FM4: Blumenaus eigener Moderations- und Umgangsstil

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Gelb

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Eins vorweg: ja, ich bin ein böser Piefke. Ja, auch ich bin so ein "Däätscher", der sich gerne mal den Bonustrack oder den Zimmerservice mit Blumenau bei FM4 anhört.

Dabei fällt mir immer wieder auf, daß Blumenau gerne mal seine Anrufer zurechtweist und ihnen verbal in den Arsch tritt. Ob das immer sein muß oder nicht und wenn, dann in dieser Form, das möchte ich hier diskutieren.

Um nicht mißverstanden zu werden: ich selbst höre die Sendungen gerne und empfinde diese Art zu moderieren und zu "talken" als ausgesprochen erfrischend und unterhaltsam. Nur fällt mir immer wieder auf, daß einige Anrufer oder Wünscher da ganz anderer Meinung sind und tatsächlich oftmals ziemlichen Stuß ablassen. Daß Blumenau dann gereizt ist und entsprechend reagiert, kann ich verstehen. Nur habe ich manchmal den Eindruck, daß seine Hörer bzw. Anrufer dies nicht verstehen und sich dann beschweren.

Daher mal die Frage ins "Land der Berge": empfindet Ihr Blumenau als arroganten Besserwisser, oder freut Ihr Euch über seine Sendungen und die Plattform, die er Euch damit bietet? Ich frage nur, weil es eine vergleichbare Sendung hier in Deutschland meines Wissens nach nicht gibt (und kommt mir jetzt nicht mit Fritz oder Domian daher!) und ich mir wünschen würde, daß sich auch hier jemand trauen würde, wie Blumenau die Wahrheit zu sagen.
 
AW: FM4: Blumenaus eigener Moderations- und Umgangsstil

Jetzt antwortet ausgerechnet ein anderer Piefke als erster: Blumenau polarisiert, was natürlich für ein Massenmedium erst einmal paradox ist. Aber warum sollte das in Österreich anders aufgefasst werden als in Deutschland?
 
AW: FM4: Blumenaus eigener Moderations- und Umgangsstil

Wer Blumenau auch aus anderen Sendungen kennt, weiß dass er zwar einen sehr eigenwilligen, zuweilen auch besserwisserischen Stil pflegt, grundsätzlich aber doch über sehr fundierte und überlegte Meinungen verfügt. Verglichen etwa mit dem "Zimmerservice" scheint er sich bei Bonustrack aber reizbarer zu geben, was ihn stellenweise etwas unglaubwürdig erscheinen lässt. Mir persönlich könnte er manche Personen durchaus etwas länger zu Wort kommen lassen (und wenn es nur ist, um sie danach noch mehr ins offene Messer laufen zu lassen). So sehr ich Blumenaus Ansichten in den allermeisten Fällen teile, so sehr nervt es mich manchmal, wenn manche Anrufer ein grundsätzlich interessantes Thema anschneiden und diese dann abgewürgt werden.

Edit: @Gelb: Kennst du Tommy Wosch auf Fritz?
 
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@alquazar:
Ich habe letztens seinen Blog auf der FM4-HP zu der Kabel-Senderdingsbumsabschaltung in München gelesen. Er schreibt darin sinngemäß, daß er sich freut, daß FM4 in Deutschland so gut und dankend angenommen wird und nicht, wie anscheinend von vielen Österreichern, als Selbstverständlichkeit und Sündenbock für alles betrachtet wird. Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, aber es klang für mich schon so, daß wohl viele FM4-Hörer sich laufend beschweren und das alles doof finden, was FM4 so macht und sich die Deutschen aber genau darüber unglaublich freuen, weil es in Deutschland eben NICHT sowas wie FM4 gibt und wir hier in Deutschland dieses Programm oftmals als interessant und positives Beispiel für ein Jugendkulturprogramm auffassen.
Von daher denke ich, gibt es durchaus einen Unterschied zwischen deutschen und österreichischen FM4-Hörern - jedenfalls soweit Blumenaus Einschätzung stimmt.

@Montreal:
Leider verschweigst Du uns, ob Du in Deutschland oder Österreich zu Hause bist (wobei ich auf Letzteres tippe). Was macht ihn denn Deiner Meinung nach zum arroganten Besserwisser?

@Wrzlbrnft:
Es freut mich, daß ich nicht der einzige bin, der diese Beobachtung gemacht hat. Auch mir geht er manchmal zu früh und zu hart rein. Ich finde, hat er beherrscht die Kunst, das Gespräch so zu drehen, daß als Quintessenz herauskommt, daß der Anrufer doch eigentlich gar nichts zu sagen hat und deshalb aus der Leitung geworfen werden kann. Das werfe ich ihm auch vor, denn ich bin der Meinung, er sollte manchmal die Leute einfach auch reden lassen und auch bereit sein, das Geschwätz von anderen zu akzeptieren. Wenn es sinnloses Gebrabbel ist, OK, weg damit. Aber manchmal sind eben auch nette und interessante Leute dabei, und ich finde es da teilweise schon beschämend, wie er mit denen umgeht. Ein Talker muß meiner Ansicht nach auch über die Fähigkeit verfügen, sich auf andere einzulassen.
Ja, ich kenne Wosch und finde ihn grauenhaft. Der Mann ist für mich kein ernstzunehmender Radiomoderator und gehört meiner Meinung nach fristlos entlassen.
 
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naja ist es nicht immer so dass wenn etwas nicht selbstverständlich ist...das es dann oft mehr geehrt etc wird?
warum sonst hören so viele österreichische jugendlich ...deutsche radiosender übers i-net..einfach nur deswegen weil wenn man es nicht dauernd hört und dadurch nicht die routine kommt...d.h. es einfach besser ist :)

zu blumenau...oder bzw. fm4.
mein großes problem bei dem sender ist ...das ich es einfach nicht mag wenn leute soo sehr von sich selbst überzeugt sind das sie andere meinungen gar nicht gelten lassen. blumenau hat sicher nicht die weisheit mit dem löffel gefressen auch wenn ers gerne glaubt.
 
AW: FM4: Blumenaus eigener Moderations- und Umgangsstil

Blumenaus Moderationsstil ist bei uns ungwohnt, folgt aber einem in den USA seit langer Zeit sehr erfolgreichen Muster.

Es war Rush Limbaugh bei der Station WABC in New York, der 1987 erstmals einen provokanten Interviewstil ohne Anspruch auf Objektivität einführte. Der Erfolg war grandios. Und auch heute noch gehören die tägliche Radioshows von Rush Limbaugh und Co., in denen es öfters auch zu Schreiduellen und wüsten Beschimpfungen kommt, zu den beliebtesten Radiosendungen in den USA.

Lest euch mal das durch: http://fm4.orf.at/christianlehner/145584/main
 
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Ich schneide grad fürs Archiv einige alte Folgen des BT.
Bei mir geht ein seltsamer Wandel vor:
Anfangs suchte ich die Musik, um sie rauszuschneiden, jetzt gwöhne ich mich langsam an den Stil von Blumenau und ertrag ihn auch schon mal über längere Passagen.
Gewöhnungsbedürftig, aber das braucht Radio!

meint, auch wenn B. ned unbedingt des Autors schönstes Geschmackserlebnis ist

-esta
 
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@FM4:
Als öffentlich-rechtlicher Ableger mit dem entsprechenden Konzern im Rücken läßt es sich leicht außergewöhnlich sein. Meiner Meinung nach sollte man aber nicht zu einem Lehrsender und Besserwessersender mutieren, der lediglich die Jugendkultur wiedergibt und dirigiert, die er selbst erschaffen hat. Es läßt sich leicht Alternative sein, wenn die (privaten) Mitbewerber durch den Markt eingeschränkt sind. Ich würde mir FM4 weniger dogmatisch wünschen.

@Blumenau:
Ich persönlich halte Blumenau für ein interessantes Phänomen der Moderations-Kultur und sein Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Personality in allen Ehren. Dennoch darf man als Radio-Moderator nie vergessen, dass man für sein Publikum bis zu einem gewissen Grade transzendent ist, will sagen, was ich einem Typen im privaten Umfeld face to face reinwürgen kann ohne gröbere Schäden zu verursachen, kann onAir im Rahmen einer (bekannten) Sendung nicht zu unterschätzende Konsequenzen haben. Es ist nun mal so, dass die Person vor dem Mikro und neben dem Telefonhybriden eine gewisse Machtposition inne hat. Auch Herr Blumenau muss sich dieser Verantwortung dem Seelenheil seiner Hörerschaft gegenüber bewußt sein.
 
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Ich denke mal, dieser Position ist sich Martin Blumenau sehr wohl bewusst. Letztlich findet die Sendung auch mitten in der Nacht statt und nicht am hellichten Tage. Wer Blumenau auch schon mal in seinen (recht seltenen) Tagesmoderationen oder auch im sonntäglichen "Zimmerservice" erlebt hat, weiß, dass er sich dort um einiges "zahmer" gibt, sein eigener Moderationsstil bleibt aber dennoch erhalten. Und auch im Bonustrack kommen immer wieder anspruchsvolle und längere Diskussionen zur Sprache, sofern der Anrufer auch wirklich was zu vermelden hat (und es auch schafft, dies Blumenau gegenüber glaubhaft zu vermitteln).
 
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Aber das ist genau der Punkt: die Sache mit dem "dem Blumenau beweisen, daß man es ernst meint". Vorgestern habe ich mir den Aircheck einer Bonustrack-Sendung vom November angehört. Da waren meiner Meinung nach durchaus Anrufer dabei, die Potential hatten. Nur leider hat Blumenau so ziemlich reden so sehr an die Wand geredet, daß hinterher keiner mehr an einem weiteren Gespräch interessiert war und folglich auch ins Stammeln geraten ist. Blumenau verfügt natürlich über ein unglaubliches rhethorisches Talent, bei dem der Normalo nicht mithalten kann. Wenn Blumenau dann zwei, drei kritische Sätze fallen läßt, geht am anderen Ende der Leitung erstmal die Kinnlade nach unten. Das mag sicherlich in vielen Fällen gerechtfertigt sein, nur frage ich mich manchmal, ob es wirklich immer so sein muß und ob man jeden Anrufer erstmal als Feind versteht. So kommt es mir leider oft vor.
Ich finde Blumenau genial, ich höre ihn gerne, ich höre bei seinen Sendungen richtig zu (das ist Radio!), aber bloß, weil einer eine Talk-Sendung moderiert, muß er nicht permanent das machtinnehabende Radioarschloch spielen. Ich vermute fast, daß er diese Rolle tatsächlich nur spielt und unterstelle ihm, daß er im "echten" Leben außerhalb von Bonustrack und Zimmerservice ein netter, intelligenter und umgänglicher Kerl ist.
Übrigens, Wrzl, im Zimmerservice habe ich ihn auch schon ausrasten gehört. Einen dieser Ausraster habe ich sogar hier auf MD. Der Grund für diesen Anfall ist für mich absolut nachvollziehbar, und es hat so diesen "da-hat-er-aber-irgendwo-auch-recht"-Effekt, aber wenn man die Leute am Telefon erst gar nicht richtig zu Wort kommen läßt und ihnen gleich nach zwei Sätzen schon das Wort im Munde herumdreht und somit ein Argument dafür findet, den Anrufer nach einer halben Minute schon wieder aus der Leitung zu kicken, dann frage ich mich schon, inwieweit eine Talk-Sendung dann Sinn macht. Denn der Inhalt kann ja nicht darin bestehen, daß nur der Moderator talkt und sich über die bösen Hörer aufregt.
 
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Wrzl schrieb:

und wenn es nur ist, um sie danach noch mehr ins offene Messer laufen zu lassen

Allerdings glaube ich, dass es ihm darum gar nicht geht. Daher ist es auch falsch, ihm mit Rush Limbaugh zu vergleichen. Blumenau möchte sich nicht auf Kosten anderer profilieren, im Gegenteil, er stemmt sich gerade dagegen: Dass Menschen sich mit unausgegorenen Meinungen, Vorurteilen etc. öffentlich bloßstellen und angreifbar machen.

Deshalb schmeißt er ja manchmal die Leute relativ schnell von der Antenne. Da geht es um Respekt, aber nicht nach der 70er-Jahre-Grundschullehrerinnen-Masche: jetzt bilden wir einen Kreis, und jeder sagt mal was er denkt und danach respektieren wir uns alle ganz doll.

Nein, wenn du Blumenau deine Meinung sagst, dann musst du schon ein bisschen Substanz mitbringen.
 
AW: FM4: Blumenaus eigener Moderations- und Umgangsstil

Schade, daß dieser Faden so schnell wieder nach unten gerutscht ist. Ich hatte gehofft, über jemanden, der so polarisiert wie Blumenau, gäbe es Gesprächs- und Diskussionsbedarf. Aber vielleicht mache ich mir da auch was vor und bin einer der wenigen (noch dazu Deutscher), der das Phänomen Blumenau nicht als selbstverständlich betrachtet.
Zum Beispiel leuchtet mir nicht ein, weshalb FM4 generell vorgeworfen wird, dogmatisch zu sein - von Blumenau mal ganz zu schweigen.
 
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