Ein bißchen Radiogeschichte am frühen Sonntagmorgen:
Ab 1986 war WDR 1 explizit ein Jugendradio. Damals noch mit vielen Fremdkörpern im Programm, die Jugendradiozeit war werktags von 13-20 und 22-24 Uhr, mit dem Nachtrock bis 2 Uhr. Vor 1986 liefen die jungen Programme auf WDR 2, das zur Servicewelle mit deutlich mehr Inhalt als die Konkurrenz umgebaut wurde (beste Zeit: 1995-2000). 1991 wurde WDR 1 zum ganztägigen Jugendradio von 6-20 und 22-24 Uhr, indem es neue Frequenzen am Ende der Skala und ein neues Vormittagsprogramm bekam. Das bisherige Vormittagsprogramm lief auf den alten Frequenzen als WDR 5 weiter. Weil der Markenname WDR 1 verbrannt war (genauso wie fünf Jahre später MDR Life) wagte der WDR 1995 einen Neustart mit neuem Namen und Jugendradio-Programm von 5-2 Uhr, ab 2000 rund um die Uhr. Wann die Zielgruppe dann auf 39 Jahre erweitert wurde, weiß ich nicht, aber WDR 1/Eins Live war von 1986 bis mindestens 2007 ein Jugendradio. Erst als Kunst (2006-2009) und diggi aufkamen und diggi ab 2013/14 weiter ausgebaut wurde mit moderierten Strecken am Nachmittag, hat sich das geändert.
Jetzt ist es tatsächlich so, dass Eins Live wie Bremen Vier und diggi wie Next ist. Und Bremen Vier ist immer mehr SWR3. Mitte bis Ende der 90er war das Pendant zu SWF/SDR/SWR3 eher die Hansawelle. Von den Programmsparten her gesehen. Früher war WDR 1/Eins Live in der Gruppe mit N-Joy Radio, Fritz, MDR Sputnik, hr-XXL, DasDing, Bremen Vier und WDR 2 war in der Gruppe mit SWF 3, SDR 3, Bayern 3, hr3, NDR 2, SR1, MDR Life mit wie gesagt deutlich höherem Wortanteil als die Konkurrenz. Einzig SFB 2/Radio B Zwei hatte ab dem Mauerfall und mit dem Aufkommen von Radio 4U einen ähnlich hohen Wortanteil wie WDR 2. Hier ist die Entwicklung wie oben geschrieben. SFB 2 war das junge Programm bis Radio 4U kam. Auch beim NDR war das so. NDR 2 war das junge Radio (nicht rund um die Uhr) bis N-Joy Radio kam. Eigentlich war das überall so, auch bei SWF/SDR und hr. Außer vielleicht beim BR, da hat man ab 1992 Jugendradio auf Bayern 3 gemacht und dann hat eine Welle zwischen Bayern 3 und dem damals steinalten Bayern 1 gefehlt. Heute versucht Bayern 3 wieder an genau diese Zeiten anzuknüpfen.
Wie schon mal gesagt: In meiner Welt würde es die diggi und Next nicht geben und die einstigen Jugendradios würden wieder zu solchen gemacht. Wie auch schon mal gesagt: Für die südlichen Sender (SWR, hr, alle mit der 3 als Popwelle) gefällt mir das Konzept vom BR sehr, weil sie genug UKW-Programme dafür haben. Die Sender im Norden, Westen und Osten (alle mit der 2 als Popwelle) müssen dafür auf DAB+-Kanäle ausweichen.