Marantz PMD 660 von Oade
Seit rund zwei Monaten habe ich einen PMD660, der von Oade in USA optimiert wurde. Diese Entscheidung fiel, wegen der angeblich schlechten Qualität der eingebauten Mikrofon-Vorverstärker des Marantz - Mittlerweile sollen diese ja verbessert sein. Die Firma Oade modifiziert eine ganze Reihe von Reporter-Aufnahmegeräten. Darunter Marantz PMD's, Fostex, Tascam, Edirol. (
www.oade.com)
Leider sendet die Firma nur in die USA und bezahlt werden kann auch nur mit einer US-Kreditkarte. Letztendlich haben Bekannte in USA einen Scheck geschickt und das Gerät mit nach Deutschland gebracht. Es handelt sich bei meinem Gerät um eine einen PMD660 mit AdvancedMOD. Preis: 679 US-Dollar, knapp 500 Euro. Also trotz Modifikation günstiger als in Deutschland.
Im Zweifel kann man anrufen oder mailen. Doug Oade ist sehr hilfsbereit.
Außerdem ist er, soviel sei schonmal gesagt, ein Klang-Optimierer, der sein Handwerk versteht.
Zur Modifikation:
Ich bin sehr zufrieden mit dem Gerät und vor allem mit der Modifikation. Wie jedes Gerät hat es auch seine Schwächen, aber dazu später. Der Klang ist wirklich großartig. Beim Abhören fühlt man sich in der Situation und der astreine Klang hat auf jeden Fall Faszinationspotential. Ich nehme mit AKGC1000s und Beyerdynamic MCE82 auf. Vor allem die Stereo-Athmo-Aufnahmen habe ich noch mit keinem Aufnahmegerät so sauber und rauschfrei hinbekommen. Sie stehen den professionellen Geräusch-CD's fast in nichts nach. Einzig bei manchen Stimmen muss ein De-Esser eingesetzt werden, weil es dann etwas zischt. Aber das ist ja durchaus nichts ungewöhnliches, denke ich.
Eine befreundete Featur-Autorin abeitet mit einem Sennheiser MD441 und ist auch damit zufrieden. Obwohl bei der Kombination ein leichtes Rauschen zu hören ist, was aber im UKW-Rauschen unter gehen dürfte.
Durch die Modifikation sind die internen Mikrofone abgeklemmt (wer braucht die schon) und der Line-In-Eingang ist abgeschaltet, wobei der Line-Out noch funktioniert. Folge: Ich musste mir ein Extra-Kabel für die XLR-Mikrofonbuchsen löten mit Chinch-Steckern an der einen Seite. Damit kann ich nun auch von einem Mischpult oder ähnlichem aufnehmen.
Eventuell stelle ich nochmal ein paar Aufnahmen hier in den Thread zum Vergleich.
Im Allgemeinen:
Sonst ist ja zu dem Gerät schon einiges geschrieben worden (gutes wie schlechtes) und ich muss sagen: Es läßt sich gut damit arbeiten. Ich kann es umhängen und dann wegen den großen Tasten die unmittelbar reagieren gut bedienen. Auch das Anschalten dauert nicht, wie zum Beispiel beim M-Audio 2496 sechs Sekunden, sondern knapp zwei, was in der Praxis ausreichend kurz ist. In Aufnahme-Pause-Stellung pre-buffert (schreckliches Wort...) er zwei Sekunden, sodaß auch eine spontane Aufnahme komplett aufgenommen wird. Es gibt nicht viel Schnickschnak an dem Gerät, was ich durchaus positiv finde. Es hat drei Presets für Aunahmemodi, die sich schnell umschalten lassen und eigentlich reichen müssten. Auch die 16Bit stören mich nicht, da im Rundfunk bisher nichts anderes gefragt ist.
Die MP3 Aufnahmen sind auch O.K., obwohl ich kein MP3 benutze und daher nicht so genau verglichen habe. 128kbit für Stereo sind zwar etwas wenig, aber ich höre trotzdem fast keinen Unterschied. Außerdem ist diese Abtastrate eine Art Standard beim Radio.
Nachteile:
Das größte Manko ist, meiner Meinung nach, die bei hellem Tageslicht schlecht ablesbare Pegelanzeige. Das ist schon fatal, weil es sich um die relevanteste Anzeige handelt. Bei Kunstlicht und bewölktem Himmel ist das hingegen kein Problem. Ich habe mir einen kleinen Aufsatz genäht, der mit Klettstreifen an dem Gehäuse befestigt wird. Dieser schattet die Pegelanzeige etwas ab und so habe ich keine Probleme mehr mit dem Ablesen des Pegels. Warum Marantz keine zusätzliche Pegelanzeige auf dem Display vorgesehen hat, bzw. keine stärkeren LED bentzt, wird wohl ihr unverständliches Geheimnis bleiben.
Das Zweite ist die fehlende Split-Funktion zum nachträglichen Editieren. es gibt zwar einige rudimentäre Bearbeitungsfunktionen, aber die sind sehr umständlich. Tracks löschen kann man hingegen problemlos.
Das Dritte ist die langsame USB1-Schnittstelle. Um eine Stunde Mono-Aufnahme zu übertragen braucht das Gerät knapp 20 Minuten. das ist definitiv zu viel. Umgehen läßt sich das Problem mit einem externen Card-Reader am USB2 Anschluss des Computers. Diese Reader sind ja schon für 10-20 Euro zu haben.
Soweit mein kleiner Erfahrungsbericht. Im Stich gelassen hat mich das Gerät noch nicht. Es ist auch noch nie abgestürzt oder ähnliches. für die MD-TOC-Fehler-Geplagten - und natürlich auf für alle anderen: Wenn die Batterie zur Neige geht schaltet sich das Gerät selbstständig aus. Das Tolle dabei: Die Aufnahme bleibt komplett erhalten. Mir ist zumindest wegen dem Gerät noch keine Aufnahme verloren gegangen - nur aus eigener Dummheit
Ich habe sogar schon bei laufender Aufnahme die Batterien aus dem Gerät genommen. Und trotzdem: Die gesamte Aufnahme war noch da.