Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

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AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Aber meinst du irgendwas veränderte sich oder würde besser, wenn Musikredakteur ein Ausbildungsberuf wäre? Da bekämen die Leute dann ihre Formate reingeprügelt und fertig. Meinst du das würde helfen?
Nein, meine ich nicht. Zunächst gehören Musik/Titelkenntnisse dazu, Formate einprügeln hilft allein nicht. Der MR/MCh/formatic muß sicher Titel zuordnen können- das kann man nicht "lernen". Das hat man- oder auch nicht :rolleyes: (Höre oft Zusammenstellungen, bei denen ich den heftigen Eindruck habe, daß "nicht" :rolleyes:)

Einen guten Musikredakteur zeichnet in meinen Augen die Fähigkeit aus Musik aufeinander abzustimmen, sodass dem Hörer keine Brüche auffallen
Da fängt es schon an.... höre mal bei "unserem" Lieblingskritiksender rein, der mehrere Themen im Forum beherrscht... Ansonsten durchaus richtig.

. Er muss den Charakter des Senders mit seiner Musikauswahl herausschälen. Er braucht ein Gespür für Hits und ein fundiertes Musikwissen. Ich muss ihn nachts um 3 anrufen und fragen können, welche Hits es z.B. 1993 gab. Und sollte er das alles können, braucht er nur noch freie Hand.

d'accord. Charakter gleichzusetzen mit Format (in punkto Musik & Präsentation).

Was die Frage letztendlich noch nicht beantwortet: Wie findet ein Sender heraus, ob XYZ der richtige und überhaupt ein Musikredakteur/MCh ist? :rolleyes:
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Warum sollen denn keine Brüche auffallen? Sind "Breaks" jetzt nur noch den Silbenpurzlern vorbehalten? Muss sich Radio nach der Reduktion aller Inhalte auf nahezu 0 jetzt auch noch musikalisch durch hürdenfreien Klangteppich auszeichnen? Wenn es derart sanft von einem Titel zum nächsten geht, möge doch bitte niemand über derart gleitende Perfektion sein Wort erbrechen, sondern schweigen. Sonst bemerkt ja niemand die perfekt-bruchlose Abstimmung! Das sicherte dem armen Musikredakteur dann auch den Nachtschlaf.
 
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Tja, wie bringe ich es meinem Kinde bei (wenn er es denn noch nie SO gehört hat...)?
Werde oft bei dem "music-flow" falsch verstanden. Damit ist NICHT gemeint, techno-trance-dancepop nonstop, oder uptempo rock after rock durchgehend oder oder....
(außer abends / in Musikspezialsendungen).
Sondern eine Musikzusammenstellung STIMMIG zu machen. Sorry, im bundesdeutschen Rundfunk (alle drei Systeme: ÖR, commercial & OK/NKL) läuft im Moment nur Kraut und Rüben - schnell folgt auf Ballade, todtraurig auf happy song, Nach (Beispiel) Jump von Van Halen kommt Nights in white satin.... Und zwischendurch zum zweihunderttausendsten Mal, immer wenn es nicht passt, die Coverversion von "Love is all around" von Wet Wet Wet.
Sorry: Dafür braucht man keinen Musikredakteur. Lasse irgendjemand in einen (nach Format vorsortierten) Kasten mit 500 Scheiben reingreifen (blind, die Hand vor den Augen) und NUDELE den Mist so nacheinander ab, wie er reingegriffen hat.
Das ist wirklich die Steinzeit-Methode (für mich).

Ein GUTER Musikredakteur geht nämlich hin und stellt das Rausgegriffene SO zusammen, daß es nacheinander gespielt PASST.

Und DAS wäre EIN Kriterium, um einen "guten" Musikredakteur/MCh für eine Station zu finden: Man teste ihn genau so.... :rolleyes:
 
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Mal einen OT-Einwand:

Wenn ich das ganze Geschreibe hier richtig verstehe, hätte Joseph Haydn mit seinem 2. Satz in der 94. Sinfonie G-Dur in heutiger Zeit nie eine Chance gehabt, irgendwo im Radio gespielt zu werden?

Für die, die es nicht wissen, hier kann nachgelesen werden.

Interessant auch in diesem Zusammenhang das, was Haydn gesagt haben soll:

„Ich fragte (Haydn) einst im Scherz, ob es wahr wäre, dass er das Andante mit dem Paukenschlage komponirt habe, um die in seinem Konzert eingeschlafenen Engländer zu wecken? „Nein“, erhielt ich zur Antwort, „sondern es war mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen, und auf eine brilliante Art zu debütiren (…)."
 
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Um diesen thread, bevor wir uns ganz in die Bertramstrasse alleine verbeissen (:D) wieder aufzugreifen (hier soll genereller diskutiert werden):

Zum einen kann man Klassik nicht mit heutigem Pop vergleichen.... 1792 und folgende Jahre war die Volksmusik der "Pop" jener Tage, während die Klassik überwiegend der höheren Schicht (Adel, Bildung) vorbehalten blieb. Man kam ja nur "live in concert" überhaupt in den Genuss solcher Werke...

In den heutigen Formaten ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man eine Zäsur setzt, und wenn schon, dann möglichst passend hinter einem "break". Dies mag ein trennender Werbeblock, die Verkehrsnachrichten, ein Beitrag oder news an sich sein.

Ansonsten gilt aber- wir schreiben 2008!- : Mache das (Musik)Programm so flüssig wie möglich. Zumindest bei mir unauslöschlich als "Mittel zum Zweck" im Hinterkopf:
Die Musik transportiert die message.
Nicht umgekehrt!
:rolleyes:
(Gilt -logischerweise- aber nicht für reine News- und talk-Sender)
 
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Was muß ein Musikredakteur KÖNNEN? Ab wann ist er einer, welche Qualifikation sollte er mitbringen? Meinungen aus der Forenrunde...:rolleyes:

Ab wann ist er einer......wenn er/sie die Zuhörer/innen an das Radio/ sein Programm fesseln kann!

Qualifikationen....mmmhh einen bestimmten Schulabschluß braucht er dazu nicht evtl. eine journalistische Ausbildung und einfach die Liebe zur Musik, eine "Radiostimme", Technikverständnis und die Gabe sich Live präsentieren zu können. Zudem sind Fremdsprachen von Vorteil :D
Er muss sich mit Musik und allem was dazu gehört (Interpreten, Titelnamen, History etc.) auskennen und zwar in jede Richtung, Oldies, 70-90er, Aktuelles, Folk, Jazz, Blues, Rock einfach alles.

So das ist meine Meinung ich bin zwar nur Laie, wäre aber sehr gerne Musikredakteur...
 
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Wenn Du viele Musiktitel kennst und Dich auch mit der Vorgeschichte (ab 1955...) des Pop beschäftigt hast und Tony Christie von Christie und Lou Christie auseinanderhalten kannst, hast Du schon mal eine Grundvoraussetzung.... (Gut wenn Du die drei überhaupt kennst :rolleyes:)
Das brauchst Du heutzutage bei eigentlich JEDEM Format (UC mal mit hinzu gezählt). Ist auch der Grund, weswegen MR und Musikchefs/formatics meist ein gewisses Alter haben.
(Meist nicht unter 40 Jahren).
Ein ganz anderer schnöder Aspekt kommt hinzu: Sicheres, sauberes Deutsch (und Englisch/Französisch) in der Schrift. Wenn Du Schreibschwäche hast und die Titel falsch erfasst, werden Dich Deine künftigen Kollegen verfluchen- weil sie keinen Titel in der Datenbank (Musik-PC) wiederfinden.... :rolleyes:

Radiostimme, Fremdsprachenkenntnisse und die gabe, sich "live" zu präsentieren, sind nur dann erforderlich, wenn man auch noch selbst Sendungen fährt.
Das ist leider viel zu selten der Fall, meines Erachtens aber ein "must be".

Wie sonst soll der MR ein Gefühl für das bekommen, was er möglicherweise mit seinen holprigen playlists anrichtet?
 
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Der MR benötigt zudem eine gewisse Frustrationstoleranz und Offenheit, wenn der Moderator es wagt, eine Reihenfolge zu verändern oder einen Titel rauszuschmeißen. Selbstherrliche Gemüter auf seiten der Musikanten haben es da sicher schwer.
(Bei mir stand mal einer mit der virtuellen Machete im Studio, weil ich als Nicht-MR zwei Titel austauschte...)
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

ist ein zweischneidiges Schwert :rolleyes: Kenne da consultants/formatics/MRs, die brutal ihre Auswahl durchgesetzt haben. Kommt immer darauf an, mit wem man zusammenarbeitet, wie gut der Dialog ist und die (gegenseitige) Vertrauensbasis.
Hatte, wie bereits ausgeführt, talentierten Leuten (von denen ich überzeugt war und mich überzeugen ließ, daß das Format eingehalten wird) auch mal freie Hand gelassen und nur die (von denen zusammengestellte) playlist abgeklopft. Oder gerne mal ein-zwei Wünsche erfüllt.
Würde ich heute auch wieder tun, weil es dem Betriebsklima generell förderlich ist...
:rolleyes:
Und ich kenne leider (heute noch) einige MR, die den Namen nicht verdienen.... weil der altgediente Moderator vielleicht mehr Ahnung von der Materie hat (:D).
Gibt es alles.
Problem verstanden, aber eine generelle Lösung dafür gibt es nicht. Nur von Fall zu Fall.
Der Moderator soll(te) eben moderat sein und der MR zugänglich. Oder so...
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Die Musik transportiert die message.
Wenn dem so wäre, müßten so ziemlich alle gemeinhin als Dudler verschriene Sender sofort zum Wortprogramm umformatiert werden. Denn eine Message findet da nicht statt, schon gar nicht in oder über die Musik. Hauptsache durchgehend und möglichst belanglos heißt die Devise.

Ein MR braucht ein möglichst breites Musikwissen, ein gewisses Rhythmusgefühl und er muß zwingend ein musikalisches Verständnis aufweisen können.
 
AW: Formate - ja oder nein? Fluch oder Segen?

Bei der Aussage über den MR stimme ich logischerweise zu. Wäre schlimm, wenn es nicht so wäre....
bei "music transports the message" falsch interpretiert. message ist hierbei nicht gleichzusetzen mit tiefschürfendem Journalismus, Reportagen und ausführlichen Nachrichten. KANN (auch) sein, muss es aber nicht.
"message" sollte man mit "dem, was Du zusagen hast" bzw. "den, den Du ...womit... erreichen willst" gleichsetzen.
Will sagen, daß mit Ausnahme von talk- und info-Sendern, die überwiegend oder fast nur aus Wort bestehen, die (ausgewählte) Musik alles andere transportiert und zum Einschalten/Zuhören wegt (bewegen sollte).
 
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