Gendern im Radio

Ein Punkt bei der Sache ist, dass nahezu täglich neue Begriffe ... genug Vokabular und neue Gewohnheiten mit sich bringen. Da kann ich verstehen, dass dies manchen zuviel wird (Das geht mir zumindest in Teilen so.)
Geht mir ähnlich! - 'Schmerzfrei' bin ich bei Rechtschreibregeln, wann "ß" zu "ss" aufgelöst wird.
Vokabeltraining: Erkläre mal den Unterschied zwischen "Gendern" und "Gentrifizieren"! - Ich schätze, viele, sehr viele mit dem durchschnittlichen IQ100 sind mit dieser Aufgabe überfordert.
 
Meine persönliche Akzeptanz des Genderns hängt vom Kontext ab und das Ansinnen, das dahinter steht, ist in jedem Fall berechtigt. Aber der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Bei Deutschlandfunk Nova und Cosmo passt es zum "Spirit" der beiden Sender und dort habe ich auch meist mehr Zeit und Muße, mich darauf einzulassen. Im Deutschlandfunk stört es mich hingegen, weil ich dort möglichst präzise und knapp informiert werden möchte. Ich empfinde es als Wohltat, dass im WDR gemäß oberster Direktive zumindest auf den gesprochenen Genderstern verzichtet wird. Dennoch kam er heute in einer Reportage über Autofahrangst vor, neben allen anderen denkbaren gendergerechten Konstrukten. Ich empfand es als unheimlich anstrengend, dass jeder Autofahrer, Beifahrer, Fahrlehrer und Fahrtherapeut bei jedem Vorkommen gegendert wurde. Einen gesellschaftlichen Mehrwert hingegen (z. B. eine Erkenntnis wie "Ach, es gibt auch Autofahrerinnen!") konnte ich nicht ausmachen. Und genau das ist ein für mich ein Beispiel, in dem der Zweck nicht das Mittel heiligt.
 
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Selbst wenn die Umerziehungsmaßnahmen bereits exzessive Ausmaße annehmen, kann man sich darauf verlassen, dass alles was nicht ganz allmählich gewachsen, von intellektuellen Kreisen forciert aber von der Mehrheitsbevökerung nicht mitgetragen wird und den natürlich Sprachfluss stört, in absehbarer Zeit wieder verschwindet (von einem harten Kern von Sprachpedanten abgesehen).

Das Gendern ist eine Modeerscheinung, ein intellektueller Spleen, der durch seine extremen Auswüchse sogar in akademischen Kreisen zunehmend hinterfragt wird, was wegen seiner bisherigen Beschränkung auf den Hochschul- und Wissenschaftsbetrieb lange Zeit nicht geschah.

Die Hipsters, Trendsetters und nach Aufmerksamkeit heischenden reiten logischerweise noch eine Zeit lang auf der Welle mit, wie das halt bei allen Moden der Fall ist.
 
'Schmerzfrei' bin ich bei Rechtschreibregeln, wann "ß" zu "ss" aufgelöst wird.
Ich muss sagen, ich bin Fan der neuen deutschen Rechtschreibung. Sie hat vieles logischer gemacht. Wo ein Vokal kurz gesprochen wird, folgt ein doppeltes "ss", wird er lang gesprochen, folgt ein einfaches "ß". Die Schifffahrt wird mit drei "f" geschrieben, weil sie aus den zwei Wörtern "Schiff" und "Fahrt" besteht. Noch klarer ist der Fall für mich bei der "Selbstständigkeit". Wenn ich nuschle, ist vielleicht jemand "selbständig", aber in der Schriftsprache sollte man sich die Zeit nehmen, die Etymologie in der Schreibweise "selbstständig" erkennen zu lassen.
 
Das Gendern ist eine Modeerscheinung, ein intellektueller Spleen,
Das sehe ich anders. Das Gendern als Verhalten wird sich auch gesellschaftlich auf Dauer durchsetzen, weil es im Kern ein gereiftes Bewusstsein vom Umgang der Geschlechter repräsentiert (und das unterstellen wir doch mal, dass unsere Gesellschaft diesbezüglich Reifeentwicklungen durchlebt). Das Gendern wird sich aber nicht in der Schriftsprache/Grammatik/Orthographie durchsetzen, weil es Kunstsprech ist. Hier gebe ich Dir Recht, das ist ein intellektueller Spleen.
 
Eine elegante Lösung ist dieses nette Plug in:


Hoffentlich gibt es das auch bald als App.
Dem gesprochenen abgehackten Genderstern-Klingonisch ist damit aber natürlich nicht beizukommen.
 
Frankreich hat die Verwendung gendergerechter Schriftsprache an Schulen untersagt. Und die Begründung dazu finde ich absolut schlüssig. Das kann man 1:1 auf die deutsche Gendersprache übertragen.


Ich bleibe dabei: Das eigentliche Ansinnen ist berechtigt und auch völlig in Ordnung. Aber die sprachliche Umsetzung in Schrift und Wort ist schlicht unpraktikabel.
 
Das Gendern wird sich aber nicht in der Schriftsprache/Grammatik/Orthographie durchsetzen, weil es Kunstsprech ist.
Einig! - Welchen Sinn macht dieser 'Kunstsprech' im normalen Sprachgebrauch? - Gesellschaftlich sehe ich die Entwicklung so weit, dass da es: "Respekt!" für die unerschiedlichen Geschlechter m/w gibt. Die dritte Variante ".../.../d" ist neu etabliert. Irgendwann reichts aber. Schlüsselwort ist einfach: "Respekt!"
 
Was man in Frankreich beschlossen hat, kann ich nur begrüßen!

Die Gründe, die gegen das Gendersternchen beim Schreiben sprechen, liegen für mich klar auf der Hand. Und diese habe ich hier im Thread schon mehrmals genannt:

Die Schulen haben 'eh ihre liebe Not, etlichen Kindern mit "Migrationsgeschichte", Deutsch in Wort und Schrift einigermaßen beizubringen, damit man in den Klassen später überhaupt erstmal zum Lernen kommt. Es geht ja primär darum, daß möglichst alle Schüler (einer Klasse) dem Unterricht in deutscher Sprache problemlos folgen können.

Wenn sich die Lehrer während des Unterrichts aber immer wieder speziell um diese Kinder kümmern müssen, damit diese der Sprache (und in der Folge dem Lernstoff) überhaupt folgen können, bremst das letztendlich die gesamte Klasse aus.

Das Ganze ist schon seit Jahren bekannt und gerade in den Brennpunkten (Berlin!) ein massives Problem.

Anstatt das akute Bildungs-Problem anzugehen, werden lieber als "Handreichungen" getarnte Verfügungen zur gendergerechten Formulierung amtlicher Schreiben verfasst, an den Unis wird der Stoff "gelehrt", wer nicht gendert bekommt schlechte Noten.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk springt auf den Zug auf, weil er sich aus den "guten" Absolventen der Unis rekrutiert, mimt den linken Oberlehrer ("Bau auf, bau auf - Für eine bessere Zukunft....") und über die Jahre schneien immer mehr Gendersternchen in das "Schönschreiben"-Heft der unteren Klassenstufen. Nun glitzern und blinken die Gendersternchen darin, wie der Schnee im tiefverschneiten Märchenwald. Doch Vorsicht, wer im Märchenwald unterwegs ist, muß sich nicht wundern, wenn er irgendwann von einem Schneebrett erschlagen wird!

Wer unbedingt "genderleicht-mäßig" unterwegs sein will, kann das gern tun. Aber bitte nur außerhalb der Schule!
 
Ich habe gestern einem NRW-Lokalsender aus dem Münsterland zugehört. In den inhaltsleeren Moderationen ist das Genderzeug ja evtl. noch ganz putzig. In den Lokalnachrichten geht das hingegen GAR NICHT. Die Meldungen bestanden mehrheitlich aus Gendergestammel als aus Informationen. Wer lässt so einen Mist auf die Antenne?
 
Wenn ich immer etwas an der politisch Linken gehasst habe, ist es dieser Umerziehungsgedanke. Das Motto "Ihr werdet schon geschlechtergerecht, wenn wir euch lange genug mit Sternchen zugendern" wird ebensowenig von Erfolg gekrönt sein wie vergleichbare Versuche. Eher wird es in der Basis der Bevölkerung abseits der biodeutschen Filterblase heftige Ablehnungsreaktionen zementieren und somit dem eigentlichen Anliegen einen bockigen Bärendienst (das Wortspiel musste jetzt sein 🤪 ) erweisen.
 
FFN macht das (neuerdings?) auch, und zwar sehr konsequent zieht sich das ("Hörerinnen und Hörer", "Umweltschützerinnen und Umweltschützer") durch das gesamte Programm. 🤨
 
Mit scheint hier doch die Hoffnung recht verbreitet, dass der Gender-Spuk alsbald wieder verschwindet. Diese Hoffnung teile ich nicht.
Die Genderisten sind für logische Argumente nicht offen, ignorieren, dass durch ihre verkrampfte Betonung aller Geschlechter Bereiche erst geschlechtlich gemacht werden. Hat früher jeder verstanden, dass mit "die Bürger" alle gemeint waren, wird jetzt der Reflex in die Gehirne geprügelt, anzunehmen, dass dies nicht der Fall sei.

Wenn es nicht alsbald ein ganz klares Zeichen der Mehrheit gibt, diesen Unfug zu beenden, wird das bleiben. Inmitten der Corona-Krise, sehe ich jedoch nicht, wer die Kraft haben könnte, dieses Zeichen zu setzen.
Insofern: Gewöhnen wir uns besser an den Irrsinn. Es wird künftig nicht der letzte sein, der über uns gebracht werden wird.
 
Mit scheint hier doch die Hoffnung recht verbreitet, dass der Gender-Spuk alsbald wieder verschwindet. Diese Hoffnung teile ich nicht.
Geht mir ähnlich. Ich möchte nochmal Theodor Ickler zitieren; besser kann ich es nicht auf den Punkt bringen:
Theodor Ickler schrieb:
Man stößt, wie bei der Rechtschreibreform, immer wieder auf die Tatsache, daß die Mitschwimmer im Mainstream von keiner eigenen Gesinnung (Ideologie) getrieben sind, sondern der Losung folgen "Das macht man doch jetzt so, oder nicht?" Und wenn viele es so halten, dann macht man es tatsächlich so. Daher meine Formulierung von der "Tyrannei des Vermeintlichen". Die ganze Political Correctness lebt davon, sonst würde sie nicht zur selbstverstärkenden Massenbewegung. Ich habe Einblick in die Unternehmenskommunikation und finde (selbstverständlich!) nirgendwo eine feministische Ideologie, aber überall den Zwang des "Das macht man doch jetzt so".
 
Ich frage mich eben nur, was man machen soll, wenn die Kundschaft es verlangt. Bei meinen eigenen Texten kann ich es ja noch umschiffen, in dem ich andere Formulierungen benutze, aber wenn mir zum Beispiel Untertiteldateien angeliefert werden, wo dann die Sternchen erscheinen, obwohl jemand vor der Kamera die weibliche und die männliche Form gesagt hat - soll ich dann zu diskutieren beginnen?

Matthias
 
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