Farin Urlaub: Formatradios haben das Medium Radio zerstört

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Lasst mich die These mal umstellen:

Nicht "Formatradios haben das Medium Radio zerstört",

sondern "Privatradios haben das Medium Radio zerstört"!!!

Wenn die Privatradios nicht so ein grottiges Niveau hätten, und damit auch noch erfolgreich sein würden, dann müssten die Öffis sich auch nicht immer an das schlechtere Niveau anpassen!!!

Es gibt natürlich auch Ausnahmen wie z.B. FluxFM, aber die Mehrheit sind leider nun mal die Chartdudler!
Auch wenn ich mich wiederhole: In fast allen europäischen Ländern machen private Programmveranstalter ein abwechslungsreiches und ansprechendes Programm, nur in Deutschland klingen private Programme zum Abschalten langweilig.
Also ist nicht der private Rundfunk für die lausige Qualität der Inhalte verantwortlich, sondern die negativen Rahmenbedingungen, welche das Entstehen einer breit gefächerten Radiolandschaft bis heute verhindern.

Außerdem fehlt in Deutschland der Einfluss der Seepiratensender, was sich ebenfalls negativ auf die Unterhaltungsprogramme ausgewirkt hat.

Es ist ja nicht so, dass es in Deutschland nie gute und abwechslungsreiche Musikprogramme gegeben hätte, nur wurden sie durch den Erfolg der Hitdudler im Laufe der Zeit nahezu völlig verdrängt. Eigentlich ist der Hörer also selbst Schuld. Aber warum sind die Deutschen mit so wenig Auswahl dermaßen zufrieden? Umso weniger Titel ein Sender in der Rotation hat, umso erfolgreicher ist er. Warum ist das so? Ich verstehe es absolut nicht, wie man mit einer dermaßen beschränkten Einfalt zufrieden sein kann. Mir hängt es schon nach kurzer Zeit zum Halse heraus, wenn ich ständig die selbe Musik hören muss.
Und was soll man bitte dagegen unternehmen?
Einen eigenen Radiosender aufmachen?
- Ich kenne nicht wenige professionelle DJs, die versuchen das bereits seit Jahren: Wenn du nicht einen der großen deutschen Medienkonzerne beteiligst, hast du keine Chance, eine UKW-Frequenz zu bekommen.
Dann bleiben Dir nur die Alternativen Webradio, Mittel- und Kurzwelle, Grundstücksfunk, Veranstaltungsfunk oder Piratensender.

Nein, nicht der Hörer ist an den schlechten Programmen schuld, sondern die Politik, die sich von den Medienkonzernen hat vereinnahmen lassen, indem sie alles unternimmt, unabhängige Programmveranstalter an einem Zugang zum Markt zu hindern!
 
Hallo!

Die Ärzte und Formatradio - eine interessante Kombination.

Bei hiesigen Dudelfunk hört man die Ärzte, wenn überhaupt, nur mit 2 Liedern: Westerland und Ein Schwein namens Männer. Wenn dann alle paar Jahre ein neues Album rauskommt, erinnert sich der Sender an die Band, macht ein bißchen Werbung für die Konzerte (was überhaupt nicht zum Restprogramm passt) und spielt ab und zu das neue Lied.

Die Aussage, die Ärzte würden ihren Stil nach den Anforderungen des Formatradios ausrichten, kann ich nicht nachvollziehen. Ich meine eher, das Gegenteil ist der Fall. Welche chartorientierte Band würde freiwillig "ZeiDverschwÄndung" als 1. Single rausbringen? Das Lied wurde von den Sendern doch nur gespielt, weil es von den Ärzten kommt und weil man annimmt, dass die Ärzte nach der langen Abstinenz einfach Quote bringen. So hat man "M&F", eines der wenigen Lieder vom neuen Album mit Chartpotenzial, quasi geopfert. Denn eine 2. Single wird bei Weitem nicht mehr so wahrgenommen, wie die 1.

Auch die Geschichte um Ein Schwein namens Männer zeigt, dass die Band nicht rein kommerziell agiert. Das erfolgreichste Lied ihrer Geschichte wird von ihnen selbst boykottiert - weil es für ihren Geschmack zu erfolgreich wurde.

Richtig schwer haben es die Lieder, in denen eine politische Botschaft enthalten ist. Zu Zeiten, wo jeden Tag über rechte Verbrechen debattiert wird, müsste Schrei nach Liebe eigentlich in einer Endlosschleife im Radio laufen. Ebenso Lieder wie Friedenspanzer, Quark (94er Version), Kopfüber in die Hölle, Deine Schuld, Nicht allein, ...

Aber das 0815-Radio will oder darf anscheinend nicht anecken. Also gibt es nur Lieder, in denen "Fuck you" lieblich rüber gebracht wird, weil es sowieso niemand versteht. Ein hart gesungenes "Arschloch" ist tabu.


Auch die Aussage, der Stil der Ärzte wäre eintönig und gleich, kann ich nicht nachvollziehen. Das gilt vielleicht in Ansätzen für die Alben bis 1988. Da stand die Spaßmusik im Vordergrund. Seit 93 sind die Alben weder in sich noch untereinander vom Stil her monoton. Mit "Wenn es Abend wird" hat sogar die Volksmusikfraktion ein Lied bekommen. Ansonsten ist von langsamen Balladen bis echtem Punkrock alles dabei. Es gibt kein durchweg rockiges und es gibt genausowenig ein reines Schmusepop-Album.

Und die Solo-Projekte kann man gleich gar nicht mit der Band vergleichen. Am ehesten ließen sich noch die Farin Urlaub-Lieder mit denen von den Ärzten verwechseln. Das hängt aber damit zusammen, dass die erfolgreichsten Lieder von den Ärzten eben zumeist von Farin Urlaub stammen.
Bei den Alben von Bela B. hingegen merkt man deutlich, dass das nicht die Ärzte sind. Kaum eines der Lieder von Bela B. hätte es auf ein ärzte-Album geschafft. Und speziell bei Bela B.-Liedern merkt man, dass die nicht fürs Radio produziert wurden. Oder kann sich noch jemand erinnern, wann er das letzte Mal eine der Singleauskopplungen im Radio gehört hat?

Deshalb meine Feststellung: Die Ärzte haben sich definitiv nicht dem Formatradio angepasst.
 
Aber das 0815-Radio will oder darf anscheinend nicht anecken. Also gibt es nur Lieder, in denen "Fuck you" lieblich rüber gebracht wird, weil es sowieso niemand versteht. Ein hart gesungenes "Arschloch" ist tabu.
Das sehe ich anders.

Würde der Titel "Schrei nach Liebe" erst heute auf den Markt kommen, ist davon auszugehen, dass er, wie damals, ein absoluter Dudelfunk-Hit wird.
Es gab keinen Sender, keine Jukebox, in der der Titel nicht zu finden war, kein Sampler, auf dem dieser Titel nicht vorhanden war, keine Chart-Show in Radio oder Fernsehen, in der dieser Titel nicht mindestens ein mal an- oder gar ausgespielt wurde.

Das heutzutage übliche "Fuck U" wird absichtlich schon abgekürzt mit einem "U" geschrieben, dass die breite Masse das nicht versteht. Ebenso in einem gesungenen Text, da stimme ich voll und ganz zu.
Nicht umsonst, fragt man sich mal "durch die Gegend", können die wenigsten derer, die Titel mit englischen Texten hören, auch keine drei Zeilen daraus ohne Unterstützung übersetzen. Das einzige, was sie von Anfang an verstehen - und mitgrölen - ist (wen wundert es?)


FUCK YOU!
 
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