Früher war alles besser - oder doch nicht?

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Wie man im verlinkten Spiegel-Artikel liest, war früher auch nicht alles besser als jetzt. Anhand dieses Artikels wird ganz klar, dass ruckartige Programm-"Anpassungen" (sage ich aus heutiger Sicht) zu jedweder Zeit zu Verstimmungen und Beschwerden führen.

An sich sind Programmanpassungen zwingend notwendig, um neue Hörer gewinnen. Nicht aber, wenn dadurch gleichzeitig mehr Stammhörer verloren werden, als neue hinzu kommen. Das Bemühen, mit brachialen Programmänderungen das Durchschnittsalter seiner Hörerschaft gleichmal um zehn Jahre zu senken, muss schief gehen. Ist bisher auch immer schief gegangen. Nicht nur, weil ein plötzlicher Entzug des Gewohnten Hörer nicht mitmachen, sondern auch, weil die Macher des Programms mit dem neuen Format nicht sicher umgehen können. Haben die meist nicht gelernt, nicht erlebt.

Anstatt das Programm jedes Jahr um ein Jahr zu "verjüngen", ich sage: mit der Zeit zu gehen, Sendungen behutsam und unmerklich zu modernisieren, in vertretbaren Abständen auch einzustellen (wer würde heute noch z.B. eine Sendung mit Schallak-Platten von mehr als 60 Jahren regelmäßig hören wollen), werden heute und wurde zu jeder Zeit durch eigensinnige Chefentscheidungen versucht, das Radio-Rad neu zu erfinden. Was Programmänderungen und -reformen angeht, so waren sie "früher" ebenso notwenig wie heute, nur wurden sie halt "früher" ebenso wie heute durchweg unklug, panisch und hektisch umgesetzt.

Unstrittig ist sicher, dass "früher" die journalistische Kompetenz in Anspruch und Möglichkeiten besser verwirklicht wurde und das popmusikalischen Geschehen weit breiter abgebildet worden ist. Da ist die Frage: "Früher war alles besser - oder doch nicht?" mit einem klarem Ja zu beantworten.
 
Die "Schimpf und Schande" von ein paar wenigen, wie der letzte Absatz des Spiegel-Artikels aufklärt. Minderheiten machen halt meistens mehr Radau als nötig ist. Das kann man in vielerlei Hinsicht ja auch heutzutage vielerorts beobachten.
Ansonsten würde ich den Ausführungen von count down zustimmen. So manches Theater ließe sich in Bezug auf Radio vermeiden, wenn man Veränderungen behutsam und nicht mit der Brechstange durchzieht.
 
1970 war wohl das große Jahr der Reformen in der deutschen Hörfunklandschaft - ab dem 1. Januar ging auch der "Pop Shop" im damaligen "dritten Programm des Südwestfunks" auf Sendung. Zuerst nur wenige Stunden täglich, dann liefen wieder Gastarbeiter-Sendungen. Der Pop Shop schlug ein wie eine Granate, bald wurde die Sendezeit verlängert. Andere Sender der ARD zogen mit ähnlichen Sendungen nach. Man bewegte sich nun allgemein verstärkt auf die junge Hörergeneration zu, die bis dato in punkto Popmusik viel zu kurz kam, passte sich dem Zeitgeist an.

Früher gleich besser ist subjektiv, es gefiel einem selbst damals sehr. Dazu verklärt man auch einiges, verknüpft damit schöne Erinnerungen etc.
 
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