Und noch einer aus der AZ, diesmal Lokal-Teil:
Ab Mittwoch ist bei «Aachen 100,eins» nur noch ein Rauschen zu hören
Aachen/Würselen. Freitagmorgen hieß es noch einmal «Guten Morgen Aachen». Doch in die sonst fröhliche Sendung mischte sich Wehmut.
Denn für Radio Aachen war es eine Abschiedsvorstellung. Jetzt läuft nur noch Musik, unterbrochen von Nachrichten. Und ab Mittwoch wird auf der Frequenz lediglich Dauerrauschen zu vernehmen sein.
Derweil wartet man bei Antenne AC auf den Montag. Dann entscheidet der Aufsichtsrat von «Radio Salü» über die geplante Übernahme des Kreissenders.
Im Funkhaus in Würselen herrscht Begräbnisstimmung. Seit Donnerstagabend, als die Veranstaltergemeinschaft (VG) von Antenne AC sich für die alleinige Übernahme des Kreissenders durch das Saarbrücker «Radio Salü» entschloss, wissen nicht nur die Radiomacher aus der «Aachen 100,eins»-Redaktion, dass sie jetzt auf der Straße stehen.
Auch die Mitarbeiter der Betriebs- und Marketingabteilungen sowie der Verwaltung des Funkhauses verlieren ihre Arbeit. Übernommen wird von «Radio Salü», das am belgischen Sender «100,5 - Das Hitradio» beteiligt ist, nur die siebenköpfige Antenne AC-Redaktion.
Und die soll im Zuge einer «natürlichen Fluktuation» weiter verringert werden, wie der Insolvenzverwalter der Kreis-VG, Dr. Martin Dreschers, am Freitag bestätigte. Damit bleibt von den 50 festen und freien Mitarbeitern des Funkhauses nur eine Handvoll übrig.
Zwar war am Freitag noch einmal «Sunshine Live»-Geschäftsführer Ulrich Hürter vor Ort. Aber Hoffnungen konnte er nicht machen, nachdem die Verhandlungen zwischen «Sunshine» und «Salü» zu keinem Ergebnis geführt hatten: «Alleine können wir Radio Aachen nicht betreiben.»
Kein Wunder, dass nach dem wochenlangen Hin und Her in der Belegschaft nun Bitterkeit und Wut regieren. Zumal, wie Radio Aachen-Programmchef Torsten Manges beklagt, am Donnerstag noch «die Rettung beider Sender greifbar nahe gewesen» sei.
Eine Düsseldorfer Investorengruppe habe gemeinsam mit «Sunshine Live» ein Angebot vorgelegt, das von der Kreis-VG abgelehnt wurde. Manges: «Immer wenn es eine solche Möglichkeit gab, wurde die Entscheidung im Kreis vertagt oder nicht gefällt.»
Auch Heiner Höfken, stellvertretender Vorsitzender der VG von Radio Aachen, macht seinem Ärger Luft. «Wir haben immer versucht, eine Lösung für beide Sender zu finden, aber im Kreis wurde ein eigenes Süppchen gekocht.»
Ergebnis: Radio Aachen verstummt, Antenne AC verliert seinen Namen und übernimmt das Programm von «100,5», versehen mit einem lokalen Fenster - wenn der «Salü»-Aufsichtsrat zustimmt.
«Salü»-Geschäftsführer Thorsten Meinecke sprach am Freitag auf AZ-Anfrage von «positiven Signalen», die er von den Gesellschaftern erhalten habe. Sicher sei die Zustimmung jedoch nicht, da es sich um eine «sehr große Investition» handele. Unter anderem denke man daran, im Kreisgebiet ein neues Studio zu bauen.
Gibt es keine Zustimmung, verstummen beide Sender. Die Lizenzen würden dann von der Landesanstalt für Medien (LfM) neu ausgeschrieben. Dann könnten die Sendegebiete von der LfM auch zusammengelegt werden.
Damit würde das so genannte Verlegerprinzip wieder aufleben, wonach der Zeitungsverlag Aachen das Vorrecht hätte, einen gemeinsamen Sender für Stadt und Kreis zu betreiben.
Doch auch wenn «Salü» Antenne AC bis zum Lizenzende im November 2006 betreibt, bestünde danach diese Möglichkeit. Die VG von Radio Aachen kündigte gestern an, diese Zusammenlegung nach Ablauf der Lizenz zu beantragen.
Und man gehe davon aus, dass die LfM dem folgen werde, hieß es. Dies jedoch bezeichnete LfM-Sprecher Peter Widlok gegenüber der AZ als Spekulation. «Wir haben lediglich allen Beteiligten klar gemacht, dass dann die Karten neu gemischt werden. Die Zusammenlegung der Sendegebiete ist dabei nur eine mögliche Option.»
Die Mitarbeiter des Funkhauses, die ihre Jobs verlieren, dürfte derlei Zukunftsmusik kaum trösten. Sie waren auch am Freitag wieder damit beschäftigt, zahlreiche Beileidsbekundungen von enttäuschten Hörern entgegenzunehmen . . .