FAZ-Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

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Eine Studie belegt:



Im Internet hört fast niemand Radio

Von Horst Müller


19. September 2006
Wer ein Radiogerät besitzt, hört damit Radio, wer ein Fernsehgerät besitzt, schaut damit fern - und muß dafür Rundfunkgebühren bezahlen. Wer einen Computer mit Internetanschluß besitzt, empfängt und verschickt Emails, sucht Informationen und Unterhaltung, erledigt seine Bankgeschäfte, beteiligt sich an Foren, Chats oder Auktionen und kauft gelegentlich in virtuellen Warenhäusern ein. Aufgelistet werden die häufigsten Onlineanwendungen von 37,4 Millionen Deutschen, die regelmäßig das Internet nutzen, in einer Online-Studie von - Ironie der Untersuchung - ARD und ZDF.


„Kaum sechs Jahre, nachdem die Dotcom-Euphorie an der Börse scheiterte, ist ein neuer Internetboom da,“ lautet das begeisterte Fazit der im Juli veröffentlichten Studie. Für die Radionutzung mögen die von den öffentlich-rechtlichen Anstalten beauftragten Medienforscher diese euphorische Aussage allerdings nicht verstanden wissen: „Lediglich vier Prozent der Internetnutzer, dies entspricht bezogen auf die Gesamtbevölkerung 2,4 Prozent, rufen an jedem Tag Radio-Livestreams ab. Hochgerechnet sind dies 1,21 Millionen Live-Radiohörer.“ Zwar sei ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr unverkennbar, gegenüber Antenne, Kabel und Satellit hat die Radionutzung im Internet aus Sicht der Autoren der Studie jedoch „ein verhältnismäßig kleines Potential.“


Sogar leicht rückläufig


Nach den Ergebnissen der aktuellen Media-Analyse Radio 2006/II hören immerhin 50,2 Millionen täglich Radio über die herkömmlichen Empfangswege. Auch die Verweildauer bei Livestreams befindet sich nach den Erkenntnissen der Onlineforscher im Vergleich zum „klassischen“ Radiohören „noch auf relativ bescheidenem Niveau“, zumal sie 2006 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht zurückging.


Obwohl in der ARD/ZDF-Onlinestudie einrucksvoll nachgewiesen wird, daß bislang nur eine verschwindende Minderheit der Internetnutzer damit auch Radio hört und Livestreams für Radiosender zur Verbreitung ihrer Programme bislang praktisch keine Rolle spielen, sprachen sich die ARD-Intendanten in der vergangenen Woche für die künftige Erhebung einer Rundfunkgrundgebühr aus. Nach bereits erfolgter Zustimmung durch das ZDF - das zu einem Viertel an den Mehreinnahmen beteiligt werden soll - gilt als sicher, daß die Rundfunkkommission der Länder auf ihrer morgigen Sitzung in Düsseldorf die Gebührenpläne absegnen wird, auch wenn der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen in letzter Minute auszuscheren scheint.


Neben Internetnutzern sollen ab Januar 2007 auch Besitzer von internetfähigen Handys monatlich 5,52 Euro zahlen. Zur Kasse gebeten werden dann unter anderem Selbständige, Freiberufler und Lehrer, die zu Hause einen Internetcomputer beruflich nutzen, auch wenn sie damit niemals Radio hören. Selbst Hochschulen werden künftig für ihre Internetanschlüsse Gebühren an die GEZ abführen müssen, was die meist ohnehin knappen Etats zusätzlich belastet.


Intendanten vermeiden jede Diskussion


Offenbar mit Blick auf die Ergebnisse der selbst in Auftrag gegebenen Studie vermeiden die ARD-Oberen denn auch jegliche Diskussion über die tatsächliche Nutzung ihrer Programmangebote via Internet. Für eine Gebührenpflicht neuartiger Rundfunkempfangsgeräte soll nach Ansicht der Intendanten nur der „Stand der technischen Entwicklung“ maßgebend sein - und nicht etwa Notwendigkeit und Nutzung.


Obwohl die öffentlich-rechtlichen Anstalten aus den Internetabgaben in den kommenden beiden Jahren nach eigenen Schätzungen lediglich Mehreinnahmen von fünf bis sechs Millionen Euro erwarten können, was angesichts ihrer Milliarden-Etats verschwindend gering ist, sind die Intendanten nicht von dem Plan abzubringen. Aus Sicht der privaten Konkurrenten geht es dabei ohnehin nicht um das Stopfen etwaiger Haushaltslöcher, sondern vielmehr um Grundfragen der Finanzierung künftiger Übertragungswege.


Schleppende Digitalisierung


Durch die jetzt anstehende Gebührenentscheidung erwarten vor allem Betreiber privater Radiostationen eine langfristige Verschiebung zu Gunsten der öffentlich-rechtlichen Anstalten innerhalb des dualen Rundfunksystems. Wohl auch deswegen, weil bislang noch kein Radiomacher so genau weiß, auf welcher technischen Plattform die Programme ab 2010 die Hörer erreichen - und welche Kosten damit verbunden sein werden.


Nach dem Willen der Bundesregierung soll bis zum Ende des Jahrzehnts die UKW-Versorgung durch digitale Verbreitungswege in Deutschland abgelöst werden. Allerdings geht die Digitalisierung in Deutschland bislang schleppend voran. Nach Angaben der Initiative Marketing Digital Radio (IMDR) könnten zwar schon jetzt rund achtzig Prozent der Bürger digitale Programme empfangen, doch mehr als neunzig Prozent hören weiterhin über UKW. Gründe dafür sind die vergleichsweise hohen Preise für Empfänger und Unsicherheiten über die künftigen technischen Standards. Neben DAB werden zurzeit weitere digitale Verbreitungswege wie DVB-T und DVB-H getestet.


Für Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer des hessischen Hitradio FFH und Vorsitzender des Fachbereichs Hörfunk im Privatsenderverband VPRT steht allerdings fest, daß alle Übertragungswege, die jetzt neu hinzukommen, immer teurer werden, die Zahl der Hörer insgesamt jedoch höchstens gleich bleiben wird: „Um den einzelnen Hörer zu erreichen, wird man mehr Geld aufwenden müssen. Die Privaten werden das auf Dauer nicht - oder nur schwer durchhalten können.“

Der Autor ist Professor für Redaktionspraxis an der Hochschule Mittweida, im Fachbereich Medien.

Text: F.A.Z., 20.09.2006, Nr. 219 / Seite 40
 
AW: FAZ: Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

Für mich persönlich belegt diese Studie mal garnichts und ist meines Erachtens schlichtweg Unsinn.
Warum macht man eigentlich eine solche Studio, wenn eh schon Feststeht, dass man auf einfach alles Gebühren erheben möchte
 
AW: FAZ-Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

Eine Studie die völlig im Gegensatz zu den steht was wir vor ein paar Tagen erst lesen konnten. Ich denke das die Studie genauso sinnvoll ist wie eine MA.

Ich empfinde es als eine öffentliche Rechtfertigung und kann mich da auch nur den Aussagen von Hans-Dieter Hillmoth. Bedeutet es doch das man sich - wenn auch nur mit ein paar Millionen bis 2010 einen finanziellen Rückhalt bauen kann um Investitionen in die Technik zu geben ohne das die Budgets der einzelnen Sender bis dahin darunter leiden müssten.

Dshalb auch klar das die Herren Intendanten hier ganz ruhig sind, denn es wird doch wohl nicht die eine Krähe der anderen das Auge auspicken und Gewinner sind diese dank staatlicher Rückendeckung doch eh.
 
AW: FAZ-Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

Es ist doch ganz einfach.... glaube keiner Statistik/Studie, die Du nicht selber gefälscht hast....

Studien sind im Allgemeinen "Auftragswerke", die eine bestimmte Argumentation (welche schon im vornherein feststeht) untermauern sollen.

Ich habe die ARD/ZDF Studie selber hier irgendwo vorliegen, wenn man nun aber mal mit den Leuten, die dahinterstecken sich direkt befasst (und das habe ich im Rahmen der ag.ma Aktion ja gemacht) stellt man fest, daß die nicht einmal wissen, was Internetradio eigentlich ist und wie einfach das Hören ist - wir haben es denen live vorgeführt und die waren erst mal von den Socken... Oton:"Das klingt ja wirklich wie Radio..." *g* ich sag jetzt aber nicht, welchen Sender wir denen aufs Ohr gedrückt haben ;)

Gruß,
Croydon
 
AW: FAZ-Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

Steve Wilson schrieb:
Eine Studie die völlig im Gegensatz zu den steht was wir vor ein paar Tagen erst lesen konnten.

Wie ich im anderen Thread aufgeführt habe, tut sie das ganz und gar nicht...

Man muß nur die Texte genau lesen und sich nicht gleich von den Zahlen blenden und berauschen lassen :) :cool:

Gruß,
Croydon
 
AW: FAZ-Studie belegt: Im Internet hört fast niemand Radio

Ich habe mich durch die Zahlen nicht blenden lassen, wob es mir auch herzlich wurst ist was die aussagen, es geht mir um den Grund weshalb diese Studie gemacht wurde und um die Tatsache das hier die Herrn Intendanten eben wir mal mit geschlossenen Reihen brav nach vorne gehen.

Das Thema der tatsächlichen Nutzer von Radio via Internet ist auch sicherlich schwer zu schätzen. Ich habe zum Beispiel ein paar Firmen am Tag drauf, bedeutet ein Player und X Hörer. Also von daher stehe ich jedglichen Zahlen (positiv wie negativ) skeptisch gegenüber.
 
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