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Echo-Verleihung

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Mannis Fan

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Wunderbar scharfsichtig und spitz hat Jan Böhmermann die Verleihung des Musikpreises Echo aufs Korn genommen. Insbesondere die deutschen Seicht-Soft-Schnulzen-Gefühlsdusel haben es ihm angetan:
Böhmermann schrieb:
Böhmermann hat nicht nur mit Giesinger Probleme. Der ganze neue deutsche Pop von Sängern wie Tim Bendzko, Kerstin Ott, Philipp Poisel oder eben Giesinger - das sei nichts anderes als das Revival des Schlagers unter falscher Flagge: "Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln, Millionen verdienen und dabei immer schön unpolitisch und abwaschbar bleiben."

Der Tote-Hosen Sänger Campino (als Echo-Preisträger) hat ein bisschen allergisch reagiert, obwohl er wahrscheinlich am wenigsten gemeint war:

Campino schrieb:
Der Düsseldorfer reagierte auf der Echo-Bühne auf Böhmermanns Kritik, erklärte: „Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann.“ Für Campino ist der Kölner also ein Arschloch. Klare Kante! Er sprach auch von „Böhmermannschem Zeitgeistgeplapper“. – Quelle: http://www.express.de/26677454 ©2017

Schönes Diskussionsthema, finde ich. Was den Musikgeschmack betrifft, da bin ich ganz auf der Seite Böhmermanns.
 
Schönes Diskussionsthema, finde ich. Was den Musikgeschmack betrifft, da bin ich ganz auf der Seite Böhmermanns.
Sagen wir mal - ich kann verstehen, wogegen sich die Attacke richtet. Ich habe auch kein Problem damit, wenn man Giesinger, Ott, insbesondere Bourani, Bendzko, Meyle oder Oerding abwatscht. Poisel ... na ja ... zu dem habe ich eine andere Meinung (insbesondere wenn man das aktuelle, zugegebenermaßen sehr publikumsgerechte "Mein Amerika" beiseite läßt), aber das mag Definitionssache sein.

Vielleicht hab' ich das gestern falsch mitbekommen, aber ich hatte den Eindruck, daß die Jury des ECHOs auch kräftig ihr Fett abbekommen hätte, obwohl sie am wenigsten für die Preisträger konnte. Die Juryleuts haben Multiple-Choice-Bögen vorgelegt bekommen, zu jeder Kategorie gab's eine Handvoll Nominierter vonseiten der Verantwortlichen, und hier durfte gekreuzigt werden. Die Jury hatte nicht die Möglichkeit, Gold auf die Bühne zu wählen, weil sie nur aus Listen mit Blech auswählen durfte. Ich hatte den Eindruck, die Jurymitglieder haben sich teilweise wirklich dafür geschämt, stimmberechtigt zu sein.
Im Grunde genommen ist es immer noch der alte ECHO, verkappt in ein neues Konzept, das keine wirkliche Neuerung darstellt. Die Kritik am Preis selbst ist also vollkommen berechtigt, die Verantwortlichen darf man für eine Revolution, die keine einzige darüber veröffentlichte Silbe gerechtfertigt hat, gerne zur Verantwortung ziehen, sollte man auch dringend, vielleicht wird's ja nächstes Jahr wieder einen Schritt besser (und ich meine damit nicht, daß der Stimmanteil der Jury noch weiter erhöht werden soll - ich dachte eher in Richtung Qualität der Nominierungen!). Ich hätt's vorgezogen, wenn Jan Böhmermann etwas differenzierter vorgegangen wäre.
Ist nicht sein Stil. Weiß ich.

Das "Arschloch" aus dem Mund von Campino schreibe ich eher der Vorgeschichte zwischen ihm und Böhmermann zu als der aktuellen ECHO-Verarsche.
Wobei die Sätze mit dem "konstruktiv einbringen" und "Zeitgeistgeplapper" definitiv nicht verkehrt waren.

Gruß
Skywise
 
Ich bin kein Fan von Böhmermann, aber seine Meinung zum seichten Gesinge aktueller deutscher (Radio)Interpreten teile ich voll und ganz!

Nicht nur bei SWR3 wird man alle 3 Stunden mit den immergleichen Nervsongs dieser deutschsprachigen Jammerlappen eingesülzt. Leider nutzt in meinem Fall das Wegschalten zu SWR1 RP auch nichts, weil die auch nicht von dem Gedudel Abstand nehmen. Silbermond und Juli waren zu ihren Anfangszeiten noch recht hörbar und gut, aber heute habe ich die Schnauze (Ohren) voll von 80 Millionen, ich bin doch keine Maschiiiiieeenääääh (<---- das ist schon fast Folter...), Feuerwerk, oder sonstigem Singsang deutscher Bubis.

Ich weiß nicht, ob deutsche Radiosender sich auf die Fahnen geschrieben haben (schreiben mussten?), den Deutschanteil der Playlist auf 50% hochzuschrauben, oder wo der Grund sonst noch liegt. Egal, es ist in der heutigen Zeit eher gruselig, deutsche Popwellen zu hören.

Die Kombination von miesen Songs und einer Dauerrotation von 3 Stunden macht diese Mischung so unerträglich. Gestern Abend musste SWR3 sich wohl auch erkenntlich gegenüber den Sportfreunden Stiller zeigen und einen Teil des Mitschnitts senden, dessen Konzert der Sender verlost hatte. Dass der Sänger der "Sportis" nicht singen kann, ist hinreichend bekannt (er gibt es sogar selbst zu), aber diese Liveaufnahmen zeigen, dass jede volltrunkene Teenie-Band auf dem Abiball eines Dorfgymnasiums besser ist, als diese völlig überbewertete (aber trotzdem irgendwie erfolgreiche) Band aus Bayern.

Übrigens: aktuell ist kein einziger Song dieser oben genannten Dudelinterpreten in den deutschen Top 20! Warum halten die Radiosender trotzdem so massiv an diesen fest?

Radio kann viel, muss aber nicht immer Sinn machen...
 
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Übrigens: aktuell ist kein einziger Song dieser oben genannten Dudelinterpreten in den deutschen Top 20! Warum halten die Radiosender trotzdem so massiv an diesen fest?
Pscht! Sag' doch bitte nicht so was ... oder wenigstens nicht laut oder nicht jetzt. Im Augenblick ist mir für so einen Spruch viel zuviel Ed Sheeran in den deutschen Top 100 unterwegs (1, 6, 11, 36, 38, 61, 76, 89, 96, 97, 99; Stand: gestern). Lieber höre ich zehn unterschiedliche deutsche Jammerlappen als pausenlos ein- und denselben englischen.

Gruß
Skywise
 
Die Echo Verleihung ist eine dieser Tage (wie auch Medienbälle jeder Art) bei der sich die Musikindustrie gegenseitig auf die Schulter klopfen kann weil wieder einige 100 CDs mehr verkauft wurden. Wie überflüssig dieses Selbstbeweihräucherungs-Event mittlerweile geworden ist zeigt die Tatsache dass die Veranstaltung heute ohne großes Aufsehen auf einem Spartenkanale (Vox) übertragen wird. Überflüssig!
 
Ich finde den Echo als Veranstaltung und Preis eigentlich ganz ok, jedenfalls halte ich ihn nicht für überflüssig. Der Echo kann ja nichts dafür, wenn Geseiere als Hitparadenkompatibel von den Sendern rauf und runtergespielt wird. Die Frage ist: Kann man auch völligunbekannte (aber gute) Interpreten auszeichnen, auch wenn sie überhaupt nicht im Radio vorkommen? Das wäre nämlich mal ein Statement!
 
Der "Echo" ist international ein bedeutungsloser Musikpreis, der kaum Beachtung außerhalb Deutschlands findet. Man kann froh sein, wenn sich dort überhaupt internationale Musikstars hin verirren. Das sieht man auch an den Liveacts, die dort auftauchen: Beth Ditto (lang ist´s her...) und Linkin Park (ehemalige Nu Metal-Band, die heute primitiven Mainstream-Pop produziert).

Wie s.matze oben schrieb: der Stellenwert dieser Veranstaltung macht sich daran deutlich, dass VOX die Verleihung sendet und auch nicht davor zurückschreckt, das Thema "Echo" tagelang im Vorfeld auszuschlachten.

Ich vermute, im Publikum sitzt das gleiche, müde Publikum wie bei der "Bambi"-Verleihung.
 
Der "Echo" ist international ein bedeutungsloser Musikpreis
Ich hoffe, dass dies, @HeavyRotation25, nicht Deine Meinung, sondern lediglich Deine Beobachtung ist. Es ist bedauerlich, dass sich ein Musikpreis in einem der wichtigsten Tonträgermärkte der Welt nicht in der Zustimmung zu den Erfolgen in der heutigen Popmusikkultur egal welchen Genres in den Medien und im Publikum widerspiegelt. Vielleicht ein typisch deutsches Phänomen. Irgendwie immer alles doof finden. Campino zeigte wieder einmal Größe.

Die Frage ist: Kann man auch völligunbekannte (aber gute) Interpreten auszeichnen, auch wenn sie überhaupt nicht im Radio vorkommen?
Nein, das ist unmöglich. Sollte ein Künstler exzellent verkaufen (Sales sind die Grundlage für den Preis, neuerdings verschleiert durch das 50%-ige Votum einer Jury), würde sich das Radio drauf gestürzt haben (Amigos am Karrierebeginn ausgenommen :D).
 
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Im Prinzip bräuchte der ECHO weder Auswertungen von Playlists noch eine Jury, wenn es nur um Sales ginge. Er bräuchte dann nicht einmal die Nominierungen: der Preis basiert auf der über einen bestimmten Zeitraum laufenden Betrachtung der Chart-Erfolge. Es geht um die Umsätze, die ein Künstler getätigt hat. Ohne Nominierungen und dem Einfluss einer Jury stünde freilich der Preisträger von vornherein fest, andere Künstler würden nicht erscheinen, die Show wäre keine Show mehr. Beim Grammy ist das nicht anders.

Eine schwierige Diskussion: Zöge man ausschließlich die Umsätze heran, würde keine Spannung entstehen. Zu starker oder gar alleiniger Einfluss von Jurys würde unter Umständen kommerziellen Erfolg von Künstlern außer acht lassen, vielleicht aber noch wenig bekannte Künstler fördern. Die Kombination aus beidem scheint mir immer noch die beste Lösung zu sein. Airplay-Einfluss basierend aus unserem traurigen Radiodeutschland hat meiner Meinung nach dabei nichts verloren.
 
Das kleine ABC dominierte den diesjährigen Echo: Arschloch - Böhmermann - Campino.
Völlig unbeachtet bei soviel kritischer Fachkompetenz blieb, was sich da zusammenrottete.
Der verkappte Reichsbürger-Barde Naidoo moderierte, die Blut-und-Ehre-Romantiker Frei.Wild waren Teil der Fachjury und Identitären-Liebling Gabalier wurde preisausgezeichnet.
Das war nicht mehr als ein Verschwörungs- oder besser Volksecho.
 
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Kein Wunder, dass nur gut 1 Millionen Menschen sich die "Echo"-Verleihung angeschaut haben, da dort überwiegend Musiker auftraten, deren Lieder man schon im Radio nicht mehr hören mag.
Warum soll man sie sich dann noch einmal, zum 550. Mal, im Fernsehen zu Gemüte führen?
 
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