Gendern im Radio

Irgendein Vollpfosten aus dieser Partei hat sich letztens nach einem Pressebericht über einen Verkehrsunfall öffentlich über den Genderwahn bei "Fahrspurende" aufgeregt, nachdem er ihn wohl mit Lehrende und Studierende in einen Topf geworfen hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich wollte ich mit meinem Posting die Diskussion etwas entkrampfen. Ich habe bisher jedenfalls nicht gewußt, daß 46% der Substsantive im Duden den weiblichen Artikel die verlangen. (Das war übrigens eine Quizfrage im Radio vor etwa zwei Stunden! Daraufhin habe ich erstmal gestaunt und gegoogelt...)

@mein name: Ich verstehe deinen Einwand bzgl. der Berufe nicht. Daß wenig oder gar keine Stahlschmelzerinnen am Hochofen stehen, dürfte klar sein und wohl auch nicht gemeint sein. Ansonsten gibt es doch praktisch zu jedem Beruf auch eine weibliche Form, wie auf diesem Foto vom ZMF in Freiburg 2019 ansatzweise zu sehen ist....

https://www.radioforen.de/index.php?threads/sprachkompetenz-mega-super-geil.43623/post-819088

BTW: In Österreich kann man sich seit heute "Meister" oder "Meisterin" offiziell eintragen lassen. Die Kurzform ist dann „Mst.“ oder „Mst.in“. Nun gut.
https://oesterreich.orf.at/stories/3063267/

Weil ich gerade dabei bin: Wie ist es eigentlich mit den "Divers" orientierten? Die Stellenanzeigen "überschlagen" sich ja regelrecht (siehe rechts oben), um niemanden zu diskriminieren, seitdem man das in DE offiziell eintragen lasssen kann. Die offiziellen Zahlen hinken zwar hinterher (Mai 2019 oder so), aber bis dahin waren es nicht mal 200 Personen in ganz Deutschland.

Habe ich höhere Chancen bei einer Bewerbung, wenn ich "Divers" angebe? Darf ein AG eigentlich danach fragen? Ich bin mir da nicht so sicher...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das "dritte" Geschlecht ist meines Erachtens auch im Binnen-I nicht enthalten, ebensowenig im Sternchen. Ich müsste es extra benennen: Männer, Frauen und Diverse (oder: Sonstige).

Das letzte muss man dann zB in Berlin für 43 Personen (!) machen.

In den regionalen Tageszeitungen kursierten letzte Woche unter der Überschrift "Kaum Interesse am 3. Geschlecht" aktuelle Zahlen der meisten Landkreise.
Das Ergebnis: In den meisten Kreisen gab es nicht einen einzigen Antrag zu "Divers", die anderen lagen zwischen 3 und 7 Personen. Das ist auch keine neue Entwicklung!

So berichtete schon die FAZ am
17.11.2019 - In Kassel und Darmstadt gab es keine Anträge auf „divers“.

und das Ärzteblatte stellte fest
09.05.2019 - Zahl der Menschen mit drittem Geschlecht geringer als angenommen

Auch in der bunten Hauptstadt heißt es auf dem offiziellen Städteportal und bei der Süddeutschen:
Kaum Interesse für Geschlechtseintrag «divers» in Berlin ...
31.03.2020 - Das sind 43 Menschen von mehr als 3,7 Millionen Einwohnern.
Für weitere 48 Menschen steht bei dem Feld Geschlechtsmerkmal: "ohne Angabe". 42 der "divers"-Einträge wurden nachträglich geändert.

Merke: Wer am Lautesten schreit, hat nicht immer Recht.

Das 3. Geschlecht ist hierzulande ein Thema, das von einer kleinen Minderheit in die Öffentlichkeit gerückt wurde, obwohl es nachweislich selbst innerhalb dieser Minderheit kaum jemand zu interessieren scheint (sonst wären die Zahlen höher).

Im dünn besiedelten Schweden sieht das übrigens nicht anders aus. Das "hen" begegnet einem im Alltag so gut wie gar nicht.

Und es scheitert im Deutschen schon daran, dass Binnen-I oder Sternchen beim Sprechen nicht zu hören sind. Eine Integration kann nur funktionieren wenn ich mein(e/en) Gegenüber auf Augenhöhe betrachte.

Und nicht indem ich er oder sie wieder in eine spezielle, eigens dafür geöffnete Schublade mit der Beschriftung "Extra" oder "Besonders" packe. Denn das ist gerade nicht förderlich zum Abbau von Berührungsängsten, Vorurteilen oder Nachteilen. In dem ich die Eigenart anderer Menschen so in den Vordergrund rücke, dass ich sie aus den "normalen" Gruppen herausnehme, diskriminiere ich ja wieder!
 
Zuletzt bearbeitet:
Und nicht indem ich er oder sie wieder in eine spezielle, eigens dafür geöffnete Schublade mit der Beschriftung "Extra" oder "Besonders" packe. Denn das ist gerade nicht förderlich zum Abbau von Berührungsängsten, Vorurteilen oder Nachteilen. In dem ich die Eigenart anderer Menschen so in den Vordergrund rücke, dass ich sie aus den "normalen" Gruppen herausnehme, diskriminiere ich ja wieder!
Aber genau das können ja nur die Betroffenen beurteilen. Wie in dem von mir in Beitrag #419 verlinkten Wikipedia-Artikel zu lesen ist, gibt es den biologischen Fall, dass ein Mensch weder männlich (XY) noch weiblich (XX) ist. Was soll man denn da nun im Register eintragen? Auswürfeln?
 
Man trägt ihn einfach als Mensch ein. Fertig Aus Problem gelöst. Warum nimmt man Mensch nicht gleich als Wort fürs dritte Geschlecht? Würde sich perfekt anbieten. Oder wofür gibt es sonst das Wort Mensch.
 
Habe ich höhere Chancen bei einer Bewerbung, wenn ich "Divers" angebe? Darf ein AG eigentlich danach fragen? Ich bin mir da nicht so sicher...
Fragen darf der AG, ob Du zu einer wahrheitsgemässen Antwort verpflichtet bist, ist dann etwas anderes.
Nach Grundgesetz und AGG darfst Du jedenfalls keine Bevorzugung erwarten, wenn Du ein bestimmtes Geschlecht in der Bewerbung angibst - denn die Bevorzugung wäre im Umkehrschluss eine Benachteiligung anderer aufgrund ihres Geschlechts, was verboten ist.
Ob es von Erfolg gekrönt sein kann, sich als Frau zu definieren um eine per betrieblicher Gleichstellung von Männern und Frauen gewünschte Bevorzugung zu erlangen, lass‘ ich mal offen...
 
Eine "sprachliche Lösung" sollte aber schon für Jedermann und jede Frau einfach, verständlich und praktikabel sein, und nicht nur für spezielle Interessenverbände. Das ist ja gerade die Crux. Die Interessenverbände vertreten Interessen und versuchen, sie über Sprache durchzusetzen, gerne auch gegen die Mehrheit und gegen die geübte und gelernte Praxis. So bekommen sie aber weder Sympatie noch Akzeptanz für ihre Interessen und kommen nicht vom Fleck, im Gegenteil, sie rufen Abwehr und Reaktanz hervor, und wenn es allzu krude wird auch Spott und Häme.
 
Interessant ist, dass sich der/die Threadersteller/in hier zum letzten Male am 30. Juli geäußert hat, wohla ber mit "gefällt mir"-Markierungen nachweist, dass sie/er sich wohl darüber amüsiert, wie wir uns hier gegenseitig die Köppe einschlagen, oder @KV_Journ ? ;)
 
@Mannis Fan Wenn es dir so egal ist, wie das Interessenverbände der betroffenen Minderheiten handhaben, dann schieb doch nicht das Argument vor, es würde dir darum gehen, ob das dritte Geschlecht vom Gendersternchen erfasst wird oder nicht, wie in dem Beitrag, auf den ich dir geantwortet habe.
 
Warum so aggressiv? Ich habe zwei Themen: 1. Deutsche Grammatik und Rechtschreibung, und wie wird sie in Berufsfeldern gehandhabt (z.B. Medien) die eigentlich die Hüter von Grammatik und Rechtschreibung sein müssten? Und 2. Wie bekomme ich in der Sprache Geschlechtergerechtigkeit/-Neutralität hin? Zu Letzterem: Ich bin ja gerne bereit, sofern ich dadurch nicht andere Gruppierungen benachteilige, diskriminiere oder bevormunde, so zu kommunizieren, wie Interessenverbände von betroffenen Minderheiten es gerne hätten, - weise lediglich darauf hin, dass diese Interessengruppen sich dann keinen Gefallen tun und auch die gewünschte Verhaltensänderungen nicht bewirken, wenn sie mit der Brechstange und fern einer allgemeinen Akzeptanz agieren.
Und für diejenigen Klugscheißer, die dafür eine Quelle brauchen, eine Studie, oder sonst ein Papier, an dem sie sich abrubbeln können: Die Quelle bin ich selbst, das sage ich, auf der Basis meiner 62jährigen Lebensjahre, auf der Basis etlicher leid- und freudvoller Erlebnisse, auf der Basis von Erlebtem und Erfahrenem. Man braucht nämlich nicht immer einen Vorsager, dem man nachplappern kann, wenn man in der Lage ist, auch selbst zu denken.
 
Also du sprichst für dich. Ok, dachte schon, für die Mehrheit.

nett war’s heute auf fritz; Jule Kaden sprach von „lieben Menschinnen und Menschen“. Natürlich nicht ganz ernst gemeint 😉
 
Das machen wir doch hier auch die ganze Zeit schon. Ein Stück weit sich drüber lustig zu machen ist doch völlig legitim, weil es zeigt wie übertrieben damit derzeit umgegangen wird. Das war ja nicht immer so. Und das bedeutet nicht dass es vor 10-30 Jahren kein "3. Geschlecht" usw. gab. Es hatte damals nur noch keine Definition. Transsexuelle, Schwule, Lesben, Intersexuelle gab es schon immer, wenn auch nicht mit der größten Akzeptanz aber sie waren da. Und da hat sich niemand um irgendwelche Begrifflichkeiten geschert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach Gottchen....:rolleyes:

Heute Nachmittag, Michael Bitteroff sinngemäß im RTL-Verkehrsfunk:

Sperrung wegen einer herrenlosen Tasche. Es könnte sich jedoch auch um eine damenlosen Tasche handeln, um politisch korrekt zu bleiben.....
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr gute Links!

Im Artikel von Nele Pollatschek wird als Fazit (in der Überschrift) formuliert:
"Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer". Und sie kommt zu einer Erkenntnis, die ich unterschreiben würde, und die wie folgt lautet:
Wer will, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden, der muss sie gleich behandeln und das heißt, sie gleich zu benennen.

Der Text von Anna Dombrowsky kommt zu einem partiell anderen Ergebnis. Zwar meint auch sie:
Weder werden Frauen dadurch (durch das Gendern, Anm. M.F.) besser bezahlt, noch dürfen sie in Saudi-Arabien Auto fahren. Dagegen sollte man etwas unternehmen, anstatt sich mit Sternchen in der deutschen Sprache zu befassen!
Doch ihre Schlussfolgerung lautet trotzdem: Gendern ist nötig:
Das Gute am Gendern: Es kostet nichts und verändert einiges. Nämlich unser Bewusstsein. Es ist ein Schritt zu einer geschlechtergerechteren Gesellschaft.
Dann gibt sie noch einen hilfreichen Rat für alle, die sich als Hüter der Sprache verstehen, und dem ich mich anschließen kann, denn er entspricht dem, was ich in diesem Faden schon mehrfach (speziell für Radioschaffende) empfohlen habe:
Wenn du Binnen-i, Asterisk oder Unterstrich vermeiden willst, verwende innerhalb des Textes mal die männliche und mal die weibliche Form. Oder einfach pro Text die Formen abwechselnd.
 
Heute gehört in der Welle Nord bei der Meldung zu den Arbeitsmarktzahlen:

"...waren (soundsoviele) Männer und Frauen ohne Job".

3. Geschlecht ist wohl wenig nachgefragt im "echten Norden" ?

Interessant fand ich auch in einem alten Promo von Radio Salü aus 2003, dass darin schon damals (vor 17 Jahren!) von den "Saarländerinnen und Saarländern" bzw. "Hörerinnen und Hörern" die Rede war !
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben