Erinnerungen die Zeiten von RIAS Berlin (RIAS 2)

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Hallo RIAS-Freunde !

Wo sind all diejenigen, für die RIAS Berlin der einzigartige Radiosender in der Rundfunkgeschichte war ?

Wer erinnert sich noch an das großartige Programmformat von RIAS 2, der vom Herbst 1985 bis Sommer 1992, der Sender überhaupt war ?

Wem sind die Kultsendungen "Schlager der Woche" und "Evergreens à gogo" mit Lord Knud ebenso geläufig, wie das "Klingende Sonntagsrätsel" ?

Wen ärgert es ebenso, daß es seit 1992 kein mit dem RIAS vergleichbares Radioprogramm gibt und die Qualität des Hörfunks ständig schlechter wird (bis auf sehr wenige Ausnahmen) ?

Ich denke hier können viele schöne Radioerinnerungen wachgerüttelt werden, die zahlreichen RIAS-Fans dürften zahlreich unter uns vertreten sein.
 
Wer erinnert sich noch an das großartige Programmformat von RIAS 2, der vom Herbst 1985 bis Sommer 1992, der Sender überhaupt war ?

Wem sind die Kultsendungen "Schlager der Woche" und "Evergreens à gogo" mit Lord Knud ebenso geläufig, wie das "Klingende Sonntagsrätsel" ?

Dass mit dem Herbst 1985 die 'kultigen Sendungen', wie bspw. 'Schlager der Woche' oder fuer mich 'Zeitklang' mit Burghard Rausch, eingestellt wurden, ist dem Autor des Zitats hoffentlich klar.

Und die These, dass der Uebergang 1992 ein 'sehr sanfter' war, mag jetzt zwar den Rias 2-Freak zwar aergern, aber ist sie von der Hand zu weisen??

Bei allem Respekt vor der Popularität von Rias 2, der Schritt 1985 zur Formatierung von Rias 2 zum 24h-Chartmusikdampfer war m.E. der Anfang des 'Dudelfunks' (und ich kann dieses Wort eigentlich gar nicht mehr hören...) in dieser Region.

Wen ärgert es ebenso, daß es seit 1992 kein mit dem RIAS vergleichbares Radioprogramm gibt und die Qualität des Hörfunks ständig schlechter wird (bis auf sehr wenige Ausnahmen) ?

Natürlich ärgert es, aber (mich) in einem anderen Sinne.
Denn was fehlt dem Rias 2 -Hörer der Jahre 1985 bis 1992? Ich meine diese Frage durchaus ernst, denn 'leisten' nicht heute - wenn auch getrennt - rtl, 100.6, spreeradio, radio eins, inforadio das, was einst durch Rias 2 gesendet wurde?

Was heute wirklich fehlt, wurde auch schon damals von Rias 2 nicht berücksichtigt: Musik abseits des Mainstream, alternative jugendkulturelle Beiträge, Hintergrund im Sinne der Ausführlichkeit usw. usf.
 
@astereix (warum eigentlich nicht asterix?)
schlager der woche lief doch länger, als bis `85 oder täusche ich mich!?
außerdem war schlager der woche auch "nur" eine chartsendung oder täusche ich mich!?

das rias 2 der anfang vom "dudelfunk" war kann man so nicht stehen lassen, denn immerhin gab es journalistische beiträge, viele interviews und ich erinnere an den legendären friedrich luft, der auch bei rias 2 seine nische hatte.
vor dem 24 stunden programm wurden, meiner erinnerung nach, eher kriegsveteranen und "tanztee-liebhaber" bedient. nur das kleine fenster "jugendwelle" mit gregor rottschalk bot ewas jüngeres an, somit war das neue programm ab `85 der richtige schritt, denn nun konnte man junge musik 24 stunden hören.
über geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten, sicher wurde viel kommerz gespielt aber es gab viele special-sendungen.


p.s. insgesamt war rias 2 für seine zeit ein toller sender, nur das ewige gejammere:"früher war alles besser!", sollten wir endgültig mal zu den akten legen.
heute wäre so ein sender wie rias 2 nicht mehr lebensfähig und ich erinnere mich mit grauen an die zeit, als rias 2 zu rs 2 wurde und das war so ca. 1990, da begann der abstieg. der kult hielt gerade mal 5 jahre!!!
 
@astereix (warum eigentlich nicht asterix?)
Gute Frage. Ist mehr durch Zufall entstanden (Tippfehler), und irgendwie hab' ich mich dran gewöhnt.
schlager der woche lief doch länger, als bis `85 oder täusche ich mich!?
Lief als Sendung genau bis zur Umstellung 1985. Danach wurden zunächst einige Jugendwelle-Sendungen in 'Popcorn' in adaptierter Form weitergeführt, d.h. bekannte Moderatoren hatten weiterhin einen festen Platz. So auf Anhieb:

Mo Olaf Leitner
Di Uwe Schneider
Mi Burghard Rausch
Do ??
Fr Lord Knut
Sa Dennis King (Eurocharts)
So Gregor Rottschalk (Berlin-Charts)

Genau 1 Jahr später, also im Herbst 1986, war damit Schluss; hier wurde die Wochenmoderation bei Popcorn eingeführt, Mods waren u.a. Steffen Simon (bis 12/86, dann s-f-beat), Dirk Chatelain, Henry Gross, Andreas Dorfmann (ab 1/87).
Nur So bliebs (erstmal) beim Alten...
das rias 2 der anfang vom "dudelfunk" war kann man so nicht stehen lassen, denn immerhin gab es journalistische beiträge, viele interviews und ich erinnere an den legendären friedrich luft, der auch bei rias 2 seine nische hatte.
Nun, es war zugegebenermassen eine recht harte Formulierung.
Aber wo sollte man den Beginn der Dudelfunkärea (sonst) setzen? Dass es journalistische Beiträge gab, steht ausser Frage. Nur gab es, spätestens ab 1986, eben Sachen wie Leitner, Rausch oder meinetwegen auch Lord Knut nicht mehr, auch Barry Graves packte seine Sachen und machte im 'Studio 92,4' (statt 89,6 (Rias 1)) weiter.
somit war das neue programm ab `85 der richtige schritt, denn nun konnte man junge musik 24 stunden hören.
Das ist richtig, und ich finde auch 'den Schritt' nicht falsch, nur sollte eine Bewertung über ein 'richtig' oder 'falsch' hinausgehen. Und da sehe ich Rias 2 im Rückblick und im Kontext zu den anderen Radiosendern der damaligen Zeit als 'Lokomotive' in Richtung Dudeklfunk.
 
@ astereix:

Donnerstags wurde "Popcorn", wenn ich mich recht erinnere, von Dennis King moderiert. Das war eine echte Kultsendung, weil King es jede Woche geschafft hat, irgendwelche Superstars (und damit meine ich echte, keine Zusammengecasteten - ich erinnere mich zum Beispiel an Meat Loaf und David Bowie) ans Telefon oder ins Studio zu bekommen, denen die Hörer dann per Telefon live (!) on air (!!!) Fragen stellen konnten.
 
Für mich war RIAS2 gut gemachter Popfunk, der seine einzigartige Qualität (im Vergleich zu heute) aus der journalistischen Kompetenz des RIAS holte. 5 Minuten Nachrichten (mit der unerreicht dumpf-hohlen näselnden Akustik) sind heute undenkbar, ebenso Sendeflächen wie RIAS 2 Kompakt (oder DT64 Rasch Hour, lief ja ähnlich vom Konzept her) und einige Themen-Specials. Auf der musikjournalistischen Seite sah es hingegen ziemlich bitter aus, aber da ich um das Jahr 1987, als ich RIAS 2 für mich entdeckte, noch brav Madonna, Rick Astley & Co. hörte, kam ich damit klar. Olaf Leitner kam weniger damit klar, wie auch aus einem Gespräch, das Jörg Wagner 1993 mit ihm führte, deutlich wird. Das Musikprogramm von damals würde mich heute nicht mehr hinter dem Ofen vorlocken.

heute wäre so ein sender wie rias 2 nicht mehr lebensfähig

Ohne Mauer wirklich nicht. Ich gehe fest davon aus, daß der eigentliche Reiz an RIAS2 die Brückenfunktion Ost-West war. Hörerpostbestätigungen, West-Ost-Grüße und falsche Postadressen in 1000 Berlin 62 hatten etwas subversives an sich und stimulierten ungemein, das Programm zu hören. Es kam jederzeit zumindest bei mir das Feeling an "Wir machen das für euch." Seit 1989 hatte ich das bei DT64 und heute finde ich es allerhöchstens noch bei FM4 und vereinzelt auf einigen ARD-Wellen. Ohne dieses Feeling fehlt dem Radio die Seele.

Nochwas: die Kinderzeit ist vorbei, ich habe immer weniger Zeit zum Radiohören (leider auch zum -machen) und auch andere Dinge, die mir im Leben wichtiger geworden sind: Geselligkeit, Natur, Partnerschaft, halt "Leben gestalten". Der Stellenwert des Radios ist für mich massiv gesunken, möglicherweise geht es anderen ähnlich.
 
1987

Das Jahr, in dem also die einen RIAS 2 entdeckten -- und sich die anderen den Sender abgewöhnten...

Abgesehen davon, daß RIAS 2 aus heutiger Sicht die Urmutter des Dudelfunks ist, war das für mich so etwas wie die von Großvater eingeschmuggelten Quelle-Kataloge. Was sollte ich mit diesem Hochglanzzeug aus einer anderen Welt, mit diesem Maffay-Roxette-Spandau-Ballett-New-Kids-Phil-Collins-Brei, wie Meister Osang zu formulieren beliebte? Es gab da etwas anderes, wo sie nicht so furchtbar hip waren, wo sie etwas zu sagen hatten und oft erstaunlich viel sagten, sei es durch eigenes Wort am Mikrofon oder dadurch, gewisse Musiktitel hoch und runter zu spielen. Als ich das entdeckt hatte war RIAS 2 vergessen.

Ach ja: Hätte es nicht schon zu jener Zeit derartige Entdeckungen zu machen gegeben, dann hätte es keine Sau interessiert, als in einer historischen Situation die gemeinsamen Arbeitsgruppen gegründet werden sollten.
 
NA ENDLICH !

Und ich dachte schon ich bin hier alleine unterwegs im Kampf für das Gute im Radio (was nicht mehr ist) !
Willkommen neuer RIAS-Freund, lass uns das Thema ehrenvoll anpacken.

1.) rias2 wäre heute nicht mehr existensfähig
EINSPRUCH ! Hört euch mal genau das Konzept von
Hundert,6 an. Es ist sehr ähnlich gestrickt, besteht fast den
gesamten Tag aus einem Magzinformat, was auch auf rias2
zu finden war

rias2-Frühstart und
rias2-Radioexpress waren damals die Frühsendungen (Magazin)

rias2-Radioboutique und
rias2-12 bis 2 waren quasi das Mittagsmagazin

rias2-Treffpunkt und
rias2-Compact das Nachmittags- und Abendmagazin.

Natürlich jeweils mit anderen Info-Schwerpunkten, aber journalistisch recherierte und dargebotene Inhalte.

rias2-special, ähnlich dem "ARD-Brennpunkt" bei aktuellen Themen oder für Sondersendungen aller Art. (gibt es zur Zeit bei Hundert,6 nicht - oder doch ?)

Die reinen Musiksendungen wie rias2-popcorn, Diskothek und Wunschhits sind bei Hundert,6 teilweise vorhanden. Wunschhits habe ich noch nicht entdecken können.

Die "Nachtschicht" übernehmen heute leider die MP3-Automaten, aber auch das kann sich noch ändern.

So ein Programm könnte somit heute - unter leicht geänderten Bedingungen - funktionieren. Und die Veränderung (back to roots) scheint zumindestens Hundert,6 einen Auftrieb zu verschaffen.

2.) Das Olaf Leitner Interview aus den Studios von DT64 (mit Jörg Wagner) wird demnächst nochmal im Radiostream der RIAS-BERLIN.COMmunity "ausgestrahlt".

3.) Das klingende Sonntagsrätsel wurde "nie" von Nero Brandenburg moderiert. Christian Bienert ist damals wie heute
Moderator der Sendung. Natürlich sei auch der Erfinder und Erstmoderator der Sendung Hans Rosenthal an dieser Stelle genannt.

.... das soll für's erste genügen

:D
 
Schlager der Woche

Mehr eine RIAS1 Sendung, zumindest ein älteres Format.
Gesendet auf RIAS-Berlin von 1949 bis 1985 mit den Moderatoren:
Wolfgang Behrendt
Fred Ignor
Charly Hickman
Lord Knud

Die Sendung begann zunächst als "Live"-Veranstaltung (Schlagerrevue) und wurde ab Fred Ignor (Mitte der 50er
Jahre) zur Hörerhitparade. Es war also keine Chartshow.
Es war unbestritten der TOP-Act des RIAS-Programmes
über fast 4 Jahrzehnte (in Bezug auf Regelmässigkeit, Beliebtheit
und Einschaltquote)

so, jetzt sind die anderen wieder dran + bin völlig begeistert + !
 
@ k6

herrn osang und andere autoren aus defizitären "blättchen" zu zitieren ist ärmlich, denn schlecht angezogene, ewig frustrierte, mit schlechten zähnen ausgestattete, "verhuschte" zeitungsschreiberlinge aus der hauptstadt gibt es ja genug.

bis heute sind die leute, die so etwas hinkritzeln, nicht darüber hinweggekommen, daß sie so bedeutungslos sind und
echt nix bewegt haben.

im übrigen sind, aus meiner erfahrung, gerade die "halbgewalkten" artikel eines herrn osang oder seiner kollegen vom tagesspiegel der grund für "dudelprint", sehr beliebig, wenig auflage, keine werbung!!!!!

warum ausgerechnet mopo und tagesspiegel unter auflagenschwund leiden, muss man ja nicht mehr begründen oder!? und dein "pseudointellektuelles ossi-geschwafel", daß ja irgendwie alles "scheißkommerziell" ist und war , kannste beim mate-tee in prenzlberg auswerten, denn rias zwei war zwar nicht hochkonjunktur aber eher der nabel der welt, als dt64&co!!!!!!!!

:D :D :D
 
@ K6

Es gab da etwas anderes, wo sie nicht so furchtbar hip waren, wo sie etwas zu sagen hatten und oft erstaunlich viel sagten, sei es durch eigenes Wort am Mikrofon oder dadurch, gewisse Musiktitel hoch und runter zu spielen. Als ich das entdeckt hatte war RIAS 2 vergessen.

Das war bei mir halt 1989 im Zuge der "Wende" und hieß DT64...




Zu so einem Sender habe ich früher Frösche aufgeblasen...

Jaja, der Herr Wosch funkt seit gestern auch wieder bei Fritz...



@ SPASSticker

und dein "pseudointellektuelles ossi-geschwafel", daß ja irgendwie alles "scheißkommerziell" ist und war , kannste beim mate-tee in prenzlberg auswerten, denn rias zwei war zwar nicht hochkonjunktur aber eher der nabel der welt, als dt64&co!!!!!!!!

Darf ich den auch auf mich beziehen? Ja? Da bin ich aber beruhigt. Danke. ;)
Einspruch aber: RIAS 2 war mit Quoten über 30% (genauere Zahlen müßte ich nachschlagen) offenbar Ende der 80er Jahre doch Hochkonjunktur in Berlin (West) - in Ost sowieso. Der Vergleich mit DT64 von 1989-91 hinkt aber etwas, ist für mich in etwa so wie der zwischen perfektem Make Up auf der Haut und der Seele eines Menschen. Wie würden Sie entscheiden? ... Ich bin für die Seele.
 
Das Klingende Sonntagsrätsel

Original geschrieben von OnAirMan
Ich war da zwar noch ganz klein, aber das klingende Sonntagsrätsel mit Nero musste sein! :D

Das ging mir bereits als 5jähriger so ähnlich. Das Sonntagsrätsel mußte sein, weil meine Eltern es unbedingt hören wollten. Und ich mußte dann immer ganz still sein.

Übrigens war das nicht "mit Nero" (meintest Du Nero Brandenburg?), sondern mit Hänschen Rosenthal, der die Sendung auch 1965 ins Leben rief (Übrigens gab es am letzten Sonntag die Ausgabe Nr. 1900). Nachdem Hans Rosenthal 1987 starb, übernahm Christian Bienert die Sendung, der sie bis zum heutigen Tag moderiert. Die Sendung kommt immer Sonntags im Vormittagsprogramm des Deutschlandradios von 10.08 Uhr bis 10.33 Uhr.

Übrigens, auch wenn sich in Deinen Zeilen etwas Ironie wiederspiegelt, ist das Sonntagsrätsel ziemlich anspruchsvoll. Hier werden die Kenntnisse in Sachen Pop- und Rockmusik ebenso auf die Probe gestellt wie das Wissen über Klassische Musik, Musicals, Erkennen von Titelzeilen instrumentaler Stücke bis hin zu Literaturkenntnissen. Außerdem macht das beim gemütlichen Sonntagsfrühstück richtig Spaß, etwas Denksport zu betreiben. Heute muß meine Tochter übrigens leise sein, wenn die Sendung läuft.
 
Quoten

@radiowaves

brauchst nicht nachschlagen, ich habe es auf der Homepage,
hier sind die Daten:

Ergebnis zweier unabhängigen Analysen aus 1989 und 1990
(entnommen: RIAS-Berlin, eine Radio-Station in einer geteilten Stadt (Herbert Kundler), Seite 291

... Erstmals sind nun auch repräsentative Hörerbefragungen möglich. Am 17. und 18. November ‘89 befragte die Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen FORSA 1.310 DDR-Bürger in West-Berlin.

Auf die Frage „Welcher westliche Radio_-Sender ist Ihr Lieblingssender?“ antworteten die Befragten wie folgt:

34 % rias2
18 % RIAS1
11 % Hundert,6
10 % SFB 1
8 % Deutschlandfunk
7 % SFB 2
1 % SFB 3
1 % SFB 4

Auch eine Studie von GFM_GETAS, die der NDR zwischen dem 12. und 25. November 1990 in der DDR durchführen ließ, sah RIAS mit seinen beiden Programmen an der Spitze der Einschaltergebnisse, gefolgt von NDR, SFB und Deutschlandfunk ....


Gruss in die Runde
 
TV Tipp: RIAS - Tanzmusik und Kalter Krieg

Morjen,
hier mal ein TV-Tipp für kommenden Dienstag:

Dienstag, 30.12.2003
RIAS
Tanzmusik und Kalter Krieg
Der RIAS war viele Jahre die wichtigste tägliche Informationsquelle für die Berliner im West- und im Ostteil. Der RIAS war ein Radio im geteilten Deutschland, über Sektoren- und Zonengrenzen hinweg, und ein Sender im Kalten Krieg. Der RIAS, der "Rundfunk im amerikanischen Sektor", wollte "die freie Stimme der freien Welt" sein und dieser Anspruch war Programm. Die DDR-Oberen sahen im RIAS einen ihrer schlimmsten Feinde, sie bezeichneten ihn als Agenten- und CIA-Sender. Der RIAS wurde für jeden Widerstand in der DDR verantwortlich gemacht. Wegen Kontakten zum RIAS wurden sogar Todesurteile verhängt. Störsender erschwerten den Empfang und die Stasi versuchte immer wieder in die Redaktionen des Senders einzudringen. Der RIAS setzte auf Glaubwürdigkeit, und das funktioniert nur, wenn auch die "eigene Seite" kritisiert wird. Vor allem aber war der RIAS mehr als nur eine Informationsquelle: Er war auch ein Unterhaltungssender. Generationen von Kindern in Berlin und der DDR wuchsen auf mit den Sendungen von " Onkel Tobias"; Hans Rosenthals Rätselsendungen gehörten in vielen Familien zum Wochenablauf; man lachte zu den bitteren Witzen von Wolfgang Neuss; ungezählte Paare schwangen zu den Klängen des RIAS-Tanzorchesters das Tanzbein und später nahmen Generationen von Jugendlichen beim RIAS-Treffpunkt die neue Beat-Musik auf. Kaum ein Sender hat je so eine intensive Hörerbindung erreicht wie der RIAS. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands fiel die rechtliche Grundlage des RIAS als Sender einer Besatzungsmacht weg: der Programmauftrag war erfüllt. Vor zehn Jahren, am 31.Dezember 1993, endete die Geschichte des RIAS - er ging im Deutschlandradio auf. Der Film zeigt die Geschichte dieses ungewöhnlichen Senders.Ehemalige Mitarbeiter, darunter Egon Bahr, Klaus Bölling und Lea Rosh, erzählen von den Improvisationen der Nachkriegszeit, den abenteuerlichen Jahren des Kalten Krieges und dem alltäglichen Abenteuer des Radiomachens in Berlin. Dazwischen klingen immer wieder Radioerinnerungen durch, Erinnerungen an die Zeiten, als man in Ost und West den RIAS hörte.

Film von Ute Boennen und Gerald Endres
[rbb Berlin, 21:15-22:00 Uhr]
 
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