FA Bayern: DAB+ überflügelt Internetradio

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Jetzt mit 10 kW hat man in ca. 30 km jeweils einen neuen Sender.

Das ist gut beobachtet.Es liegt aber weniger an der Leistung, sondern je kleiner die Wellenlänge, desto weniger weit reicht ein Sender. Und DAB ist im Vergleich zu UKW auf kürzen Wellen/höheren Frequenzen unterwegs. Wegen diesem physikalischem Effekt kann man mit einem Langwellensender ganz Deutschland versorgen, braucht für eine flächendeckende Mobilfunkversorfgung aber ca. 10.000 Sendeanlagen. DAB braucht, aufgrund des für DAB verwendeten Frequenzbandes, engmaschigere Sendeanlagen als UKW.

Ein Fehler wäre lediglich, zu meinen, man würde mit den UKW Sendestandorten auch für DAB hinkommen.
 
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Man hat ja sogar gemeint, man könne bei DAB mit geringeren Sendeleistungen auskommen. Ein Trugschluss, die Physik lässt sich halt nicht ausser Kraft setzen. Gut, kann man bei DAB die Reflexionen nutzen, die analog zu Mehrwegempfangsstörungen (Verzerrungen) führen, da der Laufzeitunterschied der direkten und reflektierten Signale keine Rolle spielt, da das Signal ja erst im Empfänger "zusammengebastelt" wird. Das ergibt in Gebirgslagen einen gewissen Vorteil, der ein Stück weit die höhere Dämpfung kompensiert. Trotzdem sollte man bei DAB etwa vom selben Mindestpegel ausgehen wie bei UKW analog.
Besonders fällt die höhere Dämpfung auf in Innenräumen, wo der Pegel bei DAB schneller runtergeht als bei UKW.
 
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Besonders fällt die höhere Dämpfung auf in Innenräumen, wo der Pegel bei DAB schneller runtergeht als bei UKW.

Ja, und das liegt wiederum eher am DAB Frequenzbereich als an der Sendeleistung.


Die Physik muss bei DAB noch mehr beachtet werden als bei UKW, denn:
Ich als ehemaliger Radiomacher formuliere es mal so: Die Empfangseinbußen bei DAB+ liegen auch an der sinnlosen Begrenzung von 10 kW.

Nein, die Sache mit der Sendeleistung bei DAB und in einem SFN ist unglaublich komplizierter! Man kann da nicht einfach mit 50kW "rumballern" und so auf "mehr Reichweite" hoffen.

Das funktioniert in einem aus mehreren Sendern bestehenden SFN nicht, da leistungsstarke, exponiert stehende Sender (die früheren "Reichweitenkönige" wie z.B. Pfänder, Feldberg etc.) mit einem viel zu hohen Pegel in viel zu großer Entfernung empfangbar wären und es durch die zu hohe Leistung in Verbindung mit der viel zu langen Laufzeit der Signale (das sogenannte Guardintervall - erlaubter Laufzeitunterschied maximal 74 km) zu Störungen im (inneren des) eigenen SFN kommen würde!

Um es ganz kurz zu machen: Damit das nicht passiert, sind die jeweiligen Sendeleistungen so ausgerechnet, damit im "Normalfall" ein stinknormales DAB-Radio vom (zu weit) entfernten Sender aus dem eigenen SFN nicht gestört wird. Der Empfangspegel dieses Senders muß also am Ort des Empfängers einen gewissen Störabstand zu den Signalen der näheren (und stärker einfallenden Sender) besitzen, damit DAB funktioniert.

Nochmal um eine Stufe verkürzt: Ein DAB-Sender braucht eigentlich nur eine Reichweite von 75 km und muß in diesem Radius auch nur die notwendige (oder geforderte) Mindestfeldstärke für einen DAB-Indoor-Empfang "bringen". Wenn man sich nun ein Netz von Sendern vorstellt, die (im Ideal) wie auf den Feldern eines Schachbretts aufgestellt sind, kann man die Empfangsfeldstärke sehr gut und gleichmäßig über das ganze Sendegebiet verteilen. Das ist eigentlich das Ziel.

Vorteile:
- Es gibt keine wenige "dicken Brummer" mit völlig überhöhten Feldstärkewerten, bei denen die völlig überhöhte Feldstärke im Nahbereich sowieso alle Kreise normaler Radios "verstopft". Das ist obenrein Energieverschwendung.

- In Zeiten der "Überreichweiten" sieht die Welt auch wieder anders aus. Ein 10kW - Sender "geht" zwar auch sehr weit, aber halt mit weniger Pegel.
 
Es soll mitten in Berlin Leute geben, die nur wenige Kilometer vom Fernsehturm entfernt, schon Probleme mit dem DAB-Empfang haben.
Gelesen habe ich derartiges auch schon, kann das aber aus eigener Erfahrung nicht nachvollziehen. Gerade in Fernsehturmsichtweite ist der UKW-Empfang dramatisch intereferenzgestört - wenn man eine der schwächeren Frequenzen empfangen möchte. Genau das tritt mit DAB+ eben nicht mehr auf. Wenn doch, hat man möglicherweise minderwertige Empfangsgeräte (taube Empfänger sollen für UKW auch verbreitet sein) oder das Sendernetz (SFN) ist noch suboptimal abgestimmt. Oder man sitzt in Blechpalästen mit metallbeschichteten Fensterscheiben...
Sicher, in der U-Bahn (speziell U5) kann ich Radio 1 oder DRadio Kultur über UKW noch etliche Stationen vom Alex entfernt hören, da geht mit DAB+ nix. Das kann aber nicht der Maßstab sein, dass im Keller DAB+ schlechter funktioniert, oder?

Anders ausgedrückt: Bei den Programmen auf 100kW-Frequenzen ist UKW in Berlin eindeutig im Vorteil, beim Rest aber nicht.
 
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DAB+ Empfangsunterbrechungen 3 km vom Alex indoor (3. Etage) und 5 km entfernt outdoor kann ich für ein Taschenradio mit KopfhörerAntenne bestätigen. Nach meiner Erfahrung geht mit einem solchen Radio erst im inneren Drittel des als indoorversorgt ausgewiesenen Gebiets DAB outdoor perfekt und indoor fast unterbrechungsfrei. In einem Auto mit vernünftiger DAB AußenAntenne kenne ich aber für ganz Berlin keine Probleme. (DAB scheint mir für Messfahrzeuge optimiert.) In Berlin Britz (ca. 7 km vom 10 KW am Fernsehturm entfernt) oder in München Schwabing (max. 4 km vom 10 KW am Olympiaturm), jeweils im Erdgeschoss, hatte ich mit dem Taschenradio aber auch schon dauerhaft im ganzen Raum keinen brauchbaren Empfang. In der U-Bahn kann man recht unterbrechungsfrei via Mobilfunk Radio hören. Alles andere geht dort natürlich nicht.
 
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Ich teile nicht die Ansicht, dass man mit DAB nicht mit höherer Leistung als 10 kW senden kann.

Fakt 1: In genug Ländern werdenSendeanlagen mit viel mehr Leistungen bei DAB abgestrahlt.
Fakt 2: Dämpfung in Gebäuden: Hier gibt es teils krasse Einbußen, die man nicht wegdiskutieren kann sowie noch andere Störquellen wie Computer usw. Das führt dann dazu, dass der Pegel schnell abfällt und auch nichts mehr hörbar ist.
Fakt 3: Mit DAB brauche ich alle 20-30 km neue Sender und das erhöht die Kosten. Mit höherer Leistung ließe sich hier sicher was einsparen. Als Referenz kann man in den Niederlanden schauen. Dort kann man die Netze von NPO, den landesweit Privaten und den regionalen Netzen miteinander vergleichen.
 
Mit DAB brauche ich alle 20-30 km neue Sender und das erhöht die Kosten. Mit höherer Leistung ließe sich hier sicher was einsparen. Als Referenz kann man in den Niederlanden schauen. Dort kann man die Netze von NPO, den landesweit Privaten und den regionalen Netzen miteinander vergleichen.

Da sind tatsächlich deutliche Unterschiede. Nur 2 Beispiele:

NPO auf 12C: 46 Standorte, Leistungen zwischen 100 Watt und 8 kW.

DAB_NL_NPO_12C.jpg


Oost-Noord auf 6B: 9 Standorte, Leistungen zwischen 2,5 und 20 kW

DAB_NL_Oost_Noord_6B.jpg

Nun müßte man vor Ort recherchieren: welchet der beiden Muxe spielt sicherer innerhalb des Versorgungsgebietes? Der feingliedrige oder der "grobe"? Ich vermute, daß es im NPO-Mux am sichersten läuft, weil man die laufzeiten feiner abstimmen kann und mit geringeren Sendeleistungen je Standort weniger Probleme beim Erreichen des GuardInterval bekommt. Man hat lange vorher schon einen anderen Standort als einzigen dominierenden drin.

Wie gesagt, das sind Vermutungen. Nun müßten Auskenner ran. Das letzte mal, daß ich in NL war, war im September 1991 auf Klassenfahrt. Wir hörten UKW auf unserem Segelschiff. Die gute, alte Zeit.

Bitte auch beachten: von 8 kW auf 20 kW sinds nur 4 dB mehr Feldstärke / Signalstärke am Dipol. Das ist in der Praxis kaum relevant, kann aber freilich im Grnezbereich bei stationärem indoor-Empfang schon über go/nogo entscheiden.

(Karten: FMscan.org / Google Maps)
 
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Hallo!

Grundsätzlich finde ich es ja sehr nett, wenn ich (sogar aus einem anderen Thread vor über einem Jahr geschrieben - ich mußte selbst nachschauen) zitiert werde. Aber dann sollte @radneuerfinder nicht einfach etwas weglassen, was ich damals nicht ohne Grund geschrieben habe. Ob das hier der richtige Thread für eine weitere Diskussion ist, will ich nicht beurteilen. Ich habe nicht angefangen - werde aber versuchen eine Antwort zu geben. Ihr "zwingt" mich jetzt also indirekt, irgendwelche PDF-Dateien zu (finden und querzu-) lesen, damit ich die für die Planung der DAB-Netze zugrundeliegenden "Annahmen" (z.B. Gebäudedämpfung) wieder zur Hand habe.

Aber zunächst der "fehlende Teil" des Zitats:
Möglicherweise kann durch diese geringe Sendeleistung - nur als Beispiel - ein im gleichen Kanal sendender DAB-Sender aus Schweden nicht ein DAB-SFN in Sachsen stören. Mit 50 oder 100kW ERP wäre das aber durchaus tagelang möglich. Ich habe als Kind genug schwedisches TV gesehen... ;)

Ob die, für ihre funktechnisch schwierigen topgraphischen Gegegbenheiten weltbekannten, Niederlande nun gerade ein gutes Beispiel für eine besonders augetüftelte DAB-Netzplanung sind, sei mal dahingestellt.

Und ja, wenn man das engmaschige NPO-Netz auf 12C nimmt und dann die Sendeleistung jedes einzelnen Senders proportional erhöht (so das technisch überhaupt möglich ist: Senderöhren, Belastung der installierten Kabel, Antennen) ändern sich auf den ersten Blick nur zwei Dinge:

- der Indoor-Empfang im Zielgebiet wird selbstverständlich besser/ überhaupt erst möglich
- die "Feldstärkekreise" in der Grafik oben werden größer (Natürlich hat man damit auch mehr (Über-)Reichweite.)



Aber (die Sparfüchse sollten) bitte auch bedenken:

- Die Erschließung neuer Sendestandorte ist schwierig und teuer. Das DAB-Netz in DE sollte daher mit den vorhandenen Sendeanlagen (die alten Band-III-TV-Sender + die Antennen) aufgebaut werden. In Südtiol, bekanntlich DAS "DAB-Musterland" (um die 60 Radioprogramme - ich habe lange nicht mehr gezählt), arbeiten RAS, RAI und die Privaten daher eng zusammen. Die leben alle...

Ich bin dann erstmal weg.
 
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