Gendern im Radio

Interessant: gerade eben "Bundeskanzleramt". Müsste es nicht heißen Bundeskanzler*innen*amt?
Nein noch besser: Bundeskanzlerinamt. Alle machen es so, wie es ihnen gefällt. Pipi Langstrumpf Prinzip.
Und jetzt ist Astrid Lindgren selbst sogar in die Schusslinie geraten. Das N Wort. Rassistisch. Wenn nicht gegendert, dann exgerassistiert. Irgendetwas müssen die ewigen Weltverbesserer ja zu meckern haben. "Man kann auch mit edlen Ideen die Welt verwüsten." Stammt nicht von mir. Weiß nur im Moment nicht, von wem der Ausspruch stammt.
 
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Jedes seriöse Medium hat Leitlinien, wie mit verschiedenen grammatischen und orthographischen Varianten, sollte es sie geben, umzugehen ist (Stichwort Hausorthographie; die FAZ verwendete bis 2007 konsequent die alte Rechtschreibung). Das erwarte ich auch im Umgang mit dem Gendern, das ja nunmal von der Schulgrammatik abweicht. Man kann es auf der einen Seite so machen wie der WDR, der dazu anhält, auf gesprochene Gendersternchen zu verzichten, oder wie Fritz, wo man durchgehend gendern will. "Jeder, wie er will" ist wirklich nicht das, was man im Sinne von einheitlichem Sprachbild und Verständlichkeit haben will.

Beispiel: Ingvar Jensen, der häufig nachts die Nachrichten bei Radio Eins spricht, gendert progressiv. Die Kollegen verwenden eher weibliche und männliche Form nebeneinander oder das generische Maskulinum.
 
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Nu guck, ist doch gar kein Stuß. Denn Du darfst sanft gendern, was ja wohl nicht schlimm ist. Was beschwerst Du Dich denn da. Wäre das harte Gendern ein Muss, dann dürftest Du jammern.
 
Bei vielfältiger Anwendung gewöhnrn sich die Ohren an diese Sprachwendungen.

Meint eigentlich: Wenn man die Leute nur lange genug in einer bestimmten Intensität und regelmäßiger Häufigkeit mit dem Geschwätz bearbeitet und ihnen dazu noch oft genug erzählt, wie gut und richtig und wichtig das ist für die Integration der Frau, fressen die Menschen es schon irgendwann und hören dann auf, sich darüber aufzuregen. (Parallelen findet man bei allen unbeliebten politischen Entscheidungen)
Reines Brainwashing. Man könnte auch sagen: Volksverdummung.

Denn Du darfst sanft gendern, was ja wohl nicht schlimm ist.

Das ist wie: Du darfst zurzeit reduzierte Umsatzsteuersätze bezahlen, was ja wohl nicht schlimm ist.

Überhaupt: Hart oder weich, so ein Unsinn. Mein Stuhlgang ist hart oder weich. Aber Vokale sind entweder stimmhaft oder stimmlos.
Traurig dass man den Leuten vorschreibt wie sie zu sprechen und zu schreiben (und im nächsten Schritt: zu denken!) haben.

Dann brauchen wir auch keine Sprachwissenschaftler mehr und können die Produktion des Duden einstellen. Sprache entwickelt sich. Von selbst. Durch Einflüsse von Lehnwörtern und durch neue Generationen. Aber durch die Politisierung oder den Missbrauch aus gewissen gesellschaftlichen Kreisen, kann sich Sprache nie weiter entwickeln. Im Land der Dichter und Denker!
 
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Das ist trotz ständiger Wiederholung Blödsinn. Niemand wird zum Gendern gezwungen. Und Du selbst hast ja das sanfte Gendern propagiert. Von wegen Redakteur und Redakteurin, Studierende und so fort. Was regst Du Dich denn jetzt wieder künstlich darüber auf. Die Sprache geht dadurch keinesfalls kaputt
 
Ja, "Poltikerinnen und Poltiker, Männer und Frauen, Arbeiter und Arbeiterinnen" da wo es sinnvoll ist als kleineres Übel und ausschließlich unter der Prämisse der Freiwilligkeit. Nicht unter Anwendung von Zwang oder disziplinarischen Maßnahmen. Es kann nicht sein, dass jemand abgemahnt wird oder seinen Job verliert weil er sich konsequent weigert die Sprache zu missbrauchen. (Mal als Vergleich ein paar fiktive Beispiele wie das weitergehen kann: Chef, Raucher, fordert von den Mitarbeitern, ebenfalls zu rauchen. "Das setzten wir hier so voraus". Oder : Chef, Trinker, fordert jeden Freitag in der Mittagspause einen Umtrunk mit reichlich Alkohol. "Das gehört hier in der Firma seit vielen Jahren zum guten Ton und hat sich etabliert". Oder: Chef, Chauvinist, erwartet von den männlichen Kollegen, dass sie den Damen auch mal nette Komplimente machen oder einen Klaps auf den Pop geben, und von den Damen, dass diese sich gefälligst nicht so anzustellen haben. "Das ist bei uns so üblich" ).

Niemand wird zum Gendern gezwungen.

Spätestens wenn das wohlklingend als "Bei uns ist kein Platz für Diskriminierung, wir sprechen alle an" formuliert in der Unternehmensmission oder im Verhaltenskodex steht, hast du ein Problem als Angestellter: Ducken oder permanent beim Vorgesetzten vortanzen weil jemand anders ständig deine Briefe redigieren muss? Weigerung der gendergerechten Sprache als Missachtung von Anweisungen? oder Ignorieren des Unternehmensleitbild?!

Wo hört das auf?
 
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Meint eigentlich: Wenn man die Leute nur lange genug in einer bestimmten Intensität und regelmäßiger Häufigkeit mit dem Geschwätz bearbeitet und ihnen dazu noch oft genug erzählt, wie gut und richtig und wichtig das ist für die Integration der Frau, fressen die Menschen es schon irgendwann und hören dann auf, sich darüber aufzuregen. (Parallelen findet man bei allen unbeliebten politischen Entscheidungen)
Reines Brainwashing. Man könnte auch sagen: Volksverdummung.
Das man das bei allem guten Willen und der Dir nicht abzusprechenden Kompetenz in Bezug auf die technischen Belange des Radioempfangs mal fragen muss, ist schon bitter - aber: meinst Du es wirklich so?
Was hängen bleibt ist „Integration der Frau - nicht wichtig, das ist doch „Volksverdummung“. Ernsthaft?

Ich bin keinesfalls für Sprechpausen zum „Gendern“, sie stören mich auch beim Zuhören, lieber beide Geschlechter ausformulieren, klappt prima und die 0,8 Sekunden die das braucht treiben es jetzt auch nicht in die Länge.

Was aber - und das jetzt gerne jetzt hier auch in einfachem Deutsch - _nicht geht_ ist dann direkt direkt von „Brainwashing“, „Verdummung“ und so weiter krakelen. Nicht mit 20 Bier im Turm und erst recht nicht öffentlich. Geht’s noch ne Nummer größer? Lass die Geschosse im Lager bis es brenzlig wird; wer direkt die dicke Kanone auspackt hat nämlich sonst kaum noch argumentative Optionen. Final festgefahren, von vorneweg, wirklich nötig? Also bitte (!).
Tut Euch sowas bei aller berechtigten Kritik an schwer verständlichen Sprachubgeheuern doch nicht an. Tut Euch auch nicht „tuen“ an, aber wie oben bemerkt, lasst es uns einfach halten: sagt lieber dreimal „Regionalgüternahverkehr“, „Chemieabfallendlagerstätte“ und „Anhängerbefestigungsvorrichtung“ auf. Zweimal die, einmal das, so toll und exakt ist doch die Sprache!

Denkanstoß aus den heutigen Nachrichten: „Nawalny dankte in seinem Tweet seinen Ärzten“. Bild im Kopf: die Ärzte waren alles Männer. Ist dem wirklich so oder waren da auch Ärztinnen an der Genesung beteiligt?
 
Beispiel: Ingvar Jensen, der häufig nachts die Nachrichten bei Radio Eins spricht, gendert progressiv. Die Kollegen verwenden eher weibliche und männliche Form nebeneinander oder das generische Maskulinum.

Sorry, also ich denke bei "Kollegen" in der Tat, dass es sich nur um männliche Personen handelt. Ist dies so oder verstehe ich dich falsch?
 
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Sorry, also ich denke bei "Kollegen" in der Tat, dass es sich nur um männliche Personen handelt. Ist dies so oder verstehe ich dich falsch?
Das hängt aber auch vom Job ab. Wenn eine Erzieherin von ihren "Kollegen" spricht, denke ich nicht in erster Linie an Männer. Deshalb frage ich mich nochmal: hängt das, was man von einem Begriff denkt, wirklich vom generischen Maskulinum ab, oder nicht doch eher von realen Gegebenheiten? Die DAX-Vorstände? Da denke ich nur an Männer, und da fällt mir noch nicht mal eine weibliche Form ein!

Also ist doch da Ursache und Wirkung vertauscht. Erst wenn mal in der Gesellschaft gleiche Rahmenbedingungen herrschen, würde man auch die Begrifflichkeiten anders interpretieren, selbst wenn es eine männliche Mehrzahl ist, die man für alle verwendet.

Und zum Theme Freiwilligkeit: mal in letzter Zeit eine Bachelor- oder Masterarbeit geschrieben? Dort wird man angehalten, gendergerecht zu formulieren. Macht man das nicht, kann das durchaus zur Abwertung der Note führen.

Apropos: Ich hätte übrigens überhaupt kein Problem mit einem "generischen Femininum". Wäre mir noch lieber als diese Konstrukte, die unsere Sprache nur verkomplizieren.

Und eine Frage zum Abschluss: es ist ja das eine, wie in Radio/Fernsehen gesprochen wird und wie man schriftlich formuliert, aber wie sieht es denn in eurem Alltag aus: formuliert ihr da alles gendergerecht? Die Frage geht v.a. an die Befürworter von Gendersternchen und Co.! Ich höre so etwas nämlich überhaupt nicht im Alltag.
 
Das hängt aber auch vom Job ab. Wenn eine Erzieherin von ihren "Kollegen" spricht, denke ich nicht in erster Linie an Männer.

In den NDR-Zentralnachrichten war letzte Nacht sinngemäß auch nur von
den Herren der Schöpfung die Rede, als es um die Streiks im öffentlichen
Dienst ging. Ich glaube "Kita-Mitarbeiter" oder "Mitarbeiter in Kitas" war die
Formulierung. Und gerade in dem Bereich arbeiten ja überwiegend Frauen.

Ich verstehe auch nicht, warum das Argument "Ich höre nur die männliche
Form, also dürfen / können sich Frauen nicht angesprochen fühlen" erst ein
Problem der Neuzeit wurde. Die maskulinen Berufsbezeichnungen gibt es
seit Jahrhunderten. Warum wird das erst seit etwa 15-20 Jahren so stark
thematisiert, und nicht schon z.B. nach dem Krieg, als sich das Bild der
Frauen (vorher "Mutter und Hausfrau") stark wandelte, in den 60er Jahren
bei der Frieden- und Freiheitsbewegung oder in den 80ern, als die Damen-
welt das neue Selbstbewusstsein entdeckte. Also warum erst nach 2000 ?
Das ist ein Punkt den ich ganz entscheidend finde: Haben Frauen erst mit
Ablauf eines Termins festgestellt: Oh, hier fehlt etwas in unserer Sprache?

Das Grundproblem der Benachteiligung der Frauen besteht ja viel länger!
Und an schlechterer Bezahlung und Altersvorsorge oder an sexuellen Ü-
bergriffen im Job oder Ausbeutung ändert die weibliche Form auch nichts.
 
Aber so geht es mir in der so „männlichen Mehrzahl“ immer. Ich denke automatisch an Männer UND Frauen. Und bin da bestimmt nicht der oder die einzige...

Um da vom subjektiven wegzukommen...
Ich habe es eigentlich schon mehrfach hier geschrieben: Frauen im generischen Maskulinum "mitzumeinen" ist oft untersucht worden und es funktioniert insgesamt nicht. Der gedankliche Einbezug von Frauen ist messbar geringer.

Irmen/Köhncke 1996, Braun et al. 2002, Klein 1988, 2004, Heise 2000, Stahlberg/Sczesny 2001


Ich verstehe auch nicht, warum das Argument "Ich höre nur die männliche
Form, also dürfen / können sich Frauen nicht angesprochen fühlen" erst ein
Problem der Neuzeit wurde. Die maskulinen Berufsbezeichnungen gibt es
seit Jahrhunderten. Warum wird das erst seit etwa 15-20 Jahren so stark
thematisiert, und nicht schon z.B. nach dem Krieg, als sich das Bild der
Frauen (vorher "Mutter und Hausfrau") stark wandelte, in den 60er Jahren
bei der Frieden- und Freiheitsbewegung oder in den 80ern, als die Damen-
welt das neue Selbstbewusstsein entdeckte.

Die feministische Sprachkritik insgesamt (also nicht spezifisch zum generische Maskulinum) ist etwa in den 70er Jahren als Debatte angestoßen worden, historisch gibt es also den Diskurs zumindest in der Wissenschaft ein bisschen länger, als es in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist.
(Edit: Man könnte pointiert vielleicht sagen, das gibt's, seit Frauen auch Linguistik studieren - aber ich bin mir nicht sicher, ob der Sachverhalt in der Zuspitzung zutreffend zusammengefasst ist ;) )
 
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Ich MUSS dienstlich gendern
Dann ist das halt bei dir im Job so. Das heißt aber nicht, dass das für jeden im deutschsprachigen Raum gilt. Mal abgesehen davon ist das Gendern, wie wir es hier behandeln, erstmal nur ein rein deutsches "Problem". Andere Sprachen haben da längst ihre eigenen Möglichkeiten gefunden und können damit auch leben. Die Engländer scheren sich zum Beispiel überhaupt nicht darum, dass es in ihrer Sprache keine weiblichen Formen gibt. Und auch viele slawische Sprachen (Tschechisch, Polnisch, Slowakisch oder Sorbisch zum Beispiel) haben eigene Endungen an vielen Bezeichnungen die ein Geschlecht symbolisieren sollen. Da muss man den Allgemeinbehriff schon gar nicht mehr gendern. Soweit sollten wir Deutschen eigentlich auch mal kommen.
 
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Die Engländer scheren sich zum Beispiel überhaupt nicht darum, dass es in ihrer Sprache keine weiblichen Formen gibt.

"Die Engländer" (ich kann nur vermuten, dass diese pauschale Aussage auch alle Waliser, Schotten, Nordiren, Iren, US-Amerikaner in Nordamerika und allen Überseeterritorien, Kanadier, Malteser, Einwohner Gibraltas, alle Australier, Neuseeländer etc. impliziert) haben sehr wohl durchaus rein männliche und rein weibliche Bezeichnungen für einzelne Berufe und Tätigkeitsfelder. Die außerhalb des angelsächsischen Sprachraums Bekanntesten sind vermutlich policeman, barmaid, princess, the Queen, handyman (das ist kein Verkäufer von SIM-Karten!), hero und host. Und auch da gibt es durchaus Tendenzen bzw. Bestrebungen, etwas zu ändern, aber indem man üblicherweise meist nur die männliche Form verwendet und beide Geschlechter damit anspricht. Also konträr zur Debatte in Deutschland! Es gibt auch eine male nurse und einen female surgeon. Aber auch in der Englischen Sprache gibt es durchaus auch Unisex-Begriffe:

https://speakspeak.com/resources/vo...ediate/list-of-male-and-female-jobs-positions

Und rein interessenhalber:
https://en.wikipedia.org/wiki/Gender_marking_in_job_titles
https://de.wikipedia.org/wiki/Beruf...n_Europa_aus_genderlinguistischer_Perspektive

Bei den slawischen Sprachzweigen lässt sich auch keine Pauschalisierung feststellen. Vor allem die aus dem englischen eingeführten modernen Berufsbezeichnungen existieren häufig nur in einer Form für beide Geschlechter.

Im Polnischen ist das nicht so einfach und oft gibt es die weibliche Form überhaupt nicht – wie z.B Kanzlerin. In Polen fungiert also Angela Merkel als „Kanzler“. Es gibt auch keine Mechanikerin, Klempnerin usw.

https://deutschpolnisch.wordpress.com/2009/05/04/667/

In Tschechien hast du neben den drei Genera M / W / S auch noch beim Mann die grammatikalische Unterteilung in belebt oder unbelebt.

Sehr interessant ist auch die (dem Deutschen näher als die slawischen Sprachzweige verwandte) niederländische Sprache:

https://www.grammatiken.de/niederla...g-auf-t-g-maennlich-endung-auf-e-weiblich.php
 
Wer spricht schon Nederlands. Es geht so weit, dass der Fahrkartenschalterbeamte in Utrecht lieber Fahrkarten auf Englisch verkauft, weil der den brabantse dialekt seiner Fahrgäste nicht versteht. Viele wählen in der Schule als Fremdsprache lieber gleich Englisch... oder im Grenzgebiet - man höre und staune - Deutsch. Wobei das umgekehrt nicht so häufig der Fall ist, dass Deutsche kunnen praten nederlands. Jedenfalls habe ich auf der Straße noch niemanden auf nederlands "gendern" gehört. Wat staat er in de krant, is verschil. Was in der Zeitung steht, ist was anderes.
 
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