Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

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Makeitso

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Nach dem achten Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der am 1. April in Kraft treten soll, darf die GEZ ganz offiziell Adressen von Verlagen (z.B. mit den Abonnenten von TV-Zeitschriften) kaufen und mit dem eigenen Datenbestand abgleichen. Ausführlich dazu ein Artikel in der heutigen F.A.Z. (Seite 38).

Bereits jetzt hat die GEZ einen Datenbestand von über 40 Millionen Teilnehmerkonten - bei lediglich 39 Millionen Haushalten in Deutschland. Kein Wunder, daß sogar die Datenschützer von ARD und ZDF diese neue Regelung skeptisch sehen.
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

ja und? Ich lese TV Spielfilm sowieso nur wegen Kalkofe, den Fotos und den Kinokritiken. Was kann ich, sehr geehrter Herr Gez, dafür, dass die auch das Fernsehprogramm abdrucken?
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Ich denke, die Verlage erwiesen sich einen Bärendienst, wenn sie ihre Kundendaten an die GEZ verscherbelten. Das attraktivste Geschäft für die ist das Abogeschäft, da - im Gegensatz zum Kiosk - mittelfristig planbarer und sicherer Umsatz. Wenn massenhaft verunsicherte Abonnenten kündigen, hat sich der Adressenverkauf kaum rentiert.
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Ist denn schon raus, wie Burda/Milchstraße, Springer, Bauer, Gong etc. das mit dem Adressverkauf handhaben werden?
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Die werden den Teufel tun und sich dazu irgendwie öffentlich äußern!

Wie Makeitso frage ich mich langsam, wie weit der Rechtsstaat zum Willen von ARD und ZDF noch mit Füßen getreten werden muss, um das groteske Konstrukt am Leben zu erhalten.

Das alles hat scheinbar ohne viel Tamtam die Parlamente passiert, sonst stünde es nicht im Staatsvertrag. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat das Thema zumindest nicht kontrovers diskutiert, sonst wüsste ich davon.

Da sollen mit öffentlichem Geld Listen gekauft werden, aufgrund derer dann personenbezogene Auswertungen und Ermittlungen durchgeführt werden ... Eigentlich unglaublich!

Ich arbeite ja in der IT-Branche. Jede simple Kundenliste, mit der garantiert nur Softwareentwickler intern zu tun haben, ist aus Gründen des Datenschutzes zu anonymisieren!
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Grenzwelle schrieb:
Das alles hat scheinbar ohne viel Tamtam die Parlamente passiert
Noch nicht: Schleswig-Holstein hat Ende 2004 ratifiziert, Berlin in der letzten Woche. Die anderen Länder wollen bis Ende Februar folgen, wobei die Zustimmung in Sachsen wegen der dortigen starken Ablehnung der Gebührenerhöhung fraglich ist. Sollten die Sachsen die Ratifizierung tatsächlich verweigern, wäre der Vertrag gekippt, weil alle 16 Länderparlamente zustimmen müssen.
Grenzwelle schrieb:
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat das Thema zumindest nicht kontrovers diskutiert
Das hast Du doch wohl hoffentlich auch nicht erwartet...?
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Makeitso:

Das Spiel 'Ländlein zier dich' kennen wir doch schon. Am Ende unterschreiben alle. Die Sachsen finden es eben cool, erstmal auf Rebellen zu machen.

...

Doch, von einem angeblich neutralen, staatsfernen und journalistisch anspruchsvollen Rundfunk erwarte ich genau das.
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Die Ablehnung der Sachsen ist durchaus mehr als Schattenboxen. Bereits die letzte Gebührenerhöhung ging dort gerademal so durch unter der Bedingung, daß die Öffis wesentlich effizienter würden.

Wie man hört, sind viele Abgeordnete in Dresden der Ansicht, diese Zusage sei nicht eingehalten worden und fühlen sich jetzt vera****t. Ihre Neigung, jetzt wieder eine Erhöhung durchzuwinken, ist dem Vernehmen nach daher tatsächlich eher gering.
 
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naja man kann das ja ganz einfach umgehen mit dem adresshandel, wenn man an den Aboservice seiner TV zeitung n formlosen Brief schreibt und sagt "Ich wiederspreche der weitergabe meiner Daten an 3......."
 
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was ist denn dadurch bewiesen? da liest einer ne fernsehzeitung. na und? die daraus abgeleitete vermutung ist eben nur eine vermutung und kein beweis des tatsächlichen vorhandenseins eines fernsehgerätes, oder?
 
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Tom2000 schrieb:
was ist denn dadurch bewiesen? da liest einer ne fernsehzeitung. na und? die daraus abgeleitete vermutung ist eben nur eine vermutung und kein beweis des tatsächlichen vorhandenseins eines fernsehgerätes, oder?

Hier mal was aus der praxis: Nachdem der drücker mehrmals niemanden "angetroffen" hat, wirft er einen erhebungsbogen in den kasten. schickt man den nicht ausgefüllt zurück (was man eigentlich nicht muss, wenn man keine geräte zum empfang "bereithält"), flattert eine "zwangsanmeldung" ins haus, incl. rückforderungen über 4 jahre. der kannst du bei deiner rf-anstalt widersprechen. der widerspruch wird natürlich abgelehnt. Die forderung wird, ohne mahnbescheid, vollstreckbar. Die einzige möglichkeit: du verklagst die rf-anstalt auf widerruf vor dem verwaltungsgericht (zahlt dir keine rechtsschutzversicherung). kommt es zum prozess und der drücker sagt, er hätte ein tv-zeitungsabo bei dir festgestellt (oder ein tv-flimmern bei dir gesehen), musst du zeugen beibringen, die das gegenteil beweisen. Denn der richter wird dir sagen, dass aufgrund von "lebenserfahrung" davon auszugehen ist, dass du geräte "bereithältst". Dies ist eine faktische umkehr der beweislast.
Die bewertung solchen rechtsstaatlichen vorgehens überlasse ich dem plenum.
 
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Grenzwelle schrieb:
Da sollen mit öffentlichem Geld Listen gekauft werden, aufgrund derer dann personenbezogene Auswertungen und Ermittlungen durchgeführt werden ... Eigentlich unglaublich!
Gab es nicht mal eine GEZ-Werbung, in der die Gerüchte über die GEZ (in Fenster spicken, nach alten Fernsehzeitschriften suchen, Unterhaltungen mithören ...) verballhornt wurden. Vielleicht waren diese Spots nicht als Satire gemeint, sondern als bitterer Ernst.
 
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Auch um mich hat sich die GEZ...po Ende des letzten Jahres eifrig gekümmert. Mitte November kam ein Schreiben mit einem Anmeldebogen, das ich irgendwie nicht zurückschickte (...). Das hat auch die GEZ gemerkt, denn einen Monat kam ein Brief ("Sie haben uns nicht geantwortet..." Mhm) mit einem weiteren Anmeldebogen. Unterschied: auf diesem Bogen fehlte das Kästchen zur Abmeldung von der Gebührenpflicht wegen "kein Einkommen". Schw...bande! Was soll da einer tun, der den ersten Brief z.B. wegen Postfehler nicht erhält? Sich was dazumalen?
 
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Bennie schrieb:
naja man kann das ja ganz einfach umgehen mit dem adresshandel, wenn man an den Aboservice seiner TV zeitung n formlosen Brief schreibt und sagt "Ich wiederspreche der weitergabe meiner Daten an 3......."
hoffentlich!

Wenn die Verlage so sehr schweigen, heißt das, dass sie ihre Daten verkaufen, und nur nicht möchten, dass der Kunde etwas mitbekommt?

Man könnte natürlich auch die Kioske ausspionieren lassen - mit den ABMs wären das bestimmt 100.000 Arbeitslose weniger - und Grund genug für eine Gebührenerhöhungsstufe mehr!
 
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Also was die GEZ da betreibt ist natürlich unter aller sau, aber hey! Man kann sich auch wieder von der GEZ abmelden!

Ich habs auch geschafft! Natürlich verschwindet da der ein oder andere Brief (immer alles per Einschreiben schicken!!!) und man muss es wirklich ungelogen dreimal schreiben, dass man kein Fernseher mehr hat *hüst*. Irgendwann hab ich dann damit gedroht die Arbeitszeit für den Briefverkehr zu berechnen (Stundensatz 100 Euro je angefangener Stunde) und irgendwann is dann Ruhe. Alle paar Monate denkt die GEZ noch an mich und fragt mich ob ich ein Fernseher habe, mehr aber auch nicht!

Schönen Abend!
 
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freiwild schrieb:
ja und? Ich lese TV Spielfilm sowieso nur wegen Kalkofe, den Fotos und den Kinokritiken. Was kann ich, sehr geehrter Herr Gez, dafür, dass die auch das Fernsehprogramm abdrucken?
:D :D :D :D :D
sehr gut! geht mir auch so! ;)
 
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Kein Grund für Polemik.

Ist doch schon lange klar, daß das Ö-R-System auf Dauer nur Bestand haben kann, wenn die gesetzliche Grundlage geändert wird. Der Staat sollte zur Finanzierung der wichtigen Ö-R-Programme (sorry liebe Privatfunker, Euch möchte ich das Land medial ungern überlassen wissen) ein anderes Fundament bauen, irgendeine zentral für jeden Bundesbürger eingezogene Abgabe. Wie das gehen kann, müssen Verfassungs- und Medienrechtler sagen.

Der Trend zur "Erfassung" und "Verdatung" besteht jedenfalls in nahezu jedem Lebensbereich, nahezu jedem!!!!

Ob es nun um Hartz-Anträge geht, Kredite, Mobilfunkverträge. Für jeden Pipifax-Internetdienst muss man sich inzwischen komplett "entblättern" und anmelden mit Schuhgröße, Leberwerten und anderen "wichtigen" Daten *g* Wir alle, liebe Netnutzer, sind gläsern und wenn irgendjemand will, wird er ALLES erfahren. Und längst werden die Datenschutzgesetze überall mit Füssen getreten, weil die Dämme längst gebrochen sind.

Orwell ist längst Wirklichkeit. Aber ob diese Entwicklung in besonderem Maße von der GEZ ausgeht?
 
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Sollte der Rundfunksektor jemals in Gänze den Privaten überlassen werden, wäre das immerhin ein guter Grund, komplett auf Radio und Fernsehen zu verzichten. Denn wer glaubt, daß die privaten Brot-und-Spiele-Programme jemals ein nicht marktkonformes Vakuum ausfüllen würden, ist - sorry - reichlich naiv. Es würde sich halt der jetzt schon bekannte geistige Dünnpfiff von RTL und Co auf noch mehr Kanäle ausbreiten. Vielleicht gibts dann nachts um drei nochmal Guido Knopp mit 58 Werbeunterbrechungen. Fernsehen sollte eigentlich mehr sein als nur ein Werbeumfeld. Daher habe ich mit meinem Empfangsweg (ausschließlich DVB-C) bewußt auf den privaten TV-Unsinn verzichtet. Und ja - für das digitale Angebot der ÖRs zahle ich gerne meine Gebühren. Sollten die ÖRs in der Zukunft wirklich mal dem Privatisierungswahn zum Opfer fallen, ist das Medium für mich halt nicht mehr von Bedeutung. Ein Bücherregal dort wo dann mal der Fernseher stand kann ja auch nett aussehen...
 
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Ich denke, niemand wird in Deutschland eine ernste Diskussion über die komplette Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen. Der hat in Deutschland und auch Europa eine durchaus positive Tradition.

Man muss in Deutschland aber schnell und ernsthaft über die Finanzierung (und damit über die GEZ) und über Aufgaben und Selbstverständnis der Sendeanstalten sprechen.

Ohne Einschnitte werden die Reformen nicht gehen, es werden sicher keine 20 TV- und 50 Hörfunkprogramme übrigbleiben. Aber das, was studix und andere für sehens- und hörenswert halten, hat gute Chancen zu überleben.
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

Das eigentliche Thema des Fadens wird übrigens in der heutigen "Welt" behandelt.
 
AW: Gegen die GEZ ist Orwells Großer Bruder bald nur noch ein kleiner Fisch

In dem Welt-Artikel steht, dass nur hier längst gängige Praxis legitimiert wird.

Also das illegale Anlegen von Persönlichkeitsprofilen und weitere Verstöße gegen den Datenschutz fallen in diesem Land unter Gewohnheitsrecht.
 
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www.welt.de schrieb:
Aber auch "Haushaltsprofile" können so erstellt werden: bestimmte Lese- oder Konsumgewohnheiten lassen auf einen Fernsehbesitzer schließen.
Was habe ich mir denn darunter vorzustellen?

Und ist es weniger problematisch, Profile von nichtzahlenden Haushalten zu erstellen als von ordentlich angemeldeten Hörschauern?
Ich fühl mich da ein bisschen unwohl.
So ähnlich wie bei den neuen Videotheken, die einen per Fingerprint identifizieren.
 
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