Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

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AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

  • Hörer nicht live auf den Sender nehmen, damit eventuelle Ausfälle rausgeschnitten werden können
  • Musik testen lassen und keine Songs spielen, die bei Befragten Ablehnung auslöst, damit ja keiner umschaltet
  • nicht auf das eigene Radiogefühl hören, sondern Berater engagieren, die einem dasselbe Konzept verkaufen, das sie schon an hundert andere Sender verkloppt haben
  • Moderatoren jegliche Spontaneität aberziehen
Das alles sind nicht in erster Linie Zeichen eines formatierten Programms, sonder Beleg dafür, daß die Verantwortlichen der meisten Senders keinen Arsch in der Hose haben und versuchen, sich nach allen Seiten gegen eventuelle Vorwürfe abzusichern. Wenn man die Entscheidungen anderen (Außenstehenden) überläßt und den Mitarbeitern jegliche eigene Entscheidungsbefugnis nimmt, hat man im Zweifel immer jemanden, auf den man die Schuld schieben kann, so daß der eigene Sessel gesichert bleibt. Daß in einem derart kreativitätsfeindlichen Klima kein kreatives und mithin spannendes, überraschendes Programm entstehen kann, ist klar, wird aber billigend in Kauf genommen.

Andererseits ist das auch keine Eigenheit von Radiosendern. Heutzutage traut sich doch kaum noch jemand, auch nur einen Millimeter von den Vorschriften abzuweichen und ein Minimum an Eigenverantwortung zu tragen. Kein Wunder, daß dieses Land nicht aus der Hüfte kommt... :mad:
 
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Vielleicht liegt der Fehler vieler deutscher Formate auch darin, dass man den Hörer allzeit und unbedingt binden möchte: Um ja niemanden zu verschrecken, ergeht man sich in "bewährter" Mittelmässigkeit, Zielhörergruppenorientiert versteht sich.;) Umschalten lohnt sich in diesem System nicht, da alle fast das gleiche spielen, die Hörer verweilen in der Lethargie der Bedudelten.

Aber genau wie es kaum jemanden gibt, der nur einen einzigen Fernsehsender sieht, sollten Radiosender auch dafür gut sein mit formatübergreifenden Highlights Hörer zu locken, die danach auch durchaus wieder umschalten dürfen. Dadurch mischt sich die Hörerschaft immer wieder neu. Der Hörertausch ist für Qualitätssender ein Gewinn, da die Wechselhörer immer öfter zuschalten und dabei bleiben werden, während die Dudelsender sich wegen ihrer Konturlosigkeit mehr und mehr aus der Wahl disqualifizieren werden.
Auch in Hinblick auf die viel diskutierten regelmäßigen MAs sehe ich dabei nur Vorteile.
 
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Es sammeln sich wieder sehr viele sinnvolle Beiträge. Wenn einer käme und die vielen Vorschläge, die alle in die selbe Richtung weisen, aufnehmen würde, dann könnte er sicher innerhalb sehr kurze Zeit eine gute Marktposition erreichen. Aber mal ehrlich: Wer, der Verantwortung trägt (auch wenn er sie von sich schiebt), liest hier mit und nimmt ernst was die Leute hier schreiben? - Niemand.
 
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Ein Format ist schon mal nicht schlecht. Allerdings ist die Umsetzung in Deutschland eine Katastrophe. Beispiel Rockradios: hier werden zumeist nur die best getesteten rockigen Titel des AC- oder Oldie-AC-Formats rausgefiltert und dann in einem separaten Programm rauf- und runtergedudelt. Es gehlt der Mut auch mal weniger erfolgreiche Singles der Musikgeschichte oder erst recht Album-Tracks zu spielen. Das macht das deutsche Radio musikalisch zu dem was es ist: eine stinklangweilige, eintönige Angelegenheit.

Dem kann ich nur zustimmen. Ein gewisses Format sollte ein Sender aufweisen, denn wenn das Programm keine Struktur hat, will das ja (fast) keiner hören. Oder was hab ich davon wenn ich zuerst die Kastelruter Spatzen, dann Manowar und anschließend Eminem spiele. Ist jetzt vielleicht ein bisschen arg übertrieben, aber ich kann mir nicht vorstellen dass es viele Hörer gibt die so eine große Toleranz haben. Das Problem in Deutschland ist wie bereits angesprochen dass alle Sender auf das gleiche Format gehen. Und wenn es zum Beispiel ausnahmsweise doch ein Rockformat ist, das es in Deutschland meiner Meinung nach eh viel zu selten gibt, dann werden auch immer nur die gleichen Titel gedudelt. Zum Beispiel ist das bei Rock Antenne jetzt auch so. Echt bedauernswert wie sich so ein klasse Sender selber zunichte macht indem er noch stärker formatiert wird...
 
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Wir brauchen uns ja auch nichts vormachen: An der Musik selbst wird sich nicht viel ändern. Wenn ich die Vorgabe habe die meisten Leute zu erreichen, dann muss ich populäre Sachen spielen. Und das ist dann eben das aktuelle Zeug und je nach Musikfarbe und Zielgruppe die 60er, 70er, 80er, 90er und beinahe ja schon die 00er (oder wie auch immer man das jetzige Jahrzehnt nennen soll). Da gibts schon die erste Einschränkung. Die nächste ist, dass man, wie hier vorher schon geschrieben wurde, eben nicht Volksmusik, Trance, Hip Hop und Death Metal hintereinander spielen kann. Wer sich so ein breites Spektrum zulegte, hätte einen an der Waffel. Trotzdem kann man sich musikalisch sehr viel breiter aufstellen und mehr Abwechslung reinbringen. Auch indem man tageszeitabhängig gewichtet. Selbst der klassische Kurzzeithörer will auf der Fahrt in die Arbeit und auf der Heimfahrt nicht zwei mal das Selbe hören.
Das führt also zu einer größeren Rotation und einem breiteren Musikangebot, aber die Top 100 werden trotzdem noch gespielt.

Aber dann muss man auch etwas an der Präsentation ändern. Auf radioszene.de, ein Stockwerk höher, gibts ne nette Auflistung von Claims. Man könnte daraus auch einen machen und keiner würde es merken. Und der erste Schritt sich von anderen zu unterscheiden, wäre die Wörter Musikmix, Hits, aller Zeiten, 100%, Information und Sonstiges aus dem eigenen Sprachgebrauch zu verbannen. Alleinstellungsmerkmale wirklich entwickeln, Marken schaffen. Dazu gehört eben ein eigenes Sounddesign, die Jingles nicht aussourcen, sondern selbst machen. Den Claim selbst erarbeiten und verdienen. Jeder dämliche Sportschuhhersteller bekäme das besser hin!

Darüber hinaus braucht man Typen im Radio. Scheiß auf "Personalities". Typen, die unverstellt sind, die sich direkt mit dem Hörer auseinandersetzen. Das fängt schon damit an, dass man Leute live on air nimmt. Wenn das daneben geht - seis drum. Es merkt auch jeder Hörer, dass der Typ am Telefon gerade komisch ist und dankt dem Moderator, wenn er ihn galant rauskickt. Und die, die gerade weghören, weil sie gespannt auf den nächsten Hit oder den schnellsten Verkehr warten, kriegen das eh nicht mit. Man muss sich mal eins klar machen: Verkehr und Musik sind Pflicht! Danach fängt die Kür an.
Deshalb braucht es an der Stelle auch Leute, die ihr Handwerk beherrschen und deren Zügel lose sind. Die auch mal frei nach Schnautze reden können - unterhalten können. Damit meine ich keine endlosen Monologe, sondern für den Hörer erreichbar sein. Der Typ muss sich authentisch geben - keine aufgesetzten Worthülsen, keine ausgefeilten Verstatzstücke, die klingen als könnte man sie in Werbeschilder eingravieren. Der Hörer soll glauben ihn zu kennen. Dann schaltet er nicht mehr nur wegen der Musik ein, sondern auch wegen dem Typen. Denn nochmal: Es gibt nichts zu holen mit der "besten Musik". Die spielen alle anderen auch. Der Typ wird im besten Fall aber Teil der eigenen Marke.

Nochmal kurz: Alleinstellungsmerkmale, Authentizität, breiteres Musikangebot, Marke schaffen.

Für die Öffentlich-Rechtlichen ist dies alles nur eine Frage des Wollens. Wenn manch Privater vor soetwas zurückschreckt, kann ich das verstehen.
 
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Zitat Der Radiotor:
Ein Format ist schon mal nicht schlecht. Allerdings ist die Umsetzung in Deutschland eine Katastrophe. Beispiel Rockradios: hier werden zumeist nur die best getesteten rockigen Titel des AC- oder Oldie-AC-Formats rausgefiltert und dann in einem separaten Programm rauf- und runtergedudelt. Es gehlt der Mut auch mal weniger erfolgreiche Singles der Musikgeschichte oder erst recht Album-Tracks zu spielen. Das macht das deutsche Radio musikalisch zu dem was es ist: eine stinklangweilige, eintönige Angelegenheit.
Exakt, schliesse ich mich an.

Zitat u87:
Und im Gegensatz zu Dir finde ich, dass sich die ersten Privatradios grottig angehört haben und in vielen Fällen einfach nur eine (schlechte) Kopie von Radio Luxemburg waren. Ich muss allerdings auch sagen, dass im Vergleich zu heute dieses noch "Gold" war. An die Magie, die von den Seesendern ausging, kamen die nicht mal ansatzweise heran.

Letzter Satz wohl richtig. Wie auch mw_88 schon schrieb. Nur Bremen war etwas vom offshore-Virus befallen. Daß alle Privatradios damals grottig klangen, kann man so pauschal nicht sagen. Habe da einige Stationen im Kopf, die richtig wegweisend waren. U.a. auch ffn (inkl. Grenzwellen).
Die Privatradioszene empfand ich insgesamt / überwiegend recht innovativ - für deutsche Verhältnisse und in den Anfangsjahren. Typen, personalities und musikalische Vielfalt waren (Ausnahmen bestätigen die Regel) möglich.

Ja, die mit Feuer im Herzen und Offshore im Ohr liefen bald gegen die Wände. (Auch Caroline in den 80ern war Klasse und formatiert, mw_88 ... abgesehen von dem Anachronismus "top40"-Radio Laser 558 auf hoher See, das BBC Radio One dramatische Hörereinbrüche bescherte)
UND DAS IST DAS TRAURIGE DARAN, wie es sich entwickelt hat. Wer sich mal einige Jahre aus der Radioszene ausgeklinkt hat und jetzt wieder zurückkehrt, sieht sich einem mittleren Kulturschock gegenüber...

Dieser, um es wertfrei zu sagen, mag einige Gründe haben:
Radio wurde mehr und mehr zu einem „Nebenbeimedium“
Die Privatstationen brachen in den Umfragen immer mehr in die Reviere der ÖR-Stationen ein
Was zu einer engeren Formatierung führte.
Denn -KEIN Format (außer top40)- sieht vor, daß man wochenlang die gleichen (möglichst noch abgenudelten, überhörten) Titel aus einem 200-500-Titelpool spielt.
Da bin ich, trotz meines Eintretens für Formate, mit den heutigen Kritikern ziemlich einer Meinung. Wobei man auch nicht vergessen darf: Es gibt Sender, die wollen SO klingen, wie sie klingen.
Nur – wenn es ALLE Sender in der gleichen Region machen, wird es schlimm. Und: ÖR-Anstalten könnten trotz einer Formatierung da dagegenhalten, eben durch eine andere Ladung, Tiefe und Vielfalt. Sozusagen „back to the roots“.... ? Oder :rolleyes:

Zitat Faultier:
Nochmal kurz: Alleinstellungsmerkmale, Authentizität, breiteres Musikangebot, Marke schaffen.

Zum Beispiel so...
 
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[...] Das alles sind nicht in erster Linie Zeichen eines formatierten Programms, sonder Beleg dafür, daß die Verantwortlichen der meisten Senders keinen Arsch in der Hose haben und versuchen, sich nach allen Seiten gegen eventuelle Vorwürfe abzusichern.

Und wenn das als Ursache für den gegenwärtigen Zustand des Hörfunks einmal erkannt ist, muß man unweigerlich schließen, daß eine Diskussion pro oder contra Format nur an Symptomen herumdoktert.

Und selbst wenn man - im Wissen um die tieferliegenden Ursachen - dennoch über Formate diskutieren möchte, würde ich empfehlen, erst mal einen Konsens darüber herzustellen, was man überhaupt als „Format“ verstanden wissen will. Der eine stellt sich ein enges Korsett vor, um keinen Hörer zu verschrecken, der andere sieht „Format“ als Synonym von „Struktur“. Solange diese Bandbreite von Vorstellungen über den Diskussionsgegenstand herrscht, kann man lange „diskutieren“ - und jeder hat recht. :D
 
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... wie Du zum Beispiel. Heute ist „Format“ ja gleichzeitig ein Schimpfwort, weil alle (?) davon ausgehen, daß es automatisch
geringe Anzahl von Titeln (praktisch jedes der Formate wird auf Top 100 gefahren, egal welches) und
dieses heutige Format-Erscheinungsbild (fast) nur noch die sattsam bekannten, überhörten Titel umfasst.
DEM IST NICHT SO. Man hat es nur dazu gemacht.

Format bedeutet zunächst einmal nichts anderes, als sein Radio auf eine ZIELGRUPPE auszurichten und diese dann (ursprünglicher Gedanke) mit einem zugeschnittenen Musikangebot bestmöglich zu erreichen. Einem 35jährigen kann man eben nicht Death Metal um die Ohren hauen, einem 55jährigen nicht Sido...
Diese Erkenntnis führte zu der Vielzahl von Formaten, wie wir sie kennen – die Popgeschichte ist ja inzwischen vorangeschritten und mehr und mehr Formate bildeten sich heraus bzw. wurden notwendig. Aus AOR wurde dann „Classic Rock“ und „Modern Rock“, aus AC kam soft-AC und Hot-AC, UC (urban contemporary) ist ziemlich das neueste jugendorientierte Format.
Hinzu kamen dann handwerkliche Dinge: Notwendige wie ein Musik-PC, Stunden/Musikuhr
und dann noch die claims, die liner-cards, reduzierte Moderationshappen. Die, wenn sie überhand nehmen und fast nur noch alleiniger Bestandteil des „Worts“, sicherlich ein Ärgernis sind.


Wir sollten bei der Diskussion in Zukunft vielleicht Format/Überformatierung/heutiger Zustand o d e r Format/Ursprünglich mit angeben, um besser zu argumentieren und nicht alles in einen Topf zu werfen. Denn es geht auch anders! :rolleyes:
 
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Nach der Definition von Prof. Dr. Klaus Goldhammer ist das Formatradio ein Markenprodukt.

Mit anderen Worten: Formatradio schmeckt wie eine Tütensuppe: „immer gleich“

Doch genau in diesem Produktansatz liegt das Problem. Man stelle sich vor, man kauft sich eine Tütensuppe, die auf dem Markt neu eingeführt wurde. Am Anfang schmeckt sie hervorragend. Sofort geht man in den Supermarkt und kauft sich weitere Packungen. Doch spätestens nach dem Essen der dritten, vierten Suppe stellt man fest, dass da eine gewisse Würze fehlt.

Es gibt anschließend zwei Möglichkeiten: Man besorgt sich entweder eine andere Tütensuppe oder versucht die „Lieblingssuppe“ mit diversen Zutaten zu verfeinern. Beide Strategien sind zum Scheitern verurteilt. Die andere Tütensuppe offenbart nach dem zweiten Mal Essen auch keine Überraschung mehr, und selbst nach dem Verfeinern der Suppe schmeckt man lediglich die aufdringlichen Essenzen des Produkts durch. Natürlich ist es nicht möglich, ein Radioprogramm so zu verfeinern wie eine Suppe. Aber immerhin ist der Hörerwunsch nach wie vor des Senders liebstes Kind. Doch was hier von Seiten des Senders getan wird, um sein homogenes, wiedererkennbares Produkt zu schützen, ist frustrierend: Wählt der Hörer eine Geschmacksrichtung, die nicht auf dem Rezept des Senders steht, so wird ihm aus dem bunten Sammelsurium der üblichen Verdächtigen ein Titel vorgeschlagen.

Formatradio ist Eintönigkeit, ist kultureller Abstieg.

Radio muss das Sprachrohr der Kultur, der Gesellschaft, der politischen und ethischen Meinungsbildung und die 4. Gewalt im Staat sein - das Vergessen viele Macher leider immer wieder. Diese Aufgabe hat das Internet übernommen. Und falls sich an der Einstellung zu diesem Markenproduktdenken nichts ändert, dann ändert sich auf kurz oder lang die gesamte Radiolandschaft. Viele Sender wird es gar nicht mehr geben. Werbeeinnahmen brechen weg, weil auch die Industrie an der Innovationsfähigkeit des Radios zweifelt. Die Gefahr besteht, dass sich die wenigen übriggebliebenen Macher selbst wegrationalisieren. Die technischen Möglichkeiten gibt es schon seit über einem Jahr. Moderatoren können auch gegen einen elektronischen Moderator ausgetauscht werden, sofern sie nicht unverwechselbar sind ("Guten Morgen Cyborgs Das Ende der menschlicher Radio-Moderatoren ist in Sicht:
Software auf Edinbugh macht's möglich." http://www.filmtoolsconsult.de/index.php?option=com_docman&task=cat_view&gid=20&Itemid=49).

Gegen dieses Horrorszenario hilft nur Unverwechselbarkeit der Moderatoren, intelligente, vielfältige, variantenreiche Musikauswahl und eine innovative Programmgestaltung fernab der Gewinnspiele. Und Formatradio kann und wird das nie bringen!!!
 
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Zitat indifference
Gegen dieses Horrorszenario hilft nur Unverwechselbarkeit der Moderatoren, intelligente, vielfältige, variantenreiche Musikauswahl und eine innovative Programmgestaltung fernab der Gewinnspiele. Und Formatradio kann und wird das nie bringen!!!
Das hat es schon mal gebracht. Mehrmals, öfter als Du denkst, erfolgreich, und beweisbar. Nur WAR das (überwiegend) einmal.
Aber es kann es JEDERZEIT heute wieder bringen, mit einigen ganz simplen, logischen, nachvollziehbaren Eingriffen....:rolleyes:
Du siehst leider nur die "Auswüchse". Und definierst von vornherein Format als "pfui" , verabscheuungswürdig, leblos und "Begrenzung / Einschränkung" - das ist eben der Denkfehler.
dea hat da in seiner Antwort in #35 Recht.... :rolleyes:

Und Stümpert (r.i.p.) hat etwas anderes damit gemeint....
 
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Zitat indifference
Das hat es schon mal gebracht. Mehrmals, öfter als Du denkst, erfolgreich, und beweisbar. Nur WAR das (überwiegend) einmal.
Aber es kann es JEDERZEIT heute wieder bringen, mit einigen ganz simplen, logischen, nachvollziehbaren Eingriffen....:rolleyes:
Du siehst leider nur die "Auswüchse". Und definierst von vornherein Format als "pfui" , verabscheuungswürdig, leblos und "Begrenzung / Einschränkung" - das ist eben der Denkfehler.
dea hat da in seiner Antwort in #35 Recht.... :rolleyes:

Die guten Anfangtage sind vorbei und die Sinnkrise ist ja nur offensichtlich. Ich spüre es beim Radiohören und ich lese es in diesem Forum.
Ja, ich betrachte das Formatradio als Fluch (lat. formatum = das Geformte, das Genormte).

Und Stümpert (r.i.p.) hat etwas anderes damit gemeint....

Ich frage mich nur: "Ist das Radio noch zu retten?"
 
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Man kann auf dem Begriff "Format" nicht wie eine Furie rumreiten, als wäre
es die Pest. Format bedeutet nichts anderes als die Verhinderung von Chaos.

Von klein auf lernen alle höheren Lebensformen Regeln, die ihnen das Überleben
und somit die Arterhaltung sichern. Je komplexer die Gehirne, desto mehr Regeln
abseits von einigen Instinkten und Reflexen gibt es zu erlernen.
Das es uns Menschen damit am härtesten trifft, ist also kein Wunder und jeder,
der meint, ohne Regeln - sprich Formate - auszukommen, wird anecken, gleich
ob sozial oder physisch. Grundsätzlich kann man also sagen: Formate sind
eine rein natürliche Notwendigkeit als Opposition zum Chaos, ohne das es
ebensowenig geht.

Es ist also völlig normal, dass ein Programm - ob Radio oder TV - eine Strukturierung
erfahren muss, damit die Konsumenten wissen, was sie erwartet.
Wer das nicht glaubt, sollte sich im Bereich Internetradio umsehen.

Dort existieren hunderte Spaßstationen, wo jeder tun und lassen kann, was er
will. Nicht eine davon wird je eine ernhafte Zahl an Hörern um sich sammeln.
Wie auch, wenn keiner weiss, was läuft und sich keiner darauf verlassen kann,
dass überhaupt etwas läuft.

JEDES, wirklich jedes Programm benötigt ein Minimum an Format, um sich
überhaupt etablieren zu können und somit behaupte ich hier wiederholt, wie
schon zum Eingang des Fadens:
Die Frage kann niemals lauten "Format ja oder nein?" sondern nur "Wieviel
Engstirnigkeit, Idiotie sowie Verblödung von Machern und Hörern ist wirklich
notwendig?"
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Die guten Anfangtage sind vorbei und die Sinnkrise ist ja nur offensichtlich. Ich spüre es beim Radiohören und ich lese es in diesem Forum. Ja, ich betrachte das Formatradio als Fluch
Das HEUTIGE, und DANN, wenn ALLE mehr oder minder das gleiche (nur überhörte) in einer engen Rotation spielen?
Stimme sogar bis dahin bedingt zu (minus der Ausnahmen, die so sind, wie sie sein wollen - eben genau so. Da steckt auch eine Marktstrategie dahinter).

Ist das Radio noch zu retten?

Aber sicher. Nicht entmutigen lassen. Höre mal bei egoFM rein:
Flott, musicflow, reichhaltiger Titelbestand, unbekannte(re) Sachen ebenso in der Rotation als auch classics.... von chill-wave (Max Sedgley- Slowly !!!), dancepop, urban bis hiphop. Richtig klasse gemacht, dickes Lob. Und ist ein FORMATRADIO. Vielleicht nicht meine oder Deine Zielgruppe,aber gelungen.
Und der viel gescholtene hr1: Abgesehen von den redaktionellen Inhalten, die da mit der Neujustierung verloren gegangen sind...:
Mal drei Tage so oft wie möglich während der Arbeit zugehört. Die dortige Musikredaktion hat kräftig nachgeladen und ein sehr reichhaltiges Oldiesangebot im Äther. Man kann über einzelne Titel streiten - aber die Vielfalt (oldies-based format) ist deutlich hörbar.
OK, ist ÖR.... aber auch hier ging es ja um "Formatierung". Bleibt zu hoffen, daß die Schwesterwelle das auch frühzeitig erkennt.

Mit den Fomaten ist es wie mit einem Pendel - sie schwingen eben,
und irgendwann in die andere Richtung auch wieder.
Unweigerlich, wenn alle auf einmal "minimalisieren".
Und diese Hoffnung habe ich nicht begraben.
Nein, Radio ist nicht tot.
Und mit wenigen Handgriffen auch im Format lebendig zu "fahren". :)

Zitat dea (war schneller) :
Die Frage kann niemals lauten "Format ja oder nein?" sondern nur "Wieviel Engstirnigkeit, Idiotie sowie Verblödung von Machern und Hörern ist wirklich notwendig?"

Auf den Punkt gebracht. Plötzlich gleiche Wellenlänge? :D
 
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Formatradio: ganz klar ja. Ich habe doch heute die Auswahl über unzählige Radio Angebote, egal von welcher Quelle- Verlässlichkeit hilft der Orientierung. Viele kritische und historische Punkte/Entwicklungen wurden schon ausreichend diskutiert, deshalb kurz mein Fazit:

Im Radiosender gibt's zwei wichtige Mitarbeiter, vielleicht drei- den Musikredakteur, der sich seiner Aufgabe bewußt ist und vor allem Ahnung und ein Gefühl hat, für das, was er/sie da verzapft. Nummer 2 ist der Moderator- der mit seinem Talent, sowohl ein dämliches Gewinnspiel verkaufen könnte, als auch das Einfühlungsvermögen besitzt, situationsgerecht die Anschläge in Mumbai zu kommentieren. Und da liegt für mich der Hase im Pfeffer: Nicht Formatradio ist schlecht, es wird nur (teilweise) schlecht umgesetzt. Der Moderator hat meist unzählige Möglichkeiten in der Cartwall (o.ä.) SFXe, Betten, O-Töne, whatever zu nutzen, um das zu sagen, was er sagen will- eine Redaktion, die Themen recherchieren, Interviews und Umfragen einfangen kann und so vieles mehr.

Kostendruck, ein unfähiger Chef und schlechte Ausbildung nicht gerade ein förderliches Umfeld für Talente sind, denke ich, steht ausser Frage. Aber, wer gut ist, wird seinen Weg machen, sich durchsetzen und eben den 'kleinen' Unterschied darstellen. Ob dann Shakira, Stefanie Hertel oder Sido läuft ist im Grunde egal. Je massenkompatibler die Musik, desto größer die Chance eine breite Zuhörerschaft anzusprechen- informiert und unterhalten will doch jeder werden.

Mitarbeiter Nummer drei ist für mich die Senderassistentin/Chefassistentin oder änhlich betietelt, die sich um all die kleinen Dinge kümmert (z.b. funktionierende Stifte, ausreichend Sweets)- halt die gute Seele des Sendes.
 
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Auf den Punkt gebracht. Plötzlich gleiche Wellenlänge? :D

Was heißt hier plötzlich?

Ohne ein Mindestmaß an Format ist Radio nicht machbar.
Die Frage kann also keine Frage nach einem digitalen Ja und Nein sein,
sondern sollte vielmehr nach Öffnung fragen bzw. wieviel Engstirnigkeit
eigentlich wirklich unbedingt notwendig ist.

Bereits im 3. Posting habe ich das genau so gesagt und es gibt hier in den
RF Beiträge von mir, die zwar eine anderes Thema behandeln, aber auf die
gleiche Aussage hinauslaufen.
Ich habe zwar keine Ahnung, aber eine Meinung und ich weiss, was ich will. :)
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Wer möchte schon Shakira, Stefanie Hertel und Sido innerhalb einer Stunde hören? Daran krankt das Formatradio, es jedem zu jeder Zeit recht machen zu wollen und selbst die letzte, erkennbare Kante aus seinem Profil herauszubrechen - bis eine niveaulose Beliebigkeit erreicht ist.

Meiner Meinung nach liegt die Zukunft im Einschalt- und Spartenradio.

Das Formatradio hat meines Erachtens in seiner jetzigen Form ausgedient. Kann gut sein, dass ich mich irre. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg zu gehen, sofern die Vorgesetzten diesen auch gehen wollen :(.
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Shakira und Sido mag ja noch gehen (in EINER Stunde), aber daß Stefanie Hertel da mit dabei ist, kann ich mir gerade bei einem Formatradio doch nicht so recht vorstellen...? Das war bislang eher "Markenzeichen" von ÖR-Wellen.
Spartenradio: Ja, sehe ich ähnlich. Zuviel Musik(genres) sind hinzu gekommen und werden ausgegrenzt (wo läuft heute chill, ambient, trance, gothic/dark wave, richtiger alternative rock?).
Da könnte entweder das Internet etwas "Luft" verschaffen. Oder mehrstündige (!) musikthemenbezogene Spezialsendungen abends - sowohl privat als auch ÖR. Der momentane Trend, genau das "wegzurationalisieren" ist mir nicht ganz begreiflich.

Nur ein Beispiel: Der hochgelobte und von mir geschätzte John Peel hatte seine Karriere auf einem Privatsender angefangen - dem durchformatierten (!) Top-40-Radio "London Big L" vor der Themsemündung.... ein Pirat! Es widerspricht sich also nicht, auch Spartenprogramme zu gewissen Sendezeiten einzubauen, auch wenn man ein Format fährt.
Oder zwei? Tagsüber AC, abends Genre - chill,wave,trance,r'n'b - wäre alles möglich. Und die NENNUNGEN bei der MA wären dann durch zusätzliche Hörer ganz andere.... auf die Idee kommt nur keiner, warum auch immer

Zitat indifference:
Das Formatradio hat meines Erachtens in seiner jetzigen Form ausgedient
In der JETZIGEN Form. Da haben wir fast einen gemeinsamen Nenner. Nämlich dann, wenn alle das gleiche Baukastensystem benutzen.:rolleyes:

edit:
Definition lt. dea: Pendel schwingt, braucht 5 Jahre bis zum anderen Ausschlag.
Könnte hinkommen.... oder eine ÖR-Welle geht mal voran und macht es vor...
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

..., sofern die Vorgesetzten diesen auch gehen wollen :(.

KÖNNEN! Noch immer muss - vor allem das private - Radio sehen, wie es
schwarze Zahlen schreibt und solange die Finanzierung eines Senders nahezu
ausschließlich vom Verkauf der Werbeslots abhängig ist, ist wenig Freiraum
für mutige Experimente.
Einmal eingebüßte Hörer kommen verdammt schwer wieder zurück, aber die
Angestellten wollen trotzdem ein Gehalt haben, dass sie vernüftig leben lässt.
Das gilt bzw. sollte erst recht für diejenigen gelten, die den Sender nebst
seinem Programm repräsentieren: Die Damen und Herren Moderatoren und
Sprecher.
Und noch etwas: Es bringt nichts, wenn ein Sender allein krampfhaft versucht,
einen revolutionären Ausbruch aus der - von wenigsten Ausnahmen abgesehen -
tristen Lage derzeit zu proben.
Die Gefahr des Untergangs aufgrund mangelnder Akzeptanz bei den Hörern ist
viel zu groß. Hier müsste ein flächendeckendes Umdenken und Handeln
eintreten. Dies geht aber auch nicht von heute auf morgen, sondern ist ein
Prozess, den man über durchschnittlich 5 Jahre hinweg ziehen muss.
Die breite Masse der Hörer braucht einfach genau diese Zeit, um sich daran
zu gewöhnen, dass es eben so ist und nicht anders.
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

KÖNNEN! Noch immer muss - vor allem das private - Radio sehen, wie es
schwarze Zahlen schreibt und solange die Finanzierung eines Senders nahezu
ausschließlich vom Verkauf der Werbeslots abhängig ist, ist wenig Freiraum
für mutige Experimente.
Einmal eingebüßte Hörer kommen verdammt schwer wieder zurück, aber die
Angestellten wollen trotzdem ein Gehalt haben, dass sie vernüftig leben lässt.
Das gilt bzw. sollte erst recht für diejenigen gelten, die den Sender nebst
seinem Programm repräsentieren: Die Damen und Herren Moderatoren und
Sprecher.
Und noch etwas: Es bringt nichts, wenn ein Sender allein krampfhaft versucht,
einen revolutionären Ausbruch aus der - von wenigsten Ausnahmen abgesehen -
tristen Lage derzeit zu proben.
Die Gefahr des Untergangs aufgrund mangelnder Akzeptanz bei den Hörern ist
viel zu groß. Hier müsste ein flächendeckendes Umdenken und Handeln
eintreten. Dies geht aber auch nicht von heute auf morgen, sondern ist ein
Prozess, den man über durchschnittlich 5 Jahre hinweg ziehen muss.
Die breite Masse der Hörer braucht einfach genau diese Zeit, um sich daran
zu gewöhnen, dass es eben so ist und nicht anders.

Ich verstehe diese Argumentation. Wie radiovictoria01 schon andeutete muss der ÖRR vorangehen. Das heißt aber im Umgekehrschluss, dass auch die Privaten sich vor Innovationen langfristig nicht drücken dürfen. Hier wäre sicherlich das Einstreuen von Einschalt- und Spartensendungen am späten Abend, wo letztendlich wenige Hörer verkrault werden können, der richtige Weg.

Ich sehe an der Diskussion, dass die Basis - die Moderatoren und Redakteure - Ideen für ein neues Radiokonzept haben. Es ist nur frustriend zu merken, dass in den Chefetage diesbezüglich keine Diskussion eingesetzt hat, die vom Hörer wahrgenommen wird. Und solange dies nicht der Fall ist, gerät der Begriff "Formatradio" zum "Unwort" - zu einer Worthülse, die nicht mit Leben gefüllt werden kann, weil sie zurzeit den größtanzunehmenden medialen Unfall darstellt.

Umso wichtiger sind die Petitionen von Hörern (derballistrund.org, multikulti.eu, rettedeinradio.de, dasganzewerk.de, hoersturz.org) und die Initiativen von Radiomachern (hoerfunker.de, fair-radio.net), um diese Diskussion in die Etagen der Verantwortlichen zu tragen.

Natürlich sind die Forderungen aus betriebswirtschaftlicher und redaktioneller Sicht teilweise nicht leicht umzusetzen. Es ist aber im Hinblick auf die medienkulturellen Verwerfungen durch das Internet notwendig, das Radio neu zu definieren, um den Fortbestand zu sichern.
 
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Vielleicht nervt das nur - das "Tragen in die oberen Etagen". Aber aufmerksam sollte man die Intendanten und Programmdirektoren machen.
Zitat indifference:
Das heißt aber im Umgekehrschluss, dass auch die Privaten sich vor Innovationen langfristig nicht drücken dürfen. Hier wäre sicherlich das Einstreuen von Einschalt- und Spartensendungen am späten Abend, wo letztendlich wenige Hörer verkrault werden können, der richtige Weg.
Wenn das Pendel mal schwingt, dann schwingt es. Und (fast) alle suchen neue Wege...
Zitat indifference:
Ich verstehe diese Argumentation. Wie radiovictoria01 schon andeutete muss der ÖRR vorangehen.
Ja, er könnte dies tun. Oder kleinere Privatsender in extremen Konkurrenzsituationen, die ein Alleinstellungsmerkmal brauchen. Beispielsweise auch durch Musik und ein mutiges "Format" - Bob! ist ja (fast) schon diesen Weg gegangen, egoFM auch....
Und nochwas: Ein "gutes" Format verhindert nicht Informationen und redaktionelle Beiträge.
Und noch eine Anmerkung: Es freut mich außerordentlich, auf welchem Niveau DIESE Diskussion hier stattfindet. Langsam nähert man sich an und der eine versteht den anderen.... auch wenn nicht immer einer Meinung. Ich hatte richtige Bauchschmerzen, diesen thread zu eröffnen.... :rolleyes:
 
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Will jetzt nicht wie ein eingefleischter FDPler klingen, aber unter der Voraussetzung, das privates Radio verdienen Geld will und das möglichst maximal, könnte man u.U. auf die Selbstheilungskräfte der Märkte vertrauen- sprich: Wenn das Formatradio, dass heute so negativ mit diesem Begriff belastet ist, das Ende seiner Lebenszykluskurve erreicht, wird es und muss es ein neues Szenario/Produkt geben, mit welchem dann Geld verdient werden kann. Ob es qualitativ besser sein wird, bleibt abzuwarten, nur noch flacher kann es eigentlich nicht mehr werden. Unter der Annahme, diese Entwicklung würde positiv verlaufen, werden die ÖR sicher nachziehen. Oder auch gerne den anderen Weg: ein möglicher Erfolg durch Weiterentwicklung der ÖR würde auch die Privaten zwingen, zu folgen- den Anschluss nicht zu verlieren.

Allerdings ist die Hoffnung das alles gut wird, nur begrenzt realistisch, wie Maxim Gorki schon feststellte: "Gewöhnlich findet sich das Geld erst ein, wenn das Gewissen zu verdorren beginnt. Je mehr Geld, desto weniger Gewissen…". Also: Daumendrücken, dass Qualität und Quote doch irgendwie zusammenpassen! Alternativ 'Free Rainer'-DVD schauen und träumen :)
 
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Daumendrücken, dass Qualität und Quote doch irgendwie zusammenpassen!

Ich bin sogar davon überzeugt, dass das passt.
Meine Beobachtungen in den vergangenen zwei Jahren mit einem musikalisch
äußert breit gefächtern Fahrstil durch Genres und Jahrzehnte hat gezeigt, dass
die Hörer, sofern sie erstmal erkennt haben, dass sie "bei dem da" nichts
anderes bekommen, mit der Zeit regelrechte Begeisterung entwickeln und
gern, teilweise richtig gespannt zuhören.

Einziges Format bei der Sache war mein "Fahrstil", der davon profitierte, dass
ich mich selbst unvorbereitet in die jeweils zu füllenden 2 h Sendung warf.
Ich wusste also vorher nie, was passiert - alles war reine Bauchsache.
Das hört sich chaotisch an, ist aber gar nicht so dramatisch.
Es galt eben herauszufinden, wie "tolerant" die Hörer sind und ob es möglich
ist, Radio so mit Musik zu füllen, dass der Hörer keine nachvollziehbare
Rotation aufgedrückt bekommt. Und es funktioniert! Man muss sich nur trauen.

Ernhafte, gezielte Abwechslung kann also auch ein Format sein.
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

@ Telegraph Hill: Sprichst Du von der BBC-Lokalstation oder von Lantern FM?
Aber wie ich bereits sagte, in UK und in Benelux wird anders Radio gemacht wie
in Deutschland - auch von den Formaten / Formatladungen....

Auch interessant der Beitrag von Faultier (#30), in wichtigen Teilen glatt überlesen:
Trotzdem kann man sich musikalisch sehr viel breiter aufstellen und mehr Abwechslung reinbringen. Auch indem man tageszeitabhängig gewichtet. Selbst der klassische Kurzzeithörer will auf der Fahrt in die Arbeit und auf der Heimfahrt nicht zwei mal das Selbe hören. Das führt also zu einer größeren Rotation und einem breiteren Musikangebot, aber die Top 100 werden trotzdem noch gespielt.

So ist es. EINE Möglichkeit (back to the roots!) ein Format zu fahren, wäre es, gezielt Vielfalt anzubieten.
Durch -z.B.- zwei kleine Eingriffe in die Musikkategorien und den Musik-PC:

Man teile z.B. die "currents" in drei Gruppen auf (wie man sie nennt, ist egal... manche sprechen von B-, C- oder D-
Rotationen oder oder. Also z.B.

recurrent A: gestern - minus 2 jahre
recurrent B: minus 2-8 jahre
recurrent C: minus 8-15 Jahre

Ausgehend von einem ursprünglichen Plattenbestand von (Beispiel) nur 500 Titeln habe ich (gezwungermaßen) plötzlich
einen mit mindestens 3 x500 Titeln.

Dann "schraube" ich an der Musikuhr (die angibt, an welcher Stelle -und wie oft- currents, recurrents und oldies kommen.
Muß man sowieso, wenn man -wie oben beschrieben- weiter unterteilt.
Und man lädt die Musikuhr zwischen 9-12 / 14-17 h anders als zu den prime-time-Zeiten.
Schon hat man einen anderen Höreffekt im Äther....

Nochmal Zitat faultier:
Trotzdem kann man sich musikalisch sehr viel breiter aufstellen und mehr Abwechslung reinbringen. Auch indem man tageszeitabhängig gewichtet

Sehr gut mitgedacht und erkannt. Indem man beispielsweise noch ein i-Tüpfelchen drauf setzt und den Musik-PC mit
Tages- und Stundensperren für die Titel versorgt.
Da nun viele Titel zu bestimmten Zeiten ausgeschlossen sind, ist es wieder notwendig, das Musikangebiot zu erhöhen...
Nämlich auf circa das Doppelte...
und schon sind wir bei 3000 Titel (!) in der Rotation angelangt.

Und wenn der Musik-PC noch in der Lage ist, nach "randomizing"-Kritierien Vorschläge auszudrucken (bedeutet:Ein Titel wird erst beim zweiten oder dritten Mal, wenn er wieder "nach oben in die Vorschläge rutscht", erst berücksichtigt) - dann ist echte Vielfalt gegeben und "automatisierte Abläufe" (die gleichen Songs kommen oft hintereinander) werden verhindert.

Alleinstellungsmerkmale:
Eine Vielzahl von Möglichkeiten....
a) Man berücksichtigt nicht nur die gängigen Hits und Ex-Hits von Künstlern / Interpreten, sondern nimmt andere Titel. David Bowie reduziert sich ja nicht nur auf "Let's dance". Und Tina Turner nicht nur auf "The best", sondern auch "Break every rule" und mindestens 10 (!) andere gute Scheiben.
Oder
b) Man führt - wie einst bei den tonangebenden Piratensendern - eine neue zusätzliche Kategorie "future" ein: Neuerscheinungen, die noch nicht in der Chart sind oder gerade mal "climber". Und beweist -durch eine gute Musikredaktion mit entsprechendem Riecher- da die Finger am Puls der Zeit zu haben....

Und letzteres halte ich für sehr sinnvoll, denn MTV/Viva verlieren dramatisch an Einfluß - denen und den Discos wurde bislang die Position als "hitmaker" überlassen.

Einige kleine, logische, nachvollziehbare Eingriffe in das NOTWENDIGE Format. Und gleich klingt der Sender anders, lebendig, abwechslunsgreich und hat sich deutlich (hörbar) positioniert. Erfolgreich? Was meinen die anderen foren-Mitglieder?
 
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