Freelance-Reportertaschen-Ausrüstung

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soundbites

Hallo liebe Freelance-Kollegen,
wer keinen Zugang zur Geräteausgabe eines Senders hat oder nicht darauf angewiesen sein will, legt sich eine eigene Ausrüstung zu, um -idealerweise- seine O-Töne mit dem 'besten an Technik 'einzufangen. Hier ein Beispiel:

http://blog.ebyline.com/2011/09/what’s-in-the-bag-of-a-freelance-radio-reporter/

Was haltet Ihr davon? Was sagt Ihr im Zeitalter der Handhelds und Smartphone-Aufnahmegeräten zum Umfang dieser Aufnahme-Gear? Was steckt in Euren Reportertaschen?
Ich bin gespannt auf Eure Antworten.
 
Hallo Soundbits

Ja, ist ein bisschen overdressed.

In einer kleinen Fototasche ist ein Sony PCM D-50 und ein Sennheiser HD 25 Kopfhörer.
Ein bedruckter Windschutz (wahlweise der original Sony Puschel) und ein USB Kabel, mit dabei ein Set Mignon Ersatzbatterien.
Und ein kleines Hama-Tischstativ. Fertig.

In keinem Fall ein dynamisches Mikrofon, kein Olympus LS 5, kein Church Audio Preamp, keine alten Sony Kopfhörer, kein zweites Elektret-Supernieren-Mikrofon weil das dynamische Mikrofon ja dumpf ist.....
In keinem Fall einen old school first Generation Koffer-Marantz-Wave-Recorder, der einen alten Kassettenrecorder simulieren soll.
Entweder, oder. Aber der Blogeintrag ist von 2011. Vielleicht hat er alles nach und nach günstig gebraucht gekauft, wel es preiswert zu haben war.

Ich schleppe keine Extras mit. Das Sony PCM D-50 reißt das alles alleine raus.

Aber wenn ich weiß, es geht an einen symetrischen Mixerausgang, oder ich schließe gute Großmembran-Kondensator-Mikrofone an,
dann nehme ich mir den sehr guten Sony XLR-1 Balunstransformator (passive DI-Box mit echtem 20 Hz - 50.000 Hz Frequenzgang!) ,
mit zuschaltbarer 48 V Phantomspeisung, mit.

Das passt alles in ein kleines Täschchen.


Gruß Codo
 
Hallo,

eine Basic-Radio-Ausstattung wäre für mich:

- kleiner Handheld, z. B. Olympus LS-11 oder Marantz PMD620. Von Zoom H2 oder den Musikhaus-Eigenmarkren habe ich (eigene Erfahrung) großen Abstand genommen, die Mikrofonpreamps sind einfach nicht ordentlich.
- auf jeden Fall ein ordentliches Handmikrofon. Weil...:
  • Ausgewogener Klang des Gesprächspartners, gute Ausblendung von Nebengeräuschen.
  • Für Interviews deutlich praktischer (halte dem Gesprächspartner nicht Deinen Alkotester unter die Nase, das wirkt für außenstehende außerdem unprofessionell. Für viele bedeutet Radio = "großes" Mikrofon, nicht unterschätzen.)
  • Viel präziser auf die Schallquelle ausrichtbar als die doch eher wahrlos angeortneten Kapseln der Handheld-Rekorder.
  • Bei der Pressekonferenz gut aufstellbar - langes Kabel dran und während gesprochen wird Pegel kontrollieren und Marker setzen.
- Schaumstoffwindschutz (typischerweise mit Senderlogo)
- Tischfuß, gerne auch leicht und Klappbar. Das Modell Tellermine ist grundsätzlich stabiler, aber auch schwerer und schlechter zu transportieren.
- Kopfhörer oder brauchbare In-Ears, auf denen man das Ergebnis einigermaßen einschätzen kann (also keine Smartphone-Beipackhörer). Zumindest vor der Aufnahme kontrollieren, ob alles funktioniert. Wir haben es Rekorderseitig mit einer Miniklinkenbuchse zu tun, da kann das Kabel schon mal schlecht stecken oder Buchse oder Stecker ausleihern.
- Ein XLR-Miniklinke-Kabel in Armlänge zum Anschluss des Mikrofons.
- Ein langes XLR-XLR-Kabel, um das Mikro bei Pressekonferenzen aufzustellen oder um sich an die Splitbox anzuschließen, falls sie weiter weg steht.
- Je nach Einsatzgebiet ein Windkorb oder Windfell. "Ich treffe meinen Protagonisten hier am Strand von Sankt Peter-Ording, die Brandung tost meterhoch..."
- Dämpfungsglied -30 dB, ich habe schon Presseverteiler gesehen, die aberwitzige Pegel anliegen hatten und den Line-Eingang des Rekorders ohne übersteuert hätten.

Mikrofonvorschläge:
- günstig: AKG C-1000, ist ein sehr günstiges, universelles Kondensatormikrofon mit ausgewogenem Klang, braucht allerdings eine Batterie als Spannungsquelle (achtung, Fehlerquelle!)
- teurer: Sennheiser MD 421, wohl die Reportagelegende schlecht hin. Sehr angenehmer Klang, unglaublich Robust, "Anschaffung fürs Leben".

Einfache Atmos (Straße, Restaurant, gemurmel vor Pressekonferenz) mit den internen Mikrofonen aufzeichnen. Hohe Schalldrücken (Lokomotive, U-Bahn-fahrt etc.) können sie allerdings schlecht ab, hier müsste ggf. die Atmo dann mono mit dem Handmikro aufgenommen werden. Vorher ein kurzer Check mit dem Kopfhörer und man weiß mehr, mit der Zeit hat man ja auch die Erfahrung, was die Ausrüstung kann und was nicht.

Einige werden schreiben, dass das schon völlig oversized sei und ein Smartphone genügt (mit diesen Sch...aufnahmen muss ich mich allerdings oft genug rumärgern!), andere finden diese Ausrüstung bestimmt viel zu schmal. Es stellt sich die Frage nach dem Einsatzzweck... Zeitfunk? Kultur? Feature?
Die Diskussion, ob man nun ein gescheites Handmikro braucht oder ob es die internen Mikros auch genügen kenne ich zu Genüge. Ich habe noch keine Interviewaufnahme mit den internen Mikrofonen gängigen kleinen Handheld-Rekordern (Marantz, Olympus, Zoom, Sony, Roland/Edirol) gehört, an der es nicht etwas zu bemängeln gab. Entweder war die Sprachaufnahme unnatürlich, "metallisch" verfärbt, deutliches Ploppen drauf, zu viel Raum drauf, jedes Mal Griffgeräusch beim Setzen eines Markers...

Mehr geht natürlich auch immer:
- Besserer Flashrekorder mit XLR-Eingängen und besserem Mikrofonverstärker, z. B. Marantz PMD 661
- modulares Mikrofonsystem, z. B. Sennheiser K6 mit Kugel-, Nieren- und Richtrohrcharakteristik, das je nach Situation eingesetzt wird
- Hochwertiges Stereomikrofon in x/y-Anordnung, für Featureatmo oder wenn Musik ins Spiel kommt ("Spannung im Konzertsaal, wie bereitet sich das Kammerorchester auf die Uraufführung des neuen Zwölftonwerks vor...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Spannendes Thema, zeigt her eure Reportertaschen. :)

Ich finde es wichtig, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Das schließt sowohl spontane und längere Einsätze, als auch unvorhergesehene Situationen am Aufnahmeort mit ein. Für mich bedeutet das: Ich schleppe immer ziemlich viel mit mir rum, denke aber selten: "Ach hättest du doch noch das und das mitgenommen."

Grundausrüstung sind ein Fostex FR2-LE mit Rode M3 Kondensator und Sony MDR-V150 Kopfhörer.
Das ganze in einer von Filmtontechnik Kortwich extra nach meinen Wünschen angefertigten Tasche, in der alles fertig verkabelt und Einsatzbereit ist und die Platz für folgendes Zubehör bietet:
  • kurzes XLR-Kabel (interne Verkabelung)
  • weiteres kurzes XLR-Kabel für ein zweites Mikro oder XLR-XLR-Verbindung
  • XLR-Female - Klinke-Kabel um ein XLR-Line-Signal anzuschließen
  • Adapter XLR Male - Klinke um (zusammen mit dem zuletzt genannten Kabel) ein Klinke-Line-Signal anzuschließen.
  • Ein Chinch-Kabel und 4 Adapter von Chinch auf Klinke, um ein Chinch- oder Klinke-Stereosignal anzuschließen
  • Ein Chinch-Miniklinke-Kabel um ein Miniklinke-Stereosignal anzuschließen (+
Die beiden letztgenannten können auch am Chinch-Ausgang angeschlossen werden, um z.B. in den Line-In eines Laptops zu gehen und live zu streamen. (Eine Übersicht der Kabel habe ich mal angehängt.)
Weiterhin sind immer dabei:
  • 3 oder 4 Akkusätze (Eneloop, immer voll!)
  • Netzteil
  • USB-Kabel
  • 2 oder 3 CF-Karten
  • Notizblock (!) und Stifte
  • dynamisches Mikro (Ein altes Beyer Gesangsmikro. Klingt nicht doll, ist aber vollkommen unempfindlich und war z.B. schon mit in der Wildwasserbahn ;))
  • Kleine billig-Inears für den Notfall.
Aus Platzgründen nicht immer dabei, sondern nur, wenn es zu Pressekonferenzen geht:
  • langes XLR-Kabel
  • Tischstativ

Im Prinzip ist alles redundant, bis auf das Aufnahmegerät. Das hat mich auch schon mehrmals gerettet. Mein Mikro war schonmal defekt; Kabel, Akkus und Speicherkarten sind ohnehin anfällig.
Gibt es Anmerkungen oder -regungen? Über ein Dämpfungsglied sollte ich vielleicht auch mal nachdenken... Gibt es da Empfehlungen?
Liebe Grüße
Tim
 

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Hallo und vielen Dank für die Beiträge bisher. Ich bin weiterhin sehr gespannt und freue mich über Eure geöffneten Reporter-Taschen.
Ich mache da natürlich auch mit:

Bei mir in der Tasche (Fjällräven Vintage Briefcase, nicht speziell für Aufnahme-Equipment, aber erfüllt den Zweck) ist je nach Einsatz:

Marantz PMD 671 oder ZOOM H4n + Sound Devices MixPre D (so gut wie nie ohne!). Ausserdem habe ich noch ein Olympus LS11 (wenn's schnell und unkompliziert sein darf, selten im Einsatz).

Mikrophone, je nach Bedarf: Beyerdynamic M101N (Interview, Atmo, AB), MCE 82(Interview, Atmo), Sennheiser K6 System mit ME 62, 66, 64 (Wenn nötig alle doppelt), Beyerdynamic M59 (ist handlicher als Sennheiser MD421), sehr selten: Beyerdynamic TG L55c Lavalier (rauscht leider, muss nachbearbeitet werden), Sennheiser MD 21 (AB, Musik/atmo), Soundman OKM Classic

Kabel und Adapter wie benötigt.

Monitoring unterwegs: Beyerdynamic DT 1350.

Meistens reicht mir die Kombination ZOOM + MixPre D + MCE 82 + DT 1350

Viele schütteln jetzt bestimmt den Kopf, aber jeder hat seine eigenen Ansprüche an den Sound, für den er verantwortlich ist- und den er vielleicht auch sebst nachbearbeitet vor dem Abliefern. Ausserdem arbeite ich nicht tagesaktuell- da sind die Erfordernisse sicher ganz andere...


Grüße an alle,

soundbites
 
Hey soundbites,

chic, chic...
Wie gesagt, Luft nach oben ist immer. Für Featureproduktionen mit Musik auch schon mal mit Laptop, Mehrspursoundkarte und diversen Neumännern (KM 184 auf Stereoschine, U87 als Stützen) rausgegangen. Das war allerdings für eine Jazzaufnahme, wo die Musik der Hauptbestandteil des Werks war. Nachbearbeitung dann im Studio.
Wenn man den Aufnahmeort nicht wechseln muss ist das auch eine Option, die gut in einen kleinen Koffer passt.

Bei "Reportagetasche" dachte ich eher an den schnellen Einsatz... Hier (größeres Studio) hat sich die Kombination Marantz PMD 661 + MD 421 + HD 25 als Hörer gut bewährt. Wahlweise auch mit MKH 416 an einer Angel. Einige Kollegen schwören auf das MD 21, liefert auch einwandfreie Ergebnisse, wenn die Umgebung nicht zu laut ist.
Komme von der technischen Seite, mit diesem Set kommen die Journalisten aber gut klar. Stereoaufnahmen (wie die oben beschriebene) mache ich eigentlich immer selbst, entweder mit nem MKE 44 von Sennheiser (x/y) oder mit zwei KM 184 auf Stereoschine. dann kann ich mir auch aussuchen, ob ich x/y oder ORTF mache...
 
Hallo Ralle,

OK, stimmt, bei Reportertasche denkt man eher an die 'rasendenen' Reporterkollegen. Aber ich bin auch immer nur mit Tasche unterwegs, höchstens noch zusätzlich mit kleinem Rucksack für Kabel, Schaumstoff-/Fellwindschutz, Stative, Stereoschiene, etc.- aber eher selten. Keinen Koffer. Das MKE 44 ist ja eine Alternative zum MCE 82 und an die von Dir erwähnten Premium-Mikros komme ich nicht ran und . Wenn ich könnte, würde es wohl mal ein Pearl MS 2CL werden...
 
Ok, ich latsche tatsächlich noch mit der Zigarrenkiste Marantz PMD 671 los und je nach Einsatz mit einem Beyer MCE82, M59 oder MCE58. Für PKs tuts dann auch manchmal ein Olympus LS-5. Kopfhörer sind In-Ears von Sennheiser, keine Ahnung, wie die heißen. Natürlich ein kleines klappbares dreibeiniges Stativ, ebenfalls für PKs ohne splitter. In der Tasche sind dann auch noch Adapter RCA auf XLR, wegen der Line-Anschlüsse am Rekorder und logischerweise Schreibzeug.

Mal eine Frage: Gibt's diese klappbaren Dreibeiner auch entkoppelt? Bei mir rummst es immer ganz schon in der Aufnahme, wenn da einer in der PK am blanken Tisch sitzt. Das bekomme ich auch bei der Nachbearbeitung nicht immer raus.
 
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Mal eine Frage: Gibt's diese klappbaren Dreibeiner auch entkoppelt? Bei mir rummst es immer ganz schon in der Aufnahme, wenn da einer in der PK am blanken Tisch sitzt. Das bekomme ich auch bei der Nachbearbeitung nicht immer raus.
Von der Stange fällt mir da nichts ein, du könntest aber versuchen, einen entkoppelten Halter draufzuschrauben und das MCE 58 reinzuklemmen, etwa sowas (universell) oder den hier von Beyerdynamic (hab jetzt Thomann verlinkt, weil so schön übersichtlich, gibt's natürlich auch woanders). Dadurch wird die ganze Konstruktion natürlich recht groß.

Das Problem kenne ich. Der gute, alte Neumann-Tischfuß aus Gußeisen mit Gummiring drunter (und die Bassabschwächung am MD 421 auf Mittelstellung) lindern es etwas. Disziplin am Rednerpult wäre aber oft auch nicht schlecht, vor allem, wenn ein Manuskript genutzt wird und dessen Seiten genüsslich über die Mikrofone gezogen werden. ;)
 
@divy
Entkoppelte Dreibeinstative kenne ich auch nicht, nur welche mit dicken Gummifüßen. Das EA 19/25 kann ich auch empfehlen. Die nehme ich für alle meine Sennheiser und die M101.
 
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