Gebühren: Langsam wird es ernst

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Ich hab's geahnt: Natürlich kommen die ganzen ÖR-Anhänger jetzt wieder daher und argumentieren mit der Qualität, den fetten Quoten usw.

Die ÖRs sollen bitte Ihrem Auftrage der "Grundversorgung" nachkommen und nicht ständig neue Kanäle öffnen, die wieder und wieder Geld kosten. Zudem bei diesen Kanälen, die größtenteils ja im digitalen Bereich gestartet wurden, ohnehin auch zahlreiche Wiederholungen zu sehen sind. Dazu kommen Programminhalte, die teilweise schlimmer sind als bei den Privaten.

Ich behaupte nicht, dass die Privaten alles besser machen, dafür läuft bei denen viel zu viel Schrott. Aber die Privaten verballern dafür keine Gebührengelder. Und wenn Unternehmen der Meinung sind, sie müssten in derartige Formate Werbung schalten, ist das deren Problem (auch wenn wir die Werbung bei unseren Einkäufen mitbezahlen). Unverschämt finde ich aber, dass Programminhalte bei den ÖRs teilweise mit derart immensen Budgets ausgestattet sind, die das schlussendliche Resultat nicht rechtfertigen (Beispiel "Wetten dass ..."). Für mich sieht "Grundversorgung" anders aus. Da finde ich die hier genannte EU-Initiative durchaus interessant - wenn DAS durchgeht, wäre das mal ein echter Fortschritt.

Ich bin sicher, wenn die ÖRs geschrumpft würden, gäbe es sehr schnell auch private Programmanbieter mit hochwertigen und anspruchsvollen Inhalten. Genau in diersem Segment gibt es ja Zuschauer, die auch für bestimmte Unternehmen als Zielgruppe für Werbung relevant sind. Im Radio gibt es da ja auch einige Beispiele, wie KLASSIK RADIO oder JAZZ RADIO aus Berlin, auch wenn letzterer hin und wieder finanzielle Probleme zu bewältigen hat. Spartenkanäle könnten sich auch im PAY-TV wiederfinden und dort ihre Klientel bedienen, was durchaus ja auch schon heute der Fall ist (scheint ja zu funktionieren).

Wichtig ist, dass die ÖRs weg kommen von der "Quote". Was soll das? "Quoten" sind für werbefinanzierte Sender relevant, warum schielen die ÖRs nach 20 Uhr auf die Quote, wenn sie in dieser Zeit sowieso keine Werbung ausstrahlen dürfen (abgesehen von Patronaten, z. B. bei Sportevents o. ä.)? Daher auch das von mir geforderte komplette Werbeverbot für die ÖRs.

Analog dazu ein Beispiel aus dem Radio. NJoy - das Jugendprogramm vom NDR - läuft komplett werbefrei, es wird aber auch hier noch immer auf die Quoten geschaut, warum? Dieser Sender spielt für die Werbewirtschaft keine Rolle ... und das ist auch gut so. Stellt sich für mich nur die Frage, ist NJoy in seiner jetzigen Form ein Programm der "Grundversorgung"? Um es vorweg zu nehmen: Ich meine NEIN, da es ausreichend andere Angebote gibt, die das was NJoy macht, abdecken. Was anderes wäre es, wenn es ein werbefreies Kinderradio wäre, mit einem entsprechenden Bildungsanspruch, DAS wäre m. E. "Grundversorgung".
 
Mein Eindruck ist, dass sich die öffentlich-rechtliche Landschaft im Zuge des Internets, aber auch im Zusammenhang mit neuen Kommunikationsformen wie Apps, Clouds, etc. völlig neu erfinden müsste. Altbekanntes kann m.E. bleiben, wie Grundversorgung, dass man halt ARD, ZDF und ein Drittes reinbekommt.
Vergleicht man es mit der britischen BBC, die hat auch manche Kanäle nur noch im Internet oder Pay-TV laufen, ähnlich Danmarks Radio.
Würde man sich im europäischen Ausland mal die Entwicklungen ansehen, sähe man, dass Gebühreneinhebung so, wie es in Deutschland und in Österreich läuft, eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.

Vergleicht man das britische BBC-TV-Angebot (hier: http://www.bbc.co.uk/tv/), dann sieht man, dass EIN Sender alles abdeckt, in Dänemark deckt der DR mit seinen sechs Kanälen (hier: http://www.dr.dk/tv/) eine große Bandbreite ab, ebenso France TV mit sechs Angeboten. In Deutschland hat man durch den Föderalismus leider oftmals Probleme, dass da sinnvoll gewirtschaftet wird. Sinnvoll ist die Zusammenarbeit SWR/SR im Bereich TV, NDR/Radio Bremen im Bereich TV, und so weiter. Ich finde, persönlich, dass man den Rotstift ansetzen sollte an den langweiligen Shows, denn: diese sind nicht Grundauftrag. Denn: worauf zielen diese Shows ab? Unterhaltung. Der erzieherische Aspekt wird nur so nebenher mal gestreift. Unterhaltungssendungen kann ich auch bei RTL oder Pro Sieben finden, und zwar von ähnlicher Art wie bei ARD oder ZDF. Ich finde es auch nicht im Sinne des Grundauftrags, so ewig viel Geld in diese Telenovelas reinzustopfen. Zwar mögen die da einen Erfolg zeitigen, aber auch RTL, Pro Sieben oder sixx könnten ähnliches senden, sowohl für Deutschland, Österreich oder die Schweiz.
Die Verhältnismäßigkeit, was wirklich im Sinne des Grundauftrages ist, ist zum Teil fragwürdig. Hier müssten sich mal die Fernsehdirektoren zusammensetzen und sich überlegen: wie gestalten wir Fernsehen für die Zukunft? Und hier wäre auch eine gemeinsame Zusammenarbeit notwendig - hier hinkt die ARD dem ZDF hinterher. Denn: das ZDF hat mittlerweile seine Mediathek so eingerichtet, dass man einen 24hrs-Livestream aller empfangbaren ZDF-Fernsehprogramme bekommt. Die ARD und die Dritten haben da noch gewaltige Probleme. Zudem plädiere ich für eine gemeinsame Mediathek der Dritten Programme, um hier Synergieeffekte zu nutzen und zudem auch Ressourcen zu sparen. Im Bereich Radio könnte man vielleicht wirklich mal Vielfalt machen, aber nicht, indem man den Privatsendern nachäfft und sie zum Teil billig kopiert (wie bei Ö3 oder NDR2, zwei gebührenfinanzierte Sender), sondern sich überlegt: wie können wir uns von den privaten Sendern absetzen? Welche Nischen können besetzt werden? Etc. pp.

Ich finde, bei aller Sympathie für die deutsche Radiolandschaft, sie ist langweilig geworden. Neues gibt es kaum noch, die Plörre wird allerweil noch größer, weil sich diese Art des Radiomachens als "typisch deutsch" angesehen hat. Zudem haben die Formatierung und die Berater der Radiosender der Radiolandschaft die Kettensägen angelegt. Der Wald, die Vielfalt in Flora und Fauna ist einem deutschen Monokulturfichtenwald gewichen, nicht in allen Sparten, aber in den meisten.
Und hierfür Geld zu bezahlen, das ist doch manchmal mehr als fragwürdig. Der Fisch fängt immer beim Kopf zu stinken an. Wenn der Chefredakteur eines Senders von einem Berater krude Beratungshinweise bekommt, und diese ausführen muss, weil der Berater sonst zu dessen Vorgesetzten läuft und sagt, dass der Chefredakteur beratungsresistent wäre, und dann der nächsthöhere sagt: "Ok, lieber Chefredakteur, du bist nicht teamfähig", dann ist das mehr als skurill. Die Macht der Berater sollte zumindest im öffentlichen Senderbereich gesetzlich verboten werden, denn: es führt zu einer Lobbyisierung des Radios, des von der Allgemeinheit getragenen Radios-und Fernsehprogramms. Und das soll die Allgemeinheit dulden? Beraterfirmen, die ihren gebührenfinanzierten Rundfunk in den Quatsch führen, weg von einer Grundversorgung, etc.? Nö, das kann und will ich nicht länger dulden. Zudem möchte ich genau wissen, wofür meine Euros ausgegeben werden und ob dafür auch Geld an Fremdfirmen fließt. Sollte das der Fall sein, wäre das ein Grund, Klage einzureichen gegen die Gebühren, weil dann der öffentlich-rechtliche Auftrag nicht mehr im Sinne einer allgemeinen Art, sondern einer Lobby-Art ("korrumpierbarer Staatsrundfunk"), geführt wird. Das wäre dann das Aus des ör-Rundfunks!
 
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