Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

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AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

Im Vordergrund steht wohl die Aussage dem reinen Wort mehr zu trauen als Bildern.
In diesem Zusammenhang fällt mir auf, daß die privaten Sender mehr tun als die öffentlich-rechtlichen.
Als Saddam Hussein Scuds auf Israel abfeuerte berichtete die ARD aus dem fernen Kairo.
In Libyen waren Steffen Schwarzkopf für n24 und Antonia Radost für n-tv mitten in Tripolis.
Der Kollege der ARD hielt sich an der tunesischen Grenze auf!
 
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Das ist doch eine Binsenweisheit: Natürlich ist Radio schneller und im Zweifel viel authentischer mittendrin.
Nur leider macht das Medium von diesem Startvorteil viel zu selten Gebrauch - statt dessen perfektioniert es lieber seine Fakes und vorproduzierte Nachrichten.
 
AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

In Libyen waren Steffen Schwarzkopf für n24 und Antonia Radost für n-tv mitten in Tripolis.
Der Kollege der ARD hielt sich an der tunesischen Grenze auf!

Und kannst Du Dich noch auch noch daran erinnern, welche speziellen Informationen Du von diesen Vor-Ort-Reportern von N24 und n-tv bekommen hast, die Dir die ARD nicht geliefert hat?
 
AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

Immer dann, wenn die Sender Korrespondenten nicht direkt einer Hauptstadt zuordnen, sondern aus "unserer Nordafrika-Redaktion", aus der "Nahost-Redaktion" oder der "Südostasien-Redaktion" ankündigen, darf man davon ausgehen, dass der jeweilige Reporter ziemlich weitab vom Schuss sitzt und auch nur andere Sender und Zeitungen auswertet.
 
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Aha, und die Korrespondenten, die man direkt einer Hauptstadt zuordnen kann, werten nicht nur andere Sender und Zeitungen aus!?

Die können dafür aus dem Fenster gucken und haben so den absoluten Überblick?

Merke: Es kommt nicht darauf an, vor welcher Kulisse oder Fototapete der jeweilige Reporter steht, sondern welche Informanten wie im Hintergrund arbeiten. Stichwort "Stringer".

Leider sieht man den Nasen vor der Kamera nicht unmittelbar an, wie qualitätsvoll die Arbeit des Teams dahinter ist. Hier wäre guter Medienjournalismus gefordert.
 
AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

Die können dafür aus dem Fenster gucken und haben so den absoluten Überblick?

Der ARD-Korrespondent Jörg Armbruster konnte am 11. Februar 2011 während seiner Live-Schalte in der 17-Uhr-Tagesschau tatsächlich aus dem Fenster schauen und als erster von den jubelnden Menschenmassen berichten, die unmittelbar in diesem Augenblick vom Rücktritt Mubaraks erfahren haben. Da hat man dann richtig gesehen, wie der Kameramann seine Kamera vom Stativ nahm und live auf den Balkon ging.

Matthias
 
AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

Der ARD-Korrespondent Jörg Armbruster konnte am 11. Februar 2011 während seiner Live-Schalte in der 17-Uhr-Tagesschau tatsächlich aus dem Fenster schauen und als erster von den jubelnden Menschenmassen berichten, die unmittelbar in diesem Augenblick vom Rücktritt Mubaraks erfahren haben. Da hat man dann richtig gesehen, wie der Kameramann seine Kamera vom Stativ nahm und live auf den Balkon ging.

Matthias

Ist das hier gemeint?


Hm, am Anfang redet Armbruster ständig davon, dass er den Rücktritt von Mubarak "nicht bestätigen" kann. Und dann erzählt ihm Boetzkes aus dem Studio in Hamburg, was gerade offensichtlich wirklich passiert ist (Der Vizepräsident Suleiman hat offenbar mitgeteilt, dass Mubarak zurückgetreten sei).

Von wem kommen jetzt die zuverlässigen Infos?

Zugegeben, diese Livebilder sind bewegend. Aber das ist ein "One in a million"-Moment. Die meiste Zeit läuft es nämlich genau so, wie oben von MannisFan beschrieben - im Hörfunk genauso wie im Fernsehen.
 
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Ich möchte mal behaupten, wenn heute ein Korrespondent "live aus Tripolis" angekündigt wird, dieser könnte mir mehr und authentischer zur Lage in Libyen vermitteln, als ein Korrespondent "Aus unserem Nordafrikastudio" welches sich in Tunis oder Kairo befindet. In diesem Sinne wollte ich darauf hinweisen, dass viele Sender lediglich Nähe und Insiderwissen suggerieren, ohne dass sie wirklich mitten drin im Geschehen wären. Und ein bisschen halte ich diese Praxis auch für unseriös, weil sie dem Publikum eine Authentizität vorgaukelt, die nicht gegeben ist.
 
AW: Fernsehmann gibt zu: Radio ist fürs Aktuelle/Schnelle oft besser

Volle Zustimmung, was die "Vorgaukelei" angeht, MannisFan, trotzdem bleibe ich dabei: die Tatsache, dass ein Reporter von "vor Ort" berichtet, sagt in den meisten Fällen gar nichts über die Qualität der Berichterstattung aus.

Interessant dazu auch diese kommunikationswissenschaftliche Arbeit zum Thema "DEUTSCHSPRACHIGE AUSLANDSKORRESPONDENTEN IN LATEINAMERIKA"

Nach Ramonet hat die verstärkte „Live-Übertragung in Echtzeit“ nach dem Motto `Unser Korrespondent ist vor Ort, also weiß er´ sogar eine indirekte Veränderung des Informationsbegriffs bewirkt, wobei sich beim Fernsehzuschauer die Illusion festgesetzt habe, sehen bedeute verstehen. [S. 13]
 
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Das ist ja ein anderes Thema: Wie gut ist der Korrespondent! Selbstverständlich, wenn ich eine Pfeife auf den Marktplatz von Tripolis stelle, oder, milder ausgedrückt, einen journalistischen Sesselfurzer, dann hilft mir die tollste Live-Übertragung nichts.
In meinem Vergleich gehe ich von der Grundannahme aus, dass wir es mit jeweils vergleichbar kompetenten Korrespondenten zu tun haben.
 
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Irgendwie wollen aber wohl die Leute dieses "Unmittelbar-Dabei-Gefühl" haben. Warum sonst schalten so viele Sender "direkt ins Wetterstudio" oder "direkt in die Verkehrszentrale", wenn der Moderator oder die Moderatorin das Wetter und die Verkehrsmeldungen genau so gut auch selbst vorlesen könnte?

Matthias
 
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Ja, auch das Unmittelbar-Dabei-Gefühl. Schön formuliert. Es kann ja passieren daß eine Schalte daneben geht oder gerade "nichts passiert". Mir fällt aber auf, daß gewisse Sender sich mehr trauen und zutrauen und näher am Puls sind als andere. Und mich beeindruckt eben, daß eine Antonia Radost mit kugelsicherer Weste tatsächlich in Tripolis steht.
Und die Kamera reinhält und O-Töne einfängt. Auch wenn es nicht der Weisheit letzter Schluß ist. Aber sie sind da!

Der Kollege an der tunesischen Grenze riskiert nichts und kann Einschätzungen zur politischen Lage zum besten geben. Das ist toll. Doch. Verkehrte Welt.
 
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Da es hier schon mehrfach falsch geschrieben wurde und wir uns im Nebenan-Thread mit der Sprachlotterey beschäftigen: Die Dame heißt Antonia Rados, also ohne t am Ende.

Matthias
 
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Wers glaubt wird selig!
Bei rbb 88,8 ist das tatsächlich so. Der Verkehrsmensch sitzt in der Berliner Verkehrsinformationszentrale, die räumlich direkt neben der Verkehrsregelungszentrale des Berliner Senats sitzt. Der darf sich also alle halbe Stunde mal kurz melden, oder bei einer dringenden Gefahrenmeldung auch mal zwischendurch, und ansonsten kann er ein Buch lesen bzw. er hält den Kontakt mit den beiden Verkehrsredakteuren, die dort im gleichen Raum sitzen und die Verkehrslage auswerten und daraus die Meldungen fürs Internet und für die Anzeigetafeln an den Hauptstraßen schreiben.

Bei Staatsbesuchen mit besonderer Sicherheitsstufe werden denen dort übrigens Rollos heruntergefahren, damit sie keinen Blick mehr in die Verkehrsregelungszentrale haben, weil man dort ja die Route erkennen könnte... (die Verkehrsinformationszentrale wird privat betrieben, während in der Verkehrsregelungszentrale preußische Beamte aus Verwaltung und Polizei sitzen).

Beim Wetter war es früher so ähnlich, da haben das die Wetterfrösche des Wetterdienstleisters gemacht, das klang auch immer sehr nach Musiktaxi, aber seit einiger Zeit ist das nicht mehr der Fall, da lesen die Moderatoren das Wetter selbst vor. Im Prinzip könnte man das beim Verkehr genau so machen, den ob der Monitor, von dem abgelesen wird, nun in der Verkehrsinformationszentrale oder im Hörfunkstudio steht, ist ja vollkommen schnuppe. Nach 18 Uhr geht es ja auch.

Matthias
 
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Wenn der Monitor der Konkurrenz in einem Hubschrauber steht, muss man sich eben etwas einfallen lassen. ;)
 
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Wenn der Monitor der Konkurrenz in einem Hubschrauber steht, muss man sich eben etwas einfallen lassen. ;)
Ach, und was sieht man in einem Hubschrauber? Höchstens den Stau, über dem man gerade fliegt. Da finde ich das Konzept der Berliner Verkehrsinformationszentrale schon besser: Die haben alle wichtigen Straßenabschnitte mit Sensoren ausgerüstet und können so genau messen, wie gut es wo fließt.

Außerdem haben sie den Blick auf die Kameras der Verkehrsregelungszentrale, die vor allem im Bereich der Stadtautobahn zeigen, wo und warum es klemmt. Und die Leute nebenan in der Regelungszentrale können eben auch genau sagen: "Wir sperren jetzt die Zufahrt zum Tunnel XYZ" oder "in fünf Minuten geben wir die Autobahn wieder frei".

Matthias
 
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Berlin lasse ich mir ja gefallen. Aber wenn jeder Provinzsender von hinter den sieben Bergen (nichts gegen Zwerg:)) mit seinem Verkehrsstudio und seinem Wetterstudio prahlt, dann frage ich mich schon mal, für wie doof die Veranstalter eigentlich ihre Hörer halten.
 
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Ach, und was sieht man in einem Hubschrauber? Höchstens den Stau, über dem man gerade fliegt.
So ist es. Deswegen liest der Staupilot ja auch nur die Meldungen aus der Verkehrsinformationszentrale vor.

...dann frage ich mich schon mal, für wie doof die Veranstalter eigentlich ihre Hörer halten.
Und die Hörer geben ihnen recht. Sonst würden sie den Schund nicht hören.
 
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Vielleicht ist es auch nur ein rhetorisches Verkehrsstudio!
 
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