Elmar Hörig auf Facebook

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Bei Hörig muss man zwei Dinge auseinanderhalten. Er war zu seiner Zeit ein genialer Radiomann, der einige Maßstäbe gesetzt hat und übrigens immer noch fleißig kopiert wird (Siehe Kai Karsten).
Auf der anderen Seite ist er ein Mensch mit Ansichten und Meinungen, die man zu Recht nicht gut finden kann und denen man entgegentreten muss, wo immer es geht.
Die Geschichte kennt eine ganze Reihe von Superstars in Film, Fernsehen und Literatur, die in ihrem Metier geglänzt haben, ansonsten aber Riesenarschlöcher waren.
 
Frage mal Programmdirektoren heutzutage. Jeder wünscht sich Typen mit Ecken und Kanten. Personality ist so gefragt wie lange nicht.
Mir ist da die immer noch die Ansage von Valerie Weber im Kopf - das Format ist alles, und wenn sich ein Moderator dem nicht unterordnen möchte, könne er sich bei ihr sein Entlassungszeugnis abholen. Der Radiomarkt in Deutschland hat ein strukturelles Problem, u.a. weil er Persönlichkeiten keinen Raum lässt. Aber mit Hörig hat das nichts (mehr) zu tun.

Nehmen wir mal an, wir hätten in Deutschland nicht die bekannte UKW-Einheitssoße, sondern einen vielfältigen Radiomarkt mit funktionierendem Wettbewerb und - Personality, also beispielsweise so wie in den Niederlanden. Bei welchem Sender würde denn Elmar Hörig dann heute senden? Bei BNN oder WN? Das glaube ich kaum. Tatsächlich war Elmar Hörig zuletzt bei Top 20 Radio tätig. Irgendeine Relevanz hat der Sender mit ihm nicht erreichen können, trotz Selbstanpreisung in diesem Forum. (In diesem Augenblick: Stream Status: Stream is up at 128 kbps with 23 of 50 listeners (23 unique) Listener Peak: 49)

Das Thema dieses Threads lautet übrigens immer noch "Elmar Hörig auf Facebook". Das, was Elmar Hörig auf Facebook (und Twitter) heutzutage absondert, hat nichts mit Personality zu tun, sondern offenbart ein rechtsradikales Weltbild. Die Anwendung des aus der Sozialforschung bekannten Falls - jemand wird mit rechten Vorurteilen sozialisiert, erlebt ein (selbstverschuldetes) Scheitern im Leben, manifestiert seine Vorurteile zu einem geschlossen rechtsradikalen Weltbild, um so die Verantwortung für sein Scheitern auf Personen, die (vermeintlich) unter ihm stehen, abladen zu können, scheint bei der Anwendung auf Hörig zumindest nicht völlig implausibel zu sein.
 
German Angst...vor krassen Meinungen, könnte man mit etwas scheuklappenärmerem Blick auch einwerfen.
Hört euch mal drei Stunden Rush Limbaugh an. Dagegen ist das, was Elmi im Fatzenbuch pupst, popeliger Kindergartenzank.
 
Gut, dann bekenne ich mich zur "German"* Angst vor "Meinungen" wie der, dass Menschen mit der falschen Religion oder Hautfarbe abgeknallt werden sollten, oder dass Hitler den Krieg besser gewonnen hätte. Dass Herr Limbaugh mit seinem ebenso zelebriertem Menschenhass auf der anderen Seite des Atlantiks "Kultstatus" erreicht hat, macht die Sache nicht besser.

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*und ganz nebenbei: Der Begriff der "German Angst" kommt nicht davon, dass man im Ausland glaubt, dass die Deutschen historisch eine übertriebene Zurückhaltung gegenüber extremistischen Meinungen und Haltungen gezeigt hätten. Sondern eher vom Gegenteil.
 
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Ich juble hier nicht Limbaugh hoch. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass man in Deutschland immer besonders empfindlich gegen alle Meinungen ist, die vom aktuellen Mainstream abweichen. Egal, von welcher Richtung sie kommen. Man könnte auch einfach mit Argumenten entgegentreten. Das ist aber mühsam und erfordert ein gewisses Maß an Hirnschmalz. Einfacher ist es halt schon, den Disput zu verweigern. Aktuell ist man in Deutschland überall dort zu konservativ, wo es schädlich ist (in wirtschaftlichen Belangen, Arbeitsmarkt etc.) und dort zu progressiv, wo es schädlich ist (Familienpolitik, Bildung, Werte...).
 
Ich juble hier nicht Limbaugh hoch
Das hat auch niemand behauptet.

Ich mache nur darauf aufmerksam, dass man in Deutschland immer besonders empfindlich gegen alle Meinungen ist, die vom aktuellen Mainstream abweichen.
Ich erlebe es eher so, dass die, die gerne die Klappe aufreißen und herumpöbeln, bei Gegenargumenten sofort herumwinseln und "Keine Meinungsfreiheit mehr in Deutschland!!111!" heulen. Als würde Meinungsfreiheit bedeuten, von Kritik an seiner Meinung befreit zu sein.

Man könnte auch einfach mit Argumenten entgegentreten.
Gut, wenn ich Zeit finde, werde ich argumentativ darlegen, warum ich es nicht gut fände, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, oder warum ich Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung usw... ablehne.

und dort zu progressiv, wo es schädlich ist (Familienpolitik, Bildung, Werte...).
Was meinst Du damit? Das verstehe ich nicht.
 
Jetzt wird es langsam spannend! Was ist Meinungsfreiheit? Die Freiheit, seine Meinung überall und jederzeit laut äußern zu können, sei sie auch noch so krude, menschenverachtend, kleingeistig oder diskriminierend? Ist sie mir auch noch so zuwider?
Oder reden wir lediglich über die Freiheit, so lange Meinung äußern zu können, bis einer kommt und sagt: Das ist aber durch die Meinungsfreiheit nicht mehr gedeckt?
Und wer ist dieser eine, der das sagt? Du und ich etwa, weil wir schlauere, bessere, zivilisiertere Menschen sind als der Absender der Meinung?
Dasa Glatteis ist dünn und rutschig. Wenn ich mich zur Meinungsfreiheit bekenne, dann muss ich Meinungen auch ertragen. Alles andere ist Meinungsfreiheit light, hält den kleinsten Sturm nicht aus.
Umgekehrt - und davon sollte man dann Gebrauch machen - habe ich jederzeit die Freiheit, zu sagen, was ich von bestimmten Meinungen und denen, die sie verbreiten halte.
 
Oder reden wir lediglich über die Freiheit, so lange Meinung äußern zu können, bis einer kommt und sagt: Das ist aber durch die Meinungsfreiheit nicht mehr gedeckt?
Und wer ist dieser eine, der das sagt? Du und ich etwa, weil wir schlauere, bessere, zivilisiertere Menschen sind als der Absender der Meinung?

Der eine, der das sagt, nennt sich "Gesetzgeber". Und er hat ein Gesetz gegeben namens "StGB § 130 Volksverhetzung". Alles, was dort steht, ist nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt, sondern gilt als "Straftat gegen die öffentliche Ordnung". Gegen diesen wird dieser Tage recht häufig verstoßen, vor allem auf Facebook und in den Kommentarspalten diverser Zeitungen (die im Gegensatz zu Facebook solches aber schnell löschen und teilweise auch zur Anzeige bringen).

Und dieser Paragraf fängt so an:
(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,
wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Der Rest kann dann hier nachgelesen werden: http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html
 
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Ich mag sachlichen Disput. Ich liebe die Unterschiede. Ich bin toleranter als fast alle, die sich Toleranz groß auf die Segel geschrieben habe. Indem ich unterschiedliche Auffassungen zulasse, auch solche, die mir zuwider sind. Ich habe Hörig im Facebook schon ein paar Mal gesagt, dass ich in bestimmten Aussagen gar nicht seiner Ansicht bin. Nur als Beispiel. Wer von euch hat das schon einmal getan? Ich kann unterscheiden zwischen Mensch und Meinung. Vor etwa einem Jahr hat irgendwann mal einer dazu aufgefordert, bei Facebook Leute aus der Freundesliste zu werfen, die bestimmten Parteien, Gruppen, Bands(!) etc. folgen. Das war vielleicht nicht ganz ernst gemeint. Ich habe mich dieser Freundschaftszensur verweigert. Denn ich lasse auch im Freundeskreis Menschen zu, die anders denken, meinen und leben als ich. Ich wünsche mir in den Medien etwas mehr gleichberechtigte Vielfalt. Denn ich kann als denkender, akademisch gebildeter Mensch selbst entscheiden, was ich gut finde und was nicht. Das brauche ich mir nicht durch sog. Multiplikatoren vorschreiben oder auch nur empfehlen zu lassen.
 
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Und warum darf man in den USA manche Dinge sagen, für die man in Deutschland bereits mit dem oben von @iro zitierten Paragrafen in Konflikt kommt?
Ganz einfach: Weil wir in Deutschland in besonderem Maße von unserer Geschichte geprägt sind.

Das betrifft übrigens auch unseren Umgang mit der Flüchtlingsfrage, über den man in anderen EU-Staaten mehr und mehr mit dem Kopf schüttelt, wie folgendes Interview im DLF belegt: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/09/08/dlf_20150908_0817_feb61fd3.mp3
Würde ein deutscher Wissenschaftler die gleiche Position wie Prof. Anthony Glees vertreten, könnte er seine weitere Karriere hierzulande begraben; er würde sofort in eine rechtsradikale Ecke geschoben und vermutlich keine Lehraufträge mehr erhalten.
 
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Kannst du das auch anhand von Beispielen beweisen ? Ansonsten würde ich dir empfehlen etwas leiser hier zu treten.

Hörigs Facebook-Seite ist ja momentan off. Ansonsten einfach da schauen. ;)


Ich sehe gerade: Sie ist wieder on, aber von dem ein oder anderen seiner Postings bereinigt, welche bei genauer Betrachtung möglicherweise strafrelevant gewesen wären. Hat er wohl doch kalte Füße bekommen ...

Wenn man aber genau schaut, finden sich immernoch genug Hetzereien. Stichwort Pädo-Partei

Da wäre dann wohl dieser Abschnitt relevant:

(...)
2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
 
Und warum darf man in den USA manche Dinge sagen, für die man in Deutschland bereits mit dem oben von @iro zitierten Paragrafen in Konflikt kommt? Oder umgekehrt?
Weil es dort seit 1791 unverändert in der Verfassung als 1. Zusatzartikel drin steht - und auch nie eingeschränkt oder geändert wurde.
wikipedia schreibt dazu:
"Dieses Recht wird dort traditionell sehr weit ausgelegt und schützt teilweise auch Äußerungen, die in anderen Ländern als Volksverhetzung, Angriff auf die Verfassung oder Anstiftung zu Straftaten gelten würden."

Grenzenlos ist die "freedom of speech" dort aber auch nicht, die Einschränkungen kann man aber durchaus als willkürlich bezeichnen. Man kommt dann eben mit anderen Gesetzen an, wie dem "Espionage Act" von 1917, der sich auch wunderbar gegen die Presse einsetzen lässt. Dieses 100 Jahre alte Gesetz kam in der Vergangenheit nur sehr selten zur Anwendung. Das hat sich geändert, es wurde noch nie so oft angewendet wie heute unter Präsident Obama, der damit Whistleblower und Journalisten versucht, mundtot zu machen. Ein anderes einschränkendes Gesetz verbietet "Obszönitäten", auch das lässt sich sehr weit auslegen.

Zur Lage in Amerika ein Artikel des Amerika Dienstes (us.embassy.gov): http://blogs.usembassy.gov/amerikadienst/2013/04/26/meinungsfreiheit/
 
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Danke für die präziesen Hinweise. Meine Frage war auch eher rethorischer Natur, denn genau auf diese unterschiedlichen "Auslegungsspielräume" will ich ja hinweisen. Meinungsfreiheit nur dann gutzuheißen, wenn gewährleistet ist, dass ein von Staat und Gesellschaft vorgegebener Kanon an Meinungen und Positionen nicht überschritten wird, ist in meinen Augen eben nur eine Meinungsfreiheit zweiter Klasse.
Ich bin sowieso der Meinung:; Anstatt Meinungen zu bekämpfen, sollte man lieber die Verhältnisse bzw. Missverhältnisse bekämpfen, die missliebige Meinungen erst befeuern.
 
Es ist ganz einfach:
Die Freiheit wasauchimmer zu tun endet dort, wo die Würde anderer Menschen beginnt.

Niemanden kann die Freiheit zugesprochen werden, die Würde des anderen Menschen (ja, jedes einzelnen!) zu verletzen.

Der zu diesem Zweck verwendete Kommunikationskanal bzw. die Plattform und ihr rechtlicher (Briefkasten)Sitz darf dabei keine Rolle spielen.
 
Radioaktivität schrieb:
Meinungsfreiheit hört da auf, wo Hetze anfängt. Und diese Linie hat Hörig schon ein paarmal überschritten.
black2white schrieb:
Kannst du das auch anhand von Beispielen beweisen ? Ansonsten würde ich dir empfehlen etwas leiser hier zu treten.
Das ist eine ausserordentlich einfache Übung. Die BILD hatte schon vor zwei Jahren zu berichten, dass Hörig bei Facebook wegen seiner Pöbeleien kurzzeitig gesperrt wurde. Und bis Facebook irgendwas löscht oder gar irgendwen sperrt... die Diskussion haben wir ja gerade aktuell wieder.

http://www.bild.de/unterhaltung/leu...e-nachrichten-auf-facebook-28398070.bild.html
Meedia-Artikel von 2013 auf den sich die BILD bezieht: http://meedia.de/2013/02/04/elmis-wirre-pobel-attacken-auf-facebook/
 
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