Funkhaus historisch: Nalepastraße

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Stammen nicht beide Seiten von der RRG ab? <teuflisches Grinsen>

Reichsrundfunkgesellschaft? Das geht garnicht!


Vielleicht noch ein anderes Thema: Pegelmesser. Wenn ich das richtig sehe, dann gab es in der 700er Generation sowohl Lichtzeigerinstrumente als auch Geräte mit LED-Ketten. Hier ist beides eingebaut
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=7400&d=1194990728

... während es in P8 nur Lichtzeiger gab:
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=7420&d=1195134388

In Aktion (P10? – jedenfalls ein P-Raum, nicht K6):
http://de.geocities.com/theupside04/dt64.jpg

Und dann waren da noch die Mehrkanalanzeigen mit Schwarzweißbildröhre und vorgesetzten Farbfolien. Kam wohl in den fast drei Jahren, die dieser Thread schon läuft, bereits zur Sprache, aber nicht im Detail. Was davon gab es denn ab wann?
 
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Schätze auch, daß die +15dB Postübergabepegel waren.

Sie waren. Im Osten wie im Westen. Zum Beispiel bei Außenübertragungen. Jedenfalls zu der Zeit (späte 70er), als die Jungens von der Bundespost noch mit dem grauen Mercedes-Kleinbus mit dem Horn auf der Tür ankamen, deren Meßgeräte noch in Neper anzeigten und sie mir als Ü-Leitung einen verzwirbelten Klingeldraht mit zwei Bananensteckern in die Hand drückten.

Das ganze dann nochmal für die Meldeleitung mit dem Kurbeltelefon... über die wir mehr als einmal gesendet haben, nachdem die Ü-Leitung mitten in der Sendung ausgefallen war.

Jaajaaaa... *tatter*

Ralf
 
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Der Klingeldraht brachte dann aber bestimmt volle 15 kHz mit 70 db Fremdspannungsabstand, nich wahr? :D

Wenn wir nun schon die Bonndespost hier mit reinziehen: Weiter unten auf
http://www.aufbau-ffm.de/doku/Sonder/fm/Fernmelde4.html


Noch etwas, aus der Anfrage um das Z 776:

Der Beschluß zum Auflösen des DDR-Rundfunks und Fernsehens wurde ja erst im Einigungsvertrag gefaßt. Da mag man Anfang 1990 noch optimistischer gewesen sein.

Selbst RBI war noch im Sommer 1990 optimistisch. Es gab auch tatsächlich eine Organisationsanweisung zur Integration von RBI: Es sind vier Tonsignalleitungen zur Zuführung der DW-Programme von Köln nach Berlin zu schalten. Bumms, aus, Feierabend.

Wie war das eigentlich mit dem Übergang der Studiotechnik (einschl. technischem Personal) von der Post auf den Rundfunk? Ich meine, mich ganz dunkel zu erinnern, daß es da ungefähr im Frühjahr 1990 irgendwie Knatsch gab.
 
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Reichsrundfunkgesellschaft? Das geht garnicht!
War das Klinkensystem der 700er Serie nicht auch ein Überbleibsel der RRG? Ich hatte doch mal sowas aufgeschnappt? Aber schön isses - mit gelbem "Phasenstecker" und so. ;)

Was bedeuten die zusätzlichen Skalen am LED-Instrument? "K=1" und "K=2" - hat das was mit Klirrfaktoren zu tun?

In Aktion (P10? – jedenfalls ein P-Raum, nicht K6):
http://de.geocities.com/theupside04/dt64.jpg
P13 oder P14? Das wären aus meiner Erinnerung heraus die Räume gewesen, in denen DT64 produziert hat. Da habe ich selbst noch dringesessen und verzweifelt in nem Hotel angerufen, auf der Suche nach dem Aufsager. Hatte ich aber glaube ich schon geschrieben.
 
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0dBm = 0dBu. Man hat nur den Bezug geändert (früher 1mW an 600 Ohm, heute 0,775V)
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-volt.htm

Ich will mich ja nicht um des Kaisers Bart streiten. Aber 0,775V ist genau die Spannung an einem Widerstand von 600 Ohm, die dort 1mW Leistung erzeugt. Kann man auch bei Wikipedia nachlesen. http://de.wikipedia.org/wiki/Bel_%28Einheit%29 Insofern ist 0dBu=0dBm, wenn es um denselben Abschluß, nämlich 600 Ohm geht. Etwas anderes sagt auch der obige Rechner nicht (danke für den Link). Im Osten verwendete man immer die Dimension dBm, auch wenn es selten um einen Abschluß mit 600 Ohm ging. Die Verwendung von dBu wäre jedoch korrekt.

Schätze auch, daß die +15dB Postübergabepegel waren.

Damit sieht es etwas anders aus. Innerhalb des Funkhauses gab es einen Normpegel von +6dbu (oder +6dBm) auf allen Leitungen. Was sollte dann der Postübergabepegel in einem P-Raum suchen? Auf der Tastatur steht ja auch nicht +15dBm sondern 15dBm. Das ist m.E. falsch, wie ja auch Tondose bemerkt hat. Es kann sich hier nur um -15 dBu gehandelt haben.
 
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Wenn ich das richtig sehe, dann gab es in der 700er Generation sowohl Lichtzeigerinstrumente als auch Geräte mit LED-Ketten.

Korrekt. LED-Kette ist neuere (IMHO häßliche) Entwicklung. Mit der Glühlampe in den Lichtzeigerinstrumenten J725 gab es häufig Ärger. Auch die Justage war schwierig. Die Glühlampen wurden vom RFZ in eine Spezialfassung mit Feingewinde eingelötet und justiert und standen in dieser Form als Ersatz zur Verfügung. Defekte Lampen wurden wegen des Feingewindes natürlich nicht weggeworfen. Das Instrument mit LED-Ketten scheint auch als Tochterinstrument für die Limiter verwendet worden zu sein. Jedenfalls ist das aus der Beschriftung abzuleiten. Bei den Lichzeigerinstrumenten gab es dafür aber eine extra Ausführung (könnte J713 geheißen haben). In dem hier diskutierten P-Raum-Pult wird es auch so gewesen sein, daß das rechte Instrument die Tochteranzeige für die V713 war.

In Aktion (P10? – jedenfalls ein P-Raum, nicht K6):
http://de.geocities.com/theupside04/dt64.jpg

Eindeutig P-Raum. Welcher, das kann man nicht sagen. Ja, möglicherweise auch P10.

Und dann waren da noch die Mehrkanalanzeigen [...] Was davon gab es denn ab wann?

Zuerst gab es die J725 etwa ab 1965 mit Beginn der 700-Technik. Die Mehrkanalanzeigen J727 kamen erst Mitte der 70er. Zuletzt kamen die häßlichen LED-Ketten, ich glaube sie hießen J725/1, etwa Mitte der 80er. Aber nagele mich jetzt bitte nicht auf den Zeitraum fest. Das "J" wird übrigens als "I" gesprochen. Warum sich das J aber im Druck eingebürgert hat, weiß ich nicht, vermutlich wegen besserer Lesbarkeit.
 
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Der Klingeldraht brachte dann aber bestimmt volle 15 kHz mit 70 db Fremdspannungsabstand, nich wahr?

Der Klingeldraht (auch Z-Draht genannt) war durchaus gebräuchlich. Der Frequenzgang wurde einerseits im Verstärkeramt korrigiert und dann nochmal im Funkhaus entzerrt. Volle Bandbreite und sendefähiger Störabstand waren damit durchaus möglich. Zu meiner Ü-Wagenzeit gab es einen Slogan: "Z-Draht und Lassoband halten die Ü-Stelle zusammen." ;)

Interessanter Link. Man vergleiche mal den dort abgebildeten Schaltraum mit dem hier schon gezeigten Schaltraum Block E.

Wie war das eigentlich mit dem Übergang der Studiotechnik (einschl. technischem Personal) von der Post auf den Rundfunk?

Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern. Ich habe diesen Übergang ja beim Fernsehen in Adlershof am eigenen Leibe miterlebt. Die Studiotechnik, das war das technische Personal! Die Übernahme von Post zu Fernsehfunk erfolgte irgendwie automatisch. Gefragt worden bin ich nicht. Man war auch froh, daß es nach der Wende irgendwie weiterging und man nicht auf der Straße saß, wie viele andere. Daß ich mich nicht mehr an Details erinnern kann, hat sicher auch etwas mit Verdrängung zu tun.
 
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Der Klingeldraht brachte dann aber bestimmt volle 15 kHz mit 70 db Fremdspannungsabstand, nich wahr? :D

Der brachte je nach Standort und relativer Mondfeuchte so ziemlich alles zwischen HiFi und Kurzwelle. Ich hatte Leitungen, die hättest Du als Lehrbeispiele für so ziemlich alles nehmen können, was überhaupt an Effekten auftreten kann: Echos, Phasengewaber, übersprechende Wählimpulse, Seitenbandsplatter aus benachbarten Leitungen, you name it...

Es wurde ja auch nix garantiert. Man hätte zwar eine Leitung wegen schlechter Qualität ablehnen können. Aber bei den damaligen Preisen wurden die Leitungen natürlich erst für maximal 10 Minuten vor der Sendung bestellt, und dann wäre so schnell eh kein Ersatz mehr zu schalten gewesen.

Ich will mich ja nicht um des Kaisers Bart streiten. Aber 0,775V ist genau die Spannung an einem Widerstand von 600 Ohm, die dort 1mW Leistung erzeugt. Kann man auch bei Wikipedia nachlesen. http://de.wikipedia.org/wiki/Bel_%28Einheit%29 Insofern ist 0dBu=0dBm, wenn es um denselben Abschluß, nämlich 600 Ohm geht.

Und nur dann. Das meinen Kunden klarzumachen hat mich teilweise Jahre gekostet. "Ausgangspegel: 0 dBm an 10 kOhm" ... Moment mal, 1 Milliwatt an 10 Kiloohm? Aus Ihrem Ausgang kommen über 3 Volt? ... Natürlich nicht! ... Sondern? ... Na, 0,75 Volt. ... Also 0 dBu. ... Wie jetzt???

Ralf
 
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War das Klinkensystem der 700er Serie nicht auch ein Überbleibsel der RRG?

Das war natürlich nicht an die 700-Technik gebunden, sondern existierte schon viel früher. Ich habe es erstmals im alten Funkhaus Berlin-Grünau, Regattastraße 277, etwa 1965 kennengelernt. Da gab es das Funkhaus in der Nalepastraße mit eben dieser (Tuchel-) Klinkentechnik aber schon lange (seit 1956). Inwieweit die RRG da hineinspielte, weiß ich aber nicht.

Was bedeuten die zusätzlichen Skalen am LED-Instrument? "K=1" und "K=2" - hat das was mit Klirrfaktoren zu tun?

Nee, mit Klirrfaktor hat das nichts zu tun, aber mit Kompressionsgrad. Das sind Skalen für die Verwendung dieses Instruments als Kontrollinstrument für die Regelverstärker V713.
 
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Die RRG könnte schon von daher hineinspielen, als wohl die gesamte Studiotechnik in der Masurenallee ausgebaut und mitgenommen wurde. Zumindest meine ich, das in Aufsätzen zu diesem Thema so herauszulesen.


http://de.geocities.com/theupside04/dt64.jpg
Eindeutig P-Raum. Welcher, das kann man nicht sagen. Ja, möglicherweise auch P10.

Da hatte ich Unfug geschrieben. Das ist DT64 um 1991, ergo P13 oder P14, wie schon hier ausgeführt:
http://www.radioforen.de/showthread.php?p=346069#post346069


Zuletzt kamen die häßlichen LED-Ketten, ich glaube sie hießen J725/1, etwa Mitte der 80er. Aber nagele mich jetzt bitte nicht auf den Zeitraum fest. Das "J" wird übrigens als "I" gesprochen. Warum sich das J aber im Druck eingebürgert hat, weiß ich nicht, vermutlich wegen besserer Lesbarkeit.

Das könnte in irgendeiner TGL so festgelegt gewesen sein; das mit dem als I gesprochenen J findet man auch in ganz anderen Zusammenhängen, und bei Durchbuchstabierungen wurden I und J in keinem Fall separat verwendet (also H, I/J, K).

Ein J725/1 könnte übrigens sogar noch die Jahrtausendwende in seiner originalen Anlage überlebt haben, und zwar im Leitplatz beim Strahlendorf Wachobyl (oder so). Dort kam (Vergangenheitsform, weil heute eine Satellitenzupielung genommen wird) u.a. eine schön verklirrte Sendeleitung aus diesem Studio an, das im Hintergrund einen in diesem Zusammenhang hier sehr vertrauten Anblick bietet:
http://www.radioforen.de/showthread.php?p=358061#post358061

Der dazugehörige Sprecherraum ist hier zu sehen:
http://www.radio-journal.de/wrn-special/32_00moskauer_mikroskop.htm

Die Mikros dort: http://oktava.tula.net/eng/mk219_e.htm
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Die RRG könnte schon von daher hineinspielen, als wohl die gesamte Studiotechnik in der Masurenallee ausgebaut und mitgenommen wurde.

Völlig korrekt. Als das Haus übergeben wurde, soll nichts mehr an Technik dringewesen sein. Das haben später noch ganz stolz Kollegen erzählt, die diese Zeit mitgemacht haben. Ich selbst habe Mitte der 60er noch Mikrofonverstärker V41 (Volleinschub in DIN-Breite) erlebt, die mit "Wehrmachtsröhren" EF12 und EF14 bestückt waren und möglicherweise aus der Masurenallee stammten. Irgendwie mußte ja das Ersatzfunkhaus Grünau Regattastraße 277 ausgerüstet werden. Die Kürzel V, S, W, O, F, Z usw. für verschiedene Baugruppen der Tonstudiotechnik sind im Osten wie im Westen beibehalten worden. "Bring mir mal eine C17" - Bei meinem J25 ist die Birne kaputt" ... ;) Die Z 776, die in einem anderen Thread diskutiert wird, ist auch so ein Überbleibsel. Ich meine mich zu erinnern, daß in den P-Räumen ursprünglich Z276 und Z277 gestanden hätten. Das waren Mischpult und Laufwerkstruhe in 200er Technik (Röhrentechnik mit Miniaturröhren der 80er Serie). Und nett: Von der Mischpulttruhe Z276 wurde die Z776 namentlich für die 700-Technik abgeleitet. Ich selbst habe noch an der Z19 (Mischpult) und Z9b (Laufwerkstruhe) gearbeitet.
 
Sender Cottbus

Und nun wieder einmal etwas zum Thema Regionalsender, nachdem hier schon vor geraumer Zeit der Sender Weimar zur Sprache kam. Nach dem dankenswerten Hinweis unter http://www.radioforen.de/showpost.php?p=361031&postcount=27

siehe dazu
http://www.razyboard.com/system/mor...chichte-rundfunkmuseum-1157375-4880200-0.html


Das 1973 eingebaute Pult kam schon einmal in anderem Zusammenhang zur Sprache; wenn ich mich recht entsinne in dem wohl bekannten Deutschlandradio-Feature Der Laubfrosch hat die Farbe gewechselt, womit eigentlich fast schon alles gesagt ist: Es war eigentlich für den DFS 904 in Bestensee bestimmt, kam wegen dessen plötzlicher Einstellung dort nicht mehr zum Einbau und ging dann eben nach Cottbus.

Kann sein, daß auch noch der ORB damit gesendet hatte; ich meine, mich dunkel an entsprechende Fernsehbilder zu erinnern, in denen halt ein typisches RFZ-Pult zu sehen war. Auffällig waren die Mikros: Wenn mir die Erinnerung keinen Streich spielt, dann waren das Gefell PM860 (oder ein evtl. existierendes ähnliches bzw. Vorgängermodell):
http://tanner-of-kha.livejournal.com/150752.html


Die Sache mit dem Studio Görlitz ist wohl erklärungsbedürftig: Das war vorher der Nebensender Görlitz des Reichssenders Breslau. Dazu gehörte dann der Mittelwellensender in Reichenbach, der auch heute noch in Betrieb ist (MDR Info auf 1188 kHz). Zu den Sendungen in Sorbisch gibt es hier einen kenntnisreich geschriebenen Artikel:
http://www.mdr.de/sorbisches-programm/rundfunk/geschichte/1929181.html

Das Foto kann eigentlich garnichts anderes als ein Studio in Cottbus zeigen. Diese Tische gab es wohl auch in einigen Sprecherräumen in der Nalepastraße? Die Mikros sind wohl irgendwelche Gefell?

Interessant auch: Dem Text von Helmut Richter zufolge dürfte der grundsätzliche Programmablauf in Cottbus ab 1966 für zwei Jahrzehnte unverändert geblieben sein. In der letzten halben Programmstunde bis 10.00 Uhr gab es Sorbisch, sonntags machte man dann noch mittags zwei Stunden auf der Hoyerswerdaer Mittelwelle weiter und wurde damit auch schonmal in Schweden gehört ...

Für die Wendezeit geistert dann noch ein „Sorbischer Rundfunk – Sender Lausitz“ auf Mittelwelle durch die damaligen Frequenzlisten. Wäre auch mal aufzuklären, was für Programmfolgen sich eigentlich dahinter verbargen.
 
AW: Sender Cottbus

http://www.mdr.de/sorbisches-programm/rundfunk/geschichte/1929181.html
Das Foto kann eigentlich garnichts anderes als ein Studio in Cottbus zeigen. Diese Tische gab es wohl auch in einigen Sprecherräumen in der Nalepastraße? Die Mikros sind wohl irgendwelche Gefell?

Schau mal hier. http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=7057&d=1189672632
Das ist ein gefledderter Sprechertisch aus dem Sprecherraum eines P-Raumes in der Nalepastraße. Scheint Standard gewesen zu sein. Das Bild aus Cottbus scheint den Sprecherraum des P-Raumes in der Wilhelm-Külz-Straße zu zeigen. Die über die Heizkörper hochgezogene Wandverkleidung und das Fenster deuten darauf hin. Der Sprecherraum der Senderegie hatte IIRC kein Fenster. Bei den Mikros kann man nur raten, denn das ist auf dem Bild auch bei Vergrößerung nur sehr schwer zu erkennen. Das mittlere Mikro könnte ein schwarzes MD421 sein, die beiden äußeren sind vermutlich M792 mit M93 oder M94 Kapseln (siehe auch http://www.microtechgefell.de/history/HistoriePDF/D_Historie%20Microtech%20Gefell%20_pdf.pdf). Ist alles nur 'Kaffeesatzlesen', weil schwer erkennbar. BTW, im Funkhaus Cottbus habe ich 1965-1966 meine ersten Schritte als 'Studiogehilfe' für brutto 350 Mark der DDR gemacht.
 
AW: Sender Cottbus

Der Sprecherraum der Senderegie hatte IIRC kein Fenster.

Und der Regieraum selbst ein vergittertes Fenster im Rücken des Technikers, kann das sein?

Man beachte übrigens die Ausleuchtung des Bildes auf der MDR-Seite: Das ist ganz offensichtlich ein hochoffizielles Foto, ggf. gestellt und deshalb im Produktionsstudio, oder wurden die sorbischen Sendungen etwa komplett vorproduziert?

Welcher Raum ist dann das hier?
http://www.thomas-bohnen.de/Wolfgang/4images/details.php?image_id=4419
 
AW: Sender Cottbus



Dieses Foto habe ich in die "Gallerie der Plattensammler" reingestellt. Stammt aus dem Nachlas meines Vaters.
Nach meinen (Kindheits-)Erinnerungen gab es im Sender Cottbus in den 60-ern zwei Regieräume mit je 3 Bandmaschinen und dem entsprechen Mischpult.
Einer gehörte zum Sendesaal (in dem auch ein Sprecherplatz vorhanden war), der zweite war einem reinem Sprecherraum zugeordnet.
(Die Bezeichnungen der Räumlichkeiten mögen evtl. keine "Fachbegriffe" sein - sorry).
Das angehängte Foto ist im Sendesaal aufgenommen. Die drei stehenden Herren sind v.l.n.r. Rudi Bienert, Hans-Joachim Hädicke und Heinz Schulze
Rudi Bienert ist 1963 von Cottbus zum Sender Rostock gegangen. Also dürfte dieses Foto nicht jünger sein.
Der gesuchte Raum könnte also der hinter dem "Fenster" sein.
 

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AW: Sender Cottbus

Und der Regieraum selbst ein vergittertes Fenster im Rücken des Technikers, kann das sein?

Zu meiner Zeit war das Fenster rechts vom Techniker. Das Mischpult stand 90 Grad zu Fensterwand. Im Rücken des Technikers standen in einer Reihe die Laufwerkstruhen. Wie gesagt, zu meiner Zeit. Wie das nach dem Umbau auf 700-Technik aussah, habe ich nie zu Gesicht bekommen. Kann sein, daß die Fenster vergittert waren.

Man beachte übrigens die Ausleuchtung des Bildes auf der MDR-Seite: Das ist ganz offensichtlich ein hochoffizielles Foto, ggf. gestellt und deshalb im Produktionsstudio, oder wurden die sorbischen Sendungen etwa komplett vorproduziert?

Na ja, offiziell oder nicht, sicher gestellt. Beim DDR-Rundfunk wurde immer auch vorproduziert. Da machten die sorbischen Sendungen keine Ausnahme.


Das ist ganz eindeutig der Cottbuser P-Raum vor dem Umbau auf 700-Technik. Die Technikerin steht an einer Z19 Mischpulttruhe. Im Hintergrund ist schemenhaft eine weitere Laufwerktruhe zu sehen. Das war eine ganze zweite Reihe. Gern wurden Laufwerke aus dieser Reihe bei Vorproduktionen in die Regie gestöpselt, wenn dort die Bandmaschinen nicht reichten. An diesem Mischpult habe ich meine ersten Mischungen gemacht. Auf dem Bild rechts muß man sich die Fensterfront vorstellen. Im Blickfeld der Technikerin (Studioassistentin) ist das Studiofenster zum Sprecherraum, von dem ja hier schon die Rede war. Übrigens, oben auf der Z19 liegt ein 'Katastrophenbobby'. Da lag er auch schon zu meiner Zeit. Schönes Foto! Die Technikerin kenne ich aber nicht, auch sonst niemanden auf dem Foto.

Aber ich habe mal weiter recherchiert. Das Foto des Cottbuser P-Raums ist von Hajo Schulze in die Galerie gestellt. Auf seiner Homepage fand ich ein Bild mit seinem Vater Heinz Schulze am Sprechertisch der Senderegie. Heinz Schulze war ein bekannter Cottbuser Sprecher. Hier ist das Bild. http://hajoschulze.de/heinz/heinz004.jpg
 
AW: Sender Cottbus

Das angehängte Foto ist im Sendesaal aufgenommen. [...] Also dürfte dieses Foto nicht jünger sein. Der gesuchte Raum könnte also der hinter dem "Fenster" sein.

Nein, entschuldige bitte. Der 'Sendesaal' war ein größerer Raum, der eigentlich ein größerer Sprecherraum war und IIRC durch einen Vorhang verkleinert wurde. Dort aufgenommen wurde auch das Foto Deines Vaters am Sprechertisch, das ich auf Deiner Homepage gefunden habe. Dieser 'Sendesaal' gehörte zur Senderegie. Auf Deinem angehängten Foto ist durch das Fenster die Senderegie zu sehen. Es waren übrigens sowohl in der Senderegie wie auch im P-Raum mehr als nur drei Bandmaschinen, zumindest in der Zeit, aus der die historischen Fotos stammen.
 
AW: Sender Cottbus

Nein, entschuldige bitte.

Na aber gerne doch.

Wie ich schon weiter oben erwähnte , sind es "(Kindheits-)Erinnerungen" und sehr lange her.
Ich hab' da ja nie gearbeitet, sondern nur öfters meinen Vater besucht.

Und hier noch ein Foto aus dieser Zeit, auf dem auch der Vorhang zu sehen ist :)

Viele Grüße aus Athen
Hajo
 

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AW: Sender Cottbus

Ich hab' da ja nie gearbeitet, sondern nur öfters meinen Vater besucht. Und hier noch ein Foto aus dieser Zeit, auf dem auch der Vorhang zu sehen ist :)

Na, Du kannst Dich aber noch gut erinnern. Dieses Foto ist aber wesentlich älter als das Foto auf Deiner Homepage. Hier ist ja noch der ganz alte Sprechertisch mit zwei M14a und einem M19 (dynamisches Kdo-Mikro) zu sehen. Das Foto muß von Ende der 50er Jahre stammen. Die M14 Kondensatormikrofone waren übrigens mit der Wehrmachtsröhre RV12P2000 bestückt. Ich besitze zwei dieser Mikrofone, jedoch nicht die Cottbuser. ;)

Viele Grüße aus Athen

Darum beneide ich Dich. Bei Dir sind es immerhin 12 Grad. Hier isses mir zu kalt. ;)
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Und noch eine Geschichte aus der Nalepastraße, die hier so glaube ich noch nicht steht: unter dem Block ET (der neuere Studio-Flachbau-Komplex) soll sich ein weiteres Studio befinden, zu erreichen durch den Keller von Block E aus. Das wäre deutlich rustikaler gewesen, nie benutzt worden und für den "Ernstfall" vorgesehen. Dort hätte es auch Aufenthaltsräume (u.a. für den "Vorsitzenden") gegeben. Kann / mag jemand was dazu sagen? Existieren vielleicht sogar Fotos?

Ist alles korrekt. Hier sind erste Fotos dazu. Wir (K6, Switchmaster, Studiofan und ich) haben es heute besucht. Für die sachkundige Führung durch Switchmaster einen ganz herzlichen Dank!

Vom Kellergang in Block E-R führten zwei Luftschutztüren in einen zweiten Gang, der die technischen Räumlichkeiten des E-Fall-Studios miteinander verband. Ein Eingang war mit E-R 004 bezeichnet. Von den Fotos zeigt eines den äußeren Gang, das zweite den inneren Gang und ein weiteres den Eingang zu einem der Sprecherräume vom inneren Gang aus gesehen. Es gab zwei Regie- und zwei Sprecherräume, die unabhängig voneinander arbeiten konnten. Neben dem Zugang vom 'normalen' Kellergang aus gab es noch Fluchtwege, die ebenfalls ehemals mit den erwähnten Luftschutztüren verschlossen und noch durch eine weitere Tür gesichert waren. Wir haben noch separate Toiletten, Reste der Notstromversorgung sowie Lüftungsanlagen vorgefunden. Auch Reste einer eigenen Wasserversorgung waren noch erkennbar.

Insgesamt war unser Besuch sehr aufschlußreich und dürfte nun eines der letzten Geheimnisse der Nalepastraße ans Tageslicht gebracht haben.
 

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Ist alles korrekt. Hier sind erste Fotos dazu. Wir (K6, Switchmaster, Studiofan und ich) haben es heute besucht.
Großartig! Endlich die Gewißheit, daß da doch noch was war. Etwas, das selbst Leute, die jahrzehntelang auf dem Gelände gearbeitet haben, teils heftig bestritten. Ich hoffe, ihr habt viele Fotos, die Qualität ist ja schonmal exzellent. Und: leider wurde auch dort gefleddert, auch andere haben das also gefunden.

Schade nur, daß ich hier davon lesen muß, statt bei der vielleicht letzten Chance dabeigewesen sein zu dürfen. Fühle mich grad etwas ausgeschlossen, vielleicht noch verstärkt durch nun 6-monatigen Aufenthalt in einer Art Arbeitslager, ohne Wohnung, ohne Möglichkeit zu sozialen Kontakten oder anderen Dingen, die mir Spaß machen, reduziert auf Tisch, Bett und Laptop und ohne Aussicht auf Besserung.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Schade nur, daß ich hier davon lesen muß, statt bei der vielleicht letzten Chance dabeigewesen sein zu dürfen. Fühle mich grad etwas ausgeschlossen [...]

Nein , nein, um Gottes Willen! Dich wollte niemand ausschließen. Die Zahl der Teilnehmer war klein gewählt, um nicht aufzufallen und auch wegen der Sicherheit. Studiofan ist zufällig dazugestoßen und war nicht mit uns verabredet. Ich hatte den Lokaltermin angeregt und das Licht gestellt sowie die Fotos geschossen. Switchmaster war der Ortskundige, und K6 hatte ein berechtigtes Interesse, den K6 noch einmal zu fotografieren. Ein heute gemachtes Panoramafoto des ehemaligen DT64-Kontrollraumes hänge ich hier an.

Sei nicht traurig, und gute Besserung :)

Jürgen
 

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Ich werde dann wohl selbst nochmal die Fähre nehmen und über den Zaun klettern müssen, wenn ich wieder in Berlin bin. Das lasse ich mir nicht entgehen. Ich hätte auch berechtigtes Interesse anzumelden, denn im K6 habe ich einige Abende und einen Nachmittag verbracht. Auch, wenn ich nicht K6 heiße.

Ein heute gemachtes Panoramafoto des ehemaligen DT64-Kontrollraumes hänge ich hier an.

Sei nicht traurig
Wie soll man bei so einem Foto nicht traurig sein? Wenn man es so lebendig wie hier oder hier erlebt hat?

Nee, nicht an diesem Ort. 6 Monate ohne Privatsphäre, ohne Rückzugsort, ohne hygienische Mindeststandards. Ich kann das Dreckspack hier nicht mehr sehen. Daran wird sich auch nichts ändern und darauf ist man hier auch noch stolz. Ich werde wohl wieder weiterziehen müssen. Dafür ist mir meine kostbare Zeit auf dieser Welt zu schade.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ich werde dann wohl selbst nochmal die Fähre nehmen und über den Zaun klettern müssen, ...

Wir sind nicht über den Zaun geklettert, sondern mit dem Auto ganz legal aufs Gelände gefahren, weil wir auch angemeldet waren. Daß wir ein bißchen gemogelt und uns woanders umgesehen haben, das soll hier nicht geklärt werden. ;)

Hier noch ein paar Impressionen aus dem verbunkerten Kellerstudio des 'Deutschen Demokratischen Rundfunks'. Telefon ohne Wählscheibe für direkte Verbindung. Wohin? Eigene Toiletten mit Spülkasten, weil ohne Verbindung zur städtischen Wasserversorgung. Schaltkasten für NEA (Netzersatzanlage). Die haben wir erst ganz zum Schluß - ebenfalls verbunkert - ein Stück weit weg gefunden. Überdruckventil, wie es in Bunkern üblich war. Davon waren mehrere vorhanden. Im Bunker mußte immer Überdruck herrschen, damit verschmutzte Luft draußen blieb. Anschlußkästen, selbst erklärend. Reste der Klimaanlage. Notausgang. Auch hier ist die Drucktür nicht mehr vorhanden. Reste der autarken Wasserversorgung.

Eine Anmerkung habe ich noch. Ich bin ja kein Militärexperte, aber ich habe z.B. den Bunker in Harnekop gesehen und eine Menge über andere DDR-Bunker gelesen. Wogegen dieser verbunkerte Keller schützen sollte, ist mir deshalb nicht ganz klar. Atomsicher war er jedenfalls nicht, auch nur eingeschränkt bombensicher. Angst vor dem Volk? Fragen, auf die man keine Antworten mehr findet.

BTW, falls es jemanden interessiert: Der Keller/Bunker ist stockdunkel. Von einem illegalen Besuch ohne entsprechende Ausrüstung ist dringend abzuraten. Wir waren mit 1 kW Akkulicht bestückt.
 

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