Erfolgreiches Radio ohne Berater möglich?

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Radio89

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Habe eben erfahren, dass der badische Sender Radio Ohr in Offenburg seit Jahren keinen Berater und keine Musikresearch hat.
Scheint in Baden Württemberg der einzige UKW Sender mit ernstzunehmender Reichweite zu sein, der seit jeher sein eigenes Süppchen kocht und auch schwarze Zahlen schreibt.
Gibt es hier noch mehr beraterfreie UKW Sender in Deutschland?
Kann das überhaupt gutgehen oder kann man sich die Honorare von Coaches, die sowieso überall das gleiche propagieren langfristig schenken?
 
Na klar gibt es das!
Das ist ja bei einigen hier im Forum immer die Gleichsetzung mit "alles wird niveaulos und schlecht" wenn man einen Berater hat. Jeder, der schon mal in einem Sender ohne Berater gearbeitet hat, weiß, dass man nicht im Paradies ist. Da gibt es dann keinen, der den Blick von außen hat.

Niemand, der Creme, Kekse, Auto oder Urlaubskataloge herstellt, wird ohne Marktforschung oder Analysen oder Tests etwas auf den Markt bringen. Es gibt kein Auto, bei dem der Name nicht auf Herz und Nieren geprüft wird. Nur beim Radio finden das alle ganz ganz schlimm. Dazu kommt noch, dass man Beratern unterstellt, sie würden absichtlich Sender in die Scheiße reiten und absichtlich dafür sorgen, dass die Quoten in den Keller gehen. Aber ich sage jetzt schon voraus, dass wieder dieselben 5-8 Leute mich wieder niedermachen werden für diesen Kommentar!
 
Aber ich sage jetzt schon voraus, dass wieder dieselben 5-8 Leute mich wieder niedermachen werden für diesen Kommentar!

Dann fange ich, mit nicht ganz so viel Radiobezug, mal an:

Es gibt kein Auto, bei dem der Name nicht auf Herz und Nieren geprüft wird.
Und so käme man, als Endverbraucherm täte man dasselbe, auch ganz schnell drauf, dass das meiste nur Lug und Trug ist. Das beste Beispiel stellt BMW dar.
Die Anfänge hatte BMW (damals schon als BMW benannt) nämlich nicht in München, sogar komplett außerhalb von Bayern. Man hatte mit dem Bundesland südlich der Weißwurstgrenze so gar nichts am Hut, nannte die Fahrzeuge aber dennoch "BMW".
 
Kann irgendein Insider das dann erklären, warum das Porgramm von Radio Ohr dann tatsächlich so erfolgreich ist, wenn die sich zehntausende Euro im Jahr sparen ?
 
Kann irgendein Insider das dann erklären, warum das Porgramm von Radio Ohr dann tatsächlich so erfolgreich ist, wenn die sich zehntausende Euro im Jahr sparen ?

Die besten Berater sind dort warscheinlich die eigenen Hörer ..... Wenn man die noch ernst nimmt und das Feedback für die eigenen Zwecke analysiert, könnte das klappen.
 
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Niemand [...] wird ohne Marktforschung oder Analysen oder Tests etwas auf den Markt bringen.
Nur braucht's dazu nicht unbedingt einen Berater, und wenn ich doch einen haben will, mmüssen dessen "Eingebungen" nicht umgesetzt werden. - Es kommt wohl sehr darauf an, ob die Entscheider auch Verantwortung übernehmen und für ihre "Schand-"Taten auch einstehen wollen.
 
Yannick, Du hast Recht, die Eingangsfrage ist berechtigt: Kann man auf die Schutzgeldzahlungen an Berater verzichten? Denn sie sorgen dafür, dass nicht eventuelle innovative Angebote einen Anteil am Werbekuchen weg schnappen.
Wo kämen wir hin, wenn Programmmacher eigene Ideen einbringen würden und selbst erstellte Konzepte erfolgreich umsetzen würden?

(Dass es Ausnahmen von der Regel gibt, bezweifle ich nicht, aber die Optimierungsgröße Maximalwirkung im Mainstream läßt nichts anderes zu - und wer das macht, empfiehlt, was fast alle machen, wird nie zur Rechenschaft gezogen, wenn es schief geht)
 
Es gibt kein Auto, bei dem der Name nicht auf Herz und Nieren geprüft wird. Nur beim Radio finden das alle ganz ganz schlimm.
Dieser Vergleich hinkt jetzt ja aber schon ein bisschen: Erstens beeinflussen Radioberater längst nicht nur den Namen des zu untersuchenden Programmes. Zweitens stellen wir uns jetzt mal vor, unser Auto würde nur noch auf den aktuellsten Autobahnen von heute und den besten Bundesstraßen der 80er und 90er fahren, Land- oder Kreisstraßen sowieso nur ab und an abends eine Stunde lang für besondere Interessengruppen.

Yannick91 schrieb:
Dazu kommt noch, dass man Beratern unterstellt, sie würden absichtlich Sender in die Scheiße reiten und absichtlich dafür sorgen, dass die Quoten in den Keller gehen.
Nein nein, sie wollen die Quoten maximieren. Oft kommen solche Leute jedoch nicht aus dem Journalismus, sondern aus der Wirtschaft. Und daher stehen für sie einzig und allein die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund. Und so kommt es, dass das Programm immer wieder unter diesem Gedankengut leidet. Hauptsache: Hinten kommen ordentlich Hörer raus ... und im nächsten Schritt möglichst viel Kohle. Und die Hörer haben letztendlich nur eine begrenzte Anzahl an Radioprogrammen zur Auswahl. Hinzukommt, dass sie oft die Bedeutung des Hörfunks deutlich geringer setzen als wir Radioforisten.

Zur Ausgangsfrage:
Kann das überhaupt gutgehen oder kann man sich die Honorare von Coaches, die sowieso überall das gleiche propagieren langfristig schenken?
Ich behaupte, dass man auch ohne Berater von außen auskommen kann, ohne dabei am Hungertuch zu nagen. Dazu braucht es aber auf der einen Seite Leute, die sich mit den Gegebenheiten des Sendegebietes ein wenig auskennen, mit der Kultur, mit den Menschen. Also nicht solche, die alle zwei Jahre von Flensburg nach Garmisch und von Aachen nach Frankfurt/Oder ziehen, nur weil dort der Aufstieg vom Wetteransager zum Sidekick möglich scheint. Diese Radiomacher also müssten meinem Verstand nach auch ein Gespür dafür entwickeln können, welche Themen die Hörer interessieren könnten und worüber es sich zu berichten lohnt.
Auf der anderen Seite sind Musikredakteure vonnöten, die Ahnung von Musik haben, also nicht nur irgendwelche Chartlisten in den Planungscomputer übertragen, sondern selbst auch eine kleine Leidenschaft für Musik besitzen. Und Researches im Bezug auf das Musikverhalten der Hörer lassen sich auch ohne Berater und nebulöse und langatmige Telefonumfragen durchführen.

Kurzum: Wenn man sein Handwerk versteht, müsste es auch ganz gut ohne Berater gehen!
 
Sich beraten zu lassen und eine weitere Meinung einzuholen finde ich persönlich grundsätzlich sehr gut.
Warum sollte dieses hilfreiche Angebot nicht auch von Unternehmen wie zum Beispiel ein Radiosender in Anspruch genommen werden.
Bei dieser Beratung spielt aus meiner Sicht jedoch die Fragestellung eine SEHR wichtige Rolle.
Und da liegt womöglich der "Hase im Pfeffer".
Ich möchte wirklich keinem Berater absprechen, dass er einen guten Job macht.
Nur was soll er tun , wenn er der "Klient" die Frage stellt ob Pest oder Cholera die bessere Wahl ist ....
Ja, ich weiss, dass das Beratergeschäft im Radiobereich noch andere Facetten bereit hält .....
Egal
- Ich persönlich denke, dass die Wurzel in dem Selbstverständnis der Radiosender liegt.

Aber ich kann auch ganz falsch liegen .... und sollte mich ggf. beraten lassen (vielleicht)
 
Du darfst dem Werbefilz nicht in die Quere kommen und nicht zu groß werden, dann wird dir kein Berater auf den Hals gehetzt. Allerdings ist der Spielraum wirklich nur ganz klitzeklein - man könnte zum Beispiel den ganzen Tag lang Jazz, Techno, Heavy Metal oder Gregorianische Choräle spielen... ob man damit überleben kann sei dahingestellt.

Wenn man im Dudel-Mainstream ohne Beratergesülze mitschwimmen will braucht man aber immer irgendein Arrangement mit der Printlobby.

Aber ich kann auch ganz falsch liegen .... und sollte mich ggf. beraten lassen (vielleicht)

Schon in den 90er-Jahren hatte man Angst vor Scharlatanen, Schnüfflern im Auftrag der Verlegerschaft und Typen, die den Sender per Modem fernsteuern...

Optimierungsgröße Maximalwirkung im Mainstream läßt nichts anderes zu

Das ist das entscheidende Grundübel - und was "Maximalwirkung im Mainstream" ist entscheiden die Berater in grenzenloser Selbstherrlichkeit.
 
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Auf der anderen Seite sind Musikredakteure vonnöten, die Ahnung von Musik haben, also nicht nur irgendwelche Chartlisten in den Planungscomputer übertragen, sondern selbst auch eine kleine Leidenschaft für Musik besitzen.

Wenn dir ein Berater auf die Pelle rückt bestimmt der was gespielt wird, schließlich will er an mundgerecht servierten Playlists und am gezielten Musikmarketing verdienen. Den Luxus eines frei agierenden Musikredakteurs können sich nur Sender ohne Gewinnabsicht (wie soll das gehen?), kleine reichweitenschwache Nischenwellen (siehe oben), öffentlich-rechtliche Sender (soweit sie nicht längst korrumpiert wurden) und agenturunabhängige DAB-Stationen leisten.
 
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So lange Berater beraten, können sie einen hervorragenden Job machen und sind schwer verzichtbar in einer Branche, die so wenig echten Konsumentenkontakt hat wie das Radio.
Aber vielfach werden Berater zur grauen Eminenz im Hintergrund, die die Fäden zieht, und die auf dem Papier Verantwortlichen tun treu, was ihn nicht beraten, sondern geraten wurde.
Solche Berater, die letztlich die wahren PDs sind, muss man nicht haben. Aber es gibt sie zuhauf und es sind zwei Seiten nötig, damit das so funktionieren kann.

Die Frage, ob ein Sender tatsächlich ohne Berater leben kann, finde ich ein bisschen naiv. Erstens: Offensichtlich ja. Zweitens und viel interessanter: Was machen die, um herauszufinden, was ihre Hörer mögen?
Die spielen ja vermutlich nicht stattdessen jeden Morgen nur mit der Glaskugel...
 
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Der Lieblingsfeind einiger Foristen ist gern der gemeine "RADIO-BERATER" (Homo Radio Verflachungs), der treibt Land auf Land ab in vielen Funkhäusern sein Unwesen und wo er auftaucht wird das Programm schlechter. Das Schlimme daran, keiner will hier auf die Foristen hören und unternimmt dagegen etwas. Man merkt, dieses ist ein echt deutsches Forum, ganz schnell wird moralisiert: Lug und Trug, weil BMW die ersten Fahrzeuge in Eisenach und nicht in München hergestellt hat. Da hoffe ich mal der Verfasser dieser Zeilen hat noch nie bei IKEA eingekauft, da kommt auch so gut wie kein Produkt mehr aus Schweden. Egal, da wird nur auf Kohle optimiert - klar das Geld kommt von der Bank und und und...
Ich bin wahrlich nicht zufrieden mit Niveau und Angebot in Deutschland. Nur, das liegt nicht am gemeinen Radioberater, das begründet sich in den Strukturen. Es gibt in Deutschland kaum Wettbewerb und nur wenige Sender. Die wirklich logische Folge ist, fast jeder Sender muss eine möglichst breite Zielgruppe mit einem Format abdecken, denn sonst würde er definitiv Einnahmen verschenken. Dazu kommt, landesweite Sender haben relativ hohe Distributionskosten, das erfordert auch hohe Einnahmen.

Ein funktionierender Radiomarkt zeichnet sich durch Formatvielfalt und verschiedene Sender aus. Nur, ähnliche Formate müssen auch national verfügbar und buchbar sein. So gesehen, haben wir einige wenige kleine Radio-Oasen (z.B. Berlin) und die große Radio-Wüste NRW. Formatvielfalt muss relevante Märkte national abdecken. Das ist der Grund, warum das Medium Radio seit Jahren in der Umsetzung stagniert.

Nein, es braucht den gemeinen Radioberater nicht und ja, er kann sinnvoll sein. Keiner wird gezwungen Berater zu engagieren. Aber gerade weil wir diese Marktstruktur haben würde sich der Verzicht auf Berater überhaupt nicht auf die Programmqualität (wie die auch immer definiert ist) auswirken. Es sind die Marktstrukturen und die sind zur Zeit noch in Beton gegossen. Ganz anders sähe es aus, wenn Privatradio weiter Reichweite verlieren würde, dann würden einige kleinere Sender nicht mehr wirtschaftlich sein.
 
Habe eben erfahren, dass der badische Sender Radio Ohr in Offenburg seit Jahren keinen Berater und keine Musikresearch hat.
Scheint in Baden Württemberg der einzige UKW Sender mit ernstzunehmender Reichweite zu sein, der seit jeher sein eigenes Süppchen kocht und auch schwarze Zahlen schreibt.

Nicht nur das, selbst der Ableger Schwarzwaldradio schreibt inzwischen schwarze Zahlen (ansonsten würde der Sender wohl Rotwaldradio heißen.....kleiner Scherz am Rande...). Und das, obwohl er vorrangig nur auf DAB+ verbreitet wird. Ein Berater sollte also dazu raten den Beratervertrag aufzulösen, und schon kommt man in die schwarze Zahlen. Okay, eine finale Abrechnung darf er dann doch noch verlangen ;)
 
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Ich bin kein Radiomacher, würde mir aber in der heutigen Zeit überlegen, ob sich Berater tatsächlich noch lohnen - schon aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Warum? Sie graben oftmals Ideen aus, die es bereits gibt. Und dank Internet sind heute Recherchen gerade im Hinblick auf die Konkurrenz einfacher denn je. Egal ob es Gewinnspiele oder Playlisten sind. Vorhandene Ideen lassen sich mehr oder weniger erfolgreich kopieren und eigene Ideen entstehen ohnehin im eigenen Kopf. Den nicht vorhandenen Idealismus kann auch ein Berater in der Regel nicht herbeiführen. Es ließ sich aber mindestens ein Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung sparen, egal ob es ein Arbeits-, Werk- oder Dienstvertrag ist.
 
Wer von euch hatte eigentlich schon mal Auge in Auge mit einem Berater zu tun?
Ich habe in meinem bisherigen Radioleben einige kennengelernt und sie waren sehr unterschiedlich. Nicht nur wie "drauf" waren, sondern auch, was sie geraten haben, wonach sie gefragt haben, wie sie ihre Ratschläge gegeben haben - und nicht zuletzt, was sie dafür verlangt haben. Wenn ich hier immer lese "die Berater", weiß ich eigentlich nur eins: Der jeweilige Autor scheint sich wenig im Business zu bewegen.
Es gibt da Typen, denen kann ein Sender gar nicht genug bezaheln, weil sie es geschafft haben, Musikformate zu installieren, die dem Sender das Überleben gesichert haben, und andere, die sind das Spritgeld nicht wert. Wohl dem, der weiß, wen er da gerade vor sich hat.
 
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Man merkt, dieses ist ein echt deutsches Forum, ganz schnell wird moralisiert: "Lug und Trug, weil BMW die ersten Fahrzeuge in Eisenach und nicht in München hergestellt hat."
Bezug nehmend auf das Posting von Yannick trifft die Aussage zu, denn er "schwört" Stein und Bein, dass Namen erst einmal bis ins kleinste Detail ("auf Herz und Nieren", so Yannick wörtlich) geprüft würden. Das stimmt demnach offensichtlich nicht. BMW war von Anfang an keine Bayerische Marke, ganz im Gegensatz zu Ikea dessen Ursprungsland Schweden ist und dessen Gründer sich inzwischen in die Schweiz zurückgezogen hat.

Sicherlich ist "die Berater-Szene" in Deutschland mit einem nicht gerade besonders guten Ruf ausgestattet. Aber das hier zu diskutierende Radio wirft doch in der Tat die Frage auf, weshalb das Gros der Radiosender sich noch immer Berater leistet, während das hier zu diskutierende scheinbar ganz ohne auskommt. Wie kann das funktionieren?

Dein Beitrag liest sich in meinen Augen so, dass Du keine wirkliche Stellung beziehst.
Ich bin wahrlich nicht zufrieden mit Niveau und Angebot in Deutschland. Nur, das liegt nicht am gemeinen Radioberater, das begründet sich in den Strukturen. Es gibt in Deutschland kaum Wettbewerb und nur wenige Sender. Die wirklich logische Folge ist, fast jeder Sender muss eine möglichst breite Zielgruppe mit einem Format abdecken, denn sonst würde er definitiv Einnahmen verschenken.

Was ganz klar FÜR Berater spräche.

Aber gerade weil wir diese Marktstruktur haben würde sich der Verzicht auf Berater überhaupt nicht auf die Programmqualität (wie die auch immer definiert ist) auswirken. Es sind die Marktstrukturen und die sind zur Zeit noch in Beton gegossen. Ganz anders sähe es aus, wenn Privatradio weiter Reichweite verlieren würde, dann würden einige kleinere Sender nicht mehr wirtschaftlich sein.

Was TEILWEISE gegen sie spräche.


Mit einer ganz klaren Stellungnahme tust Du Dir schwer, oder?
 
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Nicht nur das, selbst der Ableger Schwarzwaldradio schreibt inzwischen schwarze Zahlen (ansonsten würde der Sender wohl Rotwaldradio heißen.....kleiner Scherz am Rande...). Und das, obwohl er vorrangig nur auf DAB+ verbreitet wird.
Das könnte ja bedeuten, dass DAB+ doch gar nicht so unbeliebt ist, wie manch einer behauptet. Mit der 93.0 kommt man ja nicht soooo weit. ;)
 
B
Mit einer ganz klaren Stellungnahme tust Du Dir schwer, oder?

Ganz einfach, es kommt immer auf einen definierten Einzelfall an. Der Einsatz eines Beraters ist eine Unternehmensmaßnahme, die ist per se nicht gut oder schlecht. Es kommt auf die spezifische Ausgangsstellung und Zielsetzung an. Das es gute und weniger gute Berater gibt kommt dann noch dazu. So wie es leistungsfähige oder nichtleistungsfähige Mitarbeiter seien sie Fest oder Frei gibt, gibt es sie auch als Berater. Es wäre genauso unsinnig zu sagen, ich beschäftige nur Feste oder ausschließlich Freie Mitarbeiter. Es ist ganz normal für ein Unternehmen sich Sachverstand von außen zu holen. Nur wer glaubt, irgendein Berater oder Freier könnte alle Probleme lösen, ein zukunftsfähige Lösung umsetzen und als Geschäftsführer müsste man dann nur die monatliche Honorarrechnung abzeichnen, der täuscht sich eben. Wenn ein Sender eine Niete als PD oder Musikredateur hat, nutzt der beste Berater/Trainer der Welt nichts. Gerade unqualifizierte (schlechte) Mitarbeiter sind beratungsresistent bis in der Steinzeit, wissen stets alles besser und nehmen keinen Ratschlag an. Eine Regel gilt immer, zweitklassige Vorgesetze haben i.d.R. drittklassige Mitarbeiter. Plakativ gesagt, das Programm kann nie besser sein als sein Geschäftsführer. Das Problem beim Radio ist jedoch der weitgehend fehlende Wettbewerb. Zweit- und Drittklassigkeit kann sich lange im Markt halten.
 
Wenn dir ein Berater auf die Pelle rückt bestimmt der was gespielt wird, schließlich will er an mundgerecht servierten Playlists und am gezielten Musikmarketing verdienen. Den Luxus eines frei agierenden Musikredakteurs können sich nur Sender ohne Gewinnabsicht (wie soll das gehen?), kleine reichweitenschwache Nischenwellen (siehe oben), öffentlich-rechtliche Sender (soweit sie nicht längst korrumpiert wurden) und agenturunabhängige DAB-Stationen leisten.
Ich bezog mich ja auch auf das Vorgehen, ohne Berater erfolgreich werden zu können.

PS: Könntest Du mir mal erklären, @ricochet, warum Du hier Leute mit Aussagen zitierst, die sie niemals getätigt haben? Schau Dir dazu noch mal Deinen Beitrag #13 an. :D
 
Man muss mal klipp und klar sagen was Radioberater nach deutschem Verständnis eigentlich sind. Anders als Berater in anderen Branchen bieten sie keine unterstützenden und konsultativen Dienstleistungen an, sondern bilden die zweite Ebene der soliden Machthierarchie im deutschen Kommerzradio, gleich nach den Verlegern und Mitgesellschaftern. Da sie das volle Vertrauen der Eigentümer genießen haben sie weitreichende Durchgriffsrechte und können alle Institutionen und Befehlsstrukturen innerhalb der Sender unterlaufen und aushebeln.

Ich verglich die Radioberater nicht von ungefähr mit Zuchtmeistern, denn ihre eigentliche Aufgabe besteht darin Sender, die in keinem echten wirtschaftlichen Wettbewerb zueinander stehen, an die Kandare zu nehmen, selbstbewusste Wellenleiter und Redakteure zu beaufsichtigen und notfalls einzuschüchtern. Ihre Hauptfunktion besteht demnach darin das in Verlegerkreisen fest zementierte Zielgruppenideal durchzusetzen, im Gegenzug empfangen sie ein üppiges Salär und können mit nach Belieben zurechtgestrickten Playlists und wellenübergreifend lancierten Promotion-Hits tüchtig dazuverdienen. Kein Senderchef kann sich dagegen wehren wenn ihm sein "Berater" ein verändertes Musikformat aufnötigt, Rotationen online manipuliert oder andere Veränderungen durchboxt.

Im inzestuösen deutschen Radiogewerbe bräuchte man eigentlich keine "Berater", weil sich kein Anbieter im freien Markt bewähren muss. Und tatsächlich sind die Berater das verbindende Glied, das dafür sorgt, dass niemand aus der Reihe tanzt, d.h. Druckmittel und Ordnungsmacht zugleich. Will man einen nicht verlegerbeherrschten Radioanbieter zur Räson bringen so "verordnet" man ihm einen "Berater", der den Laden tüchtig auseinandernimmt und auf Linie bringt - im Gegenzug fließt ein mehr oder minder angemessener Teil des von den Agenturen verwalteten Werbebudgets an die kooperierenden Radiosender. Verlagseigene Radios brauchen erst recht keine Berater weil nahezu alle Wellen formattechnisch gleichgeschaltet sind, als Disziplinierungswerkzeug sind sie aber überaus wertvoll um das Radiopersonal klein halten zu können ("Divide et impera").

So ein Radio-"Berater" braucht nicht viele Qualifikationen: er muss sich ein Basiswissen über AC-Formatierung angelesen haben, sollte die meisten Standardinterpreten der deutschen Radiogeschichte einschließlich ihrer Smash-Hits auswendig kennen und sollte über ein schneidiges Auftreten verfügen, um die Raumtemperatur jedes "beratenen" Senders um mindestens 10 Grad zu senken - der Rest ist Vitamin B. Bei der Auswahl des Promomaterials verlässt man sich auf die festen Zulieferer aus London und auf die eigene Nase, der Resarchapparat sorgt für die nötige Auslese. Deutschsprachige Künstler aufzubauen ist in dieser Formatzwangsjacke völlig inopportun, also belässt man es bei ein paar "Deutsch-Poppern", die vor allem gegen das Schlagerimage positioniert werden.

Infolge schrumpfender Werbeeinnahmen teilen die Verleger nicht mehr so gern mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, mit denen man lange Zeit einen funktionierenden, wenn auch nicht besonders respektvollen Modus Vivendi pflegte. Manche Anstalten buhlten stärker um Werrbeeinnahmen und warfen sich den Beratern als "Türöffner" des Verleger-Agenturen-Werbetandems geradezu an den Hals, andere kooperierten nur partiell oder nahmen einige Wellen zur Gänze aus dem Wettbewerb. Jetzt, wo sich die Verdienstaussichten generell eintrüben, erwartet das Werbescharnier offenbar mehr Kooperationsbereitschaft von den öffentlich-rechtlichen Funkhäusern.

Die meisten von ihne lassen sich bereitwillig kaufen, überlassen ihre Wellen weitgehend der Beraterwillkür und versuchen so viel Geld aus dem System zu pressen wie nur irgend möglich. Öffentlich-rechtliche Tugenden wirft man da lieber gleich über Bord, sie wären beim Gelderwerb nur hinderlich; der Schlager muss auch dran glauben, weil die Berater schließlich überall ihren jahrzehntealten Oldiemix unterbringen wollen. Private Schlagersender, die im Anzeigenrevier der Tageszeitungen wildern, gibt es ohnehin nicht. Für so was machen die Agenturen grundsätzlich kein Geld locker, und wer sich von keinem Beraterhäuptling bevormunden lassen will, muss frustriert die Segeln streichen. Für die frei gewordene Frequenz fand sich garantiert immer ein Abnehmer.

DAB hatten unsere lieben Herrn Verleger ganz und gar nicht auf der Rechnung, so was schmerzt, entwertet einst unanfechtbare Monopole und erzwingt Innovationsgeist und Wandlungsfähigkeit, allesamt Eigenschaften, die man in diesen Kreisen bisher für überflüssig und unnütz hielt. Auf das nächste Kapitel in dieser unendlichen Geschichte darf man gespannt sein...
 
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