Farid Bang durchwinken? Er hat damit dem ECHO, einem nach dem Grammy einer der bedeutendsten Musikpreise der Welt, einen immensen, nicht wieder zu heilenden Schaden zugefügt.
 
nach dem Grammy einer der bedeutendsten Musikpreise der Welt
Ist das nicht ein ganz klein wenig übertrieben? Der BVMI hätte das wohl gerne, aber in der Realität interessiert sich doch für den Preis kaum jemand ernsthaft. Die Vergabe rein nach dem Verkaufserfolg ist doch schon seit jeher eher zweifelhaft. Und eigentlich hätte man nach den Kontroversen in den Vorjahren auch gewarnt sein müssen, dass man die diesjährige Vergabe besser hätte überdenken müssen. Aber auch da ist man nicht fähig, aus der eigenen Geschichte zu lernen.

Aber vor der Entscheidung von Voormann kann man wirklich nur den Hut ziehen.
 
@count down:
Och, was meinst Du, wie viele Leute sich jetzt plötzlich für diesen Preis interessieren? Die Augen und die Quoten werden auf der nächsten Veranstaltung schwer lasten. Immerhin ist das Renommee des Preises weiter gestiegen - über den Mastdarm in den Dickdarm. :rolleyes:

Ich find's eher interessant, wie wenig Welle das seit einem halben Jahr auf dem Markt befindliche Album bei den stets gewissenhaft lauschenden Musikredaktionen Deutschlands ausgelöst hat. Mir ist jedenfalls keine Info bezüglich besonderer Inhalte vor die Füße geschwappt (die werden doch nicht alle interessanten Textpassagen ausschließlich auf dieser Deluxe-Edition verbraten haben, oder?).
Und offen gestanden fände ich es auch besser, wenn nicht so ein Aufstand gemacht würde über die ECHO-Gewinner, der ihnen und ihren Umsatzzahlen auch noch in die Karten spielt, und den weder Preis noch Ausrichter im entferntesten verdienen. Ich glaube, ein aktiver, tieferer Blick in die Hip-Hop-Szene(n) würde derzeit sehr bemerkenswerte Ergebnisse liefern.

Gruß
Skywise
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, ein aktiver, tieferer Blick in die Hip-Hop-Szene(n) würde derzeit sehr bemerkenswerte Ergebnisse liefern.
Ohne Frage. Das muss mich aber nicht dazu bewegen, an diese Szene(n) andere Toleranzgrenzen von Moral- und Wertevorstellungen anzulegen als an alle anderen. Da bin ich auf derselben Linie wie Campino und Voormann.
 
@Andreas W:
Also Eklat ja, aber nicht wegen Antisemitismus, sondern eher wegen nationalistischen und rechtspopulistischen Gedankenguts.
Worüber man sich mindestens ebenso gut streiten kann wie über den Antisemitismus-Vorwurf gegen Kollegah und Farid Bang. Also - ähm, nicht falsch verstehen bitte, der Vorwurf ist durchaus berechtigt, aber nicht aufgrund der Passagen, die sich in den letzten Tagen durch die Schlagzeilen geätzt haben. Die gehen eher als Geschmacklosigkeit/provokante Dummheit durch. Bei Frei.Wild ist halt das Geschmäckle, daß die Jungs aus Südtirol stammen, gerne ihre patriotische Fahne aus dem Gesicht wehen lassen und ihre "Feinde" ordnungsgemäß verdammen. Das, was bei einer deutschsprachigen Minderheit in Südtirol ganz gut ankommt, kommt halt auch im Deutschen R..., äh, in Deutschland als Botschaft ganz gut an, zumal in Zeiten, da die Böhsen Onkelz ihren Hut genommen hatten. Frei.Wild waren also so 'ne Art Ersatzschnuller und haben konsequenterweise auch die Vorbehalte gegen die Onkelz geerbt. Und um das nicht als völliges Mißverständnis hinzustellen: natürlich sind auch die Jungs von Frei.Wild nicht wirklich naiv oder blöd - die haben ihre Hausaufgaben gemacht und daraufhin sehr bewußt Texte geschrieben, die man in Südtirol anders interpretieren durfte als in Deutschland. Zielgruppenorientierte Dienstleistung.

@count down:
Nö, die Grenzen stehen. Vielleicht mal von ein paar Einzelleistungen abgesehen. Wenn jemand beim "Battle Rap" auf der Bühne gegen einen anderen Kandidaten eine dumme bis menschenverachtende Zeile improvisiert (oder sie zumindest so wirkt) - jo, komm, live im Eifer des Gefechts übers Ziel hinausgeschossen, nicht schön, aber passiert. Dumme bis menschenverachtende Zeilen auf einem Tonträger zu veröffentlichen und sie bei Bedarf live vor Publikum zu wiederholen, ist dagegen schon wieder eine ganz eigene Disziplin. Jetzt mal abgesehen davon, daß ich nie kapiert habe, was Battle Rap auf einem Tonträger zu suchen hat - das ist ungefähr so, als ob ich allein am Schachbrett sitze, meinen Eröffnungszug abfilme und auf youtube einstelle. Wenn jemand seine geistigen Armutszeugnisse auf Konserve bannt und dann veröffentlicht, hat das eher was mit "Bettel-Rap" zu tun.

Gruß
Skywise
 
Das Ganze ist doch ein Spiegel unserer Gesellschaft, dazu gehört auch die Musik. Viel mehr möchte ich gar nicht dazu sagen. Wenn solche "Künstler" offensichtlich zu den Erfolgreichsten zählen, ist vieles gesagt.
Die Verdummung schreitet voran...
 
Und schon sind wir wieder an dem typisch deutschen Punkt, an dem es richtig albern wird, weil auch noch der Letzte auf den fahrenden Zug aufspringen muss.

Gerade hatte ich die bloße Existenz von Westernhagen so erfolgreich verdrängt...
 
Gerade hatte ich die bloße Existenz von Westernhagen so erfolgreich verdrängt...
Hey, nu warte doch mal ab, jetzt wird's doch erst richtig interessant!
Was meinst Du, was ich hier für 'ne Party schmeiße, wenn die Böhsen Onkelz ihren ECHO zurückgeben? Ich sag' nur "Bundesweite Schlagzeilen"!

Gruß
Skywise
 
Sehe ich anders. Dummheit impliziert immer einen Teil Entschuldbarkeit. Ich persönlich billige sie weder den "Künstlern", noch der Deutschen Phonoakademie zu.

Westernhagen sagt, wie ich finde, sehr richtig:
„Künstler haben eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Sich hinter künstlerischer Freiheit zu verstecken oder kalkulierte Geschmacklosigkeiten als Stilmittel zu verteidigen, ist lächerlich. Provokation um der Provokation willen ist substanzlos und dumm. Und eine Industrie, die ohne moralische und ethische Bedenken Menschen mit rassistischen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Positionen nicht nur toleriert, sondern unter Vertrag nimmt und auch noch auszeichnet, ist skrupellos und korrupt....
...Ich bin nicht der Meinung, dass die mit dem Echo ausgezeichneten Rapper Antisemiten sind. Sie sind einfach erschreckend ignorant. Money makes the world go round. Aufgrund seiner inhaltlichen Fehlkonstruktion war der Echo in der kulturellen Welt nie relevant. Aber hier geht es nicht um das Kalkül der profitmaximierenden Musikindustrie und ihrer Mechanismen. Es geht im Kern um den Zerfall einer kultivierten Gesellschaft, der zunehmend der innere moralische Kompass abhanden kommt, und dem sehen wir schon viel zu lange zu, ohne genügend Widerstand zu bieten.“
 
Werte Runde.
Ich für meinen Teil habe selbst als "golden-ager" schon im Vorfeld erkannt , dass diese Veranstaltung mit Kultur und deren Würdigung NICHTS (mehr) zu tun hat.

Wenn das nun im Nachhall und zu Recht Künstler wie Herr Voormann und hoffentlich viele weitere auch so sehen und ihre Konsequenzen daraus ziehen , kann ich das nur begrüßen

Echo - Wie man in den Wald ruft..........

Herzliche Grüße
Dieter
 
Ich weiß nicht recht: wenn sich die Platten nun mal so gut verkauft haben, und der Echo in erster Linie ein Preis ist, der sich an Verkaufszahlen orientiert, warum sollten diese Leute den Preis nicht bekommen dürfen? Wären die Texte tatsächlich so problematisch wie sie von manchen interpretiert werden, könnte man diese Titel nicht legal erwerben oder streamen. Also bekommen die den Preis doch zu Recht, und alle, die da jetzt entrüstet aufschreien und ihre Echos zurück geben, haben wohl nicht begriffen, dass sie das Ding wohl eher nicht für ihre literarisch/künstlerisch wertvollen Beiträge bekommen haben.
Beim Antisemitismus wird auch immer gleich so ein Riesenfaß aufgemacht, so als ob das wesentlich schlimmer wäre als alles andere auf der Welt. Musik lebt doch von provokanten, tlw. Grenzen überschreitenden Texten. Rammstein und Marilyn Manson haben auch schon Echos bekommen. Was ist denn, wenn ein Marilyn Manson davon singt, dass er gerne Kinder frisst und andere üble Dinge tut? Ach so, der meint das ja nicht ernst, das ist ja nur künstlerische Provokation, das gehört zur Show und darf keinesfalls wörtlich genommen werden... Ja hallelujah, natürlich nicht! Und Kinder fressen, das ist anscheinend auch nicht so schlimm, aber der Antisemitismus, hoioioi... Jedenfalls ist damals, als Manson oder Rammstein den Preis bekommen haben, niemand aufgestanden und hat seinen Preis zurück gegeben. Gottseidank auch! Aber warum eigentlich?

Ich finde diese Scheinheiligkeit so lächerlich! Davon abgesehen finde ich die Musik von Kollegah und Farid Bang grenzwertig beschissen, samt dieser dämlichen pseudo-provokanten Texte, aber das ist mein persönlicher Geschmack, der hier nichts zur Sache tut. Geschmackloser kommerzieller Mist hat einen Preis bekommen, und ein paar regen sich auf, was soll's...
 
Zuletzt bearbeitet:
Dummheit impliziert immer einen Teil Entschuldbarkeit. Ich persönlich billige sie weder den "Künstlern", noch der Deutschen Phonoakademie zu.
Einverstanden, zumindest was die Künstler angeht. Bei der Phonoakademie ... na ja.

Wären die Texte tatsächlich so problematisch wie sie von manchen interpretiert werden, könnte man diese Titel nicht legal erwerben oder streamen.
Doch, warum nicht? Bitte beachten: die BPjM wird nur auf Antrag tätig. Die hören sich nicht jedes einzelne Album vor Veröffentlichung an und entscheiden, ob es freigegeben wird, sondern die schauen nach, wenn jemand meckert, ob der Mecker begründet ist.
Gerade im Rap-Zirkus kommt es vor, daß ein Album auf blanke Provokation getrimmt ist, um verboten zu werden, denn das ist das eigentliche Marketing. Man provoziert im Zusammenspiel mit den sogenannten "sozialen" Hilfsmitteln also einen geradezu rasenden Absatz des Albums, um möglichst schnell das Album zu einem Erfolg werden zu lassen. Ist auch schon einige Male vorgekommen, daß man dann offiziell klein beigibt und dann eine revidierte Version des Albums neu auf den Markt bringt. Da fehlen dann die nunmehr zensierten Passagen, dafür hat man einen neuen Kaufanreiz geschaffen mit einigen Bonustiteln als "Ersatz" und fährt nochmal Gewinne ein. Leichtes Spiel.

und alle, die da jetzt entrüstet aufschreien und ihre Echos zurück geben, haben wohl nicht begriffen, dass sie das Ding wohl eher nicht für ihre literarisch/künstlerisch wertvollen Beiträge bekommen haben.
Doch, doch.

Beim Antisemitismus wird auch immer gleich so ein Riesenfaß aufgemacht, so als ob das wesentlich schlimmer wäre als alles andere auf der Welt. Musik lebt doch von provokanten, tlw. Grenzen überschreitenden Texten. Rammstein und Marilyn Manson haben auch schon Echos bekommen. Was ist denn, wenn ein Marilyn Manson davon singt, dass er gerne Kinder frisst und andere üble Dinge tut? Ach so, der meint das ja nicht ernst, das ist ja nur künstlerische Provokation, das gehört zur Show und darf keinesfalls wörtlich genommen werden... Ja hallelujah, natürlich nicht! Und Kinder fressen, das ist anscheinend auch nicht so schlimm, aber der Antisemitismus, hoioioi... Jedenfalls ist damals, als Manson oder Rammstein den Preis bekommen haben, niemand aufgestanden und hat seinen Preis zurück gegeben. Gottseidank auch! Aber warum eigentlich?
Auch Kollegah hat bereits einen ECHO daheim in der gutbürgerlichen Vitrine stehen.
Sagen wir's mal so: es macht schon einen riesigen Unterschied, ob ich mich auf die Bühne stelle und sinngemäß sage "Ich war neulich auf dem Friedhof und hab' mir eine neue Geliebte ausgebuddelt", wie das Rammstein gemacht haben, oder ob ich mit dem Finger ins Publikum zeige und sinngemäß fordere "Alle Juden in die Aschenbecher!", wie das auch schon mal jemand gefordert hat, dessen Name mir aber zur Sekunde gerade irgendwie nicht einfallen will. Dasselbe Faß wird immer dann aufgemacht (oder vielleicht in Zeiten der AfD besser: es sollte immer aufgemacht werden), wenn eine komplette Bevölkerungsgruppe pauschal niedergemacht wird, zumal eine, die an ihrem Status nicht so schnell was ändern kann.
Man muß sich ja auch mal bewußt werden, daß es Künstler gibt, die mit ihrem Material auf ein etwas jüngeres, für Vorschläge offenes Publikum treffen, die so etwas gerne unreflektiert nachplappern, gerade dann, wenn der Eindruck entsteht, daß der Künstler das wirklich ernst meint. Vorurteile befeuern ist immer eine schlechte Idee. Und die Befeuerung dann auch noch mit einem Medienpreis zu versehen, ist das falsche Signal.

Gruß
Skywise
 
Ich weiß nicht recht: wenn sich die Platten nun mal so gut verkauft haben, und der Echo in erster Linie ein Preis ist, der sich an Verkaufszahlen orientiert, warum sollten diese Leute den Preis nicht bekommen dürfen? Wären die Texte tatsächlich so problematisch wie sie von manchen interpretiert werden, könnte man diese Titel nicht legal erwerben oder streamen. Also bekommen die den Preis doch zu Recht, und alle, die da jetzt entrüstet aufschreien und ihre Echos zurück geben, haben wohl nicht begriffen, dass sie das Ding wohl eher nicht für ihre literarisch/künstlerisch wertvollen Beiträge bekommen haben.
Beim Antisemitismus wird auch immer gleich so ein Riesenfaß aufgemacht, so als ob das wesentlich schlimmer wäre als alles andere auf der Welt. Musik lebt doch von provokanten, tlw. Grenzen überschreitenden Texten. Rammstein und Marilyn Manson haben auch schon Echos bekommen. Was ist denn, wenn ein Marilyn Manson davon singt, dass er gerne Kinder frisst und andere üble Dinge tut? Ach so, der meint das ja nicht ernst, das ist ja nur künstlerische Provokation, das gehört zur Show und darf keinesfalls wörtlich genommen werden... Ja hallelujah, natürlich nicht! Und Kinder fressen, das ist anscheinend auch nicht so schlimm, aber der Antisemitismus, hoioioi... Jedenfalls ist damals, als Manson oder Rammstein den Preis bekommen haben, niemand aufgestanden und hat seinen Preis zurück gegeben. Gottseidank auch! Aber warum eigentlich?

Ich finde diese Scheinheiligkeit so lächerlich! Davon abgesehen finde ich die Musik von Kollegah und Farid Bang grenzwertig beschissen, samt dieser dämlichen pseudo-provokanten Texte, aber das ist mein persönlicher Geschmack, der hier nichts zur Sache tut. Geschmackloser kommerzieller Mist hat einen Preis bekommen, und ein paar regen sich auf, was soll's...

Die Frage ist doch: wer ist der Dumme? Der, der so einen Mist produziert und oder der, der ihn kauft? Oder vielleicht beide?
 
Es ging, wie immer, nur um die Einschaltquote. Letztes Jahr war sie doch sehr gering. Da konnten Äußerungen, möglichst noch vor der Ausstrahlung, die für Diskussionen sorgen, nicht schaden. Wie man nun weis, sind die diesjährigen Einschaltquoten zwar auch nicht berauschend, aber deutlich besser als im letzten Jahr. Wären sie so geblieben wie letztes Jahr, hätte sich möglicherweise kein Fernsehsender mehr gefunden, der die Sendung nächstes Jahr übertragen möchte. Um heutzutage bei uns zu provozieren muss man sich schon etwas einfallen lassen. Sich küssende Frauen und Männer oder freigelegte Brüste wie in den USA reichen bei uns nicht aus. Auf der anderen Seite hätten homophobe oder ausländerfeindliche Sprüche sicherlich noch stärkere Reaktionen hervorgerufen. So hat man den "mittleren Weg" gewählt in der Hoffnung, dass antisemitische Äußerungen nicht ganz so viel Wirbel verursachen wie homophobe oder ausländische Äußerungen dies tun würden, aber noch genügend, um die Einschaltquoten zu heben.
Wie heisst es so schön: Bad news are good news.
 
@Skywise:
Danke für die zusätzlichen Aspekte, die ich vielleicht nicht so ganz bedacht hatte!

Bitte beachten: die BPjM wird nur auf Antrag tätig. Die hören sich nicht jedes einzelne Album vor Veröffentlichung an und entscheiden, ob es freigegeben wird, sondern die schauen nach, wenn jemand meckert, ob der Mecker begründet ist.
Man könnte sich zumindest aktuell nicht über zu wenig Mecker beklagen.

Gerade im Rap-Zirkus kommt es vor, daß ein Album auf blanke Provokation getrimmt ist, um verboten zu werden, denn das ist das eigentliche Marketing.
Damit war die Echo-Veranstaltung ja ein voller Erfolg und alle springen sie nun auf den Zug auf. Mir waren Kollegah und Farid Dings bisher allenfalls vom Namen her ein Begriff, und das hätte durchaus so bleiben können. Aber man verfolgt sowas ja dann doch, und ja, beschäftigt sich dann auch mit deren Musik, gerade aufgrund so eines Eklats.

Sagen wir's mal so: es macht schon einen riesigen Unterschied, ob ich mich auf die Bühne stelle und sinngemäß sage "Ich war neulich auf dem Friedhof und hab' mir eine neue Geliebte ausgebuddelt", wie das Rammstein gemacht haben, oder ob ich mit dem Finger ins Publikum zeige und sinngemäß fordere "Alle Juden in die Aschenbecher!", wie das auch schon mal jemand gefordert hat, dessen Name mir aber zur Sekunde gerade irgendwie nicht einfallen will.
Ganz klare Sache. Diesen zentralen Unterschied hatte ich im Posting vorher etwas aus den Augen verloren.

Dasselbe Faß wird immer dann aufgemacht (oder vielleicht in Zeiten der AfD besser: es sollte immer aufgemacht werden), wenn eine komplette Bevölkerungsgruppe pauschal niedergemacht wird, zumal eine, die an ihrem Status nicht so schnell was ändern kann.
Gerade weil du die AfD ins Spiel bringst: die Mechanismen sind ja da genau die gleichen. Gezielte Provokation im Grenzbereich, dann springen die üblichen Verdächtigen sofort darauf an und bescheren diesem Mist eine mediale Aufmerksamkeit, die er sonst nie bekommen hätte.

Man muß sich ja auch mal bewußt werden, daß es Künstler gibt, die mit ihrem Material auf ein etwas jüngeres, für Vorschläge offenes Publikum treffen, die so etwas gerne unreflektiert nachplappern, gerade dann, wenn der Eindruck entsteht, daß der Künstler das wirklich ernst meint. Vorurteile befeuern ist immer eine schlechte Idee. Und die Befeuerung dann auch noch mit einem Medienpreis zu versehen, ist das falsche Signal.
Das sicherlich. Aber gerade die Jüngeren werden doch sicherlich nicht plötzlich aufhören, Kollegah oder Farid Bang anzuhören, nur weil da irgendein Westernhagen (wer soll das sein?) rumlamentiert und seinen Echo zurück gibt. Die Botschaft der Songs und der Künstler bleibt trotzdem die gleiche, und erreicht dank medialer Aufmerksamkeit nun leider so sehr viel mehr Leute als es nötig gewesen wäre.

Auch wenn es überhaupt nicht vergleichbar ist, aber wenn ich z.B. an Cop Killer von Body Count denke, das wurde doch erst richtig interessant, als das auf dem Index landete und dieser Vorgang eine gewisse mediale Präsenz hatte.

So ein Rummel macht doch Dinge erst interessant, gerade für junge Leute.
 
Man könnte sich zumindest aktuell nicht über zu wenig Mecker beklagen.
Das könnte wahrer kaum sein :D
Ich gehe mal davon aus, daß da in der allernächsten Zeit auch was passiert. Zumal sowohl Farid Bang als auch Kollegah keine unbeschriebenen Blätter in dieser Hinsicht sind.

Damit war die Echo-Veranstaltung ja ein voller Erfolg und alle springen sie nun auf den Zug auf. Mir waren Kollegah und Farid Dings bisher allenfalls vom Namen her ein Begriff, und das hätte durchaus so bleiben können. Aber man verfolgt sowas ja dann doch, und ja, beschäftigt sich dann auch mit deren Musik, gerade aufgrund so eines Eklats.
Bringt die Knäcke so für sich. Wobei ich mich zugegebenermaßen schon frage, weshalb eigentlich 2015 beim ersten ECHO von Kollegah niemand so wirklich laut "nö!" gerufen hat. Denn daß er von Juden nicht sonderlich viel hält oder daß er Frauen allgemein nicht unbedingt ob ihrer Geistesgaben schätzt, ist so neu eigentlich nicht.

Gerade weil du die AfD ins Spiel bringst: die Mechanismen sind ja da genau die gleichen. Gezielte Provokation im Grenzbereich, dann springen die üblichen Verdächtigen sofort darauf an und bescheren diesem Mist eine mediale Aufmerksamkeit, die er sonst nie bekommen hätte.
Richtig. Ganz wichtig: destruktiv bleiben. Bloß nur wettern, schimpfen, Pauschalaussagen schüren und Wunden ausmachen und Finger reindrücken. Lösungsvorschläge oder Annäherungsversuche sind kontraproduktiv. Political correctness ist langweilig, jeder hat das Recht darauf, dem König am Arsch vorbeizugehen, bevorzugt der, der sich nicht wehren kann und der auch von anderen leicht als Opfer ausgemacht werden kann.

Das sicherlich. Aber gerade die Jüngeren werden doch sicherlich nicht plötzlich aufhören, Kollegah oder Farid Bang anzuhören, nur weil da irgendein Westernhagen (wer soll das sein?) rumlamentiert und seinen Echo zurück gibt. Die Botschaft der Songs und der Künstler bleibt trotzdem die gleiche, und erreicht dank medialer Aufmerksamkeit nun leider so sehr viel mehr Leute als es nötig gewesen wäre.
Stimmt. Andererseits - machen die paar Leutchens mehr wirklich etwas aus? Ich glaube, das Kind liegt schon längere Zeit im Brunnen, es ist halt nur eben erst vielen Leuten aufgefallen, daß es fehlt. Ich bin gespannt, was in der nächsten Zeit von Antisemitismus und dem pöhsen, pöhsen Rap zu hören und zu lesen sein wird. Wird bestimmt eine spannende Angelegenheit werden.

Auch wenn es überhaupt nicht vergleichbar ist, aber wenn ich z.B. an Cop Killer von Body Count denke, das wurde doch erst richtig interessant, als das auf dem Index landete und dieser Vorgang eine gewisse mediale Präsenz hatte.
"Streisand-Effekt" heißt das glaub' ich heutzutage. Man will verhindern, daß etwas publik wird und heizt gerade dadurch ungewollt das Interesse daran an. Klar - "Was verboten ist, das macht uns gerade scharf", wie Wolf Biermann zu titeln pflegte ...

Gruß
Skywise
 
@Radiokult:
Hättest Du nicht wenigstens vorwarnen können, daß in dem Artikel unappetitliche Sachen stehen?
"Der Echo sei viele Jahre „ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen“, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Zudem stehe für den Vorstand des BVMI „außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht“."
Hervorhebung durch mich

*wäh* ist mir gerade schlecht ...

Gruß
Skywise
 
Alter Wein in neuen Schläuchen?
WIDERHALL 2019.
Um sich vom ECHO abzusetzen, sollen dann nicht mehr die Verkaufszahlen für eine Nominierung herangezogen werden, sondern es werden diejenigen für einen Preis in Betracht gezogen, die mit ihren Tonträgern den größten Umsatz machen.

Gruß
Skywise
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben