Erinnerungen an den ersten Funkhausbesuch

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Südfunk 3

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Hier könnt Ihr Eure, womöglich wegweisenden, Eindrücke an Eure frühen Kontakte mit dem Medium festhalten. Ich selber bekomme immer so ein ganz eigentümliches Gefühl, wenn ich daran zurückdenke.

In Ergänzung zu dieser Äußerung von mir:
Nach meinem ersten Studiobesuch 1980 bekam das Kino plötzlich einen soliden Unterbau. So etwa vom Roadmovie zum Thriller.
möchte ich noch bemerken, daß ich – Augenmensch, der ich bin – es als besonders idiosynkratisch empfand, die ganzen Titel, die ich zuhause mitgeschnitten hatte und nur von Cassette kannte, plötzlich als leibhaftige Tonträger auf dem Plattenteller zu sehen. (Richtige Singles! Die hatte ich mir seinerzeit nur ganz sporadisch leisten können.) Das gab dem Anblick der Plattenmaschinen nochmal einen Extrakick.
 
Irgendwann in den tiefsten 60ern hat der WDR bei meiner Schule angefragt, ob sie nicht ein paar Kinder für eine Büchersendung hätten. Die haben einfach den mit der größten Klappe geschickt und so kam ich zum ersten Mal ins Funkhaus am Wallrafplatz. Ins 'Bunte Büchermagazin' mit Ingeborg Troendle. Da hat mich die Technik schon gehörig beeindruckt.

Richtig hin und weg war ich allerdings, als ich mit 10 Jahren zum ersten Mal im großen Hörspielstudio im Keller vor dem Mikrofon saß und auch einen Blick in die Technik werfen durfte. Das Bild sehe ich heute noch vor mir: der schalltote Raum, die große hölzerne Treppe und vor allem meterlange Gestelle voller Danner-Technik.

Sowas prägt natürlich fürs Leben. :)
 
wegen meiner damals noch überbordenden Haarpracht
Send Photos!

Ich erinnere mich an das Durchlaufen durch die Pförtnerbude (dran vorbei genügte nicht, man musste sozusagen durch den Vorbau durch). Ich erinnere mich an eine Baracke, in die die Redaktion der Sendung, bei der ich gastieren durfte, ausgelagert war. Ich erinnere mich an chaotische Büros und in einem der Büros an eine DDR-Fahne an der Wand, bei der das Emblem durch Anpinnen eines Honecker-Fotos "verdedelt" worden war - im ganzen Kontext aber sehr sicher als Spott zu erkennen. Ein späterer Kinder-TV-Star huschte jodelnd durch die Räume. Die nächste Erinnerung gilt Uringestank aus den Toiletten im Redaktionsgebäude und danach dann dem Angstschweiß-bedingten Festkleben der Unterarme auf dem Linoleum / Kunstleder (?) der Studiotischoberfläche. Ja, Technik gab es da auch zu sehen, aber da entdeckte ich Jahre später in Ruhe beim Betrachten der wenigen Fotos dann doch mehr als bei diesem Besuch selbst, ich war einfach zu aufgeregt.
 
Durchlaufen durch die Pförtnerbude musste man im Rundfunk der DDR (und auch noch mindestens ein dreiviertel Jahr nach Ende der DDR). Und das Programm war DT64. Es war schon spannend, wie nach und nach die alten Begriffe von "Ordnung" fielen. Irgendwann ging man einfach nur noch rein und niemand fragte mehr nach irgendwas. Betriebsfremde konnten plötzlich an Geräten in der Sendeleitung rumfummeln (nie, nie, nie wäre das irgendwem außer genau bestimmten "Post-Leuten" vorher gestattet gewesen). Soweit ich mich erinnere war dann auch irgendwann 1992 die Rauchmelderanlage nicht mehr aktiv, dann ging teils das Qualmen im Studio los. Und im November 1993 wurde dort dann halt das Licht endgültig ausgeknipst. "Dort" = Funkhaus Nalepastraße, Berlin Oberschöneweide. DT64 war da ja schon nicht mehr...
 
17. Also 1991. "Einrichtung nach Artikel 36 Einigungsvertrag". Was mir fehlt, ist die dortige Situations- und Technik-Erfahrung bis 1989/90. Die kenne ich leider nur vom Hörensagen. Bis dahin, dass die Studiotechnik Rundfunk für Sony Geräte-Evaluierungen gemacht habe. Zu DDR-Zeiten. Dass man da mit U-Matic und PCM-Adapter gearbeitet hat, ist kein Gerücht. Nicht im Sendebetrieb, aber bei bestimmten Produktionen.
 
Mein erster tatsächlicher Funkhausbesuch war am 23.04.1987 beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Ich war damals 16 Jahre alt und wurde mit meinen Eltern an eine schon bestehende Besuchergruppe "angehängt". Obwohl ich mich schon seinerzeit für das Medium Radio (und auch Fernsehen) stark interssierte, konnte leider nicht soviele themenbezogene Fragen stellen. Mir war an diesem Tag auch nicht bewuß, dass die Hörfunkweslle HR 3 an jenem 23.04.1987 seit 15 Jahren als Servicewelle auf Sendung war. Heute könnte mich nachts um 3 wecken und wüßte das sofort! :cool::cool: Ich weiß nur noch, dass wir damals u. a. durch Sendestudios von HR 3 im Rundbau, das Archiv und auch die Werkstätte geführt wurden. Ja die gab es damals noch. Da wurden für TV-Sendungen Kulissen gebaut. In den Fernsehstudios waren wir ebenfalls.
 
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Ich weiß nur noch, dass wir damals u. a. durch Sendestudios von HR 3 im Rundbau (...) geführt wurden.
Ich hab' mich immer tierisch gefreut, wenn Besuchergruppen sich im Nachbarstudio versammelten. Eine Kollegin mochte das gar nicht und zog immer die Vorhänge zu mit den Worten "Wir sind doch nicht im Aquarium!". Ich hab' das sehr geliebt. Endlich sah man die Leute mal, für die man sich da abrackerte. Manche hab ich auch ins Studio geholt und auf dem Sender interviewt. Kaum denkbar, heutzutage...
 
Als ich 1989 erstmals ins "Funkhaus" von Radio FR1 in der Freiburger Karlstraße kam, war der Technische Direktor (der damals überhaupt der einzige Techniker war) gerade noch dabei, die leeren Eierschachteln im Sprecherstudio an die Wand zu tackern … Es war dann trotzdem - oder gerade deshalb - damals eine geile Zeit.
 
Ich hab' mich immer tierisch gefreut, wenn Besuchergruppen sich im Nachbarstudio versammelten.
Bei einem dritten, vierten oder fünften Funkhausbesuch gesellte sich, als ich staunend in der Regie D vor zwei 930ern stand, ein Sprecher hinzu, der seinerseits einem Bekannten das Funkhaus zeigte. Irgendwie erkannten wir gleich, daß wir radiomäßig auf derselben Wellenlänge funken. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die heute noch besteht.
 
Von meinem ersten Funkhausbesuch habe ich an anderer Stelle berichtet, daher hier mein zweiter:
Ich wollte Anfang dieses Jahrtausends in Leipzig den MDR besichtigen und erfuhr nach einiger Wartezeit,
dass ein Reisebus wohl ausfiel. Das bescherte mir die persönlichste Führung meines Lebens -
und erstmaliges Betreten von Fernsehstudios!
Anschließend kaufte ich noch den Sandmann - aber nur wegen der süßen Studentin im Merchandising Shop. :)
 
Ich habe viele, gute Erinnerungen an Radio NRJ in Paris. Dieses unkomplizierte, lockere senden kannte ich aus Deutschland überhaupt nicht. Man spielte dort auch die ganze Musik von Cart-disque, nicht nur diverse Jingles. Während moderiert wurde, wischte die algerische Putzfrau munter über das Pult und die ich erinnere mich gerne an die Besprechungen nach der Sendung in einem Cafe auf dem Champs-Elysées.
Bei YouTube findet sich ein Video aus diesem Sendestudio. Es sind schöne Erinnerungen, aber es ist auch traurig wenn man sich anhört was aus dem Sender heuer geworden ist.
 
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Es sind schöne Erinnerungen, aber es ist auch traurig wenn man sich anhört was aus dem Sender heuer geworden ist.
Das ist wohl die überwiegende Bestandsaufnahme für die meisten hier, die schon in den 1990er Jahren oder noch früher ihre Radioerfahrungen gemacht haben. Hinzu kommt die Verzweiflung, die einem befällt, wenn man von jüngeren Kollegen, die erst in den letzten Jahren in die Branche gekommen sind, die achselzuckende Reaktion hört: "Verstehe das Jammern nicht, ist doch alles ganz geil hier." Das ist die heile Welt der Ahnungslosen.
 
Mein erster Studiobesuch war 1998 im Januar bei SWF3, also kurz vor der Fusion. Bin mit meinen Eltern spontan, nach Baden-Baden gefahren weil wir damals im Schwarzwald über Silvester Urlaub gemacht haben. Ich war sowas von aufgeregt, würde mir heute nicht mehr passieren.

Wir kamen ohne Voranmeldung rein, weil eine nette Kollegin von SWF1 gerade Zeit hatte und sie hat uns dann das Studio von SWF3 gezeigt, wo gerade Markus Brock den Vormittag moderierte. Und dann sah ich dann auch diese ganzen Computer, ich konnte mir das damals wirklich nicht vorstellen, dass man so Radio macht. Aber da war ich auch gerade mal Anfang 20.
 
Ich hab' mich immer tierisch gefreut, wenn Besuchergruppen sich im Nachbarstudio versammelten. Eine Kollegin mochte das gar nicht und zog immer die Vorhänge zu mit den Worten "Wir sind doch nicht im Aquarium!".

Beim Britischen Brotkasten haben wir im Recording an solchen Tagen demonstrativ wie Fische den Mund auf und zu geklappt.

Während moderiert wurde, wischte die algerische Putzfrau munter über das Pult...

Ebenfalls in Köln-Marienburg geschehen: Jemand spricht einen Beitrag ein, man hört die Studiotür aufgehen und das typische Quietschen und Scheppern eines schweren Putzeimers. Die waren damals noch aus Metall. Der Sprecher stockt... "Der rote Licht!" ... "Isch komm nit erein, Mister, isch putz nur hier vorn." ... "Nein, get out!" Anschließend hört man, wie sie beim Putzen draußen mehrmals mit dem Schrubber vor die Studiotür knallt.
 
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Auch auf die Gefahr, dass es ein bisschen O.T. wird, muss ich Deine großartige Geschichte, Neper, noch um die hessische Variante ergänzen. Denn in Frankfurt legendär ist des Sprechers Hartmut Klakows Reaktion, als er von einer staubsaugenden Reinigungskraft heimgesucht wird. Hartmut präsentierte in seiner stoischen Diktion die Hessenrundschau, eine Regionalnachrichtensendung. Die Putzfrau sieht das Rotlicht vor der Studiotür nicht, tritt ein und das Brausen eines Hoover-Klopfsaugers oder eines Vorwerk Kobold überdröhnt Hartmuts Präsentation. Seine Reaktion: „Meine Damen und Herren, wir bitten Sie um einen Moment Geduld…“ Hustentaste, Stille auf dem Sender. Dann, nach einer halben Minute, im selben ruhigen Ton – ohne Staubsaugergeräusch - Klakows emotionslose Stimme: „Und nun weitere Meldungen.“ Zwischenzeitlich aber muss Hartmut die arme Raumpflegerin dermaßen heftig zusammengefaltet haben, dass sie in Ausübung ihres Sender-Putzdienstes den Begriff „Rotlicht“ wahrscheinlich nie mehr vergessen hat.
 
Der Sprecher stockt... "Der rote Licht!" ... "Isch komm nit erein, Mister, isch putz nur hier vorn." ... "Nein, get out!".

Bei Radio NRJ in Paris auf der Avenue d'Iéna sympathisierte der Moderator sehr herzlich mit der Putzfrau neben ihm. Aber so ein rotes Lämpchen oder auch eine Studiotür gab es nicht, die kamen erst 1996 mit dem Umzug in die Rue Boileau. Wie bereits gesagt, es war damals alles etwas unkomplizierter.
Und dann fällt mir noch ein, eine Räuspertaste kennt man auch nicht in Frankreich.
 
Obwohl es fast vierzig Jahre her ist, erinnere ich mich noch gerne an mein zweiwöchiges Schulpraktikum beim NDR in Hannover zurück. Ich erinnere mich noch an die Filmentwicklungen und die Beleuchtungsproben im TV-Bereich. Im Radiobereich war man leider nur stummer Zuschauer oder erledigte leichte Büroarbeiten.ndr.png
 
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