Frage des Tages

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

XXLFunk

Gesperrter Benutzer
Gibt es eigentlich überhaupt eine nennenswerte Zahl von Leuten, die mit richtiger Inbrunst ABY & Co. hören? Wenn ich alle Menschen, die sich zu ihrem Radioverhalten geäussert haben, ungeachtet ihrer beruflichen und sozialen Stellung oder ihres Intellekts gedanklich durchscanne, war wirklich niemand dabei, der sich nicht abfällig über zentrale Bausteine des Malakradios, wie humorfreie Flachcomedy a la "Supermerkel", inhaltsleere und / oder alberne "Dumpfbackenmoderation", Soft AC-Musikprogramm mit alten "aktuellen Charttiteln" und Miniration total ausgelutscher Titel geäußert hat.

Ist der aus der Marktforschung ermittelte, typische Hörer nicht eine reine Projektion? So wie es auch keine typischen Durchschnittsdeutschen gibt, sondern nur errechnete Durchschnittswerte, die niemand hunderprozentig erfüllt. Und: Lautet die Parole der Trashsender nicht, nur nicht auffallen, auch nicht positiv, um jegliche Positionierung zu vermeiden? Reicht doch, wenn man die Leute so gerade noch vom Abschalten abhalten kann. Aber wirklich Spaß hat niemand an ABY und Co. Also ich treffe auf diese "doofen deutschen" Trashradiohörer im realen Leben eher selten. Da fallen mir nur diese dauerquatschenden Tennie-Tusen in der Kölner Straßenbahn ein :)
 
Ganz ehrlich, wer hört heute schon noch Radio mit Insburst ? Für viele ist es nur ein " Nebenbeimedium" und darin könnte die Lösung Deines Rätsels liegen.
 
"Wertham"s Meinung ist der eine Punkt. Der andere ist, dass eben mal schneller gemeckert wird als sich positiv zu äußern. Also ich kenne einige, die vom Programm begeistert sind, u.a. eine Bekannte die sich über die Promo-Aktion "Wir zahlen Ihre Rechnung"(Stichwort: Thailand-Urlaub) überaus wertschätzend geäußert hat. Mein Hinweis, dass dies vermutlich ein Fake war, hat sie abwertend sofort revidiert. Desweiteren sprechen die MA-Zahlen für sich. Irgendwas muss ja doch dran sein an diesem Erfolgskonzept, dass alle großen Privaten darauf setzen. Vor ca. 10-15 Jahren übrigens regten sich viele in meinem Umfeld über das ständige"Gequatsche" im Radio auf. Also Recht machen kann man es den wenigsten... .
 
Nichts gegen die Bekannte, aber gehört sie nicht zur "Tusenfraktion", die ich als einzige Ausnahme der Regel nannte? Was könnte schlimmes passieren, wenn man dabei bliebe, nur bekannte Mainstreamtitel zu versenden, aber die verschiedenen Jahrzehnte umfassender wiedergeben würde. Du kannst aus jedem Jahrzehnt locker 1.000 Titel und mehr nehmen, die den derzeit gespielten Songs in keinster Weise im Erfolg nachstehen. Trotzdem sind es heute insgesamt immer nur 500 - 700 Titel und auf allen Sendern dieselben.
 
:) Nein, nein, zu den von Dir beschriebenen Personen pflege auch ich nur begrenzten Kontakt. Diese Bekannte hat einen sehr verantwortungsvollen Job und gehört keinesfalls in diese Kategorie. Genau deswegen habe ich Ihre Aussage hier veröffentlicht. Leider bin auch ich ratlos was Deine Frage betrifft. Es gibt so viele andere Beispiele, wo Vielfalt eben auch funktioniert, wie bei Radio Eins und Fluxx FM in Berlin oder dem bundesweitem Absolut Radio oder WDR2. Auf der Beliebtheitsskala rangieren dennoch ABY und Co. immer wieder auf den Spitzenrängen, was den Beratern natürlich Recht gibt. Oft genug wurde das ja auch hier schon diskutiert. Offensichtlich gehören wir eben zu den "anderen" Hörern die aufgrund Ihrer hohen Affinität zu diesem Medium auch ganz andere Ansprüche an ein Programm haben...
 
Gibt es eigentlich überhaupt eine nennenswerte Zahl von Leuten, die mit richtiger Inbrunst ABY & Co. hören?

Natürlich nicht. Es wird konsumiert - wie Wertham schon richtig sagte, in der Regel nebenbei. Der Verweis auf die guten MA-Zahlen führt da auch nicht weiter: selbst wenn man die zweifelhafte Erhebung außer Acht läßt, handelt es sich eben um eine ausschließlich quantitative Erhebung. McDonalds hat auch sehr gute Zahlen. Gourmets, die in lukullischer Verzückung mit der Zunge schnalzen, von den überwältigenden kulinarischen Genüssen schwärmen und mit gespreiztem Finger an einem Burger knabbern, sind dort dennoch selten zu beobachten. ;)
Radio a la Antenne Bayern IST Fast Food.
ABY & co werden gehört, das ist Fakt. Gänzlich ohne Inbrunst. Aber das ist für ihre Funktion als Werbeträger auch überhaupt nicht nötig. Zumal Werbung bei unbewußter Wahrnehmung (ohne den lästigen kritischen Verstand!) bekanntlich am besten funktioniert. Begeisterung der Hörer ist nicht erforderlich, Ziel ist in der Tat eine unaufdringliche Geräuschkulisse, die nur bitte möglichst keinen stört! Abschaltimpulse müssen vermieden werden, alles andere ist egal.
 
Desweiteren sprechen die MA-Zahlen für sich. Irgendwas muss ja doch dran sein an diesem Erfolgskonzept, dass alle großen Privaten darauf setzen.

Die MA ist ein Marketinginstrument, das man nach Belieben verbiegen und manipulieren kann. Ich traue den Zahlen nicht mehr über den Weg, nachdem sich immer öfter herausgestellt hat, dass "Wohlverhalten" der Sender gegenüber den gottgleichen Financiers mit guten MA-Zahlen belohnt wurde.

Wenn Wahlen gefälscht werden, rebelliert die halbe Welt. In Punkto MA-Ermittlungsprozedur hingegen fragt keiner nach, dabei ist nichts so obskur wie diese abenteuerliche Brutto-Kontakt-Tabelle.

Jetzt kommt bestimmt wieder einer um die Ecke, der mich als Verschwörungstheoretiker abstempelt. Aber ich habe noch niemanden gefunden, der so firm gewesen wäre, mir die Erhebungs- und Auswertungsmechanismen in verständlicher Form nahezubringen. Die Methodenbeschreibung ist ja sogar für kompetente Wissenschaftler ein weithin unverständliches, enigmatisches Konvolut.

Für viele ist es nur ein " Nebenbeimedium" und darin könnte die Lösung Deines Rätsels liegen.

Mittlerweile würde ich den zeitgenössischen Hitdudler eher als "Verlegenheitsmedium" bezeichnen, das die meisten nur noch in Anspruch nehmen, um die mitunter bedrohliche Stille zwischen den aufreibenden Alltagsaktivitäten zu überwinden. Oder sie nutzen es als schnell verfügbaren Weckdienst, was die wirtschaftliche Bedeutung der "Morning Shows" unterstreicht.

Programme wie SWR1, NDR1 Niedersachsen, hr4, RadioEins oder WDR5 sind wohl die letzten Relikte aus einer glanzvollen Radioepoche.
 
Jetzt kommt bestimmt wieder einer um die Ecke, der mich als Verschwörungstheoretiker abstempelt

Bin schon da. Ich hatte es vorher leider nicht gelesen.

Aber ich habe noch niemanden gefunden, der so firm gewesen wäre, mir die Erhebungs- und Auswertungsmechanismen in verständlicher Form nahezubringen

Das ist nicht das Problem. Eher der Umstand daß es keine bessere Messmethode gibt. Ableiten und hineindeuten kann man alles. Wenn man will, der Tag lang ist und ricochet heißt.
 
Das ist nicht das Problem. Eher der Umstand daß es keine bessere Messmethode gibt. Ableiten und hineindeuten kann man alles. Wenn man will, der Tag lang ist und ricochet heißt.

So redet nur jemand der unmittelbar von der MA profitiert, weil er den Beratern freie Hand lässt. Obiger Satz lässt wirklich sehr tief blicken.
 
Die MA ist keinesfalls das Spiegelbild des wahren deutschen Radiomarktes. Es ist eine verrückte Methode und ähnelt eher den Besprechungen auf Couches diverser Psychiater, die ihre Patienten unter Hypnose stellen, und fragen: Welchen Sender hören Sie? Ist es vielleicht nicht Sender Schwaches Licht? Oder Sender Verrückte Minna? Oder Sender Ulkiger Fred? Nein?! Hören Sie Klassik? etc. Also, diese Art der Erhebung ist wirklich gspassig, aber durch die Gewinnspiel-Orgie der Sender vor der MA könnte man wirklich auf die Gedanken kommen, in einer Art "medialen Psychiatrie" untergekommen zu sein...
 
Wer die meisten Plakate aufstellt, die brachialste PR-Kampagne fährt und die besten Beziehungen zur Berater-Connection hat hat bei der MA Punkte gut. Dabei machen nicht mal Insider einen Hehl daraus, dass die bloße Bekanntheit eines Senders letztlich den Ausschlag für die Brutto-Kontakte gibt und nicht die tatsächliche Radionutzung. Solange die Werbetreibenden bei diesem Kokolores mitspielen und den Agenturen freie Hand lassen wird sich nichts ändern.

Wer sich der "fachlichen Beratung" samt Formatvorgabe gänzlich verweigert wird entweder klein- oder altgerechnet.
 
ricochet schrieb:
Solange die Werbetreibenden .... mitspielen und den Agenturen freie Hand lassen wird sich nichts ändern.
br-radio schrieb:
Die Berater der Radiosender sind gelegentlich auf dem Holzweg

Diesen beiden Aussagen kann ich sogar zustimmen. Oh Wunder.

Wer sich diesem Zirkus verweigert wird entweder klein- oder altgerechnet.
Das gehört dann eher wieder in den Bereich fairytales.

Jeder Sender kann sich aber in einer zweiten Welle nochmals nacherfassen lassen. Ist aber recht teuer.
 
Jeder Sender kann sich aber in einer zweiten Welle nochmals nacherfassen lassen. Ist aber recht teuer.

Ich fürchte, man müsste schon eine völlig andere Methode einführen, die von einem weitgehend objektiven Institut durchgeführt wird (ich weiß, dass das aus verschiedensten Gründen nur schwer erreichbar ist), um halbwegs Klarheit über die tatsächlichen Verhältnisse zu erlangen.
 
Verhältnisse ist mir zu nebulös. Die reine Beliebtheit abgefragt auch. Es wird bei den Erhebungen doch auch klar gefragt welcher/welche Sender in den letzten 14 Tagen/gestern gehört wurde?
Manche Leute sehen bei den Vorgaben schon eine Beeinflußung, denn der Fragesteller zählt meist einige Sender auf.

Die Methodik kommt ebenfalls aus den USA. Dort werden schon seit Jahrzehnten "cume" ermittelte: cumulative audiences. Und "tsl": time spent listening. Und und und.
 
Falsch. Der Marktforscher Arbitron arbeitet traditionell mit der Diary-Methode, bei der (mehr oder minder) repräsentativ ausgewählte Probanden penibel über ihr Hörverhalten Buch führen. In den "Major Markets" werden schon seit längerem elektronische PPM-Messungen (Portable People Meter) durchgeführt, die die Ergebnisse verfeinern sollen. Mittelfristig möchte man diese Methode aufs ganze Land ausdehnen. Außerdem gelten in den USA die Marktanteile als harte Währung der Radiowirtschaft, keine auffrisierten Maximalreichweiten.

Es wird bei den Erhebungen doch auch klar gefragt welcher/welche Sender in den letzten 14 Tagen/gestern gehört wurde?

Wenn Tante Herta vor acht Tagen beim Zeitschriftenhändler ein paar Minuten mit "Radio NRW" zwangsbeglückt wurde gilt sie laut Statistik als Radio-NRW-Hörer(in), obwohl sie privat nur WDR4 hört? Sehr konsequent. Sie könnte ja während ihres Einkaufs einen Spot von Tchibo aufgeschnappt haben... ;)

Ob das Spielchen umgekehrt genauso funktioniert darf angesichts der veralteten Umfragemethode (Festnetzanrufe, meist zur Arbeitszeit) bezweifelt werden. Das ist nur eine eine der vielen augenscheinlichen Anomalitäten der MA.
 
Nichts falsch. Ich kenne andere Erhebungsmethoden als das diary. Mit diesem System würde sich ja jegliches claimen und jegliches Gewinnspiel während der MA-Erhebungszeiträume erübrigen, oder?
 
Nichts falsch. Ich kenne andere Erhebungsmethoden als das diary. Mit diesem System würde sich ja jegliches claimen und jegliches Gewinnspiel während der MA-Erhebungszeiträume erübrigen, oder?

Das wäre wünschenswert, aber andererseits... Würde wirklich noch jemand freiwillig gewisse Sender einschalten, wenn es nichtmal mehr Gewinnspiele gäbe?
 
Sorry, wenn ich das Thema rasiere, doch kann ich es nicht lassen zu trollen. Sehr lustig fand ich ja die Feststellung:

So wie es auch keine typischen Durchschnittsdeutschen gibt, sondern nur errechnete Durchschnittswerte, die niemand hunderprozentig erfüllt.... Also ich treffe auf diese "doofen deutschen" Trashradiohörer im realen Leben eher selten....

Da frag ich mich nämlich, wo sich die Millionen verstecken, die sich regelmäßig vor nem dunklen Kasten versammeln und „Wetten, dass …?“ glotzen. Und noch mal so viele Bohlens „Supertalent“! Und die restlichen Millionen? Die restlichen Millionen gucken „Die unberührte Bergwelt“ mit Hansi Hinterseer, „Das Herbstfest der Abenteuer – die überraschende Show“ mit Florian Silbereisen, „Eine Reise durchs Memelland“, „Die Schwarzwaldmelodie“, „Garmischer Bergspitzen“, „Ohnesorg-Theater - Unsere Mutter wird ne Diva“, „Mord in bester Gesellschaft“
oder zum 1000sten Mal „Der weiße Hai“ oder „Der Schuh des Manitu“ und zum 100000sten Mal „James Bond". Und die ganz Blinden sitzen wahrscheinlich vorm Radio.
Mal ganz abgesehen von der erdrückenden Mehrheit, die trotz alledem Gutti for chancellor haben wollen.

Wo ist er also, der dumme Durchschnittsdeutsche? Kriecht er nur zu Fasching aus seinem Keller, wo er das Jahr über lacht und darbt? Im realen Leben treffe auch ich meist nur die Hardcoredeutschen, die sich als Ochse vor den Karren spannen lassen bzw. in dem Boot, in dem wir alle sitzen, den Part des Ruderers übernehmen.
 
Ein relativ annehmbarer Beitrag von doglife, diesmal.
Frage an den threadopener:
Wann kommt die Frage des Monats?

Das Forum wartet und der Monat hat nur noch wenige Tage.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben