Gendern im Radio

Die beiden Hauptargumente für das Gendern fallen bei etwas näherer Betrachtung völlig in sich zusammen:
Es findet und fand zu keiner Zeit eine nach demokratischen Regeln fair und unprätenziös durchgeführte Umfrage statt, ob Leute das "Gendern" in der Sprache und in der Schrift befürworten oder nicht. Es wird einfach gemacht. Basta. Und, um beim ursprünglichen Thema des Threads zu bleiben, insbesondere der Rundfunk ist Vorreiter bei diesem Umdeutungsansinnen der deutschen Sprache. Dabei ist der Hörer das eigentliche Opfer. Er muss sich das anhören, was ihm serviert wird. Nicht nur das -3dB-Hintergrund-Geklimpere bei Eins-dreißig Beiträgen, die im Zeitalter von breitbandigen 5-G-Netzen unterirdisch miserable Tonqualität bei O-Tönen und vor allem Telefon-Internetinterviews, um nur einige Beispiele wahllos aus der Fülle der Beanstandungsmöglichkeiten des neuzeitlichen Rundfunks herauszugreifen. Nein, das Verwenden von Vokabeln mit der Bezeichnung "Gendern" hat politische Gründe. Spätestens, wenn dies zum Wahlkampfthema erhoben wird, dämmert es auch dem letzten. Es wird eine Art Pseudoaktivität vorgespiegelt, aber an den tatsächlichen Lebensbedingungen der Leute ändert sich auf längere Sicht gesehen rein garnichts. Nur einflussreiche Persönlichkeiten, Politiker und an den Hebeln der Macht sitzende Bürgermeisterinnen können auf diese Art heuchlerisch von sich behaupten, sie wären ja nicht völlig untätig gewesen. Um nur ein Beispiel herauszugreifen, bei OB-Köln Frau Reker drängt sich mir der Verdacht auf, dass gerade ihre Aktivität in puncto "Gendern" zur persönlichen Profilierung instrumentalisiert wird. Je weniger Profil auf anderen Bereichen, umso mehr vermeintliche Profilierung durch Anordnung zu Behördenformularumstrukturierung.
 
Ui, jetzt kommt das Wort "Opfer" ins Spiel! Gaaanz heiße Eisen! Müssen die "Täter" jetzt bestraft werden, ins Kittchen oder in die Zwangsjacke? Einerseits hat Verfolgungswahn ja was Interessantes - andererseits wirft er mich jetzt endgültig aus diesem Faden...
 
Die Gegner des Genderns müssen aufpassen, dass sie nicht zu radikal auftreten, sonst bewirkt man schnell das Gegenteil und als Trotzreaktion wird umso mehr gegendert.
 
@thorr

Beidnennung der Geschlechter schließt Diverse aus, gerade weil die Sprache vom Allgemeinen weg konkretisiert wird. Daher ist das nicht gerecht.
Im generischen Maskulinum wären alle angesprochen gewesen.

Nicht konsequent verwendete Gendersterne sind ebenfalls ungerecht. Durch die Konkretisierung kann das Allgemeine auch nur noch konkret verstanden werden. Siehe das Beispiel mit den Bürgermeisterkandidaten.

Und weil genderungerechte Sprache ausschließlich auf das Geschlecht als Merkmal abzielt, in dem sie der bisher allgemeinen Verwendung ein Geschlecht gibt, diskriminiert sie so andere Gruppen. Obwohl freilich auch Behinderte und Migranten etc. ein Geschlecht haben. Das Stichwort heißt Intersektionalität und beschreibt, dass man gleichzeitig zu verschiedenen diskriminierten Gruppen gehören kann. Etwa eine schwarze, lesbische Frau mit einem ausländischen Nachnamen.
Betont man hingegen ausschließlich konkret das Geschlecht, so geraten alle anderen diskriminierten Gruppen stärker in den Hintergrund, als dass dies bei Verwendung des neutralen, generischen Maskulinums der Fall gewesen wäre.

Logisch betrachtet kann es beim Gendern also tatsächlich gar nicht um Gerechtigkeit gehen. Jeder, dem tatsächlich an mehr Gleichberechtigung gelegen ist sollte daher auf das Gendern verzichten.

Die Gegner des Genderns müssen aufpassen, dass sie nicht zu radikal auftreten, sonst bewirkt man schnell das Gegenteil und als Trotzreaktion wird umso mehr gegendert.
Ja, gute Argumentation :)
Bleibt jedem im privaten Umfeld ja auch unbenommen. Jeder soll den Blödsinn machen, den er für richtig hält.
Öffentlich Rechtliche Medien haben aber einen anderen Auftrag. Ebenso staatliche Einrichtungen, Behörden und Bildungseinrichtungen. Hier kann nicht jeder einfach sprechen und schreiben, wie er will. Hier gilt das Prinzip der Allgemeinverständlichkeit. Einen medialen Turmbau zu Babel, in dem jeder seine eigene Gendersprache spricht und die kein anderer mehr versteht, gilt es zu vermeiden.

Und wenn man schon eine Sprachreform gegen den Willen der Mehrheit durchpeitscht, dann sollte diese doch wenigstens logisch stimmig und tatsächlich gerechter sein, als die bisherige Regelung. Wie man meinen vorherigen Ausführungen entnehmen kann, gibt es daran sehr begründete Zweifel.

Als Vorschlag zur Güte: Alle Gendeverfechter setzen sich jetzt noch mal ein paar Jahre hin und arbeiten einen vernünftigen, einheitlichen Vorschlag aus, der alle Unstimmigkeiten beseitigt und dann lässt man das Volk darüber abstimmen. Bis dahin unterlässt man es, in Kraut und Rüben-Manier unsägliche Verschlimmbesserungen an der Deutschen Sprache vorzunehmen.
 
Öffentlich Rechtliche Medien haben aber einen anderen Auftrag. Ebenso staatliche Einrichtungen, Behörden und Bildungseinrichtungen.
Das Problem ist aber, wie ja hier auch oft sehr deutlich zu sehen ist, dass die meisten Journalisten längst zu Aktivisten geworden sind. Da muss man sich nur mal die flammenden Statements samt religiösem Eifer durchlesen oder anschauen.
 
Beidnennung der Geschlechter schließt Diverse aus, gerade weil die Sprache vom Allgemeinen weg konkretisiert wird. Daher ist das nicht gerecht.
Im generischen Maskulinum wären alle angesprochen gewesen.
Beidnennung der Geschlechter ist Frauen gegenüber gerecht. Das ist der gute Ansatz hinterm Gendern, der ja ansich positiv ist und den ich damit hervorheben wollte. Aber es wird dann eben vergessen, dass dies anderen Gruppen gegenüber durch die Konkretisierung des Genus nicht mehr gerecht wird, das stimmt. Und deswegen braucht es dringend mehr Generik als weniger in der Sprache. Das meinte ich damit und da sind wir uns ja auch einig. :)
 
s findet und fand zu keiner Zeit eine nach demokratischen Regeln fair und unprätenziös durchgeführte Umfrage statt, ob Leute das "Gendern" in der Sprache und in der Schrift befürworten oder nicht.
Das hat meines Wissens noch nie bei sprachlichen Wandlungen und Veränderungen stattgefunden. Über Sprache kann man auch nicht abstimmen, man kann sie nur korrekt sprechen oder es lassen.
als Trotzreaktion wird umso mehr gegendert.
Ich halte es schon jetzt für ein ziemlich trotziges Sprachverhalten.
Jeder soll den Blödsinn machen, den er für richtig hält.
Im Privaten, ja! Aber in Rundfunk und Fernsehen sollte man sichden missionarischen Eifer sparen, insbesondere, wenn er zu Blödsinn führt.
 
[Hab den Thread jetzt nur noch ganz sporadisch verfolgt, weil, wenn ich zu lange meinem braunen Sumpf fernbleibe, meine Haut austrocknet und rissig wird und man muss ja auf seinen Teint achten als Mann mit Dutt heutzutage. Sicherlich waren von mir unbeachtete echte Perlende darunter, aber das macht ja der Mehrheit nichts.]

Schönes Zitat zum Thema Sprachregelungen als politische Stellschraube ("Neusprech"):

"[ ... ] Politische Kunstsprachen sind schon tot, während sie von Angehörigen der politischen Eliten oder ihren weisungsgebundenen Beamten im Zenit der Herrschaft gesprochen und geschrieben werden. Jeder kann diese Sprache dekodieren und ihre Verlogenheit, Hohlheit und Falschheit entlarven. Der Volksmund macht das durch Ironie, Begriffsumkehr (ein politisch korrekter Ausdruck wie „Behinderter“ wird zum Schimpfwort gemacht), Nichtbeachtung oder Satire und Spott („Frauofrau statt Mannomann?“ – F. Merz)."

(Friedrich Lang, Gastautor "Achse des Guten"; Quelle: https://www.achgut.com/artikel/sie_gendern_um_zu_herrschen )

Sind so kluge Menschen. Und in den Talkshows der Fernsendenden gibts Sascha Lobo, edit: im Abo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die BILD kann ja nichts dafür, wenn man beim ZDF eine Umfrage in Auftrag gibt und dann so dumm und arrogant ist, diese unter den Teppich kehren zu wollen und damit auch noch ganz wunderbar genau das auf dem Silbertablett präsentiert, was diesem Laden dauernd vorgeworfen wird.
 
Dann will ich auch noch eine Umfrage ins Spiel bringen, die selbstverständlich nicht repräsentativ ist. In der PDF-Datei zur Umfrage findet man die Angabe:

25.731 Menschen aus Mitteldeutschland haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 649 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.590 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.630 Teilnehmende
65+: 9.862 Teilnehmende

Ohne dem MDR oder dem ZDF zu nahe treten zu wollen, vom Altersdurchschnitt der Zuschauer nehmen sich beide Sender sicher nicht viel. Interessant ist nun zunächst, daß die Altersgruppe unter 50 praktisch nur 20% der Teilnehmer an dieser Online-Umfrage stellte. Das würde man so extrem sicher nicht erwarten, da sie ja online stattfand. Die Umfrage wurde in einigen Sendungen auch beworben, z.B. "mdr-aktuell".

Wie in der Umfrage zu lesen ist, gendern jüngere Jahrgänge mehr. Soll'n se machen, kein Problem. Man könnte nun aber anhand der oben genannten Verteilung behaupten, daß gerade die unter 30jährigen nichts von "MDR-fragt" wissen, da sie den Sender sowieso kaum sehen oder überhaupt wahrnehmen. Gleiches gilt entsprechend für das ZDF.

Was ich sagen will: Beim MDR hält sich das Gendern im Dritten sehr in Grenzen, eigentlich kommt es überhaupt nicht vor. Dem ZDF sollte man vielleicht mal flüstern, daß es mit seiner Ansprache möglicherweise am Großteil der Zuschauer vorbeiredet. Die Zuschauer lehnen das ab und die junge Zielgruppe ist halt nur eine Gruppe, auf die man zielt. Mit Gendern allein wird das ZDF aber sicher nicht jung, hip & sexy.


 
Die BILD kann ja nichts dafür, wenn man beim ZDF eine Umfrage in Auftrag gibt und dann so dumm und arrogant ist, diese unter den Teppich kehren zu wollen und damit auch noch ganz wunderbar genau das auf dem Silbertablett präsentiert, was diesem Laden dauernd vorgeworfen wird.
Wäre die Umfrage nach dem Geschmack des ZDF ausgefallen hätte man daraus ein Riesending gemacht. Tja, dumm gelaufen.
Sehe ich genauso.

Wer sich gern an der Quelle informieren möchte, hat es nicht gerade leicht: Nur wenige der Artikel, die über den Fall berichten, geben einen hilfreichen Link an. Und beim 2DF ist die betreffende slide show auf der Politbarometer-Startseite auch nicht (mehr) verlinkt.

Als kleinen Service möchte ich das Ergebnis meiner Recherche mit der Gemeinde teilen:

Hier und hier kommt man direkt auf die betreffenden Tafeln (jeweils etwas nach unten scrollen).

Das Thema ist kommentarlos in den Tafeln 18 und 19 abgehandelt, zwischen den deutsch-amerikanischen Beziehungen und den Sonntagsfragen.

Die Tafeln selbst sind hier und hier in hoher Qualität abzurufen.
 
Die Frage, die sich Nicht-Dutt-Tragenden seit langem stellen sollte, ist, welchen Gestalten man es da eigentlich recht machen will.

"Sag mir, Freund, seit wann gibt Saruman der Weiße Wahnsinn Vorzug vor Vernunft?"
(Gandalf der Graue)
 
Und in den Talkshows der Fernsendenden gibts Sascha Lobo

Sascha, ein aufrechter Spiegelkolumnist. Ich habe ja schon ewig lange keine dieser öden Talkrunden mehr gesehen. Wenn dann das Berufsseniorpunkrelikt Sascha dabei ist weiß ich auch, dass sich dieser Zustand in Bälde nicht ändern wird.
 
Ja, er ist immer noch dabei. Das ist so spannend dann immer.

Dabei gäbe es doch so schrecklich interessante potenzielle Talkgäste. Warum nicht, wie frühzeitig und vollmundig angekündigt, diese inhaltlich widerlegen, zerstören, nachdem man sie fairerweise überhaupt eingeladen hat? Vermutlich weil genau das nicht möglich ist, das inhaltliche Widerlegen. Also macht man Schmuddelmenschen draus, mit denen man erst gar nicht reden darf.

Apropos Schmuddelmenschen: "Deutsche, kauft keinen Duden!":

 
Eben bei Dlf Nova gehört und direkt den Faden verloren. Es ging um, phonetisch, "Fahrschüler Innen". Und ich musste erstmal innerlich philosophieren, ob es außen auch Fahrschüler gibt und wie das Ganze dann in den Kontext passt.
Kurz und knapp: Die Verständlichkeit war dahin.
 
In einem Focus-Artikel
äussert sich ein Philosoph: "Aber jetzt wird es wirklich absurd!"
Lesenswert; ich kann der Argumentation schmerzfrei folgen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die taz berichtet von einem "Genderstern-Verbot beim BR". Demnach soll zum Zwecke der "Einfachheit und Verständlichkeit" auf den geschriebenen und gesprochenen Genderstern verzichtet werden. Ausnahmen gelten für Formaten, die sich an jüngere Zielgruppen richten. (Soweit ich weiß, hat der BR das aber schon Ende letzten Jahres bekannt gegegeben.)


Es ist zwar die Blödzeitung, trotzdem:

Wenn sich 71% der Befragten (und bei dieser Umfrage wurden nicht nur ZDF-Zuschauer befragt) sich gegen eine bestimmte Form bestehend aus Sonderzeichen und Sprechlücken ausspricht, kann man nicht mehr argumentieren, dass man den Genderstern nutzt, um "alle" anzusprechen.
 
Die Genderei ist absurd, weil sie nix natürlich Gewachsenes, sondern ein Kunstprodukt ist, die Installation einer politischen Stellschraube ("Neusprech"), die dann nach Belieben angezogen oder gelockert werden kann. Zuckerbrot und Peitsche.

Glaube, um "Gerechtigkeit" geht es dabei, wie so oft, nur vordergründig. - Vermutlich geht es um Macht und um Kohle. Darum geht es doch eigentlich immer.

So ist es mit der Sprachhoheit überhaupt. Man einigt sich beispielsweise darauf, dass Nazis böse sind. - Ja, dem kann auch von meiner Seite her ganz vorbehaltlos und schmerzfrei gefolgt werden.

Hat man sich mal durch die Bank darauf geeinigt, dass Nazis böse sind (und die Nazis waren definitiv böse - das Allerletzte sogar!), kann man damit beginnen, zu sagen, zu framen, zu nudgen, dass ... hm ... Nachwürzen nazi ist. Dass Rasenmähen am Samstag voll nazi ist. Oder dass das Buch nicht rechtzeitig in die Bücherei zurückbringen nazi ist oder den Müll nicht richtig zu trennen.

Und du bist doch kein Nazi, oder? - Also lass es sein.

Links hingegen ist das unglaublich feingestrickte und schillernde Facettenreichtum unterschiedlichster politischer Auffassungen und Einstellungen *hach, so schön, so vielseitig, so bunt* ...

... aber rechts davon ist Nazi - ein einziger brauner Sumpf - der trockengelegt gehört. - Dumme Vorurteile haben auch nur die Nazis. So wie überhaupt alle schlechten Charaktereigenschaften ohne Hemmungen den frischgekürten Nazis angehängt werden können (Wenigfliegen vielleicht mal ausgenommen). Denn dafür sind sie ja da! Wenn wir sie nicht hätten, müssten sie neu erfunden werden! So praktisch!

Wenn sich dann mit dem Label des vermeintlichen "Kampf gegen rechts" jede Missetat, jede Verunglimpfung, jedwedes Denunziantentum entschuldigen lässt und zuverlässig von der Obrigkeit gehätschelt und getätschelt wird und gleichzeitig allein durch den täglichen Sprachgebrauch (Gendern oder nicht gendern) erkennbar ist, wo einer politisch steht (oder wo er eben nicht steht), na, dann gute Nacht!

[Vom Verfasser selbst gekürzt. Grund: Geschwafel.]
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben